Ciao Ragazzi.
Nach dem unverhofften Highlight des Vortages (Ancona) stand heute das Spiel zur EM-Qualifikation zwischen San Marino und Slowenien auf dem Plan. Dieser fußballerische Leckerbissen war gleichbedeutend mit 4 neuen Länderpunkten der 5 Protagonisten. Da ja nie jemand mitzählt und alle einen Fick auf die Footbology-App geben, sei dies nur am Rande erwähnt. Das Spiel sollte im Stadio Olimpico di Serravalle stattfinden, welches mit 7.000 Plätzen das größte Stadion des Landes ist. Es standen sich mit San Marino der letztplatzierte (Platz 208) der Weltrangliste und mit Slowenien, die Mannschaft auf Platz 61 der FIFA-Weltrangliste gegenüber. Also auf dem Papier eine ganz klare Angelegenheit. Euer rasender Reporter hat das Ergebnis (0:4) vorausgesagt und hat dafür lediglich Beleidigungen erhalten. Das Spiel soll auch gar nicht weiter interessieren, dafür aber das ganze Drumherum.
Wir starteten unsere Reise, nach ein paar Stunden an unserem Hartz4-Beach, von Rimini aus. Die 23 Kilometer zur Seilbahn in San Marino waren nicht der Rede wert. Für 5 € pro Nase kann man mit der Seilbahn zu den Burgen über der Stadt und zurück gondeln. Generell war der kleine Stadtstaat, mit seinen 33.000 Einwohnern wesentlich günstiger als gedacht. Die Populationsschätzung des stillen Teilhabers lag im Übrigen bei 500.000. Wir schieben die Schuld mal auf den inflationären Genuss von Hauswein. Oben angekommen fanden wir ein Labyrinth aus Gässchen mit unzähligen Restaurants und vielen kleinen Lädchen. Komischerweise war jeder zweite Laden ein Waffengeschäft. Also, Vorsicht Putin. Von den Burgen aus hat man einen atemberaubenden Blick über das kleine Land, welches von Bergen umgeben ist, und auf das Meer am Horizont. Die Handys glühten bei dieser Aussicht. Gegen Ende unserer kleinen Erkundungstour fanden wir ein kleines Restaurant in bester Lage mit allerdings sehr grenzwertigem Essen. Solltet ihr mal nach San Marino kommen, geht nicht in das Restaurant Bolognese. Und wenn doch, dann lasst die Finger von dem Schnitzel Milanese, den Trüffelnudeln, dem Pulpo oder den Funghi-Tagliatelle. Während des Essens mussten wir kurz, schnellen Fußes, das Restaurant verlassen, weil die Slowenen an der Stadtmauer unter uns ein Gruppenfoto mit Pyro machten.
Das nahmen wir zum Anlass, um ebenfalls Richtung Stadion aufzubrechen, aber nicht ohne noch den Sonnenuntergang bewundert zu haben. Kaum war der Planet verschwunden, rannten wir zur Seilbahn und erreichten diese 35 Sekunden vor Abfahrt. Das hat gereicht, um die Pyroaktivitäten der Slowenen auf dem Parkplatz vor dem Stadion mitzubekommen. Vier Reisebusse und ein paar 9er haben die ca. 560 km lange Reise auf sich genommen.
Wie selbstverständlich marschierten wir um das Stadion um unsere Plätze auf der Haupttribüne einzunehmen. Die Slowenen saßen schließlich auf der Gegengeraden, also konnten wir nur auf der Haupttribüne sitzen. Leider wurden wir am Eingang weggeschickt, weil sich unsere Plätze eben doch auf der Gegengeraden befanden. Die Beleidigungen, die in der anschließenden Konversation abgefeuert wurden, können wir unseren beiden Stammlesern nicht zumuten. Die Rechtfertigungen des stillen Teilhabers (keine anderen Plätze frei gewesen) prallten an der geballten Wut des Sportlichen und meiner Wenigkeit ab. Ihr könnt euch gerne, zum Thema „keine Plätze frei“ die Fotos der Haupttribüne anschauen.
