Doch das Stadion der Landjugend in Frankenthal musste ich mir schwer verdienen. Denn irgendwann an diesem Tag musste ich eine Flatrate auf Gegenwind gebucht haben. Störte mich der Gegenwind die ersten Kilometer hinter Ottendorf-Okrilla noch nicht so sehr, auch weil ich mir das Schloss Seifersdorf (1530 erbaut) und das Barockschloss Wachau, welches auf einer künstlich angelegten Insel liegt und 1218 als Wasserburg erstmals urkundlich erwähnt wurde, anschaute, nahm mein Unbehagen aber je näher ich Großröhrsdorf kam zu. Teils war der Gegenwind so stark, so dass ich sogar bergab ordentlich in die Pedalen treten musste, damit ich noch vorwärts kam. Ein gemütliches Dahinrollen mit durch die Gegend schweifenden Augen konnte ich mir abschminken. So überlegte ich kurz in Großröhrsdorf, ob ich nicht einfach abbreche und mit dem Zug wieder nach Dresden fahre. Doch der Geiz und die Motivation siegten dann doch und ließen mich auch noch den letzten Hügel kurz vor Frankenthal erklimmen.
Angekommen am Stadion der Landjugend stieg mir sofort der ländliche Geruch nach Gülle in die Nase. Und auch die LPG in der Nachbarschaft tat ihr übriges dazu. Und weil das alles noch nicht reichte, schnatterten auch noch unentwegt Gänse. Na holla die Waldfee – Stadionname und Wirklichkeit passen wie die Faust auf das Auge, der Arsch auf den Eimer oder der Deckel zum Topf. Bis zum Anpfiff des Spiels noch das mitgebrachte Essen verschlungen und dabei das ausklingende Spiel der zweiten Mannschaften der SG Frankenthal und der SG Großnaundorf zugeschaut. Auch hier galt: Großer Sport sieht anders aus. Bietet aber auch weniger Unterhaltungswert. So unterhielten sich später auch Spieler der zweiten Mannschaft über das Spiel der ersten: „Schau mal, die Flanke kommt sogar an. Bei uns wird da sofort gefragt, wer die kriegen soll.“ Mit solchen und anderen Sätzen analysierten sie das Spiel und tranken dabei gemächlich ihr Bier. Da ich gerade in der kälteren Jahreszeit ungern ein Schattenparker bin, knallte ich meinen Körper direkt in die Sonne mit der Hoffnung, dass die Strahlkraft dieser noch ausreicht, den ekligen Wind vergessen zu machen. War aber nicht so und so trottete ich hin und her sowie vor und zurück. Auch die Landjugend bot nicht viel erheiterndes, war aber recht entzückt, dass die heimische Elf die Gäste mit 3:1 nach Hause schickte und somit nach Punkten auf den Zweitplatzierten Gast aufschließen konnte. Zum Platz an der Sonne der Tabelle sind es auch nur drei Punkte.
Wieder einmal bewegte ich mich flinken Fußes nach dem Abpfiff zum Rad. Bahnhof wäre mir zwar immer noch lieber gewesen, doch ist Frankenthal quasi vom ÖPNV und somit von der Welt am Wochenende abgeschnitten. Vielleicht sollte ich doch mal bei Flixbus anrufen und nachfragen, wie es mit einer Verbindung nach Franke so aussieht. Von Franke nach Paris/Rom/Bukarest ohne Umstieg hätte schon was. Aber ich glaube ich werde als Antwort nur ein breites Gelächter ernten.
Nun ja, los ging es auf die letzten der insgesamt 98,3 Tageskilometer. Kurz noch zum Handball und dann ab nach Hause. Bewegung statt Bier! (goju)