Eines der letzten sinnvollen Spiele in der Saison 2016/17. Zumindest auf dem Papier, denn die Relegation birgt ja immer eine gewisse Spannung in sich und sorgt auch für Überraschungen. Dazu der Spielort der alten Adolf-Jäger-Kampfbahn, welche am 30.08.1908 eröffnet wurde. Nächstes Jahr werden es also 110 Jahre Fußball in der AJK und der Altonaer FC ist in, soviel vorweg, in die Regionalliga aufgestiegen und hält hoffentlich im Saisonfinale der Spielzeit 2017/18 die Klasse. Denn mit dem AFC ist ein Traditionsverein in dier vierten Liga angekommen, welcher es sich durchaus verdient hat. Und ganz nebenbei warten mit den Duellen gegen Oldenburg, Lübeck und vielleicht auch Havelse ein paar gute Spiele. Wenn dann noch die Armina aus Hannover und der TuS Celle nachziehen, würde es noch besser werden.
Gemütlich ging es an diesem Tag mit dem Zug nach Hamburg zum dortigen Hauptbahnhof und von dort aus, da ich genug Zeit hatte, zu Fuß bis zur AJK. Wie letztes Jahr ein wenig an den Landungsbrücken herum gestreunert und hier und da mal die Stadt angeschaut. Hamburg kann auf jeden Fall überzeugen, doch das Schloss an der Elbe (die Elbphilharmonie) oder die Hafencity sind doch ein krasser Gegensatz zu den Obdachlosen auf der Straße. Ein menschenwürdiges Leben sollte noch vor Kunst und Kultur stehen, welche sich am Ende eh nur die besser betuchten leisten können. Angekommen an der AJK, waren die ersten 8 bis 10 Kilometer des Tages abgespult und um die müden Beine wieder zu beleben, wurde der guten Musik aus den Boxen neben dem Kassenhäuschen gelauscht, regte diese doch ein rhythmisches Bewegen dieser an.
Der im Jahr 1893 gegründete Altonaer FC gewann das Eröffnungsspiel gegen den Lübecker BC seinerzeit mit 7:1 und war ebenso Gründungsmitglied des Hamburg-Altonaer Fußball-Bundes als auch des Deutschen Fußball Bund. Die erfolgreichsten Spielzeiten hatte der AFC in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg und nach dem zweiten Weltkrieg starteten die Altonaer in der Hamburger Stadtliga. Nach acht Jahren und dem Abstieg aus der Regionalliga Nord in der Saison 2008/09 sind die Altonaer nun wieder in der höchsten Leistungsklasse angelangt, welche sie nach dem zweiten Weltkrieg bisher erreicht hatten.
Nicht ganz so mit Höhepunkten gespickt ist die Geschichte der Eutiner, sind die Meisterschaften in der Verbandsliga Schleswig-Holstein bisher die einzig großen. Nichtsdestotrotz können sich die Blau-Gelben auf ein Derby bzw. Nachbarschaftsduell gegen die ca. 40 Kilometer entfernten Lübecker freuen. Zu diesem Spiel wird das Fritz-Latendorf-Stadion, insofern es dort ausgetragen wird, sicherlich ausverkauft sein.
Das Spiel an diesem Tag war quasi das Spitzenspiel der Relegation. Denn beide Vereine gewannen die jeweiligen Begegnungen gegen Eintracht Northeim und den Bremer SV und waren somit bereits vor diesem Spiel die Aufsteiger. Dies wirkte sich meiner Meinung nach nicht positiv auf das Spiel aus, denn war es nun ein besseres Testspiel, ein Auslaufen zur Ende der Saison. Denn die nötige Spannung im Spiel fehlte nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen. Denn gefeiert wurde nun mal eben einen Spieltag zuvor. Dennoch musste der Schiedsrichter nach einem Foul zwei Spieler zu sich rufen und ihnen klar machen, dass ihre Diskussionen und Handlungen sehr dämlich waren und er fragte sie auch, ob sie sich bei so einem Bumms unbedingt rote Karten hohlen wollen. Zum Schluss verwies er auf die Feierlichkeiten und das er gern pünktlich Feierabend machen würde. Das Finale in der Champions League wollte er sich wohl anschauen.
