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Soo die ersten Berichte sind dann doch etwas länger geworden, aber natürlich hatten wir viel unternommen und die Eindrücke waren doch irgendwie neu und aufregend. Schließlich hatten wir uns ja schon so einige Gedanken gemacht, wie es vor Ort sein wird und ob alles so funktioniert wie erhofft.
Hat es ja dann letztendlich auch. Auch wenn dieser Tag sehr nervenaufreibend war und ich bei der ganzen Chose an meine persönliche Grenze gestoßen bin. Aber von vorn.
Der Tag begann noch mit einem gemütlichen Aufstehen und Frühstücken im Hotel. Die Fahrt zum Flughafen in São Paulo sollte eigentlich nur eine Stunde dauern, einmal verfahren, im Stau gelandet und schon hatte sich sämtlicher Puffer in Luft aufgelöst. Die Fahrt sollte dadurch ziemlich stressig werden und erster Angstschweiß machte sich breit. Das Ganze ging so weit das BanjaLucas an einer Kreuzung sogar schon den Geisterfahrer machen wollte, utopische Hektik nun und dank Gegenverkehr wurde das waghalsige Manöver im letzten Moment doch noch abgebrochen.
Die Karre wurde nur noch mit Sprit vollgeballert und die Abgabe bestand eigentlich nur aus Auto abstellen, Schlüssel abgeben und sagen das wir keine Zeit für mehr haben. Hat auch zum Glück geklappt. Also ab in den Shuttle und zum Terminal. Puuuh nun war klar, dass es doch noch reichen sollte, auch wenn wir bis ans aller letzte Ende der Abflughalle hetzen mussten. Da ist man von uns definitiv bessere Planung gewohnt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so sehr in zeitliche Bedrängnis geraten sind. Aber ist ja zum Glück nochmal gut gegangen. Haha von wegen! Auf der Fahrt wollten wir zwar vorbildlich das nötige Einreiseformular ausfüllen, um am Schluss aber festzustellen, dass wir den confirm- Knopf nicht betätigen konnten. Was für eine Scheiße! Und genau das wurde uns nun zum Verhängnis, da wir diese nicht vorzeigen konnten. Also dem freundlichem Personal alles erklärt und nun ganz bange Minuten erlebt, während die Jungs und Mädels versucht hatten die Sache irgendwie für uns zu regeln. Und Gott sei Dank durften wir pünktlich 15 Minuten vor Abflug passieren. Höre offf, war das eng! Diese Blicke der ganzen Passgiere im Flieger, als wir wie gackernde Hühner durch die Gangway kamen. Unbezahlbar. Bei der ganzen Hektik eröffnete uns M. sogar, dass er so sehr abgelenkt war, dass er seine Flugangst vergessen hatte und dies will was heißen. Wer unseren Kibic kennt, wenn es heißt: Boarding! Aber wie unser Freund richtigerweise erwähnte, dass er da durch musste und sich nur so unseren jahrelangen, unerreichbar erscheinenden Traum Rio de Janeiro erfüllen könnte. Einen dann entspannenden Flug später waren wir auch schon in Buenos Aires. So Freunde und Freundinnen der Sonne…Buenos Aires! Wie lange haben wir darauf gewartet. Schon seit Jahren haben wir drüber geredet, aber ohne jemals konkret zu werden und nun sind wir endlich hier. Die Welthauptstadt des Fußballs und wir sollten nicht enttäuscht werden.
Die Einreise klappte dann auch trotz teils fehlender Formulare problemlos, ehe wir eine gefühlte Ewigkeit warten mussten bis wir die SIM Karten endlichen hatten. Dazu mussten wir feststellen das unsere Kreditkarten nicht überall funktionieren und es mit dem Bezahlen noch eng werden könnte. Tja schon Scheiße, wenn man das Geld hat, aber nicht rankommt.
