Eine lange Zeit ist beendet. Insgesamt 7.456 Tage (20 Jahre) sind seit dem letzten Sieg in Baden-Württemberg (15. April 1994 in Freiburg) vergangen. Seit diesem Tag hieß es, wenn Dynamo im Süden spielte, Niederlage oder Unentschieden. Siege waren ausgeschlossen. Die SGD verlor sogar Spiele gegen den Tabellenletzten (Stuttgarter Kickers), welche so den ersten Saisonsieg holten. Seit dem 13.09. ist diese Leidenszeit der SGD und der Dynamofans nun vorbei. Und als ob sie es gewusst hätten, pilgerten zwischen 4.000 bis 5.000 Schwarz-Gelbe in den Sportpark Fautenau. Um die 500 reisten aus Dresden und Umgebung mit einem Sonderzug bis Backnang (gebt dieser Stadt bitte einen kleinen Teil vom Soli ab) und fuhren die letzten Kilometer auf das sprichwörtliche Ländle mit dem Bus. Die Busfahrt von Backnang zum Spielort begleitet sogar der Backnanger Bürgermeister im ersten Bus und schaute sich das Treiben ganz genau an. Endlich mal eine positive Art der Meinungbildung.
Der Parkplatz am Stadion eine Wiese, manche Autofahrer hatten nach dem Spiel auf Grund des Regens Probleme diese zu verlassen, die Wege zum Sportpark flankiert von Mais- und Sonnenblumenfeldern sowie Apfelbäumen und Wald. Idylle pur im beschaulichen Aspach.
Im Stadion genossen die Schwarz-Gelben auf Grund der schieren Masse die Stimmungshoheit. Die kleine Szene der Aspacher konnte dem nur schwer etwas entgegensetzten. Aber sie probierten es. Durchaus positiv. Sportlich war dagegen die Angelegenheit hier nicht so klar. Die Führung in der 26. Minute durch Eilers konnte Rizzi in der 36. Minute ausgleichen. Die Sonnenhöfer präsentierten sich sehr stark und konnten nach dem Seitenwechsel die ersten Minuten klar dominieren. Dynamo schwamm in dieser Zeit sehr stark. Doch Comvalius mit seinem Treffer in der 57. Minute weckte die Schwarz-Gelben wieder auf und in der Folge konnten sie das Spiel wieder ausgeglichen gestalten. Hin und her ging es auf dem Spielfeld, die SG Sonnenhof blieb am Drücker. Doch Eilers machte in der 91. Minute nach einem Konter alles klar und stellte mit seinem Treffer zum 3:1 unmissverständlich klar, dass die SGD beim 110. Gegner in der Geschichte und beim ersten Spiel in Großaspach den 900. Sieg (und nach 20 Jahren wieder einen in Ba-Wü) der eigenen Geschichte erzielt. Zahlen und Statistiken, welche den anwesenden Dynamofans viel Freue bereiteten und sie ausgiebig feiern ließen.
Ein großer Dank meinerseits geht für diesen Fußballnachmitttag an die SG Sonnenhof Großaspach. Schon lange habe ich bei einem Fußballspiel mit Dynamobezug solch eine entspannte Atmosphäre vermisst. Kein aufgeregtes und unsinniges Reglementieren, freie Platzwahl für alle, Informationen in der Halbzeit über die Zweite und die Jugendmannschaften statt übermäßig vieler Werbeeinspielungen, ein (wenn auch Neubau) nettes Stadion mit eigenem Flair, tiefenentspannte Ordner, wertschätzende Kommunikation durch den Stadionsprecher: ich war wie ein wenig überwältigt. Die Sonnenhöfer sind sympathisch. (goju)
Ohne wirklich genau zu wissen warum, war für mich das Auswärtsspiel in Großaspach das, auf welches ich mich mit Abstand am meisten gefreut habe.
Vielleicht war es der kranke Sicherheitsdreck mit all seinen Schikanen und Idiotien, der nicht nur zur Normalität bei jedem Spiel gegen jeden "normalen" Verein geworden ist, sondern inzwischen auch von nahezu allen Fans als absolut normal akzeptiert wird, mir jedoch den Spaß an Stadionbesuchen radikal genommen hat.
Eventuell war es die insgeheime Hoffnung, mal zu einem Verein zu fahren, bei dem nicht entweder versucht wird, krampfhaft die (und sei das Ergebnis noch so künstlich) Ultraschiene zu bedienen oder Fußball ausschließlich für den Verkauf von Versicherungen zu nutzen.
Möglicherweise hat die Freude auf eines der wenigen echten Stadien in - nicht nur - dieser Profiliga eine Rolle gespielt.
Kurz: Ziemlich wahrscheinlich war der Grund für die Vorfreude einfach der Wunsch, mal irgendetwas Anderes als das Übliche zu erleben.
Am Ende steht die Erkenntnis, dass auch die SG Sonnenhof-Großaspach nicht das seligmachende Paradies für Fußballfans ist. Und zwar nicht nur nicht für den modernen Showstatisten, sondern auch nicht für den traditionell Ewiggestrigen. Höllenlaute Tormusik vom Band und 3 Euro teure Bratwurst nerven dort genauso wie anderswo. Aber insgesamt war das gestern dennoch eigenartig und besonders. Anders.
Ich jedenfalls habe noch nie einen höherklassig spielenden Fußballverein erlebt, der derart wenig Ambitionen hat, außerhalb des rein Sportlichen mit den Anderen mithalten zu können und der derart entspannt damit umgeht, dass ihm das auch nie gelingen würde, selbst wenn er es versuchte. In einer (Profi)Fußballwelt, in der die sogenannte "Fankultur" mittlerweile ein Must-have für jeden Klumpen im Einheitsbrei darstellt, ist das irritierend und erfrischend zugleich.
Dazu die offenbar tatsächliche Unbefangenheit gegenüber den sächsischen Menschenfressern. Ich will nicht ausschließen, dass hinter den warmen Worten im Vorfeld auch der Versuch steckte, die Nazineandertaler mit einer neuen ungewohnten Strategie quasi auf dem falschen Fuß zu erwischen. Wenn ja, hat man das allerdings ziemlich gut gemacht, denn erstens wurde (wohl) tatsächlich kein rohes Fleisch aus örtlichen Supermärkten erbeutet und zweitens war von professioneller Berechnung gestern zumindest nichts zu spüren. Ich bin vor dem Spiel eine ganze Weile durch Backnang gewandert und (nicht nur) dort schien es in der Tat ehrlich empfundene Freude über den zahlreichen Besuch im Apfelbaumland zu geben. Zumindest war das meine persönliche Wahrnehmung.
Das, ein echtes, gewachsenes Stadion - und natürlich der Sieg einer richtig guten Truppe - gaben gestern einen Fußballnachmittag, den ich in seiner sehr speziellen Form nun vielleicht nicht unbedingt jedes Wochenende bräuchte, den Standardevents der FC Bayernlauternrostockdresdens im Zweifel aber jederzeit und ohne zu Überlegen vorzöge.
Fazit: Wenn man das Wort "besonders" mal nicht als Teil eines Claims, sondern in seiner realen Wortbedeutung nimmt, dann ist die SG Sonnenhof-Großaspach besonderer als alle anderen Besonderen. Inklusive des Besonderen, dessen Fans das Wort selbst mittlerweile schon als Alleinstellungsmerkmal betrachten.
Ich wünsche dem Verein da unten, dass er so lange wie möglich so bleiben kann wie ich ihn gestern erlebt habe. Dann komme ich sehr gern wieder. (Seniler Zirkusaffe - Quelle)
Bilder vom Spiel bei
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