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09.11.2022, 17:15 Uhr
Becamex Binh Duong FC – FLC Thanh Hoa FC
Thủ Dầu Một, San van dong Go Dau
V.League1 – 3.000 Zs – 4:2
geschätzte Lesezeit ca. 8 Minuten


Am Vortag haben wir uns von M und Ling Ling bequatschen lassen, ein weiteres Spiel, ca. 30 Kilometer entfernt von Saigon, zu schauen. Wer weiß, wann wir in der Konstellation noch einmal zusammen kommen?

Die Fahrt (wieder mit dem Grab) raus aus der Stadt hat eine satte Stunde gedauert.

Zum Feierabend waren die Straßen total verstopft, also wird auf dem Bürgersteig einfach eine weitere Spur aufgemacht. Der Verkehr in Vietnam ist eine Sehenswürdigkeit für sich, das glaubt einem keiner.

Wir haben uns an einer schlafenden Buddha-Statue in Binh Duong absetzen lassen. Diese hatte M zuvor rausgesucht. Man munkelt, er mag Buddhas.

Wir waren, nach unserer Ankunft, extrem überrascht wie groß dieses Ding ist. In der Pampa steht da einfach ein wunderschöner Tempel auf dem eine vielleicht 30 Meter lange, strahlend weiße, Buddha-Statue liegt. Und das Beste an dem ganzen war, dass außer uns keiner da war. Wir konnten also, von Touristen ungestört, unser Dulli-Fotoshooting, absolvieren.

Von Ling Ling lernten wir, dass die schlanken Buddhas Frauen sind und die fetten Buddhas Männer. Wenn das im echten Leben nur auch so wäre. Und müsste es dann nicht eingentlich Buddhi heißen und nicht Buddha? Und kommen Quallen eigentlich aus Quallalumpur? Und kann man in Cashmir auch mit Karte zahlen? Fragen über Fragen. Für Antworten, Anregungen, Beschimpfungen bitte E-Mail an goju@kopane.de.

Wir haben uns von Buddha verabschiedet und sind über einen Schlangenpfad, vorbei an Hütten die lediglich vom Rost zusammengehalten wurden und vorbei an Müllbergen, sowie vorbei an freilaufenden Hunden, zum Stadion gelaufen.

Wieder haben wir uns, für einen Appel und ein Ei, Tickets für die Gegengerade geholt.

Am Eingang wurden die Tickets nicht einmal kontrolliert. Wir wurden vom „Vorsänger“ herein komplimentiert und bekamen jeweils eine Fahne in die Hand gedrückt. Überhaupt muss man sagen, dass uns die Menschen hier sehr freundlich-neugierig begegnet sind, keine Spur von Argwohn oder Ablehnung. Alle, die wir kennenlernen durften, waren neugierig und wollten wissen, wie wir zu Vietnam stehen, wie es uns gefällt und sie ließen uns wissen, dass sie Adolf Hitler kennen (kein Scheiß). An der Stelle musste selbstverständlich einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden. Davon, dass Vietnam mal Bruderstaat unserer geliebten DDR war, wollte niemand etwas wissen.

Aber zurück zum Thema.

Erneut hat sich die aktive Fanszene auf der Gegengerade positioniert. Wir haben uns einen Platz über dem Szene-Haufen gesucht und uns die Sache von oben angeschaut.

Es gab erneut ein Megafon, welches allerdings sehr selten zum Einsatz kam und es wurden jede Menge Trommeln aufgestellt, sicherlich mehr als 10.

Die Trommeln darf man sich nicht so vorstellen wie unsere Trommeln, sondern eher wie überdimensionale Bongos, darüber hinaus waren die Dinger übelst geil (bitte entschuldigen Sie die Ausdrucksweise) verziert. Die Jungs haben die Trommeln mit Seidentüchern und Drachenköpfen aufgehübscht. Leider wurde auch ein Gestell mit einem metallenen Teller eingesetzt, auf das mit einem Metallstab eingedroschen wurde. Man muss kein Physikprofessor sein um zu erahnen, welch fies hohes Geräusch Metall auf Metall macht. Uns hat ordentlich der Schädel gedröhnt. M machte sich auf den Weg, am oberen Ende der Tribüne, das olympische Feuer zu erkunden, wir bewunderten die Schöne Haupttribüne mit der Riesenplatte dahinter.

