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09.03.2024, 18:00Uhr
Football Club Municipal d'Aubervilliers – AS Beauvais Oise
Aubervilliers, Stade André Karman
National 2, Poule C – ca. 150 Zs. – 1:1
geschätzte Lesezeit ca. 8 Minuten


Ein kleines Wochenende in Paris stand für die Mademoiselle und mich an. Dass ich schon immer gern ins Hexagone reise, ist der Tatsache geschuldet, dass dieses Land einen faszinierenden Reiz auf mich ausübt. Reich an Geschichte, eine Diversität von Norden nach Süden und von Osten nach Westen, kulinarisch eine Abwechslung wo man sich dumm und dämlich fressen und saufen könnte. Wir Deutschen benutzen nicht umsonst die Redewendung „Leben wie Gott in Frankreich“. Auch Fußball-und fantechnisch kommt der geneigte Reisende mit Fußballhintergrund in Frankreich auf seine Kosten. Dass die Mademoiselle mir viel erklären und zeigen kann, macht natürlich auch einen großen Punkt aus. Es ist schon ein erfüllendes Hobby so die Welt zu erkunden, ich liebe es. Ja, belächelt mich nur, aber so fühle ich mich wohl. Übrigens könnte man dies auch über Italien oder Bosnien oder Tschechien sagen. Ach das führt zu nichts. Feuer frei und der Diktatur des Alltages entfliehen.

Paris also. Mein vierter Besuch in der Stadt an der Seine. Im Rest des Landes ist die zentralisierte Hauptstadt nicht wirklich beliebt. Hat man in anderen Staaten ja auch so. Aber die Franzosen leben das, für mein Empfinden, extrem.  Die Mademoiselle hatte mal salopp gesagt, in Frankreich haben wir keine Gemeinsamkeiten, außer die eine, wir hassen alle Paris. Bissl hart formuliert,  aber da steckt schon ein Funke Wahrheit drin. Sei‘s drum, die Tante der Mademoiselle stellte uns ihr Apartment, nähe Arc de Triomphe, zur Verfügung. Sie erklärte uns noch, wir bräuchten nichts mitbringen, ist alles da. Käse, Wein, Bier. Hach da lächelte nicht nur der Ossi.
Der Bahnstreik konnte uns nichts anhaben. Da die Mademoiselle unsere Fahrkarten über die SNCF gebucht hatte, brauchten wir nur die Hälfte des Preises bezahlen und uns entspannt in die Sitze der première classe lehnen. Bahnstreik ist eigentlich gar nicht so schlimm, solange dein präferierter Zug fährt. Also wenn ihr auch nach Frankreich mit der Bahn fahren wollt, checkt auf alle Fälle die französische SNCF Page! Angekommen, wurden die Rucksäcke ins Apartment gebracht und nochmal zum Eiffelturm gefahren. Er war wie immer nachts schön beleuchtet und es waren noch viele Menschen unterwegs, um auch wie wir das ein oder andere Foto bzw. Selfie zu machen. Ich wollte auch noch einen Blick von der Terrasse des Jardins du Trocadéro auf la Tour Eiffel werfen. Mit Serge war ich schon ein Mal 2018, zum kleinen Pariser Derby, zwischen Paris FC und Red Star  dort oben. Voll war es damals auch, aber heute war es noch extrem laut. Wir dachten, wir sind in Frankreich sucht den Superstar für Arme herein gestolpert. Mehrere Straßenmusiker buhlten hier um die Aufmerksamkeit der Touristenhorden. Links versucht sich einer an Stand by my, rechts wird Wonderwall gejodelt, 20 Meter weiter unten ist der nächste zukünftige Alexander Klaws am Machen. War anstrengend. Also gab es noch ein Abschlussgetränk in einer Brasserie und Bonne nuit. Am nächsten Tag hätte unser Schrittzähler auf dem Handy, wenn wir denn einen hätten, einige Umdrehungen gemacht. Wir waren gut unterwegs. An der Metrostation Moulin Rouge ausgestiegen ging es den halben Tag durch Montmartre. Eigentlich ein Hügel neben Paris, wurde er mit anderen Dörfern 1860 eingemeindet. Und oben steht weithin sichtbar die Basilica Sacré-Cœur - Basilika vom Heiligsten Herzen. Montmartre war schon im 19. Jahrhundert ein künstlerischer Ort. Heute hat sich diese Tradition fortgesetzt und da viele, also sehr viele Touristen hier sind, gibt es eine Unmenge an Künstlern, welche die Besucher zeichnen, malen oder karikieren. Noch kurz zurück zur Basilika. Sie ist eines der meist fotografierten Motive der Stadt und da man von ihr oder den davor liegenden Terrassen einen super Ausblick hat, auch eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Paris. Sie ist auch noch gar nicht so alt. Fertiggestellt 1914. Der Grund das Gotteshaus zu erbauen, war für das Gedenken an die 58.000 französischen Soldaten, welche im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ihr Leben ließen. So langsam kam der Hunger, jedenfalls bei mir, durch und wir sondierten mal die Gasthäuser in unserer Nähe. Dabei stießen wir auf den Kellner des Monats. Der Trottel war tatsächlich so dämlich ein Wasserglas, welches er von einem Tisch abräumte, im hohen Bogen auf dem Trottoir zu kippen. Dumm nur, dass der Held nicht schaute und der Mademoiselle den Inhalt über die Jacke und die Schuhe kippte. Was ein Vollhonk.  Schimpfend zogen wir beide weiter. Wir fanden dann eine passende Lokalität und ruhten uns erstmal aus. Danach zogen wir noch ein wenig durch die Straßen von Paris und brachen zum Spiel auf. Gute 1,5 Stunden vor Anpfiff kamen wir mit der Metro 7 in Aubervilliers an. Auch mit der Linie 12 erreicht man von Paris aus die Stadt. Dass man die Wahl zwischen den beiden Metros hat, sollte nach dem Abpfiff des Spieles noch unser Glück sein. Aber später mehr dazu. Die Mademoiselle war nicht ganz so begeistert, als ich ihr den Spielort bei unseren Planungen  offenbarte. Einen guten Ruf hat die eigenständige Gemeinde im Norden von Paris nämlich nicht. Es leben dort knapp 90.000 Menschen und wie auch in Banlieues üblich viele mit Migrationshintergrund. Ich habe versucht mich im Vorfeld unseres Spielbesuches ein wenig über die Stadt zu belesen. Viel Wissenswertes oder Interessantes gibt es aber nicht zu berichten. Hochburg der politischen Linken und der Islam hat einen großen Einfluss. Als wir an der Station Pantin Quatre Chemins ausstiegen und an einer großen Kreuzung aus der Metro kamen war klar, Touristen gibt’s hier nicht. Die Straßen waren müllmäßig nicht auf Vordermann. Es standen überall Gruppen von Männern mit Migrationshintergrund rum. Viele wirkten gelangweilt. Einige waren aufs Business aus und Zigaretten wurden uns ständig angeboten. Aber alles gut. Da ich lieber Bier trinke, anstatt zu rauchen, war unser Plan die 20 Minuten zum Stade André Karman zu laufen und dann in einer Brasserie vorstellig zu werden. Gesagt, getan. Im Stadion wurde auch schon mal der Grill angeheizt. Hieß also, der Kulturbeauftragte wird seine geliebte französische Stadionwurst, eine Merguez bekommen. Die Klobása Frankreichs sozusagen. Serge wurde in der Heimat auch gleich der Mund wässrig gemacht. Die Würste schmecken halt auch. In der Brasserie angekommen, wurde etwas getrunken und sich über den einsetzenden Regen echauffiert. So durften wir schnellen Schrittes durch den Parc Stalingrad, er hieß wirklich so, zum Spielort zurück huschen. Die einzige Tribüne füllte sich auch anständig und durch den Regen und den Wind rutschten alle Zuschauer in die oberen Reihen, was die Tribüne voller wirken ließ. Das Spiel war auf einem sehr guten Niveau, mit hohem Tempo, klasse Spielzügen, vielen Torabschlüssen, Fallrückziehern oder Aluminiumtreffern. Für vierte Liga ein sehr guter Fußball. Das dachten sich wohl auch ein paar Jugendliche und malträtierten in der zweiten Halbzeit eine Trommel und feuerten mit einfachen Schlachtrufen ihren FCM an. Ich drehte trotz Regen meine Fotorunde und die großen Platten, welche hinter der Tribüne standen, waren ein gutes Fotomotiv. So konnte ich mich der Merguez widmen. Magnifique im Geschmack! Nur das es Heineken Flaschenbier gab, war sinnlos. Die Mademoiselle beschäftigte sich die zweite Halbzeit damit, ein gutes und auf dem Heimweg liegendes Restaurant zu suchen und ich kann euch schon verraten, sie hatte ein glückliches Händchen. Also ging es nach Abpfiff gleich zur Metro, diesmal zur Linie 12, hinzu reisten wir ja mit der 7 an. Das war uns ganz recht, da wir nicht so viel Lust hatten, nun im Dunkeln die Straße vom Hinweg entlangzulaufen. Blöd war nur als wir auf die Bahn warteten, dass die Durchsage kam, alle Verbindungen fallen für unbestimmte Zeit aus. Mist! Also gings doch wieder zurück zur Linie 7. Paar dunkle Wege waren dabei inklusive. Aber es gab keine Probleme und an der Station war diesmal auch alles übersichtlich und leer. Im Restaurant leicht durchnässt angekommen wurde zweimal eine Confit de canard bestellt. Der Kellner und die Mademoiselle führten sofort, wie in Frankreich üblich, ein Fachgespräch welcher Wein zu dem Gericht passt. Nur, erstens kenne ich mich mit diesem ganzen, was trinkt Mann/Frau zu welchen Essen nicht aus und zweitens, Herrgott mache das Glas voll. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, wie Mann/ich, zusätzlich der Sprachbarriere geschuldet, wie ein Depp am Tisch saß. Aber ich muss wirklich sagen, der edle Tropfen namens Sancerre holte das Fett der Ente wahrlich runter. Ehrlich! Ich schmecke so was raus. Glaubt mir! Experte halt. Ironie ist was feines. Jedenfalls wird die Ente in ihrem eigenen Fett gebraten, gewendet und wieder im Fett gebraten. Fragt nicht. Es war jedenfalls utopisch lecker. Leben wie Gott in Frankreich. Ich erwähnte es schon. Mein leckerer Nachtisch war wieder eine neue Köstlichkeit auf meiner Liste. Ein Baba au rhum. Der Jungspund meinte  lustigerweise übern Messengerdienst, als ich ein Bild hochgeladen hatte, er dachte, mein leckerer Nachttisch sitzt mir gegenüber. Männerhumor. Die Mademoiselle lachte nämlich nicht. Der Gauner weilt ja zurzeit irgendwo in Asien, ihr werdet seine Abenteuer an anderer Stelle lesen. Jedenfalls ist das Dessert ein süßer Napfkuchen, welcher in Rum getaucht wird. Dazu gabs Schlagsahne und eine kleine Flasche Rum extra, sollte zu wenig davon im Kuchen enthalten sein. Ich brauche nicht zu erwähnen, was der Kulturbeauftragte vor dem Verzehr benutzte. Steht halt Ossi im Pass. Das hier alles nicht ganz so billig ist, ist euch wahrscheinlich bekannt. Dass aber ein Chartreuse, ein französischer Kräuterlikör, über 10 € kostet, ist nicht mehr feierlich. Ne irgendwo hörts auf. So hatte ich großes Mitleid mit dem Barkeeper, als er 6 Gläser mit dem grünen Getränk für einen anderen Tisch vorbereitete und das Kunststück schaffte, beim Umdrehen drei davon vom Tresen zu donnern. Das warn über 30 € auf dem Fußboden. Seine Reaktion sprach Bände.
Für uns hieß es nun abhaun. Wir waren logischerweise ziemlich kaputt. Zum Glück fuhr diesmal die Metro. Am Sonntag war nur noch Kultur angesagt. Wir planten, das Panthéon zu besichtigen. Doch unser großer Rucksack war zu groß und eine Abgabestelle gibt’s dort nicht. Also wurde eine gemütliche Runde über die Pont Neuf gedreht, an der Seine entlang geschlendert und auf der Île de la Cité der Stand der Renovierungsarbeiten an der Cathédrale Notre-Dame überprüft. A toute à l’heure Paris.
(Der Kulturbeauftragte)


Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.





Eiffelturm

Blick von les Jardins du Trocadéro

Moulin Rouge

Montmartre

Place du Tertre

Basilica Sacré-Cœur

Blick auf Paris

Dessert Baba au rhum

Panthéon

Pont Neuf

Île de la Cité

Cathédrale Notre-Dame




Weitere Begegnungen zwischen diesen zwei Teams:
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Author: kopane.de

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