02.08.08 NK Celik Zenica – FK Sarajevo

Freitag, 01.08.08; Mostar – Zenica


Nach dem Auschecken ging es nach einem kurzen Abstecher zu Velez Mostar über Sarajevo nach Zenica. Eigentlich wollten wir ein wenig ’ne andere Route fahren, doch als wir mal links abbogen, standen wir nach einer Fahrt über enge Straßen und durch den Wald, auf einmal vor einem Polizeiausbildungslager (kleines Haus; ausrangierter Bus, ein Polizistenmokel zeitungslesend auf dem Gelände). Wieder zurück auf der Hauptstraße ging es nun doch auf schon bekannten Wegen in die Stadt Zenica, welche sich als Industrie- und Plattenstadt entpuppte. Vorrangige Industrie ist der Stahlbau, weshalb auch der Verein in Zenica Stahl (“ÄŒelik“) heißt. Erstes Ziel wie immer das Stadion. Kurz mal bei der Sekretärin vorstellig geworden und sie mit der Frage nach ein paar Spielen an diesem Freitag oder den morgigen Samstag konfrontiert. Ergebnis: ÄŒelik spielt am Samtag um 20 Uhr 30. Wussten wir aber schon. Ein Blick in die Zeitung brachte wie immer auch keine Ergebnisse. Im Hotel „Rudar“ (pervers Absteige für 17€/Nacht; das billigste Haus in Zenica) ging es noch zum Essen fassen und Stadtrundgang.

02.08.08, 20:30 Uhr
NK Celik Zenica – FK Sarajevo
Zenica, Stadion Bilino Polje
1. Liga BiH – 12.000 Zs. – 3:1


Um 12 Uhr mussten wir aus der Butze auschecken. Da waren ja nur noch knapp 8 Stunden zu überbrücken. So brachen wir wieder zu ’nem Stadtrundgang auf, lichteten hier und da mal ein Graffito der „Illegal Crew“ oder der „Robijasi“ ab und standen letztendlich wieder vor dem Sportplatz mit einer neuen Tribüne, den wir schon am Vorabend gesehen hatten. Sportlich sollte hier auch der Ball rollen. Obwohl? Rollen? Naja, nach dem er kurz durch die Luft flog und dann entweder von einem Schläger hart getroffen oder von einem übergroßen Handschuh sanft gefangen wurde, rollte er auch mal übers Grün. Des Rätsels Lösung. Hier fand ein Jugend-Baseball-Turnier statt. Und man glaubt es kaum: Wir schauten diesem Hafer geschlagene 3 (in Worten: drei) Stunden bei. Unser Favourit, die Mannschaft mit den gelben Trikots, gewann schlussendlich auch das Turnier. Siegerehrung. Blick auf die Uhr. Immer noch 4 Stunden. I-Net, Einkauf, erneuter kurzer Rundgang, Straßencafé nebem dem Stadion, Einlass! Kurz vor Anpfiff gab es eine Schweigeminute, in der die bis dahin anwesenden Sarajevo-Fans sangen und somit vom Heimanhang ausgepfiffen wurden. Der Anpfiff des Spieles war gleichbedeutend mit dem Erleuchten vieler Bengalfackeln. Das rote Licht erleuchtet, im Stadion rasten alle aus. Doch nicht aus irgendwelcher „Bundesliga-Sicherheits-Hysterie“, sondern weil sie es einfach geil fanden. Spätestens als hinter uns eine 50-jährige Frau mit 30 jähriger Tochter das Handy auspackte, alles filmte und dann mit in die „ÄŒelik, ÄŒelik“-Rufe einstimmte, wusste man, dass man hier und heute wieder Fußball fernab von irgendwelchen Disko-Bundesliga-Fans sieht. Solche Momente liebe ich. Wenn das komplette Stadion den Vereinsnamen schreit und für das Feuerwerk applaudiert ist es nur geil. Warum nicht in Deutschland? Der Schiedsrichter unterbrach für insgesamt 5 Minuten, schickte aber die Mannschaften nicht vom Feld. Alle schauten sich das Gebotene an. Der Gästeblock füllte sich anfangs nur spärlich. Kaum 100 Fans waren die ersten 15 Minuten anwesend. Dann fuhren hinter dem GB Busse vor und binnen Minuten füllte sich der Block auf bis zu 500 Sarajevo-Fans. Von da an, wie schon auf Heimseite, sehr guter Support. Und als alle Gästefans im Block waren, viel auch schon das 0:1 für den FK Sarajevo. Kurz danach das 1:1 und nun waren alle komplett am toben. Immer wieder Wechselgesänge, „Celik“-Rufe vom ganzen Stadion usw. So richtig wusste man nicht, wo man hinschauen sollte. Nach Wiederanpfiff präsentierte die Heimkurve eine „Samo Celik“-Blockfahne (deren Erstellung wir am Vortag live begutachten durften), und wieder gab es Apllaus vom Stadion. Plötzlich setzte starker Regen ein. Der Gästeanhang stand nun fast zu 100% Oberkörperfrei da. Auf der Tribüne kamen die ersten Tropfen durchs Dach, alle rückten enger zusammen, und Zenica schoss noch 2 Tore. Was jetzt hier los war, ist unbeschreiblich. Sowas hab ich schon lang nicht mehr erlebt. Aber selbst im GB wurde immer weiter gesungen. Kurz vor Schluß hörte es wieder auf mit regnen. Mit einem Lächeln im Gesicht ging es dann zum Hotelparkplatz, wo man noch Ober-L, GNB-Mike und Karsten traf. Kurzer Schwatz und dann war Abfahrt gen Heimat. Navy Man lenkte sein Auto, gedopt durch Kaffee und Energy-Trinks, via Kroatien und Slowenien bis nach Österreich, wo ich dann wieder übernahm um das letzte Spiel in Eggenburg anzusteuern.


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