Pfingsten, oder bei mir einfach nur Montag, ist der Tag, an dem der Heilige Geist entsendet wurde. Oder bei mir auch Mumpitz genannt. Dennoch entsandten auch wir eine kleine Delegation an fußballsportbegeisterten Menschen aus Dresden in die westsächsische Stadt Werdau. Bei den Recherchen zum Spiel sah ich mehrere Sportplätze an der Straße An den Teichen. Meiner Meinung nach, würde das Pokalfinale auf dem Platz vom FC Sachsen Steinpleis Werdau e.V. ausgetragen, doch zu meiner mehr als großen Überraschung fand die Partie unterhalb des Platzes vom FC Sachsen Steinpleis statt. Und zwar auf einem alten DDR-Liga-Ground und ehemaligen Naziexerzierplatz: im Stadion am Landwehrgrund. Früher, also in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, gab es auf der Seite mit dem Grashang auch Säulen mit Hakenkreuzen zu sehen. Entspricht aber heute nicht mehr dem Zeitgeist und so wurden diese schon vor Jahrzehnten zurück gebaut.
Einen Platz können bis zu 5.000 Fußballinteressierte im Stadion am Landwehrgrund finden. In der DDR—Liga, der zweit höchsten Liga im ehemaligen DDR-Fußball, wird es vielleicht das ein oder andere Mal der Fall gewesen sein, dass das Fassungsvermögen annähernd ausgeschöpft wurde. Denn in den 13 Jahren, in denen die BSG Motor Werdau in der DDR-Liga spielte, wird es sicherlich mehrere gute Duelle gegeben haben. Wer einmal alle Vereine der DDR-Liga gesehen haben möchte, muss bei 198 Vereinen aufschlagen. Da geht es vom 1. Platz der BSG Wismut Gera bis zum 198. Platz der BSG Lokomotive Meiningen. Die BSG Motor Werdau belegt mit den 13 Spielzeiten den 46. Platz hinter dem HFC Chemie und vor der BSG Stahl Thale. Die Schnecke hat von den 198 Vereinen bzw. deren Nachfolgevereinen bisher (nur) 47 besucht. Und bei manchen Vereinen ist ein Besuch auf Grund Auflösung auch einfach nicht mehr möglich. Dennoch eine schöne Liste an Vereinen, welche es in der DDR in die zweite Liga geschafft hatten.
An diesem Tag wollten das Pokalfinale in Westsachsen 685 Zuschauer (plus 30 hinter der Hecke, welche vom Stadionsprecher auch explizit erwähnt wurden) sehen. Und wie es nun mal so ist, wird pünktlich zum Pokalfinale die Gerade mit Sprecherturm umgebaut und ist gesperrt. Anfangs ließen sich Zuschauer noch auf dieser nieder, wurden aber vom Ordner auf die andere Seite beordert. Doch nur Minuten später saßen schon die nächsten da und der aufsichtführende Ordner im Campingstuhl sagte jeden, der sich auf der Gerade hinsetzte, dass diese eigentlich gesperrt sei. Sozusagen aus der Verantwortung genommen, falls etwas passiert wäre.
Auf der anderen Geraden standen die Fans beider Vereine nah beieinander und flaggten auch gut an. Geografisch dürfte es das Duell Chemnitz gegen Zwickau gewesen sein. Limbach-Oberfrohna befindet sich im Speckgürtel von Chemnitz und Lichtenstein, zwischen Hohenstein-Ernstthal und Zwickau gelegen, ist traditionell eher Rot-Weiß und dem FSV zugewandt. Neben den ganzen Fußballgrößen aus Chemnitz, West- und Südsachsen war auch der Ober-L anwesend, um den Verein seiner Heimatstadt, auch Welthauptstadt genannt, Lichtenstein zu unterstützen. Und dann gab es noch solche Schnorrer, welche mit dem Klingelbeutel umher gingen, um für den himmelblauen CFC Geld zu sammeln. Was für Haderlumpen ey, geht gar nicht. Aber einer von denen formulierte den wichtigsten Satz zum Spiel: „Bericht schreiben brauchen wir nicht. Waren ja eh alle da.“
Sportlich war das Spiel ein Langeweiler und ich war sehr froh, als nach 90 Minuten der Abpfiff ertönte und eine Mannschaft ein Tor mehr als die andere Mannschaft erzielt hatte. Denn so war noch ein 18-Uhr-Kick in den Niederungen des Chemnitzer Fußballs möglich. So schenkten wir uns die Siegerehrung und freuten uns unerwartet den sehr guten non-league ground besucht zu haben. Da dieser renoviert wird, kann es aber sein, dass vielleicht schon nächste Saison hier wieder Ligafußball gespielt wird. Wir werden dies beobachten. (goju)