Boar....hochklassiger Fußball! Und das bei mir, den Amateurfußballsüchtigen. Na wenn ich schon mal in der Nähe bin, war ich der Meinung, lass ich einen Kick auf grünen Geläuf mit Blick auf viel Gegend weg und bewege meinen Körper nach Basel. Die Anfahrt völlig unspektakulär und mit viel Zeit erreichte ich das Stadion St. Jakob. Dieses sieht von außen ja weniger nach Stadion als nach Wohnhaus mit komischen Anbau aus. Der erste Gang führte mich direkt in das integrierte Einkaufszentrum. Ein bisschen was zum Abendbrot holen. Gesagt getan und mit einem Obstsalat platzierte ich mich in mitten der Gaffer und gewaltbereiteren Menschen des FC Basel, welche sich den den Mob aus Poznan genauer anschauen wollten. Unglaublich dabei, was hier für ein Grobschlag an Menschen rum stand. Aber das gibt es wohl bei jeden Verein. Die breiteren in die erste Reihe, damit sie die Normalen im Hintergrund verdecken. Na hoffentlich schaut mal niemand hinter die Fassade. Nach einiger Zeit waren die blau-weißen Gäste zu hören – aber noch nicht zu sehen. Dies ließ mich schon mal aufhorchen. Und als die Lech-Fans dann zu sehen war, schritt ein junger Basel-Fan aufgeregt hin und her, klatschte in die Hände und meinte, dass die (O-Ton) „Hurensöhne sich heute mal stellen können“. Ich wollte ihn schon darauf aufmerksam machen, dass er diesen Satz doch bitte nicht der Luft vor sich erzählen, sondern mal den gut gebauten Herren in der ersten Reihe erzählen sollte. Ich glaube zum Stoppen der Zeit, die er dann noch gestanden hätte, wäre ich gar nicht erst gekommen. Oder sein Gegenüber hätte sich vor lachen auf dem Boden gewälzt. Ganz so spektakulär war der Aufmarsch der Gäste dann doch nicht. Alles ganz ruhig und nach den ersten Modulen kamen dann auch Normalos. Wobei die Module schon einen respektablen Eindruck machten.
Im Stadion schaute ich erst mal ins Programmheft und laß dabei das beste Vorwort zu einem Spiel, welches ich jemals gelesen hatte. Der Autor kam dabei auf Sprichwörter zu sprechen, vermischte auch einige und wand sich regelrecht um eine präzise Aussage zum Ausgang des Spieles herum. Denn bekanntlich haben manche Menschen ja schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.
Überrascht war ich, wie entspannt hier das Vorprogramm zum Spiel war. Zum großtenteil nur Musik und die nicht mal zu laut, ab und an ein paar Durchsagen zum Spiel und ansonsten keine Werbung. Richtig gut und weiterhin vollkommen entspannte Atmosphäre.
Neben mir im Block sammelten sich auch einige Lech-Fans. Vom Vater mit Kind, ganze Familien und einige Polen, welche in der Schweiz in der Diaspora leben und neben Polnisch auch Schweizerdeutsch sprechen. Einer erlaubte sich auch einen Spaß mit der akttraktiven Popcornverkäuferin und ließ sie einige mal zu ihm antanzen um sie sich genauer anzuschauen, aber nichts zu kaufen.
Stimmung und Spiel sind bei diesem Kick schnell erzählt. Da der FC Basel das Hinspiel mit einem 3:1-Auswärtssieg beendete, waren wohl nur wenige Menschen im Stadion, auch wenn sie Lech-Fans waren, der Hoffnung, dass Lech das Spiel noch drehen könnte. Dafür hätten sie ebenso drei Tore gebraucht. Ich hoffte allerdings auf ein oder zwei Tore für Lech, damit noch ein wenig Feuer ins Spiel kommt. Die ersten 25 Minuten war das Spiel auch relativ gut, doch danach verflachte die Partie immer mehr. Basel verwaltete mehr das 0:0 und Lech konnte wohl nicht mehr machen. Wobei sie sich in der zweiten Halbzeit noch zwei gute Torchancen herausspielten, die Schüsse aber knapp am Tor vorbei gingen. Als ich mich mit dem 0:0 schon abgefunden hatte, sagte der Stadionsprecher einer Nachspielzeit von vier Minuten durch und kurz danach traf Basel durch einen Kopfballtreffer von Bjarnason in Führung. Somit gewann die Heimelf das Spiel aus meiner Sicht unverdient. Danach fragt aber am nächsten Tag auch keiner mehr. Basel nun in der Champions League und Lech in der Europa League.
Bei der Stimmung war die Muttenzer Kurve ähnlich wie der Gästeblock laut und ab und an auch leiser. Das Spiel bot aber bis zu dem 1:0-Führungstreffer aber auch kaum Höhepunkte für mehr. Somit von beiden Seiten ein grundsolider Support. Auffällig war nur der unterschiedliche Stil. Italophil bei Basel und typisch Ostblock bei Lech. Was ebenso an den Menschen in den jeweiligen Blöcken zu sehen war.
Abpfiff, raus aus dem Stadion und direkt einen bekannten Exil-Dynamo getroffen. Mit ihm noch am Basel SBB die Zeit rumgebracht, kam da schon der nächste zum fröhlichen Hallo anspaziert. Passiert ja aber auch öfters, dass sich zu guten Spielen viele Bekannte auf den Weg machen und am Ort des Geschehens es meistens ein große und überraschtes „Du hier und nicht in Hollywood“ zu vernehmen ist. (goju)
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