Es ist Sonntag, es ist 11 Uhr und ein jeder betet seinen Gott an. Die einen gehen dafür in die Kirche, andere fahren zum Fußball und ich stelle mich eben vor einen Spiegel. Weil, ich bin ja mein eigener Gott. Jaja, ich weiß: ist schon ein wenig arrogant. Aber wieso nicht auch mal das?
Lange suchte ich nach einem passenden Spiel, das nahezu perfekt in das Tagesprogramm passte. Zunächst wollte ich von der einen Insel (Rügen) auf eine andere Insel (Poel) fahren und mir dort um 14 Uhr den Poeler SV anschauen. Diese sollten gegen den Neuburger SV testen. Doch mir passte das Spiel dann doch nicht so sehr ins Programm und ich suchte weiter. Und fand das 11-Uhr-Spiel vom ESV Rostock. Beziehungsweise von dessen zweiter Vertretung, welche gegen die die zweite Truppe vom PSV Rostock kicken sollte.
Nach langem hin und her entschied ich mich dann doch gegen dieses Spiel und stieß nach kurzem Überfliegen der Ansetzungen bei fussball.de auf das Spiel des SV Gelbensander Grashopper gegen den 1. FC Obotrit Bargeshagen. Allein schon wegen der beiden Namen steuerte ich das Spiel an. Ebenso passte die Anstoßzeit von 11 Uhr ebenso bestens. Und als ich diesen Text schrieb sah ich, dass das Spiel der Zweiten vom ESV gegen die Zweite vom PSV abgesetzt wurde. Somit bei der Spielauswahl alles richtiggemacht.
Der Name Obotrit geht auf einen elbslawischen Stamm zurück, der vom 8. bis 12. Jahrhundert zwischen Rostock und Kiel entlang der Küste und ein kleines Stück Richtung Elbe siedelte. Zunächst war ich der Meinung, dass Obotrit irgendeine Firma in der DDR war. So ungefähr wie Robotron. Meine Gedanken gingen da in Richtung irgendwas mit Metall oder Kunststoff oder so. Gut, dass Wikipedia so ziemlich alles weiß und eine Antwort bereit hat.
Das Testspiel war wieder ganz harte Kost. Zwar fielen 5 Tore, dennoch war das Spiel einfach nur zäh. Das zog sich wirklich wie Kaugummi. Da passten die Kommentare einen Jungen außerhalb des Sportplatz, der vor einem Haus saß und irgendein Fußballspiel auf seinem Handy spielte. Er war komplett in dieses Spiel vertieft und sprach immer laut seine Gedanken zum Spiel auf dem Bildschirm aus. Und meistens passten die Kommentare auch zum Spielgeschehen auf dem Platz. Die Spieler passten die Bälle ins Nichts und er fragte mit Blick auf das Handy „Was war denn das für ein Scheiß?“
Neben dem Spiel war auch der Sportplatz nun keine Perle seiner Art. Hier gab es nichts, was das Auge erfreute. So war ich schon sehr froh, als der Schiedsrichter, der ein „Hansa Amateure – Meister 22/23“-Tattoo auf der Wade trug, endlich abpfiff. Noch bevor an der Ostsee das Hopperkassenradar Alarm schlug, war ich schon wieder im Zug und konnte so zum Kulturteil übergehen. Denn ich wollte noch zur Seebrücke Sellin und vorher mir den Sportplatz in Baabe anschauen. So ging es mit dem Zug zurück nach Bergen und von dort mit dem Bus nach Baabe. Schön, dass es mit dem Erreichen von Stralsund wieder anfing zu regnen, was auch den restlichen Tag so bleiben sollte. Unterwegs wieder viele Hansa-Graffiti und bei einem großen „Hansaland“ rappelte es bei mir dann doch. Denn ich hatte es unlängst verstanden, dass ich mir hier im Land der blau-weiß-roten Kogge beweg und das ist hier ja nun wirklich nicht zu übersehen. Ich wiederhole es nochmal: Ich habe es verstanden!
