So richtige Kleinode in einer letzten Liga eines Landkreises sind ja in Deutschland selten. Meist bestimmt die grüne Wiese mit oder ohne Gestänge ringsherum das Bild. Anders dagegen in der Tschechischen Republik, wo es eine gute Tribünenkultur neben den Sportplätzen gibt. Zwar kann nicht jeder Verein eine Tribüne sein eigenen nennen. Doch die Dichte ist ungleich höher gegenüber Deutschland. Und solch ein Kleinod wurde am 08.04.17 angesteuert. Kurz vor Usti nad Labem liegt direkt an der Elbe und somit an der Zugstrecke der kleine Ort Povrly. Viel gibt es hier nicht zu schauen. Gegenüber des Bahnhofs eine größere, wohl stillgelegte Fabrik, Wohnhäuser und ein kleiner Laden, in welchem es kurz vor Ostern noch Weihnachtsmänner zu kaufen gibt. Vom Bahnhof zum Stadion sind es zu Fuß maximal zehn Minuten.
Als ich den Blick durch das Stadion schweifen ließ, fragte ich mich, warum solch ein kleiner Ort in der neunten und letzten Liga solch eine Anlage hat. Der erste Gedanke war, dass das örtliche Kombinat seinerzeit für die Betriebssportgemeinschaft solch einen Platz errichtete. Und der zweite, dass Povrly vor langer Zeit höherklassig spielte und für den Zuschaueransturm mehr Plätze bereit halten wollte. Eruieren konnte ich die Sachlage bisher nicht, bin aber froh, dass es solche Sportplätze ein kleines Stück von Dresden entfernt gibt. Denn zusammen mit dem Hügel im Hintergrund der Anlage bot sich hier ein nettes Ambiente dem geneigten Betrachter dar.
Das bei diesem Spiel Tore fielen, glich einem Wunder, denn die Spieler waren einerseits arg limitiert in ihren Ballfertigkeiten, oder doch sehr bierbäuchig. Sozusagen Amateurfußball wie er sein sollte. Eintritt wurde nicht erhoben und das Bier, welches sich die beiden Begleiter gönnten, lief in wahren Sturzbächen die Kehlen hinab. Da konnte ich mit meinem selbst gemachten Salat keine Akzente setzen. Was mir bei der Recherche zu diesem Spiel auffiel war, dass sich fotbal.cz mittlerweile stark verbessert hat und nun schon bis in die letzten Ligen Zuschauerzahlen, sowie ein wenig Statistik aufweisen kann. Das war wohl auch der Grund, warum der Schiedsrichter mit dem Halbzeitpfiff in die Kabine rannte, kurz darauf wieder heraus kam, über den Platz zum Auto rannte, dort sein Notebook holte und vom Auto zurück in die Pivnice des Vereins spurtete, um in der Halbzeit auf seinem Notebook tätig zu sein. Tja, der moderne Fußball hält auch in den untersten Ligen des Honzalandes Einzug. Solange sie die Tribünen stehen lassen und nicht allzu viele UMT‘s bauen, auf welchen gespielt wird, soll mir das recht sein. Und natürlich sollten die Eintrittspreise auch stabil auf dem jetzigen Niveau von 20 bis 50 Kronen bleiben. Und ich sollte wohl mal den Artikel zum Umgang mit fotbal.cz erneuern.
Ein mutmaßlich verletzter Spieler der Heimelf registrierte unsere Anwesenheit und teilte seinen Mitspielern mit „Agenda njemechka“ diesen mit, dass wir möglicherweise nach bekannten Fußballgrößen, oder solche, welche es werden wollen, in Povrly suchen, um diesen einen Vertrag, zum Beispiel für die SG Dresden Striesen, anzubieten. Ja genau, als ob es im Großraum Dresden nicht schon genug Rumpelfußballer und Baumbrasilianer gäbe. Aber eigentlich wäre es den Spaß wert gewesen ein oder zwei Spieler anzusprechen und sie zu einem Probetraining einzuladen. Schließlich sucht die BSG „Im Tal der Ahnungslosen“ Dresden ja nach Spielern. Und Menschen, welche diesen Verein zuerst einmal aus der Taufe heben. Mutige vor! Wir liefern die Spieler. (goju)