Unser Tag startete mit einem hervorragenden Frühstück, das war bei den 55€ für die Nacht schon mit inbegriffen. Hier war wirklich alles beim Buffet dabei, das war der Hammer. Danach verließen wir diese Luxus-Unterkunft auch schon wieder, denn es sollte heute für uns nach Abu-Dhabi gehen, wo wir das letzte Spiel der Reise sehen sollten. Auf dem Weg dorthin sind wir aus der steinigen Berglandschaft in Richtung Wüste gekommen, es gab auch immer wieder große Weiden mit Dromedaren zu sehen. Der Unterschied zum Kamel ist übrigens, dass die Dromedare nur einen Hocker haben. Wieder was gelernt. Unser erster Stopp war an der Scheich-Zayid-Moschee, welche die Größte des Landes ist. Durchaus sehenswert, die Moschee ist wirklich riesig. Als nächstes wollten wir den Präsidentenpalast sehen, allerdings war es uns der Eintritt von fast 20€ nicht wert. Da kamen die geizigen deutschen Touristen in uns raus. Wir schlugen uns die restliche Zeit an einem Aussichtspunkt und einem kleinen Strandabschnitt tot, wir mussten uns ehrlich eingestehen, dass wir uns nach den 3 Wochen Reisen in gewisser Weise "satt gesehen" haben, zumal Abu-Dhabi vom Stadtbild her Dubai auch sehr ähnelt. Es hätte bestimmt noch mehr Sehenswürdigkeiten gegeben, aber auf Krampf noch weitere zu besichtigen haben wir uns nicht angetan. Das Abendessen hätten wir uns im Nachgang am liebsten auch nicht angetan. Der Optiker und ich bestellten Krebs mit Gemüse und Soße, da es auf den Bildern so aussah, als wäre dieser ohne Schale und daher leicht zu essen. Selbstverständlich war das nicht so und wir durften das Zeug aus der Schale pulen, das sah aus... Die Blicke vom Nachbartisch haben alles gesagt. Nach dieser Stärkung ging es zum Stadion, wo wir uns den Kracher zwischen Al-Jazira und Al Ittihad Kalba gönnten, tatsächlich hatten wir auch Glück und der Heimverein feierte sein 50-jähriges Jubiläum. Dass der Partie allerdings nur etwa 2.000 Zuschauer beiwohnten, fanden wir dann doch enttäuschend. Immerhin gab es vor Anpfiff eine Choreo zu begutachten, die Al-Jazira-Anhänger präsentierten eine gedruckte Blockfahne mit dem alten und neuen Vereinswappen sowie einem großem Schriftzug. Bis die Blockfahne ausgebreitet war, haben wir graue Haare bekommen. Na gut, Choreos in diesem Ausmaße stehen wohl auch nicht auf der Tagesordnung hierzulande. Der Support während des Spiels war wirklich sehr solide, im Gegensatz zu gestern hat der gesamte Kern die meiste Zeit über mitgesungen und sich auch nicht von den ersten beiden Gegentoren davon abbringen lassen. Hier merkten wir im übrigen, dass wir Karten für den Gästeblock geholt haben, hinter uns jubelten die sage und schreibe 20 Auswärtsfans kräftig bei den Toren mit. Bei uns im Block gab es mehr Sicherheitspersonal als Gästefans. Nachdem es mit dem 0:2 in die Halbzeit ging und wir ein Konzert einer riesigen Kapelle zum Jubiläum mit ansehen durften, wendete sich in der zweiten Hälfte die Partie und Al-Jazira konnte tatsächlich noch ausgleichen. Da war was los, wir haben es ihnen wirklich gegönnt. Dementsprechend zufrieden ging es für uns danach zum Flughafen in Dubai, um den Mietwagen abzugeben und den nächsten Flug anzutreten. Wir hatten für diese letzte Etappe nochmal einen Umstieg in Jordanien. Da dieser ganze 16 Stunden ging, haben wir uns einen Mietwagen gebucht um auch hier das Land noch ein bisschen zu erkunden. Um das schonmal vorweg zu nehmen: Das Land hat uns sehr gefallen, aber es ist eine absolute Frechheit, dass man selbst für einen so kurzen Aufenthalt ein volles Visum für 57€ (!) kaufen muss. Das hat uns erstmal sehr gestunken, aber es hilft ja nichts, 16 Stunden am Flughafen zu verweilen war auch keine Option. Wir düsten direkt ans Tote Meer, die Strecke dorthin verlief über sehr schöne Berglandschaften. Bei dem Anblick haben wir schon fast wieder vergessen, wieviel Geld wir für das Visum ausgegeben haben. Die Straßen waren auch wirklich interessant, es gab haufenweise Schlaglöcher, kaum Fahrbahnmarkierungen und wie die Leute hier gefahren sind war die absolute Höhe. Von Fahrrädern auf der Autobahn und Autos, die quer über eine Kreuzung wendeten, bis hin zu übelsten Ackerwegen, die laut Google Maps eine befahrbare Straße sein sollen, war alles dabei. Die Menschen und die Häuser sahen hier zum Teil sehr arm aus, manchmal standen nur kleine Zeltdörfer oder unfertige Lehmhütten irgendwo in der Landschaft. Nicht so arm hingegen war es dann am toten Meer, hier fanden sich sehr noble Hotels direkt am Ufer. Wir entschieden uns auch einen Tagespass für circa 26€ in einem dieser Hotels, genauer gesagt