Der Südbrandenburger steuerte unseren Siebensitzer sicher an die Schwarzmeerküste. Als wir am Abend nach Batumi reinfuhren und die hell erleuchtete Skyline sahen, war klar, hier ticken die Uhren anders als in Chiatura. Wir hielten auch gleich an und machten ein paar Bilder. Ich dachte nur für mich, dass kann ja hier was werden, da Schickimicki nicht so meins ist. Also am nächsten Morgen raus ans Meer, die Strandpromenade entlang und gefrühstückt. Schon hier merkten wir, dass es viele russische Touristen gibt. Batumi ist dafür auch bekannt. Auch für inflationär viele Spielcasinos. Ein ehemaliger Bürgermeister förderte den Bau der Casinos in Batumi. Da Glücksspiel in Russland weitestgehend verboten ist, kommen dementsprechend viele Russen hier her. Auch nach den politischen Spannungen (Kaukasuskrieg) kommen noch viele russische Touristen. Selbst als Moskau Direktflüge nach Georgien eingestellt hatte. So ist ein weiterer Spitzname neben der Perle am Schwarzen Meer, Las Vegas des Ostens. Die Dichte an Casinos hat auch den Vorteil das viele Besucher aus der Türkei, Iran und Saudi-Arabien kommen. Auch in diesen Ländern ist Glücksspiel verboten und die Einreisebestimmungen nach Georgien sind, sogar für iranische Staatsbürger, locker. Die Strandpromenade wurde massiv ausgebaut und erweitert. So wirkte es tatsächlich, als ob man in Dubai wäre. So kommen ganzjährig Besucher in die Stadt. Es gibt einen wahren Bauboom. Pragmatisch ist auch, wird mit dem Casino ein Hotel gebaut, entfällt die Betriebskonzession für zehn Jahre. Diese kostet für ein Jahr in Tbilissi 2 Millionen € , in Batumi für den gleichen Zeitraum etwa 100.000 €. Da muss man kein BWL Student sein, um zu wissen wo die Investoren ihr Geld lassen. Am Anfang unserer kleinen Stadtrunde wurden wir gar nicht mit den modernen Hochhäusern warm. Auch wenn dort ein paar mit Symbolik oder Individualität dabei waren. Symbolik wie bei dem Alphabetic Tower. Er symbolisiert das georgische Alphabet und mit dem Doppelhelix-Muster die menschliche DNA. Dies habe ich aber erst bei meiner Internetrecherche gelesen. Ein Fotomotiv für die Individualität war aber auf alle Fälle der Batumi Tower. Es war der erste Wolkenkratzer weltweit, der ein Riesenrad in der Fassade aufwies. Am Anfang und ohne richtig hinzugucken, dachte ich das es eine goldene Blüte wäre. Erst als die Anderen mich darauf hinwiesen, nahm ich es als Riesenrad wahr. Auf sowas kommt ja kein Mensch. 200 Meter ist der Batumi Tower hoch und das Riesenrad befindet sich in 100 Metern Höhe. Also da wär ich wahrscheinlich dann doch nicht mitgefahren.
