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06.01.2024, 18:00 Uhr
FC Sochaux-Montbéliard – FC Lorient-Bretagne Sud
Montbéliard, Stade Auguste-Bonal
Coupe de France – 12.947 Zs. – 2:1
geschätzte Lesezeit ca. 6 Minuten


Bonjour cher Lecteur.

Es gibt gleich mehrere Ereignisse zu feiern.

Ein neues Jahr bricht an, mit neuen Herausforderungen, Abenteuern und hoffentlich globaler Entspannung. Kopane reist zum ersten Spiel des Jahres nach Frankreich und der Versand des Abhaun #6 begann an diesem Wochenende. Von der ersten und einzigen Auflage sind, nach Verkaufsstart, bereits nahezu alle vergriffen. Ihr seid verrückt – tausend Dank dafür.

Damit geht es direkt hinein ins Geschehen.

Ping und ich hatten heute Begleitung von zwei Rookies. Mit dabei waren Mimi und Ali, die sich das Abenteuer Sochaux mit uns antun wollten.

Wie ein Sack voll Mücken haben wir angegeben, dass es sich ja nicht nur um Fußball dreht, sondern auch um das ganze drumherum, dass wir Städte erkunden und die kulturellen Attraktionen besichtigen und, und, und. Selten haben wir so gelogen wie heute. Es hätte völlig ausgereicht, sich einfach ins Auto zu setzen, vor dem Stade Auguste-Bonal zu parken, das Spiel zu schauen und wieder nach Hause zu fahren. Für gewöhnlich kann ich jeder Stadt etwas abgewinnen, aber heute mussten wir uns die „Highlights“ wirklich zusammenkratzen. Bei Sochaux handelt es sich um den Vorort der Stadt Montbéliard. Diese haben wir als erstes angesteuert. Wir haben uns das Château des Ducs, welches ein Museum beherbergt, und die Kirche Église Saint-Maimboeuf angeschaut. Am Baudenkmal Immeuble du Lion Peugeot sind wir vorbeigelaufen. In der Stadt selbst war nicht viel geboten. Es gab Handy- und ein paar Klamottenläden und überall stand noch die Weihnachtsdeko herum. Ping und Mimi haben sich in einer Patisserie Eclairs geholt, dann beschlossen wir Sochaux eine Chance zu geben. Aber auch hier: Tristesse pur. Wobei Sochaux wirklich gar nichts zu bieten hat. Wir haben unser KFZ an einer rosafarbenen Platte abgestellt, haben das Peugeot-Museum, welches die besten Tage bereits hinter sich hat, passiert und haben die Zeit bis zum Spiel in einem Kaffee totgeschlagen.

Ein paar hundert Meter vom Stadion entfernt, konnten wir kostenlos parken, das ist heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich. Im Stadionumfeld waren einige Graffiti zu sehen. Bei der Leibesvisitation wurde unser freundliches „Bonjour“ mit einer englischen Antwort quittiert. Schon witzig wie klar man uns den „Nicht-Franzosen“ anhört. Ich war ziemlich nervös, weil ich mich sehr auf eine Merguez gefreut hatte. Seit dem Frühstück hatte ich nichts mehr gegessen, um meinen Magen rein zu halten. Mit großer Freude stellte ich fest, dass die stark gewürzte Hackfleischwurst im Stadionumlauf (6 €) angeboten wurde. Im Vergleich zur Merguez aus Metz, kann die von heute nur verlieren. Die Qualität der Wurst war nicht so toll und der Typ am Grill war wohl auch nicht richtig bei der Sache. Mimi musste, vermutlich wegen der Wurst, während des Spiels einen Tarte de Nougat in die französische Keramik schicken. Und bitte lasst definitiv die Pfoten vom Bier. Es ist eine Frechheit eine solche Brühe auszuschenken. Das Bier war so dünn, dass wir zu Beginn dachten, es wäre Apfelschorle. Sogar die Deutschen in der Reihe hinter uns haben sich, die ganze Halbzeit durch, über das Bier echauffiert. Mein Angebot ihnen ein neues Bier mitzubringen, schlugen sie aus.

Aber es war nicht alles schlecht. Das Stade Auguste-Bonal ist eine richtige Perle. Von außen sieht das, 1931 eröffnete und nach dem alten Sportdirektor des FC Sochaux benannte, Stadion richtig verlebt aus. Man hat um den Oberrang herum Wellenkunststoffplatten „genagelt“, vermutlich um die Besucher vor Zug zu schützen. Das ist dem verranzten Eindruck natürlich zuträglich. Das Stadion wurde, drei Jahre nach Gründung des Vereins, vom FC Sochaux zusammen mit Peugeot gebaut. Im Inneren geht es moderner zu. Einen traumhaften Rasen, zwei Ränge, viel Platz hinter den Sitzen des Oberranges, eine gute Akustik, eine hölzerne Dachkonstruktion und Platz für 20.005 Zuschauer bekommen die Fußballfans geboten. Okay, die Toiletten sind nicht so toll, aber es soll auch nicht alles allzu negativ klingen.