In Baabe angekommen, nutzte ich wie viele andere die Chance noch etwas einzukaufen. So wie viele andere. Denn drei benachbarte Discounter waren gerammelt voll. Danach schnell das Stadion in Baabe angeschaut und schon ging es von dort aus an der Küste und dem Hochuferwanderweg entlang bis zur Seebrücke. Das Meer sehr unruhig, das Rauschen sehr laut und der Wind mit seinem Begleiter den Regen taten ihr Übriges. Dazu noch die Temperaturen gefühlt für mich auf Gefrierpunkt. Aber es muss, was nun mal eben muss. Ich staune schon sehr über diese Naturgewalten, welche sich hier zeigten. Endlich auf der Seebrücke wurde es auch nicht weniger mit Wind und Regen und ich war bis auf das Unterhemd durch. Fotos zu machen war auch nicht so leicht, denn kaum war die Kamera draußen, waren auch schon Wassertropfen auf der Linse.
Die Nacht in der Unterkunft war dann etwas, naja, nervig ausgestaltet. Zunächst rauschte der Sturm die ganze Nacht durch die Blätter und irgendwann kam auch die temporäre Mitbewohnerin ins Zimmer. Erst leuchtete sie mit ihrem Handy, während ich fast schon eingeschlafen war, das Zimmer aus und suchte irgendwas. Dann verschwand sie wieder und kam ein wenig später wieder und leuchtete erneut rum. Dann war sie wieder weg und plötzlich hieß es in meine Richtung „Entschuldigung!“….“Entschuldigung! Hier an der Decke sind überall Spinnen! Stört es dich, wenn ich die wegsauge?“ Und bevor ich antworten konnte, war der Staubsauger auch schon an.
Spätestens hier könnte jetzt der Text ein Ende finden, Doch für mich ging es ja noch weiter. Von der einen Insel rüber auf eine andere Insel und von dort auf DIE Insel. Also weiter geht es. Die Fotos dazu packe ich euch in diesen Beitrag. Und den Text der kleinen Tour schreibe ich einfach hier weiter.
Noch immer stürmte und regnete es über der Lagune mit dem Namen Großer Jasmunder Bodden. Die Wellen für dieses maximal 7 Meter tiefe Gewässer immer noch recht ordentlich. Ich saß derweil beim Frühstück in der Gemeinschaftsküche und beobachtete das Schauspiel. Nebenbei checkte ich das Wetter auf Bornholm und war schon leicht sauer. Denn von den 22°C mit Sonnenschein war nicht mehr viel übrig. Anstatt dessen wurde viel Regen und auch dort Sturm gemeldet. Quasi zog der Sturm auf meiner Reiseroute mit. Doch alles nützte nichts, ich musste zum Zug. Dort angekommen, kam schon der Schaffner, der hier auf den Zug nach Sassnitz wartete, und vermeldete, dass der Zug später kommt. Signalstörungen aufgrund des Sturmes und dann bummelte auch noch ein Güterzug vor meinem Zug her. Er bot mir an, mich in den bereitgestellten Zug zum Ostseebad Binz zu stellen, damit ich nicht nass und weggeweht werde, doch norddeutsch wie ich nun mal nicht bin, blieb ich stoisch auf dem Bahnsteig stehen und zeigte dem Sturm und dem Regen den ausgestreckten Mittelfinger.
Mit dem Zug irgendwann mal nach Sassnitz gefahren und von dort weiter mit dem Bus zum Fährhafen Mukran. Eine junge Dame im Bus sagte ihrer Freundin die ganze Zeit, wie weit es noch bis zum Fährhafen ist und als der Bus am Fährhafen hielt, sagte sie, dass es noch eine Haltestelle bis zum Fährhafen sei. Was allerdings quasi der Bahnhof ist. Dennoch blieben erstmal alle Reisenden sitzen und warteten mal. Da schaute der Busfahrer nach hinten, fragte „Fährhafen Mukran?“ und bekam die Antwort der Holden, dass es ja noch eine Haltestelle sei. Er verneinte und plötzlich sprangen die Massen auf, er öffnete die Tür an dann schob sich der Pulk Menschen wie ein Sandwurm vom Planeten Dune zum Termin des Fährhafens. Dort war allerdings nur ein kleiner Bereich geöffnet. Der Checkin war noch geschlossen und an der Zugangstür klebte der Zettel „Fähre nach Trelleborg für den 07.08. und 08.08. eingestellt.“
