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Heute stand wie bei richtigen Groundhoppern ein Doppler an. Doch anscheinend sind wir keine pedantischen Stadionhüpfer, denn es klappte nicht zwei sogenannte Grounds zu kreuzen. Der grandiose Hartplatz in Kampala, bei welchen M. und der stille Teilhaber vorgestern waren und das Premier League Spiel zwischen den Vipers FC und UPDF FC wollten abgefrühstückt werden. Nach unserem lieb gewonnenen Morgenkaffee, stand das an, was Pauschaltouristen 14 Tage am Stück tun. Ab an den Pool und nichts machen. Wir lümmelten so den Vormittag rum, der Südbrandenburger mimte den Barkeeper und kredenzte uns ein paar Mischen. Zum Mittagessen kehrten wir erneut im Africa Best Dishes ein. Die Inhaberin lachte gleich, als sie uns wieder sah. Diesmal sogar mit zwei Essern mehr. In voller Mannstärke wurde wieder die Speisekarte durch bestellt. Wir wussten natürlich, bei der kleinen Küche werden die Essenswünsche noch dauern. So konnten wir ruhigen Gewissens die 50 Meter Richtung Souvenirstände gehen und einen halben Großeinkauf machen. So wurde für die Frauen zu Hause Schmuck oder Kühlschrankmagnete gekauft. Sogar eine Voodoopuppe ging über die Ladentheke. Nachdem wir uns in diesem Kleinod von Restaurant die Bäuche mit Hühnchen, Ziege, Rind, den Beilagen wie Bohnen mit Koriander angemacht, Möhren, Chapati (Brot), Ugali, Mukimo, Kochbananen oder Sukuma (Grünkohl) voll geschlagen hatten, ging es gut gesättigt und gut gelaunt an die vor dem Restaurant liegenden große Kreuzung. Unser Taxifahrer von gestern sollte eigentlich mit laufendem Motor dort auf uns warten. Doch wie schon beschrieben, der werte Herr kostete uns einige Nerven. Er hatte sich irgendwie in der Zeit und dem Abholort geirrt. Er würde wohl am Hotel stehen. Also wurde gewartet und gewartet. Natürlich war das Zeitpolster im voraus schon eng von uns bemessen. Doch nun hatte es sich in Luft aufgelöst. Egal. Goju der ist für dich, es war ja nur ein Hartplatzspiel. Da kann der Groundhopper auch 15 Minuten zu spät kommen. Aber unser Fahrer kam und kam nicht. Der Gute war schon eine Koryphäe. Er hatte es gestern sogar geschafft in einen Blitzer zu fahren, obwohl der Sportliche ihm als Beifahrer rechtzeitig darauf hinwies. Als er dann endlich mal angeschlichen kam, ging es sofort nach Kampala. Der stille Teilhaber schwärmte förmlich von dem Viertel, in welchen der Hartplatz verortet war. War halt ein Viertel wie jedes andere, aber wir gönnen ihm natürlich seine kleinen Übertreibungen. Angekommen mussten wir wegen einer Baustelle die letzten 500 Meter zu Fuß gehen. Am Ort der Begierde mussten wir leider feststellen, dass der Hartplatz keine staubige, trockene Wüste, sondern durch den starken Regen, welcher die meiste Zeit nachts runterkommt, was typisch für die Regenzeit ist, eine Schlammgrube war. Das war schon schade, aber in Tränen ist hier keiner ausgebrochen. Obwohl goju, als er später mitbekam, dass es kein Hartplatzspiel, in Uganda, auf kopane geben wird, ganz schön mit mir meckerte. Die Makindye Cubs posteten gestern sogar noch ihr Spiel auf Facebook. Aber Hakuna matata. Es kann halt nicht alles glattlaufen, vor allem in Afrika. Also zurück zu unserem Fahrer, er wartet natürlich auf uns. Wir kamen auf dem Weg zu ihm an einen Stand vorbei, wo es eine Frucht zu kaufen gab, die noch nie einer von uns gesehen hatte. Ein Riesen-Teil, mit harter Schale, großen Kernen und schon halb aufgeschnitten. So fragte ich den Verkäufer nach den Namen. Seine Antwort, es wäre eine Jackfruit. Noch nie gehört. Der Sportliche gab mir einen 1000 Schillingschein, also 25 Cent und ich kaufte ein Stück. Als ich sie essen wollte, stellte ich mich wohl leicht dämlich an. Der Local erklärte mir, wie und was man von der Frucht eigentlich essen kann. Aha also die Kerne nicht. Eine Frau lachte sich nun halb schlapp und auch die andere Einheimischen, welche neben dem Tisch standen, waren gut am Feiern. Da hatte der Weiße wohl keine Ahnung. Ich mag so was ja. Die Früchte wachsen an Bäumen und können bis 50 Kilogramm schwer werden.
