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06.05.2023, 21:00 Uhr
FC Dinamo Tbilisi – FC Gagra Tbilisi
Gori, Stadioni Tengiz Burjanadze
Erovnuli Liga – 80 Zs. (davon 5 Gäste) – 0:0
geschätzte Lesezeit ca. 10 Minuten


Nun also nach Gori, die letzte Station unserer Tour. Mit als erstes was man über die Stadt findet, wenn man nach ihr googelt, ist dass der Diktator, Vorsitzende des Ministerrats der UdSSR und Befehlshaber der Roten Armee Josef Wissarionowitsch Stalin dort geboren ist und zwar im Jahr 1878. Sein Geburtshaus ist am Stalin Museum restauriert zu besichtigen, weiter steht ein Zugwagen, mit welchem er in seinem Riesenreich herum fuhr, ausgestellt. Ein kleines Denkmal von ihm findet man auch dort. Vor dem Rathaus in Gori befand sich bis 2010 ein noch 17 Meter hohes Stalin Monument, dieses wurde aber abgebaut, um die Gewaltherrschaft des Diktators nicht weiter zu verherrlichen. Es gab auch Bestrebungen das Museum zu schließen, dies wurde aber letztendlich nicht umgesetzt. Von der Festung Ksanis-Ziche hat man einen schönen Blick über die 45.500 Einwohner zählende Stadt. Im Kaukasuskrieg flog die russische Luftwaffe Luftangriffe, wohlgemerkt auf eine zivile Stadt, kennt man ja leider heute gar nicht mehr anders, zerstörte einige Häuser, es gab Opfer in der Bevölkerung und letztendlich wurde die Stadt besetzt. Zum Glück dauerte dieser Konflikt 2008 nur 5 Tage. Trotzdem zeigt es wie labil die Lage in Georgien, mit den abtrünnigen Gebieten Südossetien, Abchasien und dem Nachbarn Russland ist.

Wir hatten diesmal viel Zeit bis zum Anstoß und riskierten noch vor dem Spiel essen zu gehen. In zwei Stunden und nur 5 Minuten Fußweg sollte dies, nach unserem Verständnis, machbar sein. Die Bestellung im Restaurant klappte erstmal ganz gut. Die Getränke kamen zügig inkl. auch einiger Regentropfen. Da wir auf der Terrasse saßen und noch dazu vor anstatt unter der Markise, wurde uns dies irgendwann langsam zu heiß. Wir hatten keine Lust im Regen zu essen. Der Jungspund checkte die Lage im Inneren der Gaststätte ab und gab grünes Licht für einen Tischwechsel. Nur was er da eigentlich gesehen oder halt nicht gesehen hatte, konnte uns unser Sonnenschein auch nicht erklären. Na jedenfalls packten 5 deutsche Dullis alles zusammen und zogen frohen Mutes mit den leeren Tellern, dem Besteck und unseren Getränken ins Innere und standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Alle Augenpaare waren auf uns Pleppos gerichtet. Natürlich war da nicht ein Tisch frei. Herr Gott müssen wir dämlich ausgesehen haben. Meckernd und mit Sack und Pack wieder raus auf die Terrasse. Natürlich schauten uns auch hier alle Augenpaare an. Wir mussten dann über unsere Blödheit selber lachen. Also wieder am selben Tisch platzgenommen. Der Regen wurde auch nicht stärker, er hörte sogar auf. Alles richtig gemacht…..fast.