Das Spiel begann und Thanh Hoa ging in Führung. Der Mob hinter dem Tor feierte ausgelassen mit Hardcore-Techno aus der mitgebrachten Riesenbox. Die haben hier wirklich ein Rad ab. Sogar bei uns war der Krach zu hören. Die Gäste haben ihren Block mit überdimensionalen (gedruckten) Zaunsfahnen beflaggt, ist alles gar nicht so weit weg von Europa. Außer vielleicht die Tatsache, das 4 wildfremde Dullis, davon 2 Langnasen, quer durch die Heimfans latschen konnten.

Schnell fiel der Ausgleich und auch hier, wie bereits zuvor in Hanoi und Saigon, wurden Fontänen gezündet und Konfetti verschossen, das scheint hier wirklich ein ausgemachter Standard zu sein. Den total putzigen Kiddies hat es gefallen. Wie die bekloppten sind die umher gewuselt, haben das Konfetti eingesammelt und sich damit abgeworfen.

Das Heimteam hat richtig einen rausgehauen und noch zwei Treffer erzielt. M hat dies leider nicht mitbekommen, weil er, völlig in sich gekehrt, eine Karibiktour geplant hat. Ach ja, das sollte ich ja für mich behalten…oops.

In der Halbzeit sind wir raus und haben uns ein Zuckergesöff und ein paar Fleischspieße geholt. Auch hier gab es wieder keinen Alk im Stadion. Und die Spieße waren der Ausgleich für das widerwärtige Banh Mi (ein belegtes Brötchen) welches man uns im Stadion verkauft hatte und welches zu 100% mit Fett belegt war…pfui deiwel.

Man muss in Vietnam sein Fressverhalten ohnehin anpassen. Wer Reis hasst, sollte ein anderes REISeziel wählen. Sogar bei McDonalds gibt es Reis mit Huhn. Nach den Froschschenkeln in Hue gab es, als weiteres kulinarisches Highlight, parnierten Knorpel.

In Hälfte zwei habe ich die Jungs hinter den Trommeln um ein Foto gebeten, dabei kam ich ins Gespräch mit einem der Jungschen, der, zu meiner Überraschung, Dynamo kannte. Er berichtete, dass wir gerade dem letzten Heimspiel vor der Pause beiwohnen und er es sehr cool findet, dass Deutsche zu seinem Verein kommen. Man muss sie einfach lieb haben die Vietnamesen.

Als, in der 89 Minute ein Wolkenbruch einsetzte, ja es war noch Regenzeit, haben wir uns, in Ermangelung eines Daches, aus dem Staub gemacht. Auf der Heimfahrt haben wir erfahren, dass der Gast noch das 4:2 geschossen hat. Naja, haken wir es als Schönheitsfehler ab.

Mit dem Grab gings dann zurück nach Saigon.

Im Saigon Centre haben wir, bei einem Asiaten, zu Abend gegessen. Aber sind nicht alle Restaurants in Asien Asiaten? Grüße an Jörgi.

Wir haben uns von Ling Ling noch ein paar Dinge über Vietnam berichten lassen und hatten die Gelegenheit M beim Essen mit Stäbchen zu beobachten - einfach nur erbärmlich.

Nach dem Abendessen haben sich unsere Wege getrennt. M und Ling Ling haben sich weiter nach Norden vorgearbeitet, wir haben die letzte Tage in Saigon verbracht.

Am nächsten Tag sind wir mit einer kleinen Gruppe zu den Cu Chi - Tunneln gefahren.

Dabei handelt es sich um ein riesiges Tunnelsystem (ca. 200 km) aus dem heraus der Viet Cong den Amis die Hölle heiß gemacht hat. Die Boden bzw. die Oberfläche gehörte den Imperialisten, der Untergrund den Vietnamesen. Durch den Einsatz von Flächenbombardements mussten die Tunnel z.T. drei Etagen in die Tiefe gegraben werden (bis zu 10 Meter). Es wurden wahnsinnig clevere Belüftungssysteme angelegt und auch das kochen unter der Erde war so ausgeklügelt, dass der Rauch herunter gekühlt wurde und somit nicht so weit nach oben stieg, dass er von den Angreifern gesehen werden konnte. Es wurde auch nur morgens, bei Bodennebel gekocht, schon alles sehr clever.

