Unser nächstes Reiseziel war Brisbane - damit hätten wir die 3 größten australischen Städte komplettiert. Auch hier kamen wir schon wieder sehr früh an, da die Inlandsflüge immer um einiges günstiger waren, wenn sie zu unchristlichen Zeiten in den frühen Morgenstunden starten. Also setzten wir uns wieder direkt in den Zug in Richtung Innenstadt, um unser Kulturprogramm zu beginnen. Dort angekommen gab es wieder mal ein ausgezeichnetes Frühstück - es ist mittlerweile die Mahlzeit am Tag, auf die wir uns beide am meisten freuen. Ich nehme meistens Bowls mit Früchten, da diese auch immer direkt erfrischend sind, der Optiker frühstückt meistens eher herzhaft mit z.B. belegten Croissants oder - so wie heute - Rührei mit Speck. Wir gingen erstmal zum Hotel, um unsere Rucksäcke abzugeben und starteten anschließend eine lange Runde durch die Stadt an der Uferpromenade mit riesigem öffentlichen Schwimmbad entlang und vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten. Im botanischen Garten stießen wir auf einen kleinen Markt, wo es allerlei Zeug zu kaufen und vor allem auch eine große Auswahl an verschiedenem Essen aus sämtlichen Ländern gab. Wir gingen zu einem Foodtruck mit Deutschlandflagge drauf - "Andys Kangoroo & Currywurst". Ich entschied mich dafür das Kangoroo zu probieren, wenn man schonmal in Australien ist. Tatsächlich war es auch wirklich lecker! Wir sind auch mit Andy auf deutsch ins Gespräch gekommen, er lebt seit 16 Jahren hier und ist aus Bielefeld ausgewandert, was ich auch sehr gut nachvollziehen kann. Er hatte sogar einen Arminia Wimpel in seinem Truck hängen, war aber sonst ein sehr sympathischer Typ. Nach unserer knapp 2½ stündigen Stadterkundungstour brauchten wir noch ein wenig Pause im Hotel und nutzten diese für einen Besuch am Pool und ein Mittagsschläfchen. Nachmittags wollten wir auf eine Aussichtsplattform etwas außerhalb der Stadt, uns war allerdings nicht bewusst, dass man für die Busse hier eine extra Fahrkarte braucht und man nicht mit der Kreditkarte ein- und ausstempeln kann wie in den Zügen. Dass man auch keine Möglichkeit hat im Bus selbst ein Ticket zu kaufen ist natürlich schwach. Wie wir festgestellt haben war das für uns aber sogar noch Glück im Unglück. Wir merkten nämlich erst um kurz vor 16 Uhr, dass das Spiel um 16 Uhr beginnt und nicht wie es auf drei Plattformen/Internetseiten stand um 17 Uhr. Zum Glück ist das Stadion von der Stadt fußläufig schnell zu erreichen und so düsten wir direkt los - wären wir noch auf die Aussichtsplattform gefahren, wären wir erst zur Halbzeitpause drin gewesen. Puh, es ist aber auch auf nichts Verlass. Wir erwarteten zumindest ein bisschen was von der Heimseite, "The Den" und ihre Jugendgruppe "Brissy Youth" betreiben aktiven Support bei Brisbane. Drinnen angekommen waren wir allerdings über die gähnende Stille erstaunt und nach ein paar Minuten packten die Supporter ihre Trommeln & Fahnen ein und verließen kurz nach dem 1:0 für Brisbane das Stadion, etwa zur 25. Minute. Was sollte denn das schon wieder? Der Optiker und ich waren wieder am fluchen. Wie kann man so viel Pech haben, dass bei beiden größeren Spielen die Supporter der Heimseite nach kurzer Zeit das Stadion wieder verlassen? Unglaublich. Aber dieses Mal konnte es nicht am Spielstand liegen, schließlich lag Brisbane ja mit 1:0 in Führung. Wir rätselten wieder vor uns hin, aber wir konnten es uns nicht erklären. So ging ich zur Halbzeit auf ein offensichtlich im Stadion verbliebenes Mitglied der Hauptgruppe zu und fragte ihn, was denn los war. Er erklärte mir, dass auf dem Weg zum Stadion eines ihrer Mitglieder von der Polizei festgenommen wurde und sich deswegen die Gruppe mit ihm solidarisierte. Komisch, das kam uns irgendwie bekannt vor. Das erklärte außerdem, warum die Gruppe das Stadion mit ACAB-Rufen und Pöbeleien gegen die Polizei verließ. Also gut, so mussten wir das Spiel also mit einer Totenstille im Stadion weiterschauen. Gestern legten die Fans von Sydney FC wenigstens einen verhältnismäßig