TuS Knittelsheim : SV Horchheim
Ein freundliches „Gauf“ unseren beiden Stammlesern.
Unser heutiges Fußballhighlight sollte aus dem Relegationsspiel der TuS Knittelsheim gegen die SV Horchheim bestehen. Es war das zweite Spiel in der Relegation der Bezirksliga, zum Aufstieg in die Landesliga Ost. Das Hinspiel endete 1:1 in Horchheim mit einem glücklichen Ausgleich für die Knittelsheimer.
Durch unseren Besuch eines Spiels in Bellheim, im letzten Jahr, der Kulturbeauftragte berichtete, erlangten wir Kenntnis von der aktiven Fanszene der Knittelsheimer. Das komplette Spiel hindurch wurde von den Jungs und Mädels supportet und es wurde sogar ein Fanmarsch in Gelb initiiert. Nach dem Spiel wurde noch ordentlich Pyro gezündet. Es handelt sich hier also, aus fantechnischer Sicht, um einen kleinen Leckerbissen.
Ping und ich wählten diesmal den 2,5 km langen Fußmarsch, um (bei Affenhitze) in das benachbarte Knittelheim zu gelangen. Wir entrichteten also unsere 5 € Betretungspauschale und suchten uns ein schattiges Plätzchen.
Mit einem Bellaris (Wasser) in der Hand warteten wir auf einen Freund, der es mit den Horchheimern hielt. Eine halbe Stunde vor Anpfiff traf der Bus mit Horchheimern an der Sportanlage ein. Die Fans hatten zu „alle in blau“ aufgerufen. So kam es, dass die Gegengerade komplett in blau getaucht war, ein schönes Bild. Das Motto „alle in blau“ bezog sich bei den Horchheimern aber nicht nur auf die Kleidung, sondern auch auf den Zustand. Einige der Herren waren in keinem guten Allgemeinzustand.
Von meinem Freund erfuhr ich, dass die Mannschaft der Horchheimer mit 9ern anreisen musste, weil bei der Polizeikontrolle des Mannschaftsbusses festgestellt wurde, dass der Fahrer keine gültigen Papiere hatte. Lang lebe der Amateurfußball.
Die Knittelsheimer Seite hat ebenfalls mobil gemacht. Der Rest der Anlage war komplett in gelb gekleidet. Auf dem Dach der Haupttribüne tummelten sich, ganz nach dem Vorbild der Dresdener in Zwickau, drei Fans, die zu Spielbeginn ein Spruchband herunterließen „Für immer in Erinnerung bleiben, mit Schwarz Gelb Geschichte schreiben“. Des Weiteren wurde eine Fahne mit den Erfolgen der TuS vor der Haupttribüne hochgezogen. Zum Einlaufen der Mannschaft gab es außerdem noch Konfetti.
Sicherlich erwähnenswert ist die Tatsache, dass der Anpfiff um 15 Minuten verschoben werden musste, weil noch nicht alle Fans da waren. Man muss sich das mal vor Augen führen, Knittelsheim, eine Stadt mit ca. 1.000 Einwohnern und ein Fußballspiel wird mit Verspätung angepfiffen, weil noch nicht alle der 1.300 Zuschauer da waren, ziemlich verrückt das Ganze.
Das Spiel begann also mit 15-minütiger Verspätung und auch die Horchheimer Fans zeigten sich hochmotiviert. Es wurden zwei Megafone ausgemacht und blauer Rauch wurde gezündet. In Ermangelung einer Trommel wurde einfach auf die Bande eingeschlagen/eingetreten, die zu Spielende dann auch auf halb acht hing.
Ping und ich wunderten uns über die Qualität des Fußballs den wir hier zu sehen bekamen. Wir gingen mit der Erwartungshaltung heran, eher fußballerische Magerkost á la ping pong und Zufall geboten zu bekommen, das Gegenteil war der Fall. Die Jungs konnten echt kicken, okay, Flanken waren nicht das Kerngeschäft beider Seiten, aber der Rest war erstaunlich gut. Die Knittelsheimer hatten ein optisches Übergewicht und auch die ein oder andere Gelegenheit. Mitte der ersten Halbzeit gab es dann, wegen einer handelsübliches „Ranglei“ (kleiner Schubser eines Horchheimers) eine rote Karte. Für meinen Geschmack war das völlig überzogen. In solch einem wichtigen Spiel muss ein Schiedsrichter mehr Fingerspitzengefühl zeigen. Aber, in der Bezirksliga kommen eben auch nur Bezirksligaschiedsrichter und kein Deniz Aytekin. Keine 5 Minuten später dann die zweite rote Karte für Horchheim. Von unserem Platz aus leider nicht zu sehen. Anscheinend, so wurde uns berichtet, wegen Nachschlagen.
Kurz vor der Halbzeit dann das 1:0 für Knittelsheimer, nach Zuckerpass, aus abseitsverdächtiger Position. Der schwer adipöse Linienrichter hatte Schwierigkeiten auf Ballhöhe zu kommen, insofern galt das 1:0.
Nach Wiederanpfiff spielte nur noch Knittelsheim. Mit 8 Feldspielern musste sich Horchheim nur noch aufs Verteidigen konzentrieren. Einmal wurde es dennoch brenzlich im Knittelsheimer Strafraum, als eine direkte Ecke der Horchheimer an den Innenpfosten klatschte. Es wäre der Ausgleich gewesen.
Das Heimteam spielte es dann souverän runter, generierte Chance um Chance und erzielte (folgerichtig) das 2:0 und machte damit den Aufstieg in die Landesliga fest. Horchheim hatte nichts mehr entgegenzusetzen, auch die eingewechselten Spieler machten keinen Unterschied mehr.
Riesenjubel, nach Abpfiff, auf Seiten der Knittelsheimer. Auf der Haupttribüne ging die ein oder andere Fackel an. Auch ein Spieler bekam einen Bangalo in die Hand gedrückt. Das Heimteam feierte vor seinen Schlachtenbummlern den Aufstieg und bedankte sich mittels Spruchband bei den Fans. Auch die Horchheimer Spieler bedankten sich bei ihrem Anhang und verabschiedeten sich anständig aus dem Aufstiegsrennen.
Ein abwechslungsreicher Nachmittag auf der Sportanlage Knittelsheim neigte sich dem Ende zu. Es hat richtig Spaß gemacht, mal wieder etwas fußballerischen Stallgeruch zu schnuppern und so nah an einem Fußballplatz zu stehen. Wir hätten uns vielleicht etwas mehr Gift auf dem Rasen gewünscht. Ein kleiner Rempler eines ausgewechselten Horchheimers an einem Knittelsheimer Auswechselspieler war da zu wenig. Die Stimmung war Klasse. Die Heimseite mit selbstgemalten Fahnen, einer Trommel, Vorsänger, Pyro und durchgängigem Support, die Auswärtsfans einheitlich in blau mit zwei Vorsängern und gelegentlichen Pöbeleien. Hat Spaß gemacht.
Serge