„Willkommen an einem Ort, den Rost und Dreck zusammenhält“
So stand es, geschrieben in riesigen Lettern, auf der Zaunsfahne, die sich über die Hälfte des Stadions erstreckte.
Viel Pathos, aber kann man definitiv unterschreiben.
Der stille Teilhaber und ich haben uns, nach dem Spiel in Halle, schnell aus dem Staub gemacht (mal sehen was der Blitzer kostet) um noch die zweite Hälfte vom Sachsenpokalspiel zwischen Panitzsch und Taucha (1:2) zu sehen. In Panitzsch ist die Welt noch in Ordnung. Weil man in Taucha nicht so zünden kann, gehen die Fans aus Taucha eben zu Panitzsch und zünden für die (O-Ton).
Den Abend ließen wir bei Johannes und seiner Frau in Leipzig, bei Ragout Fin und ein paar Freibergern, ausklingen. Die Nacht verbrachte ich neben dem stillen Teilhaber. Diesmal war ich vorbereitet und hatte mir Oropax eingepackt, um nicht von der Schreischnarcherei des stillen Teilhabers wach gehalten zu werden. Ein Erfolg auf ganzer Linie.
Am Sonntagmorgen wurden wir feudal verköstigt. Tausend Dank nochmal für die Gastfreundschaft ihr Verrückten. Wir wurden von Stephie sogar noch an das Völkerschlachtdenkmal gebracht. Das nenne ich mal Luxus. Wir bekommen unsere fetten Wänste gefüllt und werden auch noch durch die Gegend kutschiert. Das hat mit Fuß…, das hat mit Balltourismus, das hat mit Fußballtourismus nichts zu tun…
Ein wenig Sightseeing am Völkerschlachtdenkmal, die verstaubte Kulturecke im Gehirn will auch bedient werden, dann ging es fußläufig, über den Südfriedhof, zum Bruno-Plache-Stadion.
Man hört ja, hier und da, dass der ein oder andere zum Entrichten einer „Hopperpauschale“ aufgefordert wurde, als er / sie das BPS betreten wollten. Da das Stadion nur einen Eingang hat, ist es nicht allzu schwer, diese Gebühr „einzuziehen“. Beim Betreten des Stadions hatten wir Sorge, dass uns das gleiche Schicksal ereilen könnte. Allerdings blieben wir davon verschont. Unsere Version der Geschichte ist, die haben sich an uns nicht herangetraut.
Um die Haupttribüne besser im Blick / Bild haben zu können, wurde die Gegengerade als Platz ausgewählt. Dafür bekam ich vom stillen Teilhaber, der sich nur ins gemachte Nest setzt (das faule Schwein), doch tatsächlich Kritik.
Wir erhielten jeweils zwei Kassenrollen, die zu Spielbeginn, zu Ehren des Bruno-Plache-Stadions, geworfen werden sollten.
Der Anpfiff rückte näher und Mirko, der total witzige Stadionsprecher, zählte von 10 herunter und wir taten wie uns geheißen und warfen unsere Kassenrollen. Das Ganze ergab ein richtig schönes Bild.
Ich muss zugeben, dass hat hier schon alles einen Charme, den man heutzutage nur noch selten zu sehen bekommt. Der Laden wird nur noch von der Farbe zusammengehalten. Auf den Stufen wächst überall Gras und auf der Holztribüne über dem Dammsitz, hinter den beiden Graffiti, faulen die Sitze. Was hier bereits für Schlachten geschlagen wurden, was das Stadion bereits alles mitgemacht hat. So wurde, nach der Eröffnung, das Endspiel der deutschen Fußballmeisterschaft 1921/22 ausgetragen. Das Spiel zwischen dem HSV und dem FCN wurde nach 3 Stunden und neun Minuten, beim Stand von 2:2, wegen Dunkelheit, abgebrochen. Und so gibt es heute, für diese Saison immer noch keinen deutschen Meister. Es konnte außerdem verhindert werden, dass das BPS, zu Zeiten des zweiten Weltkrieges, in einen Friedhof für Kriegshelden umgewandelt wird. Geschichten über Geschichten. Leider wurden die richtig großen Spiele der Lok im Zentralstadion ausgetragen. Wer sich detailliertere Informationen zum Bruno-Plache-Stadion holen möchte, dem sei der „Der Bahnwärter“ No. 97 ans Herz gelegt.
Das Spiel begann und die Hertha (II) aus Berlin hatte, mit einem Pfostenschuss und Chancen im Minutentakt, den besseren Start.
Dennoch erzielte die Lok, warum auch immer, das 1:0. Sehr zur Freude von Stadionsprecher Mirko, der bei jedem Tor eskalierte, was für ein geiler Typ, ein echtes Original.
Mit 3:1 gings in die Pause, nur der Fußballgott weiß, wo die 3 Leipziger Tore herkamen. Uns war es recht, den ca. 3.000 Zuschauern auch und Mirko schon dreimal.
Wir sahen uns ein wenig um, und bemerkten einige der weiß gekleideten Herren, welche am Vortag für ein paar Emotionen, vor unserem Block sorgten. Interessant auch der Fakt, das zwei Ultras-Fahnen am Zaun hängen. Eine vor der Fankurve 1966 und eine (etwas Ältere) links am Dammsitz. Die Erklärung dafür müssen wir leider schuldig bleiben.
In Hälfte zwei hat es noch zweimal geklingelt und das Spiel ging mit 4:2 an Lok. Wir leerten unsere 100-Jahre-BPS-Becher und traten, sehr zufrieden, den Heimweg an.
Am Völkerschlachtdenkmal wurden wir wieder von der bezaubernden Stephie abgeholt. Der stille Teilhaber erhielt sogar etwas Wegzehrung. Das hatte er gar nicht verdient, das Nörgelschwein.
Egoistischerweise hoffe ich, dass uns Fußballromantikern das Bruno-Plache-Stadion in seiner ursprünglichen Form erhalten bleibt und wünsche den zwei Stammleser:innen viel Spaß beim lesen.
Serge
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