Mit 120 Puls passierten wir die Einlasskontrolle. Ein Hoch auf Ping, die es geschafft hat 4 Borghetti ins Stadion zu schmuggeln. Wir nahmen unsere Plätze ein und waren sofort wieder auf 180, weil die Haupttribüne quasi zu 25 % besetzt war und wir den Block der Slowenen lediglich von der Seite sehen konnten. Naja, wenigstens gab es Forst-Bier. Zu allem Überfluss wurde, im ordentlich beflaggten Block der Slowenen, bei Anpfiff gezündet. Wir möchten uns entschuldigen, dass wir an der Stelle lediglich Fotos von der Seite liefern können. Zum Spiel gibt’s nicht viel zu sagen. Die Slowenen wollten nicht und die San Mariner (?) konnten nicht. Also ging das Ding 0:4 an Slowenien. Die einzige Chance der Hausherren wurde von den 5 Heimfans UND den Slowenen gefeiert. Geht’s schlimmer? Die Gäste hatten Spaß mit einem Schwimmreifen und feierten sich selbst. In Hälfte zwei wurde auch noch einmal im Block der Slowenen gezündet. Bei meinem Ausflug an den Bierstand (ja, ich habe ein Tor verpasst) konnte ich sehen, dass der „Bösewicht“ von Ordnern aus dem Block geholt und des Stadions verwiesen wurde. Dies fand ohne Gegenwehr seiner Kameraden statt.
Der Verbannte revangierte sich, in dem er drei Fackeln ins Stadion warf, die die Laufbahn ankokelten und anschließend den angrenzenden Wald anzündete. Waldbrand ist die neue Pyroshow. Verantwortliche brachen ein Multifunktionsgebäude auf, um einen Feuerlöscher zu organisieren und das Feuer zu bekämpfen. Die Feuerwehr ließ sich Zeit und trudelte 10 Minuten später ein. Die 150 Meter, von der anderen Seite des Stadions waren aber auch lang. Der Feuerteufel war verschwunden. Den Brand nahmen ein paar Offizielle (Anzugträger) zum Anlass, um zum Ort des Geschehens (hinter unseren Plätzen) zu laufen. Dies nutzten die Slowenen auf unserer Seite, um die UEFA und den eigenen Verband zu beschimpfen. Recht so!
Nachdem der ganze Affenzirkus zu Ende war verlegten sich die Slowenen darauf Vereinslieder unseres asiatischen Banknachbarn zu grölen. Der saß im Trikot ein paar Reihen unter uns und freute sich. Auch die 10 deutschen Hopper oder Touris, welche mit uns auf der Tribüne saßen, wurden Ziel des Slowenen-Spaßes. Ein Typ, der auch gut und gerne Anführer einer Ackergang hätte sein können, erleichterte unsere Landsleute, mit den Worten: „Slovenia loves you“, um ihren Pfand (dabei wollten wir das tun). Beim gehen wurden die deutschen Dullis mit „Auf-Wiedersehen-Sprechchören“ verabschiedet. Hat schon alles Spaß gemacht hier. Der stille Teilhaber hatte seinen großen Auftritt als er, nachdem er minutenlange Beschimpfungen über sich ergehen lassen musste, einen Typen im rot-schwarzen Hannover-Trikot anpöbelte: „hier rammeln sogar Milan-Fans mit ner sechsnneuntsch droff rum“.
Die Slowenen hatten ihren Spaß, wir hatten unseren Spaß (und den Länderpunkt), so muss es sein.
Nachdem wir Jaqueline und den Sportlichen abgeliefert hatten, haben wir den letzten Aperol getrunken und einen Strich unter das Wochenende gemacht.
Salute, Serge
Subscribe to get the latest posts sent to your email.