01.11.2008, 13:30 Uhr
FK DAC 1904 Dunajská Streda– SK Slovan Bratislava
Dunajska Streda, Mestsky stadion DAC
1. Liga – 6.100 Zs. – 0:4
Laut drangen schon die Rufe beider Fangruppen durch die Innenstadt. Und wenn sie von den umliegenden Häusern zurückgeworfen wurden, bekam ich schon leicht Gänsehaut. Nicht zu übersehen war die in großer Anzahl anwesende Polizei. Rund um das Stadion war jede Straße zum Gästeblock abgesperrt und bis hin zum Bahnhof standen in jeder Seitenstraße mehrere Cops. Am Stadion dann mehr als großer Andrang. Noch schnell wurden 80 slowakische Kronen der Dame im Wohnwagen gereicht und dann ging es schon gedrängt von der Masse ins Stadion. Am Eingang wurde nur auf das Ticket geschaut. Im Stadion standen dann auch überall schwarzuniformierte Personen rum, die argwöhnisch jeden Zuschauer musterten. Weit vor Spielbeginn suchte ich mir meinen Platz im Block rechts neben der Anzeigetafel. Um so näher das Spiel rückte, desto lauter wurde es im Stadion. Neben den Vereinsfarben gelb und blau, dominierten auch die Farben rot, weiß und grün die Heimseite. Denn nicht zu wenige Ungarnfahnen hingen im Stadion. Dazu muss man wissen, dass Dunajska Streda einst eine ungarische Stadt mit dem Namen Dunaszerdahely war. Laut meiner Tante Wiki aus Pedia gehörte sie bis 1918 zum Königreich Ungarn und kam dann zur neu gegründeten Tschechoslowakei. Dann kam sie durch den „Wiener Schiedsspruch“ von 1938 1945 wieder zu Ungarn. Zur Zeit Leben in Dunajska Streda 23.562 Bürger. Davon 3.500 Slowaken. Somit kann man diese Spiel auch als Ungarn gegen Slowakei bezeichnen. Denn dies war auch der Grund, warum Fahnen von zum Beispiel Szombathelyi Haldas, Nyiregyhaza, Ujpest, Ferencvaros. Selbst eine Gruppe, die meines Wissenstandes nach, sich schon vor ein paar Jahren aufgelöst hatte, hing ihre Fahne auf: die „Hardcosok“ aus Miskolc, welche früher den Diosgyöri VTK unterstützten. Kurz vor Spielbeginn, musste die Polizei einen Pufferblock räumen, da der Zuschauerandrang einfach zu groß war. In diesem Block machten es sich dann überwiegend Ungarn bequem und pöbelten immer wieder gegen Slovan („Slovan Hooligans hahaha!“)
Zum Einlaufen der Mannschaft, wurden auf der Heimtribüne zwei Blockfahnen gezeigt, welche nach links und nach rechts über die Tribüne gezogen wurden. Dazu noch blaue und gelbe Folienbahnen und ebensolche Zettel und unzählige Schals. Damit hatte ich nicht gerechnet und war positiv überrascht. Anschließend ging es mit dem Support weiter. Bei Slovan wurde sich beim einlaufen auf Support und eine Schalparade beschränkt. In Sachen Mannschaftsunterstützung war Slovan meiner Meinung nach geschlossener. Aber den DAC-Fans muss man zu gute halten, dass es so einen Heimblock schon lang nicht mehr gab. Trotzdem gut anzuhören und das gesamte Stadion konnte auch immer wieder motiviert werden.
Doch dann zeigte sich mal wieder die hässliche Seite eines jeden Staates:: die Staatsgewalt. Denn völlig grundlos stürmten die Schwarzuniformierten auf ein mal den Block, den sie zu Spielbeginn verlassen hatten, und knüppelten los. Von den Fans gab es keine Gegenwehr. Das Stadion pfiff nun die Polizei aus und Slovan war Benaglen aufs Spielfeld. Als man dachte, die Lage hätte sich beruhigt, knüppelten die Cops noch mal los. Insgesamt war das Spiel für 15 Minuten unterbrochen. Dann ging plötzlich ein Tor zum Spielfeld auf. Doch die Bullen waren auch hier Schnell zur Stelle und verschlossen es. Dennoch hektisches Treiben im Block. Und als es den Cops anscheinend zu bunt wurde, stürmten sie durch das Tor den Block und trieben die Fan nach draußen. Diese sammelten sich dann hinter der Tribüne und wollten das Stadion wieder durch einen anderen Eingang betreten, doch standen auch hier sofort die Bullen davor und andere Einheiten stürmten über den Stadionplatz und jagten die Fans davon. Danach beruhigte sich die Situation dann endgültig, doch ging dass Spiel nicht weiter. Denn auf einmal rannten Sanitäter zum gestürmten Block und trugen Fans auf das Spielfeld vor dem Block. Kurz darauf rannten Sanitäter mit Trage quer über den Platz und auch Rettungswagen kamen zum Stadion. Aus der Ferne sah ich dann, wie ein Fan auf einer Trage zum Rettungswagen gebracht wurde. Ich schrieb dann einem ungarischen Bekannten, was da gerade passiert war. Danach ging das Spiel weiter. Doch nicht das Spiel zog meinen Blick auf sich. Denn plötzlich dröhnte ein lautes Geräusch durch die Luft und ein Rettungshubschrauber landetet hinter der Tribüne. Was mag da Werner Lorrant gedacht haben, der ja Trainer von Dunajska Streda ist.
In der Halbzeit wechselte ich dann auf die Haupttribüne. Dort sah ich dann einen Haufen Zivibullen (mindestens 10) die nur damit beschäftigt waren, beide Fanblöcke ständig zu filmen und zu fotografieren. Sogar jeder Slovanfan, der zum Bierstand ging, wurde abfotografiert. Für mich ist so etwas kein Beruf, sondern eine Perversion. In der zweiten Halbzeit dominierte Slovan sowohl auf dem Spielfeld als auch auf den Rängen und bot noch eine „Slowakei“-Choreo mit roten und blauen Mülltüten. Auf der Heimseite war auf Grund des Spielergebnisses und des Bulleneinsatzes die Luft raus. Und mich erreichte eine kurze und knappe Antwort per SMS: „Laut slowakischen Medien ein Toter!“ Das saß! Nach dem Abpfiff wollten wir dann schnell zum Auto, doch waren alle Wege zu diesem durch die Bullen abgesperrt. Über all standen schon wieder knüppelbereite Bullen. Doch der Fahrer fand irgend wie einen Weg und so konnten wir uns noch auf den Weg zum nächsten Spiel machen. Auf der Fahrt erreichte mich dann aber eine zweite SMS: „Zwei Tote. Ein Ungar und ein Pole!“ (goju)