Auch wenn wir letztendlich in Melbourne kein Spiel gesehen haben - 3 waren geplant, die ersten beiden haben wir durch die Probleme mit dem Visum verpasst - und unser nächstes Spiel erst in Sydney ansteht, würde ich kurz noch ein paar Zeilen über Melbourne loswerden:
Wir sind gelandet und wurden von einer alten Nachbarin vom Optiker abgeholt, mit der wir auch den ganzen Tag verbrachten und auch bei ihr nächtigten. Sie führte uns in ein riesiges Einkaufszentrum, wo man sich verlaufen könnte, und sagte aber das sei noch eines der kleineren in der Stadt. Da haben wir nicht schlecht gestaunt. Nach einer Stärkung fuhren wir in das Zentrum, hier hatte es zwar auch ein bisschen über 30° wie in Bangkok, aber durch die signifikant niedrigere Luftfeuchtigkeit war es deutlich erträglicher. Wir sahen einen Wolkenkratzer nach dem nächsten, die ganze City ist voll damit. Das war wirklich ein beeindruckender Anblick. Außerdem ein Hingucker waren die St. Pauls Cathedral und das Royal Exhibition Buildung (leider ohne Foto). Unsere Schlafgelegenheit meinte außerdem, dass der botanische Garten sehr schön sein soll, aber da wir durch den Nachtflug und die doch immer erdrückendere Hitze zu kaputt waren, ließen wir diesen aus. So ging es auch schon zeitig zum Abendessen und noch in eine empfohlene Bar. Da dachte ich mich trifft der Schlag. 15, in Worten FÜNFZEHN, Dollar für ein Bier. Das sind über 9€. Utopisch. Wenigstens war in der Bar ein bisschen Entertainment mit einer Art Quizabend geboten, wo verschiedene Teams gegeneinander antraten und um den ersten Platz kämpften, nämlich einen 100 Dollar Gutschein für die Bar. "The Germans" haben natürlich alles abgerissen und souverän den letzten Platz belegt. Bin stolz auf uns! Am nächsten Tag hatten wir nochmal einiges vor: Als erstes hatte ich einen Zahnarzttermin, da mir bereits in Bangkok eine Ecke von meinem Schneidezahn abgebrochen ist. Ich hatte zwar keine Schmerzen, aber optisch sah das natürlich auf gut deutsch gesagt scheiße aus. Als das dann erledigt war und ich wieder ein George Clooney-Lächeln hatte ging es weiter zum Mietwagenhändler. Unsere Schlafgelegenheit musste arbeiten, weshalb wir uns selbst organisierten. Einen Mietwagen kann man eigentlich nur mit internationalem Führerschein oder einer beglaubigten Übersetzung buchen, aber im Internet stand auch schon öfter drin, dass die da nicht genau drauf achten. So war es dann auch bei uns. Wir fuhren auf die Philipp Island, etwa zwei Stunden süd-östlich von Melbourne. Dort nahmen wir uns einer circa zwei stündigen Wanderung am Cape Woolamai an. Ein wirklich wunderschöner Strand, riesige Steinfelsen und Buchten im Wasser und wildlebende Wallabys - quasi der kleine Bruder vom Känguru. An den Forrest Caves etwas zentraler auf der Insel kühlten wir uns noch im Wasser ab und ließen uns von ein paar großen Wellen wegtackeln. So viel Spaß das auch gemacht hat, wir mussten dann doch auch bald wieder los um unser angesetztes Abendspiel noch zu packen. Die "Matildas", also die australische Frauen-Nationalmannschaft, hatte ein Qualifikationsspiel für Olympia gegen Usbekistan. Austragungsort war das Marvel Stadium mit einer Kapazität von über 52.000 Plätzen, deswegen haben wir uns da nichts bei gedacht im vorneherein. Dort angekommen war auf einmal die Hölle los, meterlange Schlangen am Einlass und ein Tickethäuschen wo uns doch tatsächlich gesagt wurde, das Spiel sei ausverkauft. 52.000 Karten für ein Frauenspiel! Wir haben wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit. Es gab auch keine Leute, die noch irgendwo Tickets loswerden wollten und der Einlass war mit haufenweise Securitys bewacht. Da war kein Durchkommen, wir haben ein bisschen rumgeschaut, aber haben es letztendlich aufgegeben. Da es nur ein Frauenspiel war, floss bei uns aber auch keine Träne im Gegensatz zu manch anderen Leuten, die in Palermo vor dem ausverkauften Stadion standen. Viele Grüße in dem Sinne an den stillen Teilhaber nach Kolumbien! Am nächsten Morgen wurden wir dann auch schon wieder zum Flughafen gebracht, dort ging's nämlich nach Sydney. Nach der Landung sind wir direkt in die Stadt gedüst, um ein paar schöne Hotspots abzugrasen. Das Wort Gras trifft es in dem Fall sogar ganz gut, die Stadt hat nämlich viele Grünflächen wie zum Beispiel den Royal Botanical Garden zu bieten. Diesen haben wir mit der St. Mary's Cathedral und dem Opernhaus verbunden. Unsere Unterkunft