Heute also Gladbeck auf dieser Etappe der #LeTourdeRoutederIndustriekultur. Rund 76.000 Einwohner hat diese Stadt, die sich mit dem Kohleabbau von einer kleinen ländlichen Gemeinde hin zu einer Bergarbeiterstadt entwickelte. Funde auf dem Gräberfeld von Gladbeck lassen erahnen, dass diese Gegen der Erde bereits 2000 vor Christus besiedelt wurde. Im 2. Weltkrieg war Gladbeck die Stadt mit den meisten Zerstörungen durch Luftangriffe. Ca. 43% der Stadt wurden damals zerstört. Auf mich wirkte diese Stadt heute wie eine Schlafstadt. Menschen leben und schlafen hier, arbeiten aber woanders. Deutschlandweit erhielt Gladbeck große Aufmerksamkeit aufgrund des Geiseldramas von Gladbeck-Rentfort, welche im Sommer 1988 geschah. Dabei starben neben einem Polizisten, Ingo Hagen, 31) bei einem Verkehrsunfall auch die Jugendlichen Emanuele De Giorgi (14 Jahre) und Silke Bischoff (18 Jahre). Auffallend bei diesem Geiseldrama war die Nähe einiger Journalisten zu den Geiselnehmern, wodurch die Polizeiarbeit behindert wurde. Und mit Nähe ist hier zum Beispiel ein Interview am offenen Autofenster gemeint, oder das ein Journalist im Fluchtauto mitfuhr.
Heute passierte aber zum Glück nichts dergleichen und so konnte ich ruhigen Gewissens vom Gladbecker Wald zunächst zur Sportanlage Wittringer Wald spazieren und von diesem Hartplatz mit Ausbau ein paar Bilder machen.
Weiter ging es danach viele Kilometer durch den Wittringer Wald. Ein waldähnlicher Park oder parkähnlicher Wald. Je nachdem. Auf jeden Fall gefiel es mir dort schon sehr. Auch das Wasserschloss Wittringen kann beeindrucken. Also eines muss ich dem Ruhrpott lassen: die Wasserschlösser hier sind wirklich schön. Wo ich aber zu spät kam, war die Vogelinsel neben dem Wasserschloss. Hier sind in vielen Volieren exotische Vögel zu Hause und auch solche Vögel, die von ihren Besitzern ausgesetzt wurden. Anschauen könnt ihr hier Aras, Kakadus, Fasane und zum Beispiel Beos. Und ich war eben zu spät dran. Um 17:45 Uhr wurden die Tore abgeschlossen und ich stand 17:52 davor. Ein typischer Fall von Pech gehabt. So schlenderte ich noch ein wenig durch den Wittringer Wald (unter anderem zum Gedenkensemble am Ehrenmal, was fast wie ein Tempel aussieht), bevor ich mich zur Vestischen Kampfbahn. Und diese ist ein Stadion, welches so auch im polnischen Kohlepott stehen könnte. Was für eine Bude. Die Kapazität von 37.612 Plätzen spricht für sich. Der Kulturbeauftragte sah am 04.08.2013 hier das Spiel Preußen Gladbeck gegen BV REntfort. Ich muss mich wohl noch eine Weile gedulden, bevor ich hier ein Spiel sehen kann. Denn zurzeit trägt kein Verein seine Spiele in der Kampfbahn aus. Preußen Gladbeck ist auf einem Kunstrasenplatz heimisch geworden und Wacker trägt seine Spiele auf dem Hartplatz daneben aus.
Doch wie es oftmals so ist, kommt zuerst die Pflicht und dann Kür. So also heute erstmal den Hartplatz besucht. Weil muss ja. Wenn jetzt allerdings die Spieler mit Sack und Pack auf den Rasen gewechselt wären, hätte ich wohl nichts dagegen gehabt. Aber das kommt noch.
Die Gelben von Wacker Gladbeck II (übrigens mein zweites Spiel dieser Herde, das erste sah ich in Recklinghausen; damals verloren sie 5:2. Ein Glücksbringer bin ich wohl nicht für diese Truppe.) luden sich die königsblauen Schalker von Westfalia zum Testspielgeplänkel. Die einen machten sich wieder sehr ambitioniert warm, die anderen machten sich eher so lala warm. Beide spielen aber auf derselben Ligaebene, der Kreisliga C. Wacker in der Staffel 1, Westfalia in der zweiten Staffel, was beides der 11. Liga entspricht. Ihr seht, es wird wieder ganz großer Fußball geboten. So gestaltete sich dieser auch. Viel stehen, viele Fehlpässe, drei Ballberührungen in zwei Minuten meinerseits, weil irgendwer wohl dachte, dass ich ein Feldspieler bin. Oder sollte ich mich gar einwechseln. Der Gladbecker Spieler, den ich nach der dritten Ballberührung fragte, ob ich mitspielen soll, bejahte dieses mit der Aussage „Besser ist das. Ich bin schon völlig platt.“ Und da waren gerademal 20 Minuten gespielt. Im Endergebnis erzielten die Königsblauen ein Tor mehr als die Gelben und gewannen somit mehr oder weniger verdient mit 2:1 vor 34 Zuschauern.
Als ich mir während des Schreibens dieser Worte den Spielbericht zum Spiel anschaute, fiel mir auf, dass es bei fussball.de Spieler gibt, die ihr Spielerprofil aufwerten. So mit Foto, Größe, Gewicht und starkem Fuß. War mir bisher nie wirklich aufgefallen.
Egal, nach dem Abpfiff ging es zurück durch den nächtlichen Ruhrpott ins Bett, denn auch nächsten Tag soll ja wieder was gehen. Ausgeschlafen wohlgemerkt. (goju)