Der Tag der Übergabe des Staffelstabes an den Kostverächter war gekommen. Er sollte nun an meiner statt die Hartplätze des Ruhrgebiets unsicher machen. Und nicht nur das. Er sollte quasi für eine Liveberichterstattung bei Twitter sorgen, damit die Hartplatzwiese im deutschen Fußball wieder mehr gewürdigt wird. Persönlich hatte ich den Kick nicht auf dem Schirm, weil die B-Jugend in der Matchkalendersuche bei mir nicht aktiviert ist. Doch der Kostverächter schrieb mir freudig, dass er ein 16 Uhr Spiel auf Hartplatz im Ruhrpott gefunden hatte. Ich applaudierte ihm, um nur kurz darauf mitzuteilen, dass es ja ein B-Jugendspiel ist. Da war er selber etwas überrascht, denn so genau hatte er nicht nachgeschaut. Sondern nur den Hartplatz gesehen.
Doch bevor wir uns neben dem Hartplatz zur feierlichen Übergabe des Staffelstabes trafen, ging es für mich zunächst in den Duisburger Landschaftspark Nord in Meiderich. Also wieder quer durch den Pott um dann ab dem Verkehrsknotenpunkt „Meiderich Südbahnhof“ die letzten 20 Minuten mit dem Bus zu fahren. Aus der Tiefe des Untergrunds ging es für mich ans helle Tageslicht, der Bus fuhr ein, ich betrat diesen und wahr schon recht fröhlich gestimmt. Nach ca. 20 Minuten meinte ich, dass der Bus doch so langsam mal ankommen sollte. Weitere 10 Minuten später prüfte ich die Verbindung und sah, dass ich wohl in den „falschen“ Bus gestiegen bin. Denn die Busse, welche zum Landschaftspark fahren, haben beide das selbe Ziel in der Anzeige stehen. Nur fährt halt einer die kurze Strecke und der andere Bus, mit der gleichen Nr. und Zielangabe, fährt halt die lange Strecke. Und so ging es für mich fast eine Stunde durch den Duisburger Norden über Hamborn, Marxloh und andere wichtige Stadtteile zum Landschaftspark. Hmh...wenigstens so noch eine kostenfreie Stadtrundfahrt mit witzigen Begebenheiten mitgenommen. Hauptdarsteller dabei komischerweise immer der Busfahrer. Als ein Autofahrer am Krankenhaus zu schnell fuhr, zog er einfach aus der Einfahrt kommend auf die Straße, bremste den Autofahrer aus und pöbelte diesen an. Mitten während der Fahrt hielt er an einem Kiosk an, stieg aus und holte sich etwas zu trinken. Zurück im Bus sagte er nur, dass das ja auch mal sein müsste. Reaktion aus dem Bus: richtig so. Und als ein Typ mit einem sehr großen Karton (wirklich sehr groß) in den Bus einsteigen wollte, fragte er diesen, wo er denn hin wollte.
„Ich will zur Post.“
„Mit dem Karton?“
„Ja, ich muss was verschicken.“
„Wenn du mit willst, musst du den Karton klein machen.“
„Aber ich will was verschicken.“
„Ja bin ich eine Spedition?“
„Aber ich…“*
*die Tür ging zu und wieder pöbelte der Busfahrer. Was ein Schauspiel. Kann ich gar nicht so wiedergeben, da es im Dialekt war.
Angekommen am Landschaftspark wurde das Zeitpolster für die Besichtigung dessen allerdings auf Grund der Busfahrt kleiner. Also schnellen Fußes hin zum LaNaPo, das Hüttenwerk erklommen und eifrig Fotos von der schönen Aussicht gemacht. Das war wirklich schön, was sich hier hoch oben auf dem Hüttenwerk für eine Aussicht bot. Überall war es grün und zwischen drin die Autobahn, große Fabriken und vereinzelte Häuser. Daran könnte ich mich echt gewöhnen. Landschaftlich und in Sachen Erholungswert hat der Ruhrpott echt was zu bieten. Übrigens zählt der Landschaftspark zu den zehn der besten Stadtparks der Welt. Nimm das Großer Garten in Dresden. Wer mag, kann sich das Werbevideo des LaNaPo anschauen.
Doch wie bereits erwähnt, war das Zeitpolster knapp bemessen und so ging es nach ca. 1,5 Stunden wieder zurück zur Bushaltestelle. Und dieses Mal stieg ich wirklich in den Bus mit der kurzen Strecke. Via Meiderich Südbahnhof, Duisburg Hauptbahnhof und Bochum Hauptbahnhof ging es anschließend mit der Straßenbahn nach Weitmar. Dort noch ein schnellen Blick auf das Schloss geworfen und dann schnell die restlichen Kilometer zum Sportplatz gelaufen. Der Kostverächter wartete bereits woher ich denn komme. Aber kurz vor knapp war ich dann da und es konnte gelabert und gesülzt werden.
Das Spiel interessierte uns beide eher so peripher. Denn wir mussten steig ein Auge auf die Gören haben, welche sich an unseren Ceske-Drahy-Jutebeuteln zeigten. Beim Kostverächter schauten sie sogar rein. Sachsen gibt es.
Das Stadion neben der Hartplatzperle ist auch eine Perle. Wird auf jeden Fall mit auf die Liste für „Wenn ich mal wieder hier bin.“ gesetzt. Aber an Perlen im Ruhrpott hat es ja nicht gerade wenige. Ich meine, wenn ich bei der einen Perle zum Tor rausgehe, stehe ich direkt vor der nächsten. Ich merke schon, dass ich einfach mal wieder zu wenig Zeit im Ruhrpott hatte. Denn dieses Spiel war das vorletzte Spiel für mich auf der diesjährigen #LeTourdeRoutederIdustriekultur. Am nächsten Tag sollte es noch zu RWE gehen und dann war schon wieder Feierabend für mich hier. Schade. Wirklich schade.
Nach dem Spiel zog es den Kostverächter noch nach Hattingen an die Ruhr. Eigentlich war Kultur sein Ziel, doch er stolperte geradewegs in eine Demo sogenannter „besorgter Bürger“. Seine Aussage dazu: „Die sehen hier viel zeckiger aus als drüben bei uns.“ Danach gab es dennoch ein wenig Kultur für ihn.
Ich dagegen fuhr wieder quer durch den Pott zur Unterkunft und packte, nach dem ich angekommen war, meine Tasche. (goju)