Boar.....muss das sein? Eher aufstehen als in der Arbeitswoche? Für einen Ausflug in die jüngste Stadt Deutschlands? Eisenhüttenstadt, in den 50er Jahren geplant, entworfen und gegründet. Zum Glück hielt youtube ein Video bereit, damit ich mich noch mal umfassent über dieses Prunkstück des Städtebaus informieren konnte.
Der Zug am Morgen fuhr pünktlich ab und via Ruhland, wo noch zwei Begleiter zustiegen und die Langeweile aus, erreichten wir alsbald Cottbus. Während der Fahrt kamen wir irgendwann auf Zaunfahnen bei den Spielen der Mannschaft der deutschen Fußballmafia zu sprechen. „Mir hat das mal einer erklärt. Der war in Kasachstan. Da konnte er einen Tag vor dem Spiel einfach ins Stadion gehen und sich das in Ruhe anschauen und Bilder machen. Mit seiner Fahne wollte er auch noch ein Bild machen. Doch da hingen überall Bettlaken. Und auf denen stand dann Menden Sieg, Borsti, RB Ron und wie sie alle heißen. Und die Bettlaken waren genauso groß wie die Zaunfahnen.“ „RB Ron?“ „Ja, RB Ron.“ „Ach du meinst Air Baron?!?“ „Ja, heißt das so?“ Was es nicht alles gibt. Zur Feier von RB Ron entschieden wir uns bei Missgeschicken diesen Namen als Titel zu verleien.
Schon in Cottbus hatten wir allen Anlass dazu, doch entschieden uns die bemitleidenswerten Menschen dieser Stadt dann doch mit weiteren Titeln nicht aufzuwerten bzw. abzuwerten. Je nach dem, aus welcher Sicht ihr das seht. Cottbuser reicht ja schon als Bezeichnung. Cotttbus und Aue – die Jogginghose am unförmigen Körper ist präsent.
Angekommen in „Crystal Meth Brandenburg“ bzw. Eisenhüttenstadt erwartete uns ein Bahnhof, welcher wie der von Ruhland, und nach Aussagen eines Mitfahrers, der wie in Homburg/Saarland aussah. Bis zum Dynamo-Sportpark waren es ca. 2,5 Kilometer Fußweg und eine Karte hatten wir natürlich nicht mit. So liefen wir einfach los und das Groundradar steuerte uns in die halbwegs richitge Richtung. Unterwegs fielen schon die vielen FSV-Tags auf. Da wir Männer sind und so von Natur aus nicht nach dem Weg fragen, mussten wir uns irgendwann beugen und nach dem Weg fragen. Und siehe da: Das Groundradar, bei anderen Menschen als Nase bezeichnet, hatte halbwegs gut funktioniert. Wir kreisten den Sportplatz von Minute zu Minute und Meter um Meter mehr ein. Ob wir ohne fragen angekommen wären, konnten wir nicht ermitteln. Irgendwie hätte es sicherlich geklappt. Am Dynamo-Sportpark nahm uns ein gut gelaunter Kassierer zwei Euro ab und überreichte uns dafür eine schicke Karte des PSV. Der PSV ist der Polizeisportverein, aus dem sich Dynamo im Jahr 1999 herauslöste und eben als FSV Dynamo Eisenhüttenstadt gegründet wurde. Am Ausschank wurden wir auch gefragt, woher wir den kommen. Die Antwort Dresden brachte sofort Klarheit: „Ach, Dritte. War ja toll damals mit euch zum Hallenturnier.“ Denn die glorrreiche dritte Mannschaft der SGD wurde einst zum Hallenturnier nach Eisenhüttenstadt eingeladen und nicht nur die Mannschaft kam, sondern auch „ein paar“ Fans. Im Endeffekt waren die Dynamos aus Eisenhüttenstadt von den Dynamos aus Dresden so begeistert, so dass sie es sich nicht nehmen ließen den am Bahnhof im Schneetreiben auf den Zug wartenden Dresdnern noch warme Bockwürste und Getränke zu spendieren.
Der Dynamo-Sportpark ist ein normaler Sportplatz wie ihr ihn sicherlich aus eurer Stadt oder Dorf kennt. Dennoch irgendwie anders. Dynamo wird hier durch mehrere Graffiti präsentiert und auch umweht diesen Sportplatz eine sehr freundliche Aura. Ich hatte mich hier von der ersten Minute an sehr wohlgefühlt. Der Kassierer, welcher sicherlich ein Frankfurter Original ist, der Rentner neben uns und die jungen Migranten hinter uns, welche auf ihren Handys Musik aus ihren Ländern abspielten. Es passte einfach alles. So auch das Spiel, auch wenn dies aus Sicht der Dynamos verloren ging. Viel wichtiger war für uns, dass es A) nicht 0:0 endet und B) viele Tore fallen. Denn die Torstatistik muss stimmen! Den drei Toren der Gäste folgten noch zwei Tore der Dynamos in der ersten Halbzeit und in der zweiten Halbzeit zogen die Gäste dann auf 2:6 davon. Doch aufgeben wollten sich die Dynamos noch nicht und weckten bei uns mit einem Doppelschlag in der 82. und 83. Minute durch Patrick Geller noch die Hoffnung auf ein 5:6 oder 6:6. Tief im Innersten hoffte ich sogar noch auf einen 7:6-Heimsieg. Das wäre dann ein Spiel gewesen, von dem ich noch meinen Enkeln erzählt hätte. „Damals war das. In Eisenhüttenstadt. Am 14.06.2014......“ Aber leider reichte es dann doch nicht mehr und der Schiedsrichter, 60 Jahre +, und sein einziger Linienrichter, sah aus wie 14 oder 15, hatten am Ende nichts mehr für den Spielberichtsbogen zu notieren. Schade. Aber ein 4:6 sind in der Summe auch 10 Tore. Von daher: Passt!
Nach dem Spiel steuerten wir ähnlich planlos wie vor diesem Spiel durch die Stadt und folgten unserem Groundradar. Hier mal abgebogen, dort mal geradeaus. Und so weiter. (goju)