Und dann saßen oder standen wir alle in diesem Gang und ich war den Menschen, die das Fensterglas erfunden haben, sehr dankbar. Denn der Wind pfiff nach wie vor mit enormer Stärke, der Regen prasselte gegen das Glas und alles war trübe bewölkt. Doch nach fast zwei Stunden Warterei kam dann langsam Bewegung in die Sache. Die ersten Menschen mit gelben Securityjacken kamen angelaufen, öffneten den Checkin und….baten erneut, dass wir uns einen Platz suchen sollten und warten sollten. Also weiter ging der Spaß. Ich weiß gar nicht, wie viele Kilometer ich hier aus purer Langeweile auf und ab getigert bin. Irgendwann ging eine Frau zum Obersecurity und fragte, ob die Fähre noch kommt und nach Rønne fährt, oder ausfällt. Seine Antwort war positiv: „Das ist eine stabile Fähre. Die fährt. Sehen Sie, dort hinten am Horizont kommt sie schon. Ein wenig verspätet zwar wegen des Sturmes. Aber sie kommt. Jetzt vielleicht noch eine halbe Stunde. Aber eines sage ich ihnen noch: Ich bin mal bei halb so starken Wind mit der Fähre gefahren. Da konnte ich kaum das Tablett an meinen Platz tragen, so sehr wackelte die Fähre hin und her. Also lieber sitzen bleiben.“
Mit dieser Empfehlung ging es dann, ohne Ticketkontrolle, auf die Fähre. Direkt einen Platz ganz vorn am Fenster okkupiert und auf die Dinge die da kommen würden gewartet. Doch zunächst kam ein Renterehepaar mit Enkel. Drei Plätze am Tisch waren noch frei, welche sie zugleich beanspruchten. Und wie sollte es auch anders sein: Großeltern und Enkel stammten aus Dresden. Na Helm ab, Frau Mütze. Mit ca. einer Stunde Verspätung fuhr die Fähre los. Kaum aus dem Hafen raus, begann auch gleich das Wellenspiel und die Fähre wogte von links nach rechts und wieder zurück. Persönlich fand ich das schon mega. Die Wellen krachten gegen die Fähre und dabei donnerte es wie bei einem Gewitter. Die Fähre driftete nach rechts und als das Wellental kam, rutschte sie wieder nach rechts. Echt famos, was Wasser für eine Kraft hat. Selbst so ein großes Schiff einfach so zu bewegen. Ich war schier gebannt. Irgendwann wollte ich auch mal raus aufs Deck. Mir das Schauspiel mal von der Relling anschauen. Doch zunächst bekam ich die Tür nach außen nicht auf, so stark drückte der Wind gegen diese. Mit einem kräftigen Hauruck wurde die Tür aber geöffnet und zugleich schob mich der Wind wieder in die Fähre hinein. Gut, ich hätte auch einfach auf der Windabgewandten Seite die Tür öffnen können. Egal, ich stellte mich an die Reling und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Einfach nur ein Schauspiel sondergleichen. Und dabei waren das noch kleine Wellen.
Mit nur noch 30 Minuten Verspätung lief die Fähre in Rønne (13.798 Einwohner) ein, was mir aber nichts mehr nutzte, da der Bus nach Nexø abfuhr, als ich gerade über die Gangway schritt. So musste ich abermals eine Stunde meines Lebens warten. Und das hasse ich wirklich. Warten ist einfach nur eine sinnlose Beschäftigung. Noch dazu bei Regen und Sturm im Hafen. Aber allein war ich nicht. Es hatte noch mehr Reisende erwischt. Doch alles hat einmal ein Ende und so konnte ich dem Busfahrer stolz meine Fahrkarte nach Nexø (5 Zonen = 75 dän. Kronen) unter die Nase halten. Er brachte mich dann sicher nach Nexø (3.674 Einwohner). Von der Bushaltestelle bis zur Unterkunft am Hafen von Nexø waren es dann auch nur um die 100 Meter. Doch was soll ich jetzt über diesen Kabuff sagen? Ich war ziemlich angefressen und verteufelte proforma erstmal alles. Das Wetter, die Unterkunft, den Sturm, die Toilette und Dusche, welche 100 Meter entfernt im Hafen lag, den Hafen an sich, weil einfach Industriehafen und sowieso und überhaupt. Boar war ich da sauer. Doch nach ca. einer halben Stunde beruhigte ich mich wieder und ging die ersten Schritte durch Nexø und zum Schluss noch einkaufen. Wobei ich sagen muss, dass ich mir schon ein paar Dosensuppen mitgebracht hatte. Die Preise hier sind ja abartig. Skandinavien halt. Und dazu noch eine Insel. Was willste da auch machen?