Auch wenn ich noch in Chiatura posaunte mit den alten Gondeln zu fahren, wenn dies möglich gewesen wäre. Die acht Kabinen bieten Platz für 40 Personen. Aber es sah so aus, als ob es nicht in Betrieb wäre, da es sich bei unserem Besuch in der Stadt nicht einmal drehte. Die kleine Altstadt hingegen fühlte sich für uns wieder wohliger an. Die Häuser mit älterer Bausubstanz, mehr Imbisse, enge Straßen inkl. kleiner Läden und schöner Plätze, wie der Europaplatz oder der Batumi Piazza. Von der Ali und Nino Statue waren wir ein wenig enttäuscht. Wir dachten sie ist weitaus größer. Wenn man die Bilder im Internet sieht, wirkt es auch so. Es ist eine stahlkinetische Skulptur eines Mannes und einer Frau welche sich aufeinander zu bewegen. Sie umarmen sich kurz und gehen wieder auseinander, dies dauert immer 10 Minuten. Die Autorin des modernen Denkmales war, Tamara Kwesitadse und sie ließ sich von den Bestseller-Roman „Ali und Nino“ aus dem Jahr 1937 inspirieren. Dieser handelt von der Liebesgeschichte eines aserbaidschanischen muslimischen Mannes Ali Scherwanschir und eines georgisch christlichen Mädchens Nino Kipiani. Ihre Romanze endet, als Ali im Kampf gegen die russische Armee getötet wird, während er sein Mutterland verteidigt. Die Statue wurde 2010 errichtet. Direkt daneben befand sich ein Riesenrad. Da wir ja schöne Aussichtspunkte lieben, entschlossen sich der stille Teilhaber, der Jungspund und ich eine Runde darauf zu drehen. Es hat sich definitiv gelohnt. Die beiden Anderen lümmelten an der Hafenpromenade in einem Cafe rum und passten auf die Getränke auf. Dann gings zum Auto und zum ersten Spiel von heute. Auf dem Weg kamen wir am Chacha Clock Tower vorbei. Es ist ein 25 Meter hoher Glockenturm. Mit dem weißen Stein, den goldenen Kuppeln und der Lage am Hafen gibt er ein schönes Fotomotiv ab. Noch schöner wär es gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass er dem Tschatscha, dem traditionellen georgischen Tresterbrand, gewidmet ist und aus dem Lachen wären wir alle nicht raus gekommen, wenn wir gewusst hätten, dass es angeblich täglich um 19 Uhr zehn Minuten lang Tschatscha „For Free“ gibt. Das hätten wir bestimmt irgendwie einrichten können. Am Spielort mal pünktlich angekommen, dass muss man ja langsam mal erwähnen, wussten wir im Stadion gibt es null Komma null zu essen und zu trinken. So ging es noch mal Proviant für das Spiel einkaufen. Junge, Junge was wir da jedes Mal mit reinschleppten ist schon interessant. Mit Tüten bewaffnet, voller Wasser, Bier, Obst, Knabbereien und Lutschern. Aber wir räumten jedes Mal unseren Müll weg und das kam auch immer gut an.
Schöne Sonnenplätze hatten wir auf der einzigen Tribüne, im Trainingszentrum von Dinamo Batumi. War in Ordnung, nicht mehr nicht weniger. Bei dem Wetter ließen wir es uns gut gehen. Schuhe und Socken ausgezogen unterhielten sich irgendwann der Jungspund und der Südbrandenburger über ihre Zehennägel. Wir können manchmal froh sein, dass uns die Einheimischen nicht verstehen. Ein Hund lief irgendwann mal tiefenentspannt auf den Platz und störte den Spielfluss. Zum herunter locken half auch kein gutes zureden der Spieler und er musste vom Grün getragen werden. Ich kann gar nicht mehr sagen in welchem Kontext der Spruch fiel, aber ich möchte ihn hiermit erwähnt haben und ihn für die Nachwelt aufheben. Der stille Teilhaber meinte „lieber den Spatz in der Taube, als die Katze auf den Dach“ Erste Reaktion unsererseits grübeln, der geht definitiv anders. Danach waren natürlich alle am feiern, der Verfasser inbegriffen. Ihr merkt das georgische Bier schmeckte. Kurz zum Spiel, es ging 2:3 aus. Da Cognac in Georgien und auch in Armenien weit verbreitet ist, holten der stille Teilhaber und ich noch eine Flasche für heute Abend im Apartment. Diesmal konnten wir, aber unabsichtlich, die Sprachbarriere für uns nutzen. Wir ließen uns im kleinen Kiosk mehrere Flaschen vom Regal zeigen. Natürlich mit unterschiedlichen Preisen. Am Ende wählten wir eine Kategorie im preislich unteren Mittelfeld und legten den Betrag in Lari passend auf den Tisch. Die beiden Verkäufer guckten sich an, machten kein larifari und gaben uns die Flasche. Schon beim rausgehen fragte ich den stillen Teilhaber, ob er bemerkt hat das wir eigentlich eine teurere Flasche für den billigen Preis bekommen haben. Grinsend kam nur „Natürlich“ Es wirkte so als ob die Verkäufer dachten, ach komm ehe wir den Beiden auf georgisch erklären, dass die Flasche mehr kostet, sind wieder fünf Minuten rum. So haben wir Teufelskerle 5 Lari gespart. Also 1,80€ . Leben am Limit. (Der Kulturbeauftragte)
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