Der Gästebereich war lediglich durch einen Zaun vom Heimanhang getrennt. Es gibt keinen Pufferbereich. Die Gästesitzplätze waren sogar nur durch einen hüfthohen Zaun getrennt. Über und um den Gästeblock wurde ein Netz gespannt.

Kurz vor Anpfiff war der Gästeblock verweist. Um ehrlich zu sein hatten wir auch nicht erwartet, dass Fans die 940 km lange Reise von der Westküste Frankreichs nach Sochaux antreten. Nachdem der Schiri die Partie freigegeben hatte, betraten dann doch 60 Gäste das Kuchenstück, links neben uns. Wir saßen am Ende der Gegengeraden und hatten einen ausgezeichneten Blick auf die Gäste aus Lorient. So ziemlich alle mitgereisten Fans waren Szeneleute, die ihre Mannschaft mit Leidenschaft unterstützen. Es wurde das ganze Spiel durch gesungen, die Fahnen wurden geschwenkt und wir sahen fröhliche Menschen, die auch bei Provokation der Heimseite völlig entspannt blieben. Das ist für mich die pure Definition des Fansein. Du reist mit ein paar Freunden dem Verein deines Herzens hinterher, verbringst 90 Minuten, weit weg von zu Hause, in einem fremden Stadion, unterstützt mit deiner ganzen Stimme die Mannschaft und hast einfach Spaß und genießt die Zeit mit deinen Freunden. Das Liedgut war nicht so super ausgefallen (Sará perché ti am ist jetzt auch in Frankreich angekommen) aber am Ende geht es darum ja auch nicht. Die Jungs und Mädels aus Lorient haben das heute echt gut gemacht, unsere Sympathien hatten sie.

Die Heimseite war nicht minder schlecht aufgelegt. Die Plätze hinter der „Tribune Nord Sochaux“-Fahne waren gerammelt voll. Das Stadion war ohnehin, mit über 12.000 Zuschauern, gut gefüllt. Zu Beginn verlies ein größerer Haufen den Block, um kurz danach eine „Mille neuf cent vingt-huit“-Fahne (1928) im Oberrang aufzuhängen. Im Verlauf des Spiels wurde gepogt, es gab Schalparaden und die Gesänge waren laut, aber ebenfalls nicht super kreativ. Beeindruckend war die Mitmachquote nach Toren, da gingen sogar die Sitzplätze aus dem Sattel – sacre bleu war da was los. Relativ spät bemerkten wir einen kleineren Fanhaufen (inkl. Capo) auf der gegenüberliegenden Seite der Tribune Nord, welcher es ebenfalls mit dem FC Sochaux hielt und alternativ Stimmung organisierten. Sollte jemand die Geschichte dahinter kennen, bitte melden.

Das Spiel Sochaux gegen Lorient fand im Rahmen des Coupe de France statt. Der Sieg des 1917 gegründeten Pokalwettbewerbs berechtigt zur Teilnahme an der Europa League und hat einen hohen Stellenwert in unserem Nachbarland, in etwa vergleichbar mit unserem DFB-Pokal. Der 1926 als FC Lorientais gegründete FC Lorient gewann den Wettbewerb im Jahr 2002. Der 1928, als Werksclub von Peugeot, gegründete Football Club Sochaux-Montbéliard konnte den Pokal bereits zwei Mal, in den Jahren 1937 und 2007 gewinnen. Auch in Frankreich hat der Pokal seine eigenen Gesetze und so setzte sich der 5. der Championnat National aus Sochaux gegen den derzeitigen 17. der Ligue 1 durch (Danke Christopher Voitus).

Zunächst sah es so aus, als würde sich der Favorit durchsetzen. Durch einen eiskalt ausgespielten Konter gingen die Gäste in Führung und konnte diese auch locker bis zur 69. Minute halten. Doch ein paar Wechsel auf der Heimseite brachten neuen Schwung und den Ausgleich. Durch einen etwas seltsamen Elfmeter in der 93. Minute gewannen die Hausherren das Spiel und ersparten uns die Verlängerung. Man kann also konstatieren, dass Fußball in Sochaux eine coole Sache ist, am drumherum muss aber noch gearbeitet werden.

Au revoir, Serge



Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.








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Author: kopane.de

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2 thoughts on “06.01.2024 FC Sochaux-Montbéliard – FC Lorient-Bretagne Sud”

  1. Faktencheck 😉
    Der FC Sochaux spielt diese Saison nicht wie im Text erwähnt in der Ligue 2, sondern in der Championnat National. Sie waren zwar letzte Saison 9. in der Ligue 2, mussten aber wegen finanzieller Schwierigkeiten eine Liga runter.
    Und für Lorient hat seit acht Spielen in der Ligue 1 nicht mehr gewonnen. Aktuell stehen die nicht im Tabellenmittelfeld, sondern auf einem Abstiegsplatz

Ahoj, du hast das Wort.

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