Per Uber ging’s dann in die Stadt zu unserem Hotel, wo zur Abwechslung auch mal alles reibungslos verlief. Danach musste erstmal was gegessen werden, da das Ganze unverschuldet etwas länger gedauert hat, kamen wir aber schon wieder in leichte Zeitbedrängnis. Gerade eine Stunde hatten wir noch bis zum Anpfiff als wir in der Nähe des Stadions Estadio Libertadores de América von CA Independiente ankamen und uns erstmal durch die erste von mehreren Bullenkontrollen quatschen mussten um zum Ticketschalter zu kommen. Dort endlich angekommen kurzer Schock, da die Verkäuferin wohl meinte das Karten nur für Mitglieder zu erwerben wären. Nach kurzer Aufregung und unserer Hartnäckigkeit geschuldet erhielten wir die gewünschten Karten.
Ich muss jetzt hier auch gleich mal erwähnen, dass gefühlt alle Menschen welche wir trafen, ehrlich zu uns waren.
In Brasilien, Argentinien und auch in Uruguay. Jeder und Jede war hilfsbereit, keine Abzocke, keine Probleme beim Bezahlen. Alle waren neugierig oder mindestens neutral zu uns eingestellt. Den einen Grillmeister nach Boca mal ausgenommen. Aber der hat wohl schnell gemerkt, dass sein Phantasiepreis für seine kulinarischen Köstlichkeiten jenseits von gut und böse waren, als wir den Otto auslachten und beim nächsten Stand dinierten. Wir hatten auch einige Unterhaltungen in der Gruppe, ob wir durch die Größe, 6 Männer, schwieriger ab zu ziehen wären oder ob wir auch Glück hatten oder ob die Menschen denen wir begegneten einfach nur ehrlich waren. Wahrscheinlich alles von jedem und ich für mich, und ich denke ich kann für die ganze Luis-Gruppe sprechen, waren begeistert von den Menschen und Eindrücken. Um dem Bogen zu dem heutigen Spiel zu schlagen, ich hatte das Gefühl, dass die Kartenverkäuferinnen glücklich waren uns helfen zu können.
Nun aber auf zum Eingang, dumm nur, wenn man mehrere Kontrollen passiert um dann festzustellen, dass man am falschen Eingang ist. Meine Güüüte, das können wir Luis aber auch so was von. Also wieder umgedreht und irgendwann hatten wir dann auch endlich ein Drehkreuz erreicht bei dem das grüne Licht aufleuchtete.
Nach diesem ganzem Heckmeck heute hat’s dann auch ein bisschen gedauert, bis wir das hier auch genießen konnten. Das erste Mal eins dieser geilen argentinischen Stadien betreten, das erste Mal eine Barra einmarschieren sehen, das erste Mal diese Klänge. Was für ein Genuss! Interessant auch zu sehen wie sich die Hinchas auf die Wellenbrecher stellen, um sich dann an den Bändern festzuhalten. Zwei Mal konnte beobachtet werden, wie sie gerissen sind und sich ein paar Leute auf die Nase gelegt haben. Autsch. Wenn der Rest des Stadions mit in die Gesänge einstieg, wurde auch ein sehr ordentlicher Lautstärkepegel erreicht. Das ansonsten nur spärlich gefüllte Stadion hat etwas verwundert. Was das angeht wurden wir in Brasilien wohl etwas zu sehr verwöhnt. Leider waren auch keine Gäste angereist. Auf dem Platz hatte Independiente Probleme um gegen die Paraguayer zu bestehen. Zum Glück hat es noch zu zwei Toren gereicht… ( siehe Video)
Das war also nun unser erstes Spiel in Argentinien und das hat definitiv Lust auf mehr gemacht! Nach dem Spiel wurde nochmal kurz eingekehrt, schließlich musste ein Teil, also zwei Drittel, den Länderpunkt entsprechend betrinken. Die süße Bedienung war etwas überfordert mit den ganzen Wünschen von den Kartoffeln, konnte die gierigen Schundmäuler aber zufriedenstellen. Kommunikativ sind wir Zonis schon immer. Mittlerweile war es schon nach Mitternacht bis wir wieder per Uber zurück ins Hotel sind. Alte Südamerikareisende hatten uns zwar die Bahn empfohlen, aber unsere Reisegruppe ist hier eben etwas bequem und es gilt safety first. Zwei Lampen waren schließlich auch schon an.
(Der Kulturbeauftragte)
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