Auf der #LeTourdeRoutederIndustriekultur stand an diesem Tag eine Etappe ins Bergische Land an. Es gibt schließlich noch mehr im Ruhrpott, um den Ruhrpott und dem Ruhrpott herum anzuschauen. Und das war diesmal das Röntgen-Stadion des FC Remscheid e.V. Eine der Größen des Spieles „Bundesliga Manager Professionell“ aus dem Jahr 1991. Und dieses Spiel war eine absolute Perle unter den Fußballmanagerspielen. Mit Vereinen wie der SG Wattenscheid, KSV Baunatal, Blau-Weiß 90 Berlin, DSC Wanne-Eickel und eben dem FC Remscheid.
Ein Spiel, welches ich in meiner Jugend auf einem 386er PC mit Windows 3.1 Stunde um Stunde um Stunde gespielt hatte. Würde ich heute noch am liebsten tun. Denn das Spiel war einfach und schnell. Eine Saison dauerte meistens so um eine halbe Stunde. Da gab es noch nicht solch Zeugs wie Spieler XY hat sich von seiner Freundin getrennt, Lebensmittelvergiftung usw. Die „schlimmste“ Nachricht war höchstens ab und an, dass Hooligans im Stadion randaliert hatten und deswegen der Zustand des Stadions abgewertet wurde. Und der Schaden um die 100.000 Mark kostete. Danach kam dann in der Rangliste Bundesliga Manager Hattrick und Anstoß 3. Aber alles Managerspiele danach waren echt nur noch Rotz.
„Aber die Spiele sollen doch realistisch sein.“
„Das ist ein verdammtes Spiel!“
Genug des Schwelgen in Erinnerungen alter Computerspiele. Zurück in die Gegenwart, welche da Zugfahrt quer quer durch den Ruhrpott und das Bergische Land hieß. Und die fand ich persönlich recht annehmlich. Denn das Kino „Zugfenster“ hatte so einiges zu bieten. Städte, Landschaften und Graffiti. War schon sehr schön. Aber auch Nachteile in Form nervender Menschen hat so eine Zugfahrt. In diesem Fall war es eine Mutter, welche in der immer gleichen monotonen Stimme mit den immer gleichen Ansagen versuchte ihren Sohn (4 oder 5 Jahre) zur Ruhe zu bekommen. Die Reaktion des Sohnes war folglich, dass er tat was er wollte und seine Grenzen immer weiter austestete. Dabei sit doch gerade das Arbeiten mit der Stimme in der Erziehung so wichtig. Kurze und knackige Ansage, statt langatmiger Sätze mit monotoner Stimme.
Angekommen in Wuppertal bot sich sogar auf Grund Verspätung des Zuges die Möglichkeit noch eine Runde mit der Schwebebahn zu fahren. Und die wurde natürlich genutzt. Bin ich diese doch das letzte Mal im Jahr 2004 zum Dynamo-Auswärtsspiel hier gefahren. Damals ich Richtung Stadion am Zoo, an diesem Tag in Richtung Oberbarmen. Fetzt doch immer wieder und lässt ein doch freundlicher gestimmten Blick auf Wuppertal zu.
In Oberbarmen noch die Graffiti des Panathinaikos-FC Wuppertal fotografiert, welcher laut dem Kulturbeauftragten rund um das PAO-Stadion auch einige Graffitit hat und demzufolge dort gut integriert ist. Danach ging es dann über Velbert weiter nach Remscheid-Lennep. Dabei stach mir besonders Velbert-Langenberg ins Auge. So aus dem Zug betrachtet wirkte es hier sehr idyllisch. Scheint ein schmuckes Fleckchen Erde zu sein. Und ebenso staunte ich auch, wie groß dieses Velbert scheinbar ist. Beziehungsweise wie weit die verschiedenen Stadtteile auseinander liegen. Gefühlt fuhr der Zug ewig durch Velbert.
Am Bahnhof Lennep staunte ich nicht schlecht, dass die Hohenlimburger, welche mit dem Zug anreisten, von den Remscheidern abgeholt wurden. Auf der anderen Seite logisch, verbindet doch beide Seiten eine langjährige Freundschaft. Ich wollte fast schon die Chance nutzen und mich in die Handshakes einschlagen. Aber dann hätte ich wohl auch Bier trinken müssen und hätte keine Zeit für die Stadtbesichtigung von Lennep gehabt.