Jedenfalls blies der Sturm munter weiter, ich kochte mir eine Suppe und schnitt noch ein wenig Gemüse rein und hoffte, dass das Dach der Unterkunft nicht davonfliegt. Als ich im Bett lag und der Sturm und der Regen noch mal zulegten, meldete sich meine Blase. So musste ich im Dunkeln noch mal durch den Hafen latschen und kam leicht durchnässt wieder im Zimmer an. Naja…das Augenmerk lag auf dem nächsten Tag. Ich hoffte auf Wetterbesserung.
Es sollte touristisch werden. Mein eigentliches Ziel war es, zur Burg Hammershus mit dem Fahrrad, welches ich noch mieten wollte, zu fahren. Eigentlich wollte ich an diesem Tag die Insel einmal komplett umrunden. Doch am Morgen regnete und stürmte es noch immer. Ich wartete und wartete und traf dann leider doch die Entscheidung, ein 4-Tage-Ticket für 350 dän. Kronen zu kaufen und den ÖPNV zu supporten. Das Fahrrad hätte das gleiche Geld gekostete. Von daher wenigstens keine Mehrkosten. Und wie es nun mal so ist, hörte es mit dem Regen auf, nachdem ich mit dem Bus an Gudhjem vorbeifuhr und die Sonne kam auch aus den Wolken hervor. Nur der Sturm wütete noch und warf auch hier und da ein paar Bäume auf die Radwege. Wieso hast mich der Wettergott so sehr?
Mit dem Bus fuhr ich bis nach Allinge. Dieser Ort, ein Fischerdorf, wuchs schon früh mit dem Ort Sandvig zusammen und bildet nun die Gemeinde Allinge-Sandvig. Doch was wollte ich hier? Ganz einfach: Die haben hier einen Sportplatz, welcher fest im Programm für mich eingeplant war und der wurde dann auch gespottet. Danach ging es zu Fuß erst an den Hafen und an den Strand von Sandvig und danach weiter zur Burg Hammershus, eine der größten zusammenhängenden Burgen in Nordeuropa.
Diese Burg wurde im Laufe des 13. Jahrhunderts erbaut und hat eine wechselvolle Geschichte. Erst im Besitz der Erzbischöfe von Lund, dann hatte Christian II. die Hand drauf und zum krönenden Abschluss auch noch die Lübecker Hanse. Selbst die Schweden besetzten die Burg im Jahre 1658. Doch der Bevölkerung gefiel das nicht und probte den Aufstand gegen die Schweden, die daraufhin die Burg wieder verließen.
Was die Burg so besonders macht ist in meinen Augen deren Lage. Denn Hammershus liegt 74 Meter über dem Meer fast an den Klippen. Und so präsentierte sich das Panorama hier auch. Der Sturm schob das Meer an die Klippen, die Gischt schoss nach oben und ich stand da und war mal wieder völlig gebannt. Diese Weite des Landes bzw. Meeres hier, die Wellen, der starke Wind – es war bombastisch. Teils war der Wind sogar so stark, dass er mich einfach von der Burgmauer nach hinten schob, oder ich an den Klippen unterhalb der Burg mich nach vorn lehnen konnte und nicht umfiel. Nur das Fotografieren war etwas schwierig, da die Kamera doch sehr vom Wind bewegt wurde.
Nichtsdestotrotz war hier auch für mich nach einiger Zeit der kulturelle Teil beendet und ich setzte mich wieder in den Bus. Das Ziel diesmal Rønne, die Hauptstadt der Insel. Und natürlich und zuallererst das größte Stadion der Insel, das Stadion Nord. Dankenswerter Weise öffneten bereits vor meiner Ankunft ein paar Jugendliche ein Eingangstor und lungerten auf der Tribüne rum. Also schnell rein, die obligatorischen Fotos gemacht, mich wieder verabschiedet und zu Fuß ins Zentrum von Rønne gelaufen. Leider hatte diese Stadt, in der rund 35% der Bornholmer Bevölkerung leben (insgesamt leben 39.602 Menschen auf Bornholm), das Pech in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkriegs von sowjetischen Bombern erheblich zerstört zu werden. Der Grund war, dass der Kommandant von Kamptz sich nicht den Sowjets ergeben wollte. Denn sein Befehl war, dass er sich nur den Westallierten bei deren Ankunft ergeben sollte. Doch die sowjetischen Truppen waren schneller und waren ob des Widerstand des deutschen Kommandanten zu allem Bereit und bombardierten neben Rønne auch Nexø. Besetzt blieb Bornholm von den Sowjets bis zum 16. März 1946. Davor besetzten im Jahr 1940 die deutsche Wehrmacht die Insel. Doch widerstandslos waren die Bornholmer nicht. Sie versteckten hier Flüchtlinge aus Bornholm und halfen ihnen nach Schweden weiter. Ebenso versorgten sie den Kopenhagener Widerstand mit Waffen.
