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Die Idee und Hoffnung auch einige Spiele in Uruguay schauen zu können hatten wir schon bei der Planung der Reise und als wir so am Anfang derer in unseren Stammcafe in Rio saßen, kam M. mit der Info um die Ecke, dass wir zwei Spiele am 15.04. in Montevideo schauen könnten. Die Überfahrt mit der Fähre von Buenos Aires aus war zwar nicht sehr günstig und ein bzw. zwei Mietwagen bräuchten wir auch noch, aber wir waren uns alle einig, dass wir hier nicht wegen 50€ rum eiern.
So hieß morgens auf die Zähne beißen und sehr früh raus. Am Fährhafen von Buenos Aires wurde die 1,15 stündige Überfahrt nach Colonia del Sacramento in Angