Aller guten Dinge sind drei.
Und so stehe ich, innerhalb von 5 Monaten, das dritte Mal im San Siro.
Heute stand allerdings das Derby della Madonnina zwischen Milan und Inter auf dem Plan. Was ich vom Stadion selbst halte, kann in den vorangegangenen Berichten nachgelesen werden, ich ergehe mich sonst nur in Superlativen.
Nur so viel, könnte man mit einem Stadion Liebe machen, hatte ich das Eichamt in Glauchau sicher mit dem San Siro betrogen.
Mit einer völlig überfüllten U-Bahn sind wir zum San Siro gefahren, haben uns der Straßenverkäufer am U-Bahn-Ausgang des San Siro erwährt, haben ein sensationelles Schnitzelbrötchen gegessen, ein Bier getrunken und der aktiven Fanszene des AC dabei zugeschaut, wie sie mit „Interisti Vaffanculo“-Gesängen,Böllern und Bengalen ins Stadion einmarschierten.
Auf dem Vorplatz liefen uns zwei Deutsch-Italiener in die Arme, die zu viel gekaufte Bierdosen loswerden wollten. Widerwillig boten wir uns als Problemlöser an. Wir sprachen dann mit den Beiden Jungs und bekamen erklärt, dass der AC „Milan“ heißt, weil er von Engländern gegründet wurde. Das wollen wir mal glauben. Auf Wikipedia steht ähnliches.
Die Beiden mussten dann in den Block und wir auf unsere Plätze.
Am Eingang zu unserem Bereich gab es einiges Durcheinander, weil die Tornummern kurzfristig getauscht wurden. So kam es, dass wir erst kurz vor knapp im Stadion waren und das auch nicht auf unseren gekauften Plätzen, aber seis drum.
Die Curva Sud hat mit einer sensationellen Choreo, in dem ein Junge einen Interisti tröstet, losgelegt. Warum ist mir nicht klar, weil Inter in der Derby-Bilanz die Nase vorne hat (75/64 -Seria A). Die Choreo der Inter-Tifosi haben wir, von unseren Plätzen aus, leider nur aus suboptimalen Winkel beobachten können. Ich bitte den Umstand zu entschuldigen, leider rückt der geizige Chefredakteur keine Kohle für gute Plätze raus.
Der Lärmpegel im Stadion war total irre, kein Vergleich zu normalen Ligaspielen.
Inter ging mit 0:1 in Führung und die Seite links von uns ist komplett aus dem Sattel gegangen, was für ein Jubel. Auch in den Milan-Bereichen sind einige Interisti aufgesprungen. Beim 1:1 trug der Irrsinn natürlich schwarz/rot. Um uns herum herrschte das Chaos, Bier flog herum, man riss sich die Nickies vom Leib und schrie Beleidungen der schlimmsten Sorte in Richtung der Blau/Schwarzen.
Beseelt vom ganzen Drumherum haben wir wohl den einen Borghetti zu viel getrunken, den wir hätten weglassen sollen, um alles detailgetreu wiedergeben zu können. Auch dafür wird um Nachsicht gebeten, wir haben uns einfach mitreißen lassen, schaut euch den Rummel einfach einmal selbst an.
In Hälfte 2 hat die Curva Sud die Schwenker rausgeholt, was ein richtig schönes Bild (nach der Choreo) ergab. Die Interisti haben ein paar Mal die „Fußpyro“ rausgeholt und nie den Support eingestellt.
Das Spiel ging mit 3:2 an Milan und der Jubel nach Spielende war grenzenlos. Alle Kehlen, die es mit dem AC hielten, sind in die Schmähgesänge gegenüber dem Stadtrivalen eingestiegen und wir mittendrin.
Mit einem lachenden und weinenden Auge sind wir die Serpentine nach unten gelaufen. Wir waren glücklich, Zeugen eines großartigen Derbys geworden zu sein und traurig zugleich in der Gewissheit, das San Siro vermutlich zum letzten Mal gesehen zu haben, da der Neubau bereits vor der Tür steht.
Ciao Serge.
PS: Die abgehängten Bereiche über den Fankurven dienen der Verringerung der Stadionkapazität, da Schwingungen an tragenden Elementen aufgetreten sind. So wurde die Kapazität von 80.018 auf heute 75.817 Zuschauer reduziert,