An diesem Tag holte mich die Stadt aber nicht mehr so richtig ab. Klein ist diese, ein Zentrum hat sie, dazu den Hafen. Doch irgendwie wurde ich mit der Stadt nicht warm und fuhr, nachdem ich eine längere Zeit mir die Stadt anschaute, mit dem Bus nach Nexø. Das Abendbrot kochen und auf den nächsten Tag freuen. Denn an diesem ging es auf DIE Insel. Und da war ich schon ein wenig hibbelig.
Der Tag begann früh. Denn der Bus nach Gudhjem fuhr früh. Das hatte den Vorteil, dass ich Gudhjem quasi noch ohne Massen an Touristen sah und in der Stadt bis zur Abfahrt des Bootes nach Christiansø noch ein wenig Zeit hatte, mir dieses Örtchen mit 736 Einwohner anzuschauen. Und das kann meiner Meinung nach schon einiges. Es ist halt in den kleineren Ortschaften auf Bornholm halt alles klein und niedlich. Dazu kommt, dass der Ort an den Hang gebaut wurde und es von der Bushaltestelle bis zum Hafen ein gehöriger Höhenunterschied überwunden werden muss. Es geht steil bergab. Im Zentrum des Ortes, also am Hafen, findet ihr die Sehenswürdigkeiten. Die da wären:
Ja, klingt jetzt nicht nach viel. Und so ist es auch. Dennoch ist dieser Ort gemütlich. Hier lässt es sich sicherlich gut leben. Bevor allerdings die Touristenmassen hier einrückten, schwang ich mich lieber aufs Boot und stach in See. Und zu meiner Überraschung sang der örtliche Chor zur Abfahrt des Ausflugsschiffes sogar ein Lied. Die Schnecke dankt.
Das Wasser war an diesem Tag auch nicht wirklich ruhig. Das Boot fiel wieder von der rechten auf die linke Seite. Die wenigen Touristen an Bord störte es aber nicht. Für meinen Teil war ich sogar recht froh, dass das Wetter nicht so pralle war, denn so waren wirklich kaum Touristen nach Christiansø unterwegs. Ungefähr eine Stunde braucht das Boot für die 18 km von Gudhjem nach Christiansø. Im Hafen von Gudhjem sind die kleinen Inseln schon vage am Horizont zu erahnen. Und wenn die Inseln dann vom Boot aus zu sehen sind, ist das schon ein schöner Anblick. Denn rundherum ist einfach nur Meer. Dazu die alten Häuser. Wieder einfach nur beeindruckend. Auf Christiansø leben nur 93 Menschen. Für mich schon nahe am Paradies. So wenige Menschen. Einfach nur schön.
Insgesamt setzt sich die Schären-Inselgruppe aus Christiansø, Frederiksø, Græsholm und kleineren Felsen zusammen. Wobei nur die ersten beiden Inseln bewohnt sind. Im Jahr 1684 wurden im Auftrag von Christian V. die Inseln zu einer Seefestung ausgebaut. Der Grund dazu war der verlorene Krieg der Dänen und Norweger gegen die Schweden. Daraufhin musste Dänemark seinen Besitz östlich vom Öresund an Schweden abgeben, was zur Folge hatte, dass die Grenzen zwischen beiden Ländern nun der Öresund war und Dänemark vieler seiner Ostseehäfen verlor und Schweden auch noch in Karlskrona einen Marinestützpunkt baute. Deswegen sollten die schwedischen Bewegungen auf der Ostsee besser beobachtet werden können, woraufhin die Inselgruppe zur Seefestung ausgebaut wurde. Die Materialien kamen hierbei alle von den Inseln selber. Denn diese waren reich an Granit. Insgesamt wurden zwei Türme und vier Hafenbatterien für Kanonen gebaut. Und Unterkünfte für Soldaten.