Die Vietnamesen haben sich auch fast ausschließlich von Tapioca-Wurzeln ernährt, so konnte man die Scheiße an der Oberfläche nicht riechen.

Wir hatten die Gelegenheit die Fallen zu begutachten, die den Amerikanern gestellt wurden. Eine Fallgrube mit Bambusstäben war da noch die harmloseste. Es gab Fallen mit 2 Spike-Rollen. Fiel man in diese hatte man sowohl in Brust als auch im Rücken zig Löcher. Eine Falle war so gebaut, dass, wenn man da hinein fiel, sich Spikes in die Achseln bohrten. Wollte man heraus, bohrten diese sich nur noch tiefer. Auch Türfallen, bei denen man die Spikes in die Brust, das Gesicht und den Schritt bekam waren aufgebaut, war schon alles sehr martialisch.

An einem Tunneleingang, welcher für Touristen erweitert worden war, wurde gezeigt, wie der Einstieg und die Tarnung des Eingangs erfolgte. Ein echter Eingang konnte nicht bestiegen werden, weil er für die schmalen Asiaten, die zu der Zeit noch schmaler waren als heute, gebaut war. Wegen meiner Klaustrophobie habe ich bereits beim Anblick des Loches geschwitzt. Da die Amerikaner unmöglich rein konnten, haben sie auf Tunnelrats (Kämpfer aus anderen asiatischen Ländern) zurück gegriffen. Aber auch das blieb wirkungslos, da die Tunnel selbst ebenfalls mit Fallen gespickt waren. Am Ende der Tour hatte jeder die Gelegenheit einen Tunnel zu besteigen und in einer abartigen Enge 20 m, 40 m oder 100 m zu kriechen. Dabei wurden die Tunnel zum Ende hin immer enger. Ich habe natürlich dankend abgelehnt, Ping ist allerdings als einzige der Gruppe, die vollen 100 m durchgekrochen, sowas verrücktes. Dem vernehmen nach, war es ihr schon ein wenig mulmig dabei. Als touristisches Highlight der Tunneltour hatte jeder die Gelegenheit mit einer Kriegswaffe der damaligen Zeit zu schießen. So war ein 60er MG auf einem Jeep montiert, aus dem heraus man schießen konnte, es gab M16 und AK47. Wir haben uns für 600.000 Dong (24 €) 10 Schuß für die AK47 geholt. Wann hat man schon mal die Gelegenheit mit dieser legendären Waffe zu schießen? Die Waffe hat einen ordentlichen Rückstoß, man musste sich schon mit seinem Gewicht rein pressen um nicht umgeworfen zu werfen. 

Als nächstes fuhr die Gruppe weiter zum Mekong-Delta. Mit einem Motorboot haben wir die Inseln Coconut-Kingdom und Unicorn-Island besichtigen können. Ping hat sich an Kokossüßigkeiten zu Tode gekauft, ich hatte einen Blick auf den Schnaps geworfen, in dem eine Königscobra und eine Echse schwamm. Am Ende durften wir uns tatsächlich einen genehmigen. Der Geschmack erinnerte entfernt an Grappa.

Auf Unicorn-Island haben wir eine Fahrt mit einem Ruderboot gemacht und eine lebende Python um den Hals gehängt bekommen. Schon irre, wenn man den Kopf des Viehs in der Hand hält und merkt, dass das Tier ein einziger Muskel ist. Ganz wohl war mir bei der ganzen Sache nicht. Ich war ganz froh, als man mir die Schlange vom Hals nahm, Ping ging es da nicht anders.

Am vorletzten und letzten Tag haben wir uns in Saigon Tattoos stechen lassen, dann hieß es Abschied nehmen von einem großartigen Land. Wir haben, bis auf den Typ der Ping das Handy klauen wollte, nur großartige Menschen getroffen. Wir haben viel über das Land und die aufregende Geschichte gelernt, wir wären am liebsten da geblieben.

Also ein letzter Inlandsflug von Saigon nach Hanoi und dann bestiegen wir den Flieger nach Frankfurt. Ein letztes Mal haben sich die Stewardessen von Vietnam Airlines verbeugt, das wars.

Com On (Vielen Dank).

Serge

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Author: kopane.de

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