guten Auftritt hin, vom kleinen Gästeanhang heute kam allerdings gar nichts zu uns rüber. Sie hatten zwar eine Trommel dabei, wie oft sie diese aber während des Spiels benutzten, konnten wir an einer Hand abzählen. Das Spiel an sich war dafür recht ansehnlich, 5 Tore wurden uns immerhin geboten und das Spielniveau generell war in Ordnung. Als wäre der zweite ausbleibende Support nicht schon nervig genug, kam auch noch eine Ordnerin auf uns zu, kurz nachdem wir uns auf zwei leere Sitzplätze niedergelassen haben. "Can I see your Tickets please?". Also gut, Ticket geöffnet, sie hat einen Blick drauf geworfen und uns dann ernsthaft gesagt, dass wir Karten für einen anderen Block hätten und bitte auf unsere Plätze gehen sollen. Um uns herum waren im Umkreis von 10-15 Metern keine anderen Menschen, das gibt's doch nicht. Ich fragte sie was das nun sollte und zeigte auf die unendlich vielen leeren Sitze um uns herum. Nach kurzer Diskussion hat sie es eingesehen und sagte, wir dürfen ausnahmsweise sitzen bleiben, aber sollte jemand kommen und nach seinem Sitzplatz verlangen, müssten wir ihn bitte frei machen. Alles klar, das bekommen wir hin. Wahnsinn, so einen intergalaktisch großen Unterschied zwischen 'Wie wichtig fühlt sich eine Person' und 'Wie wichtig ist diese Person tatsächlich' haben wir noch nie erlebt. Manchmal sind die Australier schon etwas sonderbar. Wir beendeten nach dem Spiel unseren Tag mit einem ausgezeichneten Tapas-Abendessen in der Nähe vom Stadion und gingen dann ins Hotel, wo wir relativ bald auch schon im Schlummerland waren. Am nächsten Morgen gab es wieder mal ein fantastisches Frühstück, bevor wir uns in den Zug setzten um unser nächstes Ziel anzusteuern - Die Goldküste. Hier gab es zwar kein Fußballspiel für uns, aber eine sehr entspannte Zeit, die wir mit einem Besuch am Meer begonnen haben. Wir waren ewig im Wasser und haben uns von den Wellen wieder mal schön umnieten lassen. Das ist wirklich top hier in Australien! Danach waren wir noch eine Kleinigkeit essen, sind zu einer Art Aussichtsplattform mit dem Bus gefahren und von da aus mit einem Lime Fahrrad am ewig langen Strand entlang zurück zum Hotel. Abends waren wir im "Party Viertel" rund um das Surfers Paradise, tatsächlich waren die Bier- und Cocktailpreise etwas günstiger als in den Großstädten, so verweilten wir also bis spät in die Nacht in einer Bar, wo durch ein unterhaltsames Karaoke Programm auch ein bisschen was geboten war. Günstig war es trotzdem nicht, aber damit hatte ich mich schon abgefunden. Den nächsten Tag gingen wir wieder ganz entspannt an - Ausschlafen, frühstücken und durch die größte Shopping Mall der Goldküste schlendern. Wir fuhren außerdem nochmal an das Surfers Paradise, damit ich auch noch Kühlschrankmagnete einsacken konnte. Der Südbrandenburger wäre stolz auf mich. Nach einer letzten Runde baden im Meer ging es wieder nach Brisbane, um den Tag ganz entspannt ausklingen zu lassen mit japanischem Abendessen und einem darauffolgenden Verdauungsspaziergang. Als kleines Fazit über Australien können wir sagen, dass das Land definitiv einen Besuch wert ist, wenn man viel erleben möchte - grandiose Strände, viel Natur und die Städte, zumindest die, die wir besucht haben, sind wirklich sehenswert! Wer allerdings mit einer höheren Erwartung an den Fußball hier her kommt, der wird wohl leider - so wie wir - enttäuscht sein. Klar hatten wir auch viel Pech mit den beiden ausbleibenden Stimmungslagern in Sydney und Brisbane, aber auch generell sind die aktiven Fans hierzulande nichts Besonderes und die Zuschauerzahlen sprechen auch für sich, wenn nicht gerade die australische Frauen-Nationalmannschaft vor ausverkauftem Haus spielt. Manche Stadien haben was, die moderneren könnte man aber auch so in Europa finden. Der Fußball an sich ist sehr kommerziell geprägt mit den vielen Sponsoren für jeden einzelnen Spieler und die Spiele werden eher als Event vermarktet. Alles in allem hatten wir hier aber eine großartige und entspannte Zeit!
(Der Jungspund)