Ihr könnt euch noch an die zwei Stunden bis zum Anpfiff erinnern? Die reichten natürlich nicht. So nett wie die Bedienung war, so langsam bzw. durcheinander kamen unsere bestellten Essen. Das kostete schon manchmal Nerven. Das wird nix mehr auf dieser Reise. So mussten wir fast schon schlingen um pünktlich loszukommen. Trotz alle dem, es hat wieder sehr gut geschmeckt. Am Stadion auf der Haupttribüne platzgenommen, ohne Tickets kaufen zu müssen. Obwohl M. darüber etwas im Internet gelesen hatte. Wir waren gespannt, ob Dinamo Tbilissi die Niederlage von Dinamo Batumi am Vortag ausnutzen kann und in der Tabelle an ihnen vorbei ziehen wird. Nach einem langweiligen 0:0 blieb die Tabellenkonstellation aber die selbe, wie vor dem Spieltag. Besser wurde die Langeweile nicht, als klar wurde, dass die Fanszene von Dinamo Tbilissi nicht zum Heim-Auswärtsspiel anreisen wird. Bei den Spielen vor unserem waren sie immer mit einem kleinen Haufen vor Ort, schade. Neben uns auf der Haupttribüne saßen ein paar Jungs und auf einmal hatte einer von ihnen drei Eintrittskarten in der Hand. Es war gerade zur Halbzeit gepfiffen worden. Ich ließ sie mir mal zeigen. Alles drauf, Spielpaarung, Datum usw. Einer zeigte auch auf das Kassenhäuschen auf dem Stadionvorplatz, war natürlich dunkel und nicht geöffnet. So fragte ich, ob er den Deutschen die drei Tickets überlassen würde. Verstand er natürlich nicht. So meinte M. gib ihn mal 5 Lari. Gemacht, getan. Das Verstand er logischerweise. Er wollte dann noch mehr. Ich lachte und meinte nur „нет“. War ok für ihn. Also 5 Lari gegen drei Tickets zur 45. Minute. Die Jungs gingen laut lachend weg. Irgendwie eine komische Situation. Aber hey M., der Südbrandenburger und der Kulturbeauftragte hatten ihr Ticket für die Sammlung daheim. Schöne Heinze sind wir. Die Frage warum die Jungs Karten hatten, es im Internet eine Info darüber gab, das Stadion aber einfach offen stand und es überhaupt keine Kontrollen gab werden wir in diesem Leben nicht mehr beantwortet bekommen. Sei’s drum. Wir wurden in der zweiten Halbzeit von einem jungen Georgier angesprochen, welcher mütterlicherseits in Moskau wohnte, aber da sein Vater Georgier ist, ist er nach Georgien ausgewandert. Er sagte wörtlich, er hat Angst in den Krieg zu müssen. Ich sagte ihm gleich, dass ich überrascht bin, dass er Krieg sagt. Hier in Georgien kann er dies frei sagen, war seine Antwort. War ein interessantes Gespräch in der zweiten Halbzeit. Er erklärte auch, dass die Boris-Paitschadse-Dinamo-Arena zur Zeit für die U21 EM 2023 modernisiert wird und deswegen Dinamo Tbilissi seine Heimspiele im 85km entfernten Gori austrägt.

Der junge Georgier beantwortete meine Fragen gewissenhaft und auch er wollte wissen, wie wir in Deutschland den Angriffskrieg auf die Ukraine sehen. Wir redeten auch ein wenig über Fußball, er war selbst Groundhopper und kannte sich gut aus. Auch in den deutschen Fanszenen. Na und wie ist er auf uns aufmerksam geworden? Klar die Sprache, aber zuerst sah er, dass sich Dynamo Dresden Fans in die Futbology-App eingeloggt hatten. Hah typisch ihr Hopper. Konntet ihr wieder nicht abwarten bis das Spiel rum ist. Der Georgier meinte noch die besten Fans, hat seiner Meinung nach, Torpedo Kutaissi in Georgien, welche wir auf unserer Reise leider nicht gesehen hatten. Aber so hat der geneigte Reisende mit Fussballhintergrund noch Ziele. Nach dem Spiel ging es noch einmal in das Restaurant vom Nachmittag. Da es uns trotz der längeren Wartezeit gefiel und die Preise mehr als in Ordnung waren. Ich gönnte mir noch eine Kharcho Suppe, mit Rind und Reis. Also Suppen können die Georgier definitiv, sie sind immer sehr reichhaltig und abwechslungsreich z.B. mit Bohnen, Reis, Pilzen, Kartoffeln und mit verschiedenen Sorten Fleisch und immer mit dem typischen georgischen Gewürzen. Ich glaube über allem steht Koriander, aber es wird auch viel Petersilie, Thymian, Dill und Basilikum verwendet. Also lasch hat in Georgien nichts geschmeckt. Eine geile Küche! Die Suppen probierten wir auch, vor allem der stille Teilhaber und ich, gut durch. Nach zwei Gläsern georgischen Weines ging es gemütlich die 15 Minuten zurück ins Hotel. Es war unser letztes Spiel auf der Tour mit Freunden und morgen standen nur noch zwei Kulturpunkte an, ehe wir zurück nach Tbilissi fahren werden.

