01.01.2008, 14:00 Uhr
Leyton Orient F.C. – Gillingham F.C.
London, Brisbane Road Stadium
3. Liga – 5.236 Zs. – 0:0
Ohne Frühstück aus dem Hostel ausgecheckt (der Frühstücksraum war noch geschlossen, da er eigentlich ein Pub ist) und Tokyo-Girl, L.A.-Girl und C.S.I-Las Vegas Miquel `ne schöne Zeit gewünscht. Sie flogen heute nach Paris, ich dagegen buchte beim elektronischen Fahrscheinverkäufer noch mal eine Stadtrundfahrt für 3 Pfund und 50 Pence. Via Greenwhich Royal Standard (wo ich wieder minutenlang den putzigen Streifenhörnchen zuschaute. Wie sie zwischen den Bäumen hin und her springen, nach Futter buddeln, dann weiter springen und Bäume hochklettern; find ich immer wieder gut), Docklands, London Dome und Stratford Station ging es erst mal zum London City Airport. Grund: Der fuxx schrieb mir am Vortag, dass er in einem Anfall an Verschwendungssucht einen Flug nach London von Stuttgart aus gebucht hatte. Er verbrachte dann Silvester auf dem Nürnberger Hbf. und fuhr via Augsburg nach Stuttgart. Dort bestieg er das Flugzeug nach Zürich um von Zürich aus nach London zu fliegen. Swiss Air macht es möglich.
Nun zu zweit wieder zur Stratford Station und dann nach Leyton. Am Stadion wieder ohne Probleme Karten (20 Pfund) bekommen und noch mal ein I-Net-Cafe aufgesucht. Dieses gefiel uns dann so sehr, dass es gleich mal zur Aufbewahrung unseres Gepäckes auserkoren wurde. Der Besitzer stimmte auch sofort zu. Das Spiel begann dann mit einer Schweigeminute für den verstorbenen Kapitain vom Motherwell F.C. O’Donnel, der während dem Spiel Motherwell – Dundee United zusammen brach und auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Aus Respekt vor Ihm wurden dann auch einige Spiele in Schottland abgesagt, darunter auch das Old-Firm in Glasgow. Des Weiteren wurden bei vielen Spielen am 01.01. vor dem Anpfiff eine Gedenkminute abgehalten.
Das Spiel bei Leyton war dann mal wieder nichts für Menschen, die Ballstafetten gespickt mit technischem Können bevorzugen. Nein, ganz und gar nicht. Kampf und Unvermögen vor dem Tor bestimmten die Szenerie. Der fuxx fand es schlecht, ich fand es halbwegs gut. Mehr würde ich auch in der dritten englischen Liga nicht erwarten. Ein Freund meinte vor meiner Abreise, dass er mal 800 Leyton Fans in Wycombe gesehen hat, die spitzenmäßigen Support ablieferten. Diese waren dann anscheinend auch heute irgendwo anders unterwegs und hatten deswegen keine Zeit ins Matchroom Stadium zu kommen. Gillingham war natürlich auch nicht besser, so das es mal wieder eine sehr trommelfellschonende Veranstaltung wurde.
Das Stadion besteht aus einer wunderschönen alten Tribüne und 3 Neubauten. In den Ecken stehen Wohnhäuser, deren Balkone zum Spielfeld hin ausgerichtet sind. So kam es, dass 3 Rentner auf ihrem Balkon eine Leyton Fahne hissten und von da aus das Spiel schauten.
Kann ich mir bei der eigenen Wohnung auch gut vorstellen. Es ist gerade kein Spiel, man sitzt auf dem Balkon, nippt an einer Tasse Kakao und lässt den Blick durch ein altes Stadion schweifen. Könnte mir fürs Rentnerleben echt gefallen.
Nach dem Spiel dann wieder das Gepäck aus dem I-Net-Cafe geholt und mit Bus zum Kings Cross Hostel gefahren, in dem der fuxx für eine Nacht eincheckte. Dann noch in der Hostelküche die letzten Tütensuppen zusammen mit dem fuxx verzehrt und den Ausführungen seiner Reisen gelauscht. Ja ja, bei 67 Länderpunkten (plus x) und 1600 besuchten Sportplätzen (plus x) hat man schon was zu erzählen. Dann ab zur Easybus-Haltestelle unweit der Baker Street und gegen 22 Uhr 10 war ich wieder am Stansted Airport, wo ich nur noch 8 Stunden überbrücken musste. 8 Stunden. Was macht man da am besten? Menschen beobachten. Beobachten, wie sie die Bänke verrücken, sich auf diesen wälzen und eigentlich auch nicht so richtig schlafen können. Dann noch einem deutschen Pärchen gelauscht, welches eine „Must do“-Liste für seine Beziehung aufstellte. Von zusammen Fußball und Eishockey gucken, über Kinobesuche bis hin zum Fortpflanzungswerkzeug zusammenstecken war da alles dabei. Dann nahmen sie sich noch das Alphabet vor und ein jeder musste dem anderen ein passendes Wort zum aktuellen Buchstaben sagen. Bei J sagte sie zu ihm „Jammerlappen“. Worauf er fragte „Bin ich einer?“ Nach einer etwas „kürzeren“ Pause sagte sie „Nein.“ Hehehe, so kann man eine Beziehung auch an den Baum setzen.
Was bleibt als Erkenntnis diese Ausfluges übrig?
„England – Mutterland des Fußballs, dass die Geburt nicht überlebt hat?“
Oder aber: England, Holland, Deutschland – Fanverdummung auf höchsten Niveau. Und London ist in meinen Augen eine total überbewertete Stadt, die nur auf Grund einer riesigen Werbemaschinerie den Status hat und hält den sie besitzt. Für eine westeuropäische Stadt ist mir das hier einfach zu schäbig. Da hat Osteuropa schönere Städte zu bieten. „Seven Million Londoners have eyes“ – nach CCTV wird nun auch der Büger zur Überwachung seiner Mitmenschen angestachelt.
Wer sich mal ’ne lustige Bewertung der Tommys anhören möchte, muss bei youtube mal „Dietmar Wischmeyer – Der Engländer“ eingeben. (goju)
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