Aber auch ein Stützpunkt für dänische Freibeuter war die Insel. Diese machten sich von hier aus auf, englische Schiffe zu kapern, welche aus den Ländern an der Ostsee Materialien ins britische Königreich brachten, mit denen die englische Flotte aufgerüstet wurde. Das rief natürlich die britische Krone auf den Plan. Einerseits störte sich die britische Flotte an den dänischen Freibeutern und auf der anderen Seite warf England ein Auge auf die Inselgruppe. Denn diese lagen strategisch gut. So wurde die Seefestung von den Briten angegriffen, wobei 7 Menschen (sechs schwedische Gefangene und eine ältere Dame) starben. Die Briten nutzen für diesen Angriff acht Schiffe. Eine Fregatte, drei Bombenschiffe, zwei kleinere Kreuzer und zwei Linienschiffe. Das letzte große Ereignis auf der Insel war die Meuterei der Soldaten. Diese töteten den Kommandanten, legten die Offiziere in Ketten und ließen anschließend der Anomie freien Lauf, was weitere Todesopfer forderte. Dabei währte der Aufstand nur ein paar Tage. An dessen Ende setzten sich die Meuterei nach Schweden ab.
Heute gibt es auf den Inseln eine Schule, einen Arzt (+ 2x oder 3x im Jahr einen Zahnarzt), einen Kaufladen, eine Kirche, einen Friedhof, eine Bücherei und ein Hotel sowie Gasthaus. Sogar eine Feuerwehr und ein Elektrizitäts-, Wärme- und Wasserwerk gibt es hier. Zugleich ist die Inselgruppe der östlichste Punkt von Dänemark und unterliegt keiner Gemeindeverwaltung, sondern dem Verteidigungsministerium. Weiterhin steht die Insel unter Denkmal- und Naturschutz und ist auch ein NATURA2000-Gebiet. Wasser wird hier aus einem Gemisch aus Ostseewasser (ca. 80%) und Wasser aus Bohrungen (20%) gewonnen. Neben den alten Gemäuern lässt sich hier auch gut die Natur beobachten. So sollen auch ab und an Seelöwen hier zu sehen sein. Halt nur nicht an diesem Tag. Und auch spielt die Inselgruppe eine wichtige Rolle in der dänischen Kunst, da sich viele Künstler und Künstlerinnen hier niederließen und die Inselgruppe in allen möglichen Farben und aus allem möglichen Winkeln malten.
In der Planung für diesen Ausflug überlegte ich lang, wieviel Zeit ich hier verbringen sollte. Gegen 11 Uhr legte das Boot an und dann hatte ich die Möglichkeit entweder 14 Uhr oder 16 Uhr wieder abzulegen. Und eigentlich wollte ich 16 Uhr wieder aufs „Festland“ übersetzen. Doch dann steckte ich auf einer Onlinekarte mal die Wegstrecke ab die ich gehen wollte. Und da stand dann einfach nur 1,8 km für die große Insel zu Buche. So viel die Entscheidung für das Boot um 14 Uhr. Und die drei Stunden waren auch vollkommen ausreichend. Zumal das Wetter wieder mit starken Wind und Regen aufwartete. So also interessiert die Insel angeschaut und gestaunt, wie die 93 Menschen hier so leben. Zumal hier auch noch Kinder und Jugendliche leben. Ich stelle mir da wirklich Fragen, wie es ist, hier aufzuwachsen. Sicherlich gibt es hier genug Freiheiten, aber so richtig Hobbys ausleben ist dann auch nicht. Einen Fußballverein gibt es nicht. Fahrradfahren ist nun auch nicht gerade möglich. Und wenn hier ein schwerer Sturm über die Insel fegt, bleiben ja nur die vier Wände, in denen sich aufgehalten wird. Auf der anderen Seite ist das hier sicherlich alles eine große Familie. Und das Zusammenleben muss halt irgendwie gelingen. Denn viel Platz gibt es hier nicht. Ich empfehle euch, euch die Insel mal selber anzuschauen. Ihr könnt hier auch mit dem Zelt anreisen und dann den Zeltplatz bevölkern. Das ziehe ich für mich wirklich in Betracht. Einfach mal zwei Tage hier das Leben und die Ruhe genießen. Wer kommt mit?