Also raus aus den Federn am nächsten Morgen, kopane ist ja schließlich auch Kultur. Erster Stopp war die Festungs- und Höhlenstadt Uplisziche. War keine lange Fahrt von Gori aus, nur 10 Kilometer entfernt. Da wir relativ früh dort waren, waren noch nicht viele Touris da. War natürlich angenehm. Die Höhlenstadt wurde bereits in der Bronzezeit besiedelt, dies war der Zeitraum zwischen 2200 bis 800 v. Chr. Die älteste schriftliche Erwähnung stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Sie wurde oft belagert und es wurde versucht sie zu erobern. An der Seidenstraße und den Fluss Kura gelegen, war sie natürlich eine reiche Stadt und ein Handelszentrum. Aber erst im 13. Jahrhundert konnte ein Mongolenherrscher Uplisziche stürmen und zerstören. Es machte uns Spaß dort alles in Ruhe zu erkunden, über die Felsen zu laufen und in die Höhlen zu schauen. Da wir die Tickets mit einer Weinverkostung lösten, durften wir noch vier georgisch hergestellte Weine probieren. Die Verkostung war nichts besonderes, dafür ist es der georgische Rebensaft. Uns wurde erklärt, dass georgischer Wein anders hergestellt wird, als der Europäische. Der erste entscheidende Unterschied ist, dass bei der traditionellen Herstellung die Trauben in einen Bottich getan werden, Marani genannt. Sie werden dann mit den Füssen gestampft. Der Saft, Matschari, wird einige Tage stehen gelassen. Wenn der Gärungsprozess einsetzt, wird der Saft in Glas- oder Porzellangefäße gefüllt, bis die Gärung abgeschlossen ist. Dann kommt das Spezielle. Der junge Wein kommt nun in einen Kwewri. Ein Tongefäße welches in die Erde eingelassen wird. Nur der Hals des Kwewri ragt aus dem Boden. Sie werden mit einem Stein versiegelt, der mit Ton und Holzasche abgedichtet ist, damit kein Schimmelpilz eindringt. In diesen Gefäßen bleibt der Wein, bis er ausgereift ist. Die Traubenrester und Stängel, welche auch in den Kwewri reiften, werden nun für den Tresterbrand genutzt, also den traditionellen georgischen Tschatscha. Jetzt sagt noch mal einer Reisen bildet nicht. Also weiter zur Ananuri Burg am Schinwali-Stausees. Der Komplex umfasst religiöse, weltliche und militärische Gebäude. Wir verweilten dort nicht lange, da wir in Tbilissi an die Nariqala Festung und an die Mutter Georgien Statue wollten. So wurden noch am Stausee ein paar Gruppenbilder gemacht, schließlich will man sich ja in der Heimat profilieren. Der Südbrandenburger brachte uns dann sicher zurück in die Hauptstadt, ich fütterte weiter die Hunde am Straßenrand mit meinen Einkäufen, welche zu viel waren, der stille Teilhaber trank das Bier aus welches wir zu viel gekauft hatten, der Jungspund feierte wie der stille Teilhaber das zu viel gekaufte Bier wegmachte und M. plante schon wieder die nächste Tour. An der Seilbahn für die Auffahrt zur Nariqala Festung, gab es noch einen kurzen Disput mit ner Dicken die meinte die 6 Personengondel exklusiv für sich zu haben. Gefahr von einem Blitzeinschlag bestand heute auch nicht. An der Festung wurde nochmal der Blick über die Stadt schweifen gelassen. Die Schwefelbäder, die Hochhäuser oder die Sameba-Kathedrale wurden nochmal bestaunt, runter ging es dann zu Fuß. Vorbei an der Mutter Georgien Statue und der Altstadt entlang. Nach unserer Kulturrunde, gönnte sich der Bierathlet noch ein Fußpilz und als er grinsend aus dem Geschäft heraus kam, wär er fast noch in ein Auto gelaufen. Hupend ging der Fahrer in die Bremsen und der stille Teilhaber war auf einmal ganz still. Lustig ist, dass an dieser Stelle in der Altstadt, er und ich bei unserer Ankunft eine gute Woche zuvor dort fast von einem Dobermann zerfleischt worden sind, naja jedenfalls gefühlt. Diese Maschine von Hund kam dort auf einmal mit einem Affenzahn bellend um die Ecke geschossen auf uns zu gerannt. Er legte sich dabei noch fast selbst auf die Fresse, so kam der angesemmelt. Wir wussten in diesem Moment gar nicht wohin mit uns. Ich glaub ich schrie nur, ach du Scheiße und mein Freund der stille Teilhaber krallte sich an meinem Arm fest. Da malte der Kackstift definitiv ein Gemälde in die Buchse. Das Vieh rannte aber an uns zähnefletschend vorbei. Auch alle Georgier hinter uns suchten irgendwo Schutz und man sah den Schreck in ihren Gesichtern. Doch der Hund war nur an der Katze interessiert welche sich fauchend in Sicherheit bringen konnte. Da ist uns aber das Herz sowas von in die Hose gerutscht. Herrjemine! Also diese Ecke ist für den stillen Teilhaber ab jetzt tabu. Wenn ich schon von dem Hund erzähle, kann ich euch noch berichten, dass das ganze Land voller Streuner ist. Hab ich so nur in Rumänien und Bulgarien wahrgenommen. Hier war es aber extrem. Es waren auch sehr oft große Hunde. Nicht aggressiv, nur immer schauend, wo es was zu futtern gibt. Ab und zu gab’s mal was von uns. Logisch, dass die Vierbeiner uns dann nicht mehr von der Seite wichen.