Denn diese Stadt, oder Stadtteil von Remscheid, war vor langer Zeit eine wichtige Stadt im Bergischen Land. Denn die Stadt war Mitglied der Hanse und eine preußische Kreisstadt. Lennep zählt heute zu den 35 ausgewählten historischen Stadtkernen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Und das meiner Meinung nach zurecht. Denn die kleine Altstadt kann sich durchaus sehen lassen. Denn die Struktur ist eine Struktur des Mittelalters und viele Häuser stammen aus der Zeit des Bergischen Barocks. Wer diesen bisher noch nicht kannte sei beruhigt. Denn ich kannte diesen bisher auch noch nicht. Dieser beinhaltet viele mit Schiefer verkleidete Fachwerkhäuser. Ist schon schick anzuschauen. Dazu gibt es in der Stadt noch das Röntgen-Museum und das Geburtshaus von Wilhelm Conrad Röntgen. Was Röntgen im Jahr 1895 entdeckt hatte, muss ich hier doch sicherlich nicht erklären. Ist das Röntgen doch alltäglich in aller Munde.
Doch genug der Stadtbesichtigung, Der Fußball rief wie so oft und nicht nur ich, sondern auch die Bande „Remscheid und Hohenlimburg“ wollte ins Stadion. Dass die Remscheider kein „Hansa-Hopperkasse-Gen“ besitzen zeigte mir die Tatsache, dass sie an der Kasse mehr mit dem Kasten voll Bier beschäftigt waren, als mich Fremden genauer zu beäugen.
Das 1925 erbaute Röntgen-Stadion ist natürlich eine Perle und durfte auch schon Spiele der 2. Bundesliga in der Saison 1991/1992 und 1992/1993 beherbergen. Und auch zwei Benefizspiele um die Opfer des Flugzeugabsturzes in Remscheid zu unterstützen.
Doch die erfolgreichen Jahre des Remscheider Fußballs scheinen vorbei. Spielt der FC Remscheid heuer nur noch in der 7. Liga, der Landesliga Gruppe 3 im Bereich Niederrhein. Und so verlieren sich kaum noch mehr als 200 Zuschauer (so zumindest der Stand in der Saison 2019/2020 mit 194 Zuschauern pro Spiel) ins Stadion. Dennoch gibt es auch hier eine Szene und ich bereue es zutiefst, dass ich kein Ligaspiel anschaute, sondern nur ein Testspiel. Ein Derby gegen Union Solingen oder den Wuppertaler SV würde ich mir aber sicherlich mal geben. Schon weil der Kulturbeauftragte meinte, dass die Szene bei seinem Besuch hier lautstark war.
Neben den Hohenlimburgern unterhält die Szene Remscheid laut Wikipedia auch Kontakte zu der Szene von Westfalia Herne. Oder aber der Artikel ist an dieser Stelle nicht mehr auf dem neuestens Stand. Denn Hohenlimburg steht in diesem Bereich noch nicht drin.
Das Spiel war gut und hitzig. Beide Seiten schenkten sich nichts und waren heiß auf den Sieg. Remscheid ging auch in Führung, doch kurz vor Anpfiff glichen die Gäste durch einen Elfmeter aus.
Ich wünsche dem FC Remscheid, dass dieser bald wieder nach oben kommt. Wenigstens in die Oberliga. Verdient hätten dieser es sicherlich.
Nach dem Spiel ging es wieder mit dem Zug über Wuppertal gen Ruhrpott. Und auch hier durfte ein nervender Mensch nicht fehlen. Denn als drei junge Migranten den Zug betraten und sich in ihrer Sprache unterhielten, holte er seinen Thor-Hammer unter dem Achselshirt hervor und schaute sie grimmig an. Darauf hin schaute ich ihn an und gab ihm wohl unmissverständlich mit meinem Blick zu verstehen, dass er einfach nur ein Trottel ist. Denn der Thor-Hammer verschwand wieder und er widmete sich wieder mehr seiner Freundin. Alter, wieso hat so ein Kunde (nein, keine deutsche Vorzeigebiokartoffel) eine Freundin? Ich kann es manchmal echt nicht mehr fassen. Evolution, was denkst du dir dabei?
Naja...alsbald konnte die Zugfahrt wieder genossen werden und so wurde die Nase wieder an der Fensterscheibe platt gedrückt. Ruhrpott du Perle. (goju)
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