Bevor das Boot ablegen konnte, wurde noch ein junger Mann von sieben anderen Menschen am Schiff verabschiedet. Plötzlich schauten drei weitere Menschen über eine Mauer und auch diese verabschiedeten sich von ihm. Und weil das alles noch nicht reichte, kam auch noch einer auf das Boot gerannt und umarmte ihn. Ich sag ja: große Familie hier. Nachdem das Boot für die Rückfahrt ablegte, schwankte das Boot nicht mehr von der linken auf die rechte Seite, sondern es ging auf dem Weg nach Gudhjem hoch und runter. Sehr schlaffördernd. Am Zielhafen angekommen verabschiedeten sich auch noch die Matrosen des Bootes von dem jungen Mann. Ich meine, dass sie alle stolz auf diesen Mann sind. Denn er hat es geschafft. Er ist in den Westen rüber gemacht. Nach Bornholm, nach Rønne. Oder so ähnlich. Für mich ging es schnurstracks zum Bus und ab nach Svaneke. Diese Stadt liegt nordöstlich auf Bornholm nur wenige Kilometer nördlich von Nexø. Diese Stadt hat ein historisches Stadtbild und ist dadurch ein beliebtes Ziel vieler Touristen. Und einen Fußballplatz gibt es hier auch, denn ich nach der Erkundung der Altstadt besuchte. Doch muss ich sagen, dass ich an diesem Tag nach Gudhjem und Christiansø doch etwas satt war. Auch gibt es auf Bornholm gerade an der Küste viele dieser alten Häuser. Und so war ich davon wirklich gesättigt. Und ja, und da wiederhole ich mich, hier ist alles klein und niedlich. Ich habe es verstanden. Doch gibt es hier nicht nur alte Häuser und einen Hafen, sondern auch viele Geschäfte, in die viele Touristen strömten. Da dachte ich mir noch, dass ich mein Geld nun nicht in so einem Geschäft lassen muss. Und dann stand ich vor einer Chocolaterie. Und danach vor einer Bonbonerie. Und dann saß ich am Ende im Bus und fragte mich wirklich, Ob IcH hIeR gErAdE fÜr ScHoKoLaDe UnD BoNbOnS wIrKlIcH 50€ bEzAhLt HaBe????!!11???!!!!einself!!!
Naja…es war der Urlaub. Scheiß drauf. Nervenfutter für das Kollegium halt.
Heute sollte alles ruhig angegangen werden. Gemütlich ausschlafen, frühstücken und dann zu Fuß die 12 km von Nexø immer am Strand entlang an die Südspitze Bornholms nach Dueodde laufen, wo auch der schönste Strand Dänemarks zu finden ist. Ich fasse mich kurz: War das geil! Ich war zeitweise komplett allein am Strand. Schon allein dafür hatte es sich gelohnt. Zunächst ging es nach Snogebæk den Hafen anschauen. Joar, ist halt ein Hafen, wie es ihn hier viele gibt. Doch ein Bauwerk im Hafen fiel mir ins Auge. Ein kleines „Gebäude“ ganz aus Beton. Erst war ich der Meinung, dass dort die Hafenmeisterei drinsitzt und das Haus aus Beton besteht, da hier vielleicht mal eine Sturmflut oder so kommen kann. Doch als ich an das Haus herantrat, entpuppte sich das Gebilde als Sauna. Als Sauna mit Blick auf das Meer. Gefällt mir.
Am Strand von Snogebæk war das Wasser sehr ruhig und die Sonne schien auch. Zudem der Sand gut fest, so dass sich gut auf diesem laufen ließ. Doch als ich südlich von Snogebæk am Strand „Um die Kurve“ lief, wandelte sich das Bild. Plötzlich wieder Wind, Wellen auf dem Meer und Bewölkung. Das nervte mich dann doch. Nur aufhalten konnte mich dieser Umschwung nicht. Im Prinzip war es einfach zu schön, knapp 90% des Weges am Strand entlang zu laufen.
Am Strand von Dueodde angekommen ging es für mich weiter zum Bornholmertårnet – den Turm von Bornholm. Hier gab es erst den alten Turm und ab 1986 den neuen 70m hohen Turm. Die Aufgabe von beiden Türmen war, Überwachungs- und Horchaktivitäten durchzuführen und quasi die Sowjetunion und den Warschauer Pakt zu belauschen. Dies wurde insgesamt von 1948 bis 2012 durchgeführt. Danach wurde die Anlage geschlossen. Danach wurde das Gelände zu einem kleinen Museum mit Bezug zum Kalten Krieg und der neue Turm dient heute als Aussichtspunkt über die angrenzen Küste und das Hinterland. Wer hier hoch möchte, muss mehr als 400 Stufen bewältigen. Einen Aufzug gibt es aktuell nicht. Ob sich die rund 15€ Eintritt insgesamt für das Museum und den Turm lohnen weiß ich nicht. Das gilt es für sich selbst zu entscheiden.
Nach dem Tower ist vor dem Mittag und so ging es mit dem Bus zurück nach Nexø. Nach dem Mittag ging es für mich zunächst zum lokalen Stadion. Denn an diesem Tag ist für mich der „Tag der Schande des Bornholmer Fußball“. Denn eigentlich sollte Nexö an diesem Tag um 18:30 Uhr sein Pokalspiel bestreiten. Doch als ich alles fertig gebucht hatte und auch Stralsund in Sack und Tüten war, war das Spiel plötzlich für den 05.08. angesetzt. Also den Tag, an dem ich in Stralsund war. Na danke dafür. Und dann stand ich hier vor dem Stadion und es führte kein Weg rein. Es gab hier einfach keinen Zugang. Alles war verriegelt und verrammelt. Sinnlos. So ging es halt für mich in die kleine Stadt. Viel gibt es hier nicht zu sehen. Wie gesagt, wurde diese Stadt einst stark zerstört und war auch eher ein Fischerort. Hatte aber einst eine Anbindung an die DBJ - De Bornholmske Jernbaner. Doch fuhr hier der letzte Zug bereits am 28.09.1968 von Rønne nach Nexø. Insgesamt gab es auf Bornholm drei Strecken, auf denen Züge verkehrten. Die Strecke von Rønne nach Nexø, die Strecke von Rønne nach Allinge und die Strecke von Alminding nach Gudhjem. Doch viel ist nicht mehr davon übrig. In einigen Orten sind noch die Bahnhofsgebäude erhalten und in Nexø gibt es das DBJ Museum, welches direkt am Hafen zu finden ist. Ob es auf Bornholm in ferner Zukunft nochmal einen Zugverkehr geben wird, steht leider in den Sternen. Mir hätte es persönlich mehr gefallen, hier die ein oder andere Strecke mit einer Ferkeltaxe statt dem Bus zurückzulegen. Vielleicht kommt das ja noch. Vielleicht mal der České dráhy den Hinweis geben, dass deren Ferkeltaxen für Bornholm völlig ausreichend sind. Bevor sie diese verschrotten, können sie die auch nach Bornholm abgeben.
Naja, für mich hieß es abschließend die Tasche zu packen und zeitig ins Bett zu springen.
Früh am Morgen hieß es für mich aufzustehen. Denn bereits 6 Uhr sollte der Bus gen Rønne rollen. Also schnell alles fertiggemacht und vor die Tür getreten. Und was sehe ich? Einen schönen Sonnenaufgang, es war windstill und die Temperaturen mehr als angenehm. Ja genau: vier Tage quält mich diese Insel mit scheiß Wetter und am letzten Tag wird das gute Wetter ausgepackt. Ach komm….
Die Fährfahrt auch ohne besondere Vorkommnisse. Die Ostsee sehr ruhig, kein Geschaukel, ich auf dem gleichen Platz wie zur Hinfahrt. Business as usual. Eigentlich war die Rückfahrt langweilig. Über Sassnitz, Lietzow, Stralsund und Rostock ging es nach Dresden und kurz nach 22 Uhr stand ich vorm Neustädter Bahnhof. Ab in die Straßenbahn und dann kam mir das große Kotzen. Denn in der Bahn saß ein Mensch, der von irgendwas viel zu viel genommen hatte und unterhielt die Bahn lautstark und klatschte dabei immer in die Hände. Davon fühlten sich unabhängig voneinander zwei Suffis ein Stück vor und hinter ihm angesprochen und pöbelten ihn quer durch die Bahn an. Und ich stand mittendrin und emigrierte innerlich nach Christiansø in die Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Was stimmt mit so manchen Menschen in Dresden einfach nicht? Das ist ja echt nicht mehr auszuhalten. Da ist das ganze Urlaubsfeeling innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde gleich wieder zerstört. Und das nur, weil sich irgendwelche Hirnis nicht kontrolliert bekommen. Manchmal habe ich es echt satt.
Bornholm, wir werden uns nochmal wiedersehen. Du schuldest mir noch mindestens ein Fußballspiel. Und gutes Wetter. (goju)
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