Ein letztes Essen in Georgien begannen wir mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht, abwartend was diesmal so bei den Bestellungen schief geht. Und tataaa nichts. Krass. Die Kellnerin konnte ein wenig Englisch, die Karte konnte ebenfalls mit der Weltsprache aufwarten, sogar bunte Bilder waren darin enthalten. Heute gönnte ich mir endlich die berühmten georgischen Chinkali. Gefüllte, gekochte Teigtaschen. Mindestbestellmenge 5 Stück, so hatten die Anderen auch was davon. Diesmal wussten wir auch, wie man sie isst. Haben wir nämlich an einem Nachbartisch gestern in Gori beobachten können. Man nimmt sie am Ende in die Hand, beißt ein Loch hinein und schlürft die Brühe aus, um danach die Füllung, Fleisch, Pilze oder Gemüse zu essen. Das Teigende lässt man dann normalerweise auf dem Teller liegen. So schafft man mehr von dieser Köstlichkeit. Georgien und Armenien es war mir eine Ehre! Eine Tour mit Freunden. In Georgien haben wir, durch unseren längeren Aufenthalt, mehr sehen können, eine spannende Kultur, eine interessante Geschichte, stolze und nette Menschen, eine unsichere Zukunft mit dem Nachbarn Russland, eine phantastische Natur, preislich sehr günstig, eine Sprache die mich fasziniert hat, nachdem ich mich für die Recherche, mit ihr beschäftigt hatte. Ich schließe meinen Bericht mit Hilfe des Google Translator, მშვიდობით საქართველო! Ցտեսություն Հայաստան! (Der Kulturbeauftragte)



Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.





auf dem Weg von Batumi nach Gori

Festung Ksanis-Ziche

Ausblick über Gori

Josef-Stalin-Museum und Geburtshaus

Festungs- und Höhlenstadt Uplisziche

Weinverkostung

traditionelles Herstellungsverfahren mit dem Kwewri

am Schinwali-Stausee

Ananuri Burg

georgische Chinkali




Weitere Begegnungen zwischen diesen zwei Teams:
kopane.de
Author: kopane.de

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