dem Dead Sea Spa Resort, zu buchen. Die Alternative wäre eine kostenlose Badestelle weiter südlich gewesen, allerdings hätte es hier keine Dusche gegeben. Die war danach auch bitter nötig, wer schonmal im toten Meer war, weiß wovon ich rede. Der Salzgehalt hier drin ist so hoch, dass man auf der Wasseroberfläche getrieben ist und sich nach dem Herausgehen schnell eine Salzkruste auf der Haut bildete. Ist aber auf jeden Fall eine Erfahrung wert! Nach unserem ausgiebigen Badegang fuhren wir auf den Mount Nebo, der Berg, den Moses damals bestieg. Für ihn steht auch eine Gedenkstätte hier oben, die wir allerdings nicht besichtigen konnten, da wir für den kurzen Aufenthalt kein Bargeld geholt hatten. Wir gingen dafür noch in ein Restaurant oben auf dem Berg um unsere Notdurft zu verrichten und eine kleine Erfrischung zu uns zu nehmen. Der Besitzer war sehr cool drauf, ein etwas älter Mann, der uns viel über seine Reiselust erzählte und für den Weltfrieden plädierte. Seine entspannte Art ist wohl auch seinem Marihuana-Konsum zu verdanken. Auf ihn komme ich später nochmal zurück. Der letzte Halt in Jordanien war für uns die Hauptstadt Amman, die uns durch den Baustil der Häuser durchaus abholen konnte. Sehr schade war, dass der Park rund um die Zitadelle von Amman, in dem sich auch einige Ruinen befinden, schon um 17 Uhr geschlossen hatte wegen Ramadan. Einen Blick auf das Amphitheater konnten wir zumindest noch werfen, als wir nach einem kleinen Rundgang eine Hofeinfahrt betraten, von welcher man eine super Sicht hatte. An der nahegelegenen Zentralmoschee haben wir ebenfalls gehalten, ehe es für uns in die "Rainbow Street" zum Abendessen ging. Der Name kommt durch die bunten Laternenlichter, die zwischen den Häusern gespannt sind. Hier genehmigten wir uns ein traditionell jordanisches Abendessen, was uns wirklich sehr getaugt hat. Das Restaurant war authentisch, zwischendrin wurde etwas landestypische Musik gespielt und nach dem Essen konnte man sich eine Shisha und einen ausgezeichneten Chai bestellen. Und dieses mal war der Tee wirklich ausgezeichnet, nicht wie die Plörre aus Hatta. Das war Genuss pur. Durch und durch begeistert vom heutigen Tag und den gewonnenen Eindrücken sollte es für uns wieder zum Flughafen gehen. Wir füllten nochmal den Tank und machten uns schonmal fertig für den Flug, Klamotten gewechselt und alles bereit gelegt, was man braucht. Doch dann ging die Panik los, meine Bauchtasche mit Reisepass war nicht aufzufinden. Nach kurzer Überlegung fiel mir auch ein, wo ich sie das letzte Mal in der Hand hatte. Ich hab sie in der Klokabine im Restaurant auf dem Mount Nebo an die Tür gehangen und vergessen wieder mitzunehmen. Ach du Scheiße, das darf nicht wahr sein. Selten ging mir so dolle die Pumpe wie in diesem Moment. Also ging es direkt auf schnellstem Wege zu diesem Restaurant, zum Glück ist dieses nur eine halbe Stunde vom Flughafen entfernt und es war noch genug Zeit. Allerdings fanden wir keine Öffnungszeiten auf Google und auf Anruf ging auch keiner ran. Egal, trotzdem hoch, notfalls muss da eingebrochen werden. Die große Erleichterung kam, als mich kurze Zeit später eine unbekannte Nummer angerufen hat und es war tatsächlich der bekiffte ältere Herr von heute Mittag am anderen Ende der Leitung. Er war zwar nicht vor Ort, aber meinte er lasse sich dort hinfahren und ist in etwa zeitgleich wie wir da. Tatsächlich rief er auch kurz bevor wir eintrafen nochmal an und sagte, er war bereits auf der Toilette und wartet mit meiner Bauchtasche an der Straße. Absolut utopisch, ohne diesen Mann hätte ich womöglich nicht ausreisen können. Ich habe mich so intensiv wie es nur ging bei ihm bedankt. Wir haben auf die Tube gedrückt, das Auto abgegeben und waren pünktlich zum Boarding am Gate. Dass unsere kleine Weltreise so brisant endete, damit hatten wir natürlich nicht gerechnet. Aber irgendwie hat es auch dazu gepasst, so turbulent wie unsere Reise war und wie viele Dinge letztendlich nicht so liefen wie geplant. Aber auch aus unseren Fehlern und den "schlechten Erfahrungen" lernen wir dazu. Man muss bedenken, dass es von uns beiden jeweils die erste Reise außerhalb Europas war und dementsprechend stolz bin ich auch, dass wir für alle Probleme eine Lösung gefunden haben. Wir haben einige unvergessliche Momente erlebt und so viele Erinnerungen für uns geschaffen, dass uns diese Reise für immer bleiben wird. Nun ruft aber der Alltag, unser Flieger landete um 5 Uhr morgens in Frankfurt und wir machten uns direkt auf den Weg zum nächsten Heimspiel unserer Mannschaft.
(Der Jungspund)