befand sich genau gegenüber von den Sehenswürdigkeiten der Stadt und das ganze kann man gut per Fähre ansteuern. Diese wird hier wie die Metros behandelt, man stempelt sich mit seiner Kreditkarte quasi ein und aus. Mit der Fähre ging es für uns auch nachmittags zum baden nochmal etwas außerhalb des Geschehens nach Watsons Bay. Hier befindet sich auch "The Gap", ein kleiner Abschnitt mit etwas höheren Klippen und Aussichtspunkten. War auch durchaus nett anzusehen! Alles in allem haben wir also ein paar schöne Ecken von der Stadt sehen können, was uns für den Tag auch erstmal gereicht hat. Nach 4 Tagen ohne Spiel stand nun wieder Fußball für uns an. In Campbelltown ist der Macarthur FC beheimatet und sollte abends auf Melbourne FC treffen. Die Zeit bis dahin nutzten wir noch für einen Ausflug in einen nahe von Sydney gelegenen Nationalpark, die Blue Mountains. Unser erster Stop war etwas weiter weg vom Geschehen, der "Evans Lookout". Traumhafte Aussicht auf einen Canyon, der voller australischem Dschungel ist. Dort haben wir auch wieder eine kleine Wanderung unternommen. Dass es bei dieser zum Ende hin steil bergauf ging, die Sonne doch noch rauskam und die Temperaturen stiegen wussten wir natürlich nicht, da waren der Optiker und ich gut am fluchen. Aber es hat sich letztendlich gelohnt. Danach wurden noch die "Three Sisters" angesteuert, das sind 3 Felsen, die im Canyon hervorragen. Die Aussichtsplattform hier war aber sehr überlaufen von Touristen, vor allem von Asiaten. Da sind richtige Horden angereist mit Reisebussen, das war eine übelste Invasion. Aber kann man auch mal mitnehmen. Genau so wie das lokale Bier, was ich mir für die Fahrt zum Spiel im Alkoholshop noch genehmigt habe. Auch die Supermarktpreise waren happig, 7.20€ für zwei 0,33l Biere. Puh, aber es hat geschmeckt und es war nach der Wanderung auch verdient gewesen. In Campbelltown angekommen stärkten wir uns noch und betraten das Stadion dieses Mal sogar pünktlich. Wie sich herausstellte, wäre das gar nicht nötig gewesen. Wegen eines circa 10-minütigen Starkregens wurde das Spiel sage und schreibe 43 Minuten später angepfiffen. In Saarbrücken hätte es vermutlich eine Spielabsage gegeben. Aber der Platz war bespielbar und so lief irgendwann der Countdown bis zum Anpfiff. Da war die Euphorie beim Sitzplatzpublikum natürlich groß, das ließen sie auch mit kleinen Kuhglocken zum Ausdruck bringen, da Macarthur auch die "Bulls" genannt werden. Schrecklich, schnell weg hier. So gingen wir in eine Art Stehblock, eher Stehwiese, hinter dem Tor. Dort formierte sich auch eine kleine aktive Supportergruppe, bestehend aus etwa 10 Mann und einem Dunstkreis aus Kindern und Säufern, die anscheinend genug Geld haben um beim Torjubel ihr 9 Dollar Bier für eine Bierdusche zu opfern. "Bull Pen" lautet ihr Name, sie haben immer wieder kurze Lieder angestimmt, auch mal einen Wechselgesang, aber der Support an sich war eher nicht brauchbar. Relativ am Anfang hielten sie bereits ein gedrucktes Banner mit der Aufschrift "Passion is not a crime" hoch, was die Ordner kurze Zeit später verhindern wollten. Zum Beginn der zweiten Hälfte formierten sie sich zudem mit einer Message aus Buchstaben auf dem Rücken einzelner T-Shirts, "We are The Bulls" war zu lesen. Ich fragte mich, was es denn damit auf sich hat und ging auf den "Capo" der Gruppe zu. Der erklärte mir, dass die Supporter eigentlich für dieses Spiel auf die Haupttribüne verwiesen wurden, da beim letzten Heimspiel die Bande unten im Block bei einem Torjubel zusammengebrochen ist. Ich hatte mit ihm auch noch ein paar weitere nette Gespräche, er erklärte mir unter anderem ein bisschen was über das australische Ligasystem und wer fußballerisch und/oder fanszenentechnisch wo einzuordnen ist. Unser Spiel für den nächsten Tag betitelten er und auch seine Nebenmänner als bestes Spiel der Liga. Na dann, können wir ja gespannt sein! Das Spiel endete 2:0 für die Gastgeber, was im übrigen der erste Sieg für sie gegen Melbourne FC in ihrer vier jährigen A-League Geschichte war. Dieses Spiel war außerdem ihr 100. Erstligaspiel. Dementsprechend gut war auch die Stimmung der "Bull Pens" nach dem Spiel, wir verabschiedeten uns noch von den Leuten mit denen wir quatschten und ich gab ihnen noch Aufkleber, weshalb sie mich sogar umarmt haben. Ich glaube also sie haben sich gefreut. Wir haben uns danach auch gefreut, und zwar aufs Bett.
(Der Jungspund)