Am Taxi war unser Fahrer leicht überrascht, als wir nach einer halben Stunde schon wieder angedackelt kamen. Wahrscheinlich dachte er von uns, dass selbe wie wir von ihm. Zum nächsten Ground bitte. Das St. Mary’s Stadium war recht modern, mit seinen zwei großen Tribünen auf den Längsseiten. Wir fanden eine Bar direkt davor, ok wir finden immer eine Bar und kamen so mit ein paar Fans der Vipers ins Gespräch. Da wir durch das abgesagte Hartplatzspiel nun früher hier waren, konnten wir die Jungs um die Vipers Fanatics kennenlernen. So hat alles seine guten und schlechten Seiten. Die Karten kosteten 20.000 Schilling, für VIP. Was aber einfach nur ein separater, mittiger Bereich, auf der Haupttribüne, war. Der Jungs aus der Bar erklärte uns, dass wir mit unseren Karten den Fanblock sehen würden und auch, dass wir die Tribünen wechseln könnten. Der Fanblock gegenüber waren dann Schülerinnen und Schüler in blauen oder roten Nikki’s. Es wirkte so, als ob sie alle von dem hinter dem Stadion gelegenen Schulkomplex kamen. Wie ein Fanblock wirkten sie aber nicht. Diese waren auf unserer Tribüne. Jeweils am Ende. Einer davon die genannten Fanatics. Die Tribünen wechseln ging natürlich auch nicht. Verdammt. Ich wollte aber meine Bilder machen und quatschte mich für fünf Minuten rüber. Natürlich durfte ich gleich ein paar Fotos von den Schülern und Schülerinnen machen. Es ist immer so erfrischend, wenn die Menschen sich freuen, dass man genau in diesen Moment bei ihnen ist. Sei auf der Straße, auf einem Markt oder im Stadion. Viele feiern unsere Anwesenheit total ab. Vor allem hier in den Stadien in Ostafrika. Wo keine Touristen hinkommen und dementsprechend nichts auf die reichen Urlauber ausgelegt ist. Beim Ordner freundlich bedankt, kehrten wir dann im sogenannten VIP-Bereich ein. Natürlich wurde noch Bier geholt. Unseren Taxifahrer kaufte ich noch ein Wasser, er gab sich das Premier League Spiel ebenfalls. Das Spiel konnte losgehen. Heute waren die Luis mehr als drin, statt nur dabei. Ein Local von der Bar machte fleißig Bilder vom kleinen Fanblock. Natürlich nutzte ich die Gunst der Stunde und fragte auch, ob ich Fotos machen darf. Diese Frage war natürlich unnütz und überflüssig. Da könnte man den stillen Teilhaber auch fragen, ob er ein Bier will. So kamen wir erneut in der Halbzeit mit den Vipers ins Gespräch. Wir tauschten unsere Handynummern aus, um später die geknipsten Bilder zu teilen. Sie waren auch leicht enttäuscht, dass wir im langweiligen VIP-Bereich sitzen und baten uns öfters in ihren Bereich zu kommen. Ok, ok, Deal! Wir setzen uns aber etwas abseits von euch hin. Ok? Yes, Hakuna matata!
Es waren zwar nicht viele Fans, aber ein freundlicher und lustiger Haufen alle mal. Und da dies auch unsere Attribute sind, nahm das Schauspiel seinen Lauf. Der stille Teilhaber schwang das Tanzbein vor dem feierwütigen Vipers-Mob und die halbe Tribüne johlte um die Wette. Sogar ein Ordner konnte vor Lachen nicht mehr. Als dann noch der Südbrandenburger die Trommelsticks übernahm, war hier Halligalli angesagt. Was eine Party, was ein Spaß. Das macht es aus! Wir mussten bestimmt 3 Millionen Fotowünsche erfüllen und machten natürlich auch Bilder und Videos von allen. Bei dem Gruppenbild war der Ameisenhaufen natürlich nicht zu halten und sang und tanzte einfach weiter. Im Eifer des Gefechtes stimmten wir hier noch ein East East East Germany an und der Haufen zog feiernd und singend, nachdem Spiel über die fast leere Tribüne. Das Spiel war tatsächlich schon zu Ende. Viel haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr davon mitbekommen. Den Anschlusstreffer der Gäste bemerkten wir nur auf der Anzeigetafel. Was wir aber hier mitbekommen haben, war die Lebensfreude der Menschen, mit welchen wir diese gut 30 Minuten lang zelebrieren durften. Es war ihnen wirklich wichtig, dass wir das hier erleben. Der stille Teilhaber gab bei der Tanzshow, während des Spieles, an seinen Kompagnon ein Bier ab und er wiederum wollte es ihm unbedingt zurück ausgeben. Auch unser Fotograf fragte mehrmals, ob er uns etwas spendieren darf. Durfte er natürlich nicht. Es zeigt aber einfach, dass es hier zwischen allen gepasst hat. In dem ganzen Tohuwabohu war auch unser Taxifahrer auf ein Mal dabei und war ganz stolz, dass er derjenige ist, der uns fahren durfte. So kam es uns jedenfalls vor. Er machte nun nämlich auch Fotos und Selfies mit seinen 6 Fahrgästen. Ich würde gern wissen, was er später seiner Familie erzählt hat. Mit einem fetten grinsen liefen wir zurück zum Auto. Klasse, was ein Erlebnis. In Entebbe angekommen, hatten das Autoren-Team um den Schriftsteller und mich noch nicht genug und trank noch 2 Bierchen in einer Bar. Lange konnten wir aber nicht sitzen. Unser Flug am nächsten Morgen rief schon. Kenia wartete auf die Luis.
(Der Kulturbeauftragte)
Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.
unsere Tanzmaus "der stille Teilhaber"
mitten drin statt nur dabei, " der Südbrandenburger" an den Trommelsticks
unser Taxifahrer war dann auch noch dabei
Pooltime in Entebbe
ein paar Impressionen auf dem Weg zum Restaurant
unser liebgewonnenes Africa Best Dishes
der grandiose Hartplatz in Kampala
Kampala
am Jackfruit-Verkaufsstand
am St. Mary’s Stadium