Auf den Rängen, mit so klangvollen Namen wie Meckerecke und Zeckenhügel, gab es hin und wieder Support, wobei sich die Meckerecke am ausdauerndsten zeigte. Um die Zusammensatzung der Fanszene des Altonaer FC zu beschreiben, zitiere ich direkt aus Wikipedia:
„Sehr ungewöhnlich für einen Oberliga-Verein sind die drei völlig unterschiedlichen Fan-Gruppen im Stadion: In der „Meckerecke“ neben der Haupttribüne findet man traditionelle AFC-Fans, die auch schon mal zu Heimspielen des HSV gehen. Auf dem „Zeckenhügel“ hinter dem westlichen Tor stehen die sogenannte „Hügelpunks“ aus der Ottenser Punk- und Bauwagenszene mit einer selbstgemachten Ergebnistafel. Auf der linken Seite der Gegengerade stehen einige ehemalige Mitglieder von St. Paulis „Schwarzem Block“, die unter dem Motto „St. Pauli, McDonalds und die CDU“ gegen die, aus ihrer Sicht, eingetretene Kommerzialisierung und Verbürgerlichung des FC St. Pauli protestieren und beim AFC eine neue Heimat gefunden haben.“
Nach dem Spiel gab es den zu erwarteten „Platzsturm“ und die Jungs und Mädels in der Meckerecke bretzelten noch einmal ordentlich ab. Ein bisschen Feiern hier, ein wenig in Gedanken schwelgen da – es war eine sehr ruhige Aufstiegsfeier. Die bessere gab es wohl den Mittwoch zuvor.
Zur neuen Saison werden in der AJK Zäune installiert und darunter wird der Charme des alten Stadions sicherlich ein wenig leiden. So bin ich dann doch ganz froh, dass Stadion im nahezu alten Zustand, ein paar Stufen auf der Hintertorseite wurden bereits rückgebaut, gesehen zu haben. Denn es gibt bereits bzw. seit einer Mitgliederversammlung 2007 Pläne für ein neues Stadion. Dieses soll an der Memellandallee entstehen. Doch geschehen ist bisher weiter nichts.
Von der AJK ging es anschließend wieder zu Fuß durch Hamburg. Denn ein altes chinesisches Sprichwort sagt, dass der Mensch nur dort wirklich war, wo er zu Fuß war. Und so scheute ich mich auch nicht, Viertel rund um den Steindamm anzuschauen. Und das ist eine ziemlich skurrile Gegend. Denn noch nie wurde ich so oft mit Hallo, Guten Tag und Ej angequatscht. Ich meine, dass die lokalen Apotheker mir was verkaufen wollten. Auf jeden Fall eine teils ziemlich krasse Freakshow auf der Straße. Der Höhepunkt hierbei eine Meth-Nutte, welche gerade auf mich zu kam und als ich zur Seite trat ein „Na, kein Interesse?“ säuselte. Angesichts des mit Furchen durchzogenen Gesichts war mir das dann doch zu viel und ich begab mich zum Busbahnhof. Dort wurde es aber nicht wirklich besser und ich wünschte mich an die Ottenser Hauptstraße zurück, welche durchaus überzeugen konnte. Eine entspannte und ruhige Gegend ist das dort und gegenüber den Lungerern auf dem Steindamm dann doch eher mein Ding. (goju)
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Schöner Beitrag!
„Ein menschenwürdiges Leben sollte noch vor Kunst und Kultur stehen, welche sich am Ende eh nur die besser betuchten leisten können. “
Stimme ich vollkommen zu. Horrende Baukosten, über die aber jetzt schon keiner mehr spricht. Jetzt haben wir unser (meiner Meinung nach hässliches) neues Wahrzeichen. Wobei hinzugefügt werden muss, dass man schon ab 10€ Tickets für die Elbphilharmonie bekommt, immerhin dabei haben die sich was gedacht. (Natürlich nur wenn man schnell genug ist. Tickets sind ja immer schnell weg.).
Grüße aus HH