Weiter ging es auf der „Le Tour de Route der Industriekultur“. Zunächst mit einem kleinen Abstecher zum „Alten Dorf Westerholt“. Dieses Kleinod aus Fachwerkhäusern kann sich wirklich sehen lassen. Gemütlich, ruhig und die Architektur einfach nur schön. Auch wie die kleinen Gassen gestaltet sind, macht was her. Schade nur, dass die Fläche dieses alten Dorfkerns wirklich klein ist. Das Dorf noch mal ein paar Nummern größer wäre echt der Hammer. Froh bin ich dennoch, dass dieser Dorfkern unter Denkmalschutz steht. So spazierte ich hier einige Zeit umher und stand irgendwann vor der Kirche, vor welcher auch zwanzig Lkw im Halbkreis standen. Aus der Kirche trat eine Trauergemeinde, der Sarg des verstorbenen wurde in den Leichenwagen geschoben und gleichzeitig betätigten zwanzig Lkw-Fahrer die Hupen ihres Gefährt über Minuten. Gänsehaut! Als letztes Geleit fuhren drei Lkw-Fahrer mit ihren Trucks mit dem Leichenwagen zum Friedhof. Unbekannterweise sag ich: Ralph, ruhe in Frieden.
Über verschlungene Wegen ging es anschließend zum Parkstadion. Weit vor Anpfiff erreicht, streunte ich hier noch ein wenig herum, schaute mir die letzten Minuten des B-Jugendspiels Schalke – Düsseldorf an und staunte, wie sehr sich doch Schalke und der BVB hier im Umfeld der Arena respektieren. Hier wird sich nicht banal mit Aufklebern überklebt. Nein. Hier wird noch respektvoll ein Aufkleber neben den des anderen geklebt. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.
Das Parkstadion ist schon noch eine Perle, auch wenn es extremst verstümmelt wurde durch den Rückbau der Haupttribüne und der Kurven. Aber für ein wenig Polenfeeling reicht es dennoch. Große Tribüne und sonst nix. Mir hatte es gereicht. Wenngleich ich trotzdem lieber das ehemals bis zu 70.000 Zuschauer fassende Stadion in voller Größe gesehen hätte. Wie können Menschen solche Kathedralen des Fußballs nur immer wieder abreißen und ein paar Meter weiter ein charakterloses Irgendwas hinsetzen. Das verstehe ich nicht.
Noch nicht mal hingesetzt hatte ich mich auf der Tribüne, da führte die zweite Mannschaft von Schalke schon mit 1:0. Am Ende stand es 5:1 und ich fragte mich immer noch, wieso Schalke nicht mal 4€ für diesen Testkick als Eintritt wollte. Mit gezückten Geldschein stand ich an der Kasse, fragte nach dem Preis und erhielt als Antwort „Nein, dafür nicht. Passt schon. Danke.“. Bei 128 Zuschauern wären ja ey nur 512 Euro zusammen gekommen. Aber wenn sie mein Geld nicht wollen, werde ich mich nicht darüber aufregen.
Nach dem Spiel sollte es eigentlich zum 16-Uhr-Kick vom DSC Wanne-Eickel gegen Hamm gehen. Doch als ich die Ansetzungen noch einmal prüfte, war das Spiel plötzlich verschwunden. Bei Wanne-Eickel stand nichts mehr auf der Homepage und bei Facebook und bei Hamm war das Spiel mit 18 Uhr eingetragen. Da aber alle nachfolgende Spiele vom DSC abgesagt waren, suchte ich lieber eine Alternative. Was sich mit 14:45 Abpfiff und 15 Uhr Anpfiff beim nächsten Spiel dann doch nicht so gut gestaltete. Doch nur drei Kilometer westlich vom Parkstadion sollte in Beckhausen ein Altherrenspiel ausgetragen werden. Na dann halt das. (goju)
Den damaligen Bürgern im Alten Dorfes ist es zu verdanken, dass die Freiheit in den 1960er-Jahren nicht einer Flächensanierung zum Opfer fiel; immerhin hatten die örtlichen Stadtplaner vor, das alte Dorf abzureißen und an dessen Stelle die damals in den Ruhrgebietsstädten modernen Betonzweckbauten erstellen zu lassen. Mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz widersetzten die Eigentümer sich solchen Absichten. Nach der Eingemeindung durch die Stadt Herten, die ihre eigene Altstadt eben durch solche Bausünden verloren hatte, wurden die alten Häuser im Dorf durch das Land Nordrhein-Westfalen unter Denkmalschutz gestellt und die notwendigen Restaurierungen sogar zeitweise aus Mitteln der Stadt Herten gefördert. So blieben die historischen Strukturen erhalten. Die Häuser wurden ebenso wie das benachbarte Schloss inzwischen denkmalgerecht restauriert. Quelle wikipedia
Sehr schöne und ausführliche bildliche Dokumentation