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Es ist halt schon geil, wenn ein Text zu einem Spiel nahezu fertig ist und dann, als dieser in den Beitrag auf der Homepage kopiert werden soll, plötzlich nicht mehr im Dokument auf dem Computer vorhanden ist. Da klotzte ich zunächst ziemlich ernüchtert auf den Bildschirm. Als ich mich wieder gefangen hatte, drückte ich im Dokument auf das „X“ und hatte erst mal keinen Bock mehr.
Tja...und nun ist der 25.12.22 und ich raffe mich mal auf. Habe ich doch gerade etwas Zeit. Und bevor alles aus den inneren Weiten des geplagten Kopfes verschwindet, probiere ich halt noch was zu Papier, oder in Binärsprache, zu bringen.
Nachdem dem Kostverächter bereite am Tag zuvor der Staffelstab für die weitere Ruhrpottexpedition übergeben wurde, wartete heute ja noch das Spiel des RWE in Liga 3 auf ihn und mich. Doch zuvor gab es noch eine Stippvisite in der zum Weltkulturerbe ernannten Zeche Zollverein. Für mich bereits das zweite Mal, war ich doch schon am 31.07.2019 vor dem Spiel beim BV Horst-Süd hier. Groundbestätigung sozusagen. Doch damals schaffte ich es nicht mehr ins Zechenmuseum und so sollte das heute nachgeholt werden.
Viel verändert hatte sich in den vergangenen zwei Jahren nicht. Ein wenig hier und da rumgeschlendert und dann ging es hinauf ins Museum. Hierbei haben die Besucher die Wahl, ob sie mit der Rolltreppe fahren wollen, oder die Stufen auf einer normalen Treppe nutzen. Und wir beide taten das, was am meisten Kalorien kostet. Wir sind ja schließlich noch jung und fit und motiviert und strebsam und euphorisch und bekloppt. Aber eines sind wir nicht: faul.
Angekommen im Ruhr Museum ging es nach dem Bezahlen des Eintritts gleich zu Fuß weiter. Und ich kann sagen, dass ich, als einer der nicht so begeistert ist von Museen die nur ausstellen, doch recht zufrieden war. Ganz besonders fand ich die Fotoausstellung zum Thema Ruhrgebiet. Die war wirklich super. Schöne Fotos aus dem Leben und über den Ruhrpott wurden ausgestellt. Vom Büdchen, über den Fußball, den Strukturwandel, die Städte bzw. Wohnhäuser bis zu den einzelnen Menschen. Bin ich ja immer sehr begeistert von so was. Aber nicht nur das war ganz groß. Auch die geschichtliche Ausstellung angefangen bei Skeletten und früher Besiedlung des Ruhrgebiets, über die Weltkriege, den Wandel des Ruhrgebiets usw. konnten durchaus beeindrucken. Und wer da noch immer nicht genug hat, kann auch in ein Kino mit Rundumblick gehen und sich einen Film über den Pott anschauen. Zum Abschluss kann, wer dann noch immer nicht genug hat, die Terrasse ganz oben auf dem Ruhrmuseum besucht werden. Bietet die doch den besten Rundumblick über das umliegende Ruhrgebiet, den ich je gesehen habe. Da kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dem Kostverächter wird es wohl ähnlich gegangen sein. Vor allem wenn bedacht wird, dass das Ruhrgebiet einst grau in grau und verraucht war und sich hier ein Blick auf einen grünen Wald bot, aus welchem hier und da ein paar Hochhäuser oder Zechen ragten. Ihr seht mich quasi vollends beeindruckt.
Nachdem wir den Ausblick ausgiebig genossen hatten, aßen wir noch einen Snack und dann war es auch schon fast Zeit für Fußball. Vom Bahnhof in Essen wollten wir eigentlich direkt mit dem Bus zum Stadion fahren, doch der (oder diese) kamen zunächst nicht. So liefen wir zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und fuhren halt damit zum Stadion. Hier bekamen wir dann auch schon den Eindruck über Fans von RWE. Aber was soll ich sagen: Fußballfans sind doch nahezu überall gleich. Das Spektrum der sozialen Herkunft von Fußballfans ist so breit, da überrascht es nun mal eben nicht, das ein oder andere Unikat zu sehen. Und allemal besser als beim Pferderennen oder Rudern ist das Publikum allemal.
Für das neue Stadion an der Hafenstraße musste ja bekanntlich das Georg-Melches-Satdion weichen, von dem wenigstens noch ein Flutlicht erhalten wurde. Kann sich Dresden eine Scheibe von abschneiden. Aber ob das Spiel heute hätte unbedingt angesteuert werden müssen, weiß ich auch nicht. Zumindest war bis zum Onlinekartenkauf kein anderes Spiel an diesem Tag irgendwo gemeldet. Doch zwei oder drei Tage vor diesem Spiel tauchte plötzlich ein Spiel auf (Überraschung) Hartplatz in Gelsenkirchen auf. Da war ich dann doch etwas angefressen. Denn das Stadion an der Hafenstraße läuft ja so schnell nicht weg. Ist halt ein Zweckmäßiger Neubau und der Boden wird sich hier auch nicht so schnell auftun und das Stadion verschwinden lassen. Aber jeder Hartplatz steht doch schon irgendwo auf der Abschuss-, Bebauungs- oder Umbauliste. Nun ja. Es muss zwar alles mal gemacht werden. Aber alles ist auch nicht möglich. Oder so.
Dann halt mal 3.-Liga-Fußball und Beobachtung des kommenden Gegners von Dynamo. Und damals sagte ich im Stadion bereits: Gegen Dynamo holt Viktoria auch drei Punkte. Da konnten sich die Viktoria-Fans in der englischen Woche gleich doppelt freuen. Dagegen mussten die RWE-Fans viel Leidensfähigkeit, gerade zu Beginn der Saison, mitbringen. Dafür boten sie aber einen guten Support für die Mannschaft, welche Leistung in Tore umsetzen wollte, es aber nicht schaffte. Alles in allem war ich zufrieden mit dem Besuch hier. Viel ist aber auch nicht hängen geblieben. Vielleicht noch die „Asozial“-Fischerhüte. Oder wie auch auf der Gegengerade trotz des Spielstandes immer mal in die Gesänge mit eingestimmt wurde. Vielleicht schafft Schalke mal den Sprung in die 3. Liga und darf hier aufdrippeln. Oder Rot-Weiß Essen steigt in die 2. Liga auf und trifft dort auch Schalke. Das wäre mal ein Spiel. Von mir aus auch im DFB-Pokal. Hauptsache so ein Ruhrpottklassiker wird mal wieder ausgespielt. Träumen darf ich ja.
Nach dem Spiel ging es für den Kostverächter und mich wieder zurück zum Hauptbahnhof. Er hatte dort sein Hotel und für mich fuhr der Nachtbus gen Dresden dort ab. Und da blutete mir schon etwas das Herz. Entweder ein Mensch mag den Ruhrpott und die Menschen hier, oder ein Mensch mag den Ruhrpott und die Menschen hier nicht. Ich meine viel dazwischen gibt es nicht. Bei mir ist es auf den Fall so, dass ich den Ruhrpott schon sehr gut finde. Und mich wird es wohl auch in den nächsten Sommern hierher ziehen. (goju)