Ciao Tutti und beste Grüße aus dem sonnigen Italien.
Diesmal waren die Länderpunkthaie unterwegs, auf der Jagd nach dem Leckerbissen San Marino.
Aber vor dem Erfolg hat uns der Herrgott die Arbeit gesetzt. Das bedeutet für Ping und mich eine 12-stündige Anreise (970 km) mit dem Fahrzeug und für den stillen Teilhaber einen angenehmen Flug und eine kurze Autofahrt (mit uns) von Bergamo nach Rimini.
Aufgrund der hohen Preise für Unterkünfte in San Marino, angelte Ping, die Unterkunftqueen, ein richtig schönes und günstiges Hotelzimmer in Rimini. Da Rimini gerade einmal 19 km von der Grenze San Marinos entfernt ist, sollte sich unser Reiseaufwand damit auch in Grenzen halten. Für alle Freunde des gepflegten Arsch-an-Arsch-Pauschalurlaubes ist Rimini sicherlich die erste Wahl. Uns wurde von den akkurat platzierten Liegen (15 € für ein Liegenpaar mit Schirm) und Sonnenschirmen schlecht. Allerdings wussten der saubere Strand, der feine Sand und das Meer zu gefallen. Am Anreisetag waren wir zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Rest des Abends bestand also aus Pizzaessen und sinnlosem Suff. Besonders der stille Teilhaber tat sich dabei mit Verschwendung hervor, als er ein Viertel (es ist immer noch meine Geschichte) seiner Weinkaraffe neben das Glas schüttete. Am Folgetag stürmten wir aber gen Strand. Wir legten uns frech auf unsere eigene Decke, an den Privatstrand eines Hotelresorts. Natürlich hatten wir Peroni in Glasflaschen dabei, was, neben unserem Liegeplatz, direkt die zweite Fehlentscheidung des Vormittags bedeutete. Es dauerte 15 Minuten, bis man uns vertrieb. Einen guten Rat gab man uns noch mit auf den Weg. Wir sollen uns zum „free-beach“ in ein paar hundert Metern scheren. Gesagt, getan, wir marschierten etwa 10 Minuten, bis wir zu einem kleinen abgegrenzten Bereich von etwa 150 Quadratmetern kamen. Der Strand fiel in alle Richtungen ab, es lagen Zigarettenkippen und Kronenkorken herum, kurz: es herrschte Wohlfühlatmosphäre. Wir genossen die Sonne am Hartz4-Beach und tummelten uns im Meer. Der Barkeeper am benachbarten Schwulenstrand bekam Muskelkater vom Aperol-Spritz-Mixen und wir genossen den Tag unter der italienischen Sonne. Das Leben kann so schön sein.
Am späten Nachmittag stieß „der Sportliche“ mit seiner Herzdame, nennen wir sie mal Jaqueline, zu uns. Zunächst wurde ein wenig ob der Auswahl unseres Strandabschnittes gefrotzelt, dann wurde weiter getrunken. Man munkelt, unsere Regenbogenfreunde, haben das ein oder andere Mal ihr steifes, drittes Auge in Richtung des Sportlichen geworfen. Besonders wohl der Kollege mit den implantierten Bauchmuskeln. Der Typ war einfach die Härte. Ein in jeder Hinsicht ganz normaler Typ, aber die Bauchmuskeln waren so riesig, dass man sie von der Burg in San Marino, mit bloßem Auge, hätte sehen können.
Da Jaqueline und der Sportliche, nach ebenfalls langer Fahrt, recht spät eintrafen, waren sie für das Abendspiel entschuldigt. Es fand dennoch ein reger Austausch zum Spiel statt. Ein Auszug:
Der Sportliche: „Hat Ancona eine Szene“
Der stille Teilhaber: „Nee, nur ein schönes Stadion“
Diese Unterhaltung bitte im Hinterkopf behalten.
Wir verabschiedeten uns also von unseren Turteltäubchen und Ping, der stille Teilhaber und ich fuhren die 115 km (15 € Maut) in die Hafenstadt Ancona. Wir steuerten direkt den kostenlosen Parkplatz vorm Stadio del Conero an und freuten uns (weil unerwartet), dass so viel los war. Hinz und Kuntz waren auf den Beinen, es war ein richtiges Gewusel. Weil wir ignorante Schweine sind, hatten wir uns im Vorfeld über die Gegebenheiten nicht informiert. Dann musst du dich auch nicht wundern, wenn du erfährst, dass es keine Tageskarten gibt, sondern nur online-Tickets. Wie die Deppen standen wir vor dem Eingang und versuchten über das Online-Portal die Eintrittskarten zu bekommen. Der stille Teilhaber und Ping legten dafür parallel 2 Accounts an. Der Erfolg blieb uns leider verwehrt, allerdings bekam Ping eine E-Mail mit 3 Barcodes, deren Bedeutung von uns nicht entschlüsselt werden konnte. Wir haben nichts bestätigt, nichts hinterlegt und auch nichts bezahlt. Da es nur noch 5 Minuten bis zum Anpfiff waren, stürmten wir mit unseren drei Barcodes zum Stadioneingang und überzeugten den Security, der die Barcodes nicht scannen konnte, und seinen herbeigerufenen Chef, dass doch alles seine Richtigkeit habe und er uns einlassen möge. Er meinte, an den Drehkreuzen vor den Tribünen würde sich die Echtheit unserer „Tickets“ zeigen. Wir stürmten also zur Gegengeraden und stießen auf die besagten Drehkreuze. Pings Handy passte nicht unter den Scanner, also ließ man uns per Knopfdruck durch, um die Online-Tickets danach (per Hand) zu scannen. Natürlich funktionierte auch das nicht und die Diskutiererei begann von vorn. Der Kollege legte auf italienisch los, wir hörten, mit fragendem Blick, zu und antworteten „englisch?“. Dann hat es unserem Security gereicht. Mit den Worten „it’s okay“ entließ er uns in das Stadioninnere. Pünktlich zum Anpfiff nahmen wir unsere Plätze, im weiten Rund des Stadio del Conero, für einen Eintrittpreis von 0 € ein. Versteht mich nicht falsch, ich bin absolut kein Fan sich irgendwo einzuzecken. Wenn einem der Kartenkauf aber dermaßen erschwert bzw. verunmöglicht wird, dann hat man keine andere Wahl. Einer der mehr wusste als wir sagte mal: „wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein“.
Da saßen wir nun. Die untergehende Sonne stand über der Haupttribüne, keine Wolke war am Himmel, das Stadion selbst war richtig schön und das Beste überhaupt war, die Heimkurve war fast komplett gefüllt. Sogar aus Gubbio war eine kleine Szene mit fast 150 Leuten anwesend. Wir konnten nicht zufriedener sein. An dieser Stelle darf ich noch einmal an die Strandunterhaltung zu dem Spiel, zwischen dem Sportlichen und dem stillen Teilhaber erinnern. Als die Heimseite, in ordentlicher Lautstärke loslegte, mussten wir sehr über unsere Ignoranz lachen. Aber eigentlich ist es traurig und wir hatten dieses Spiel nicht verdient. Der US Ancona 1905 spielte gegen die über ihnen stehende Mannschaft aus Gubbio (AS Gubbio 1910). Beide Mannschaften trennen 8 Plätze in der Tabelle und ca. 150 km Autobahn. Ancona ist eine Hafenstadt, am adriatischen Meer gelegen und Gubbio befindet sich (grob) in der Nähe von Perugia, weiter im Landesinnern. Da wir , aufgrund der exorbitant schlechten Vorbereitung des stillen Teilhabers, keinerlei Erwartungen an das Spiel hatten, wurden wir extrem von dem Geschehen auf den Rängen überrascht. Ancona hat wirklich einen bockstarken Heimauftritt hingelegt. Die Mittmachquote war, auch nach Rückstand, Nahe der 100 %-Marke, das Liedgut war super kreativ. Vor allem die Version von „don’t worry, be happy“ war der absolute Hammer. Und zuguterletzt waren richtig viele Leute da. Auf der Gegengeraden saßen schimpfende Rentner und zig Kinder rannten mit, zum Teil richtig großen, Fahnen herum. Italien von seiner allerbesten Seite. Auch muss man beiden Fanlagern zu ihren Trommlern gratulieren. Was die da ablieferten, war kein Bundesligastandardtrommeln, sondern Takte und Geschwindigkeit vom Feinsten. Auf Seiten der Gäste war fast ausschließlich Szenevolk anwesend. Dieses positionierte sich kompakt auf der anderen Hintertorseite. Das sah zwar etwas verloren aus, durch die Lautstärke wurde das Bild allerding etwas aufgehübscht. Zum Spiel kann man nicht viel sagen. Gubbio gewann das Spiel mit 1:2. Wir wurden vom Geschehen auf den Rängen in Beschlag genommen, so dass das Spiel selbst nicht in Erinnerung bleibt. Von den Toren hat unser stiller Teilhaber allerdings 2 nicht gesehen. Er beharrt darauf, dass er lediglich eines verpasst hätte. Er wird sich vor seinem Schöpfer verantworten müssen. Beim Siegtreffer der Gubbianer (?) rannte die Mannschaft an die Glaswand vor dem Gästeblock und erhielt, als Dankeschön, eine Bierdusche von den eigenen Fans. Hier war wirklich etwas geboten. Es gab auf Seiten der Gäste sogar die berühmte italienische Fußpyro in Form von ein paar Blinkern.
Nach Abpfiff verließen wir, mit einem großen Lächeln, das Stadion.
Will man ein Haar in der Suppe finden, kann man vielleicht die warmen Getränke anführen oder, dass man Becks als Biermarke im Angebot hatte und das Fehlen von Borghetti. Aber hey, das wäre dann wirklich auf allen Ebenen unverdient gewesen.
Ping steuerte unser Gefährt lässig durch den italienischen Parkplatzverkehr und brachte uns heil zurück an unseren Urlaubsort, wo wir den Abend mit Jaqueline und dem Sportlichen verbrachten. Es gab Muscheln, Lasagne, Spaghetti Carbonara und den berühmten Hauswein. Den Rest des Abends verbrachten wir in einem Pub, in dem der runde Geburtstag unseres stillen Teilhabers begossen wurde. Alles Gute mein Lieber. Wir tranken uns einmal quer durch die Schnapskarte und bereiteten unseren Frauen damit einen richtig schönen Abend, besonders Jaqueline hat es riesig gefallen. Wir entschuldigen uns an dieser Stelle. Auf dem Heimweg wurde an der Bar, in der Nähe unseres Hotels, der Absacker-Aperol getrunken und dabei Ping noch etwas Filmmaterial geliefert.
Ancona ist eine Reise wert. Sollte uns unser Weg noch einmal dahin führen, bekommt die Stadt und der Verein die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt – versprochen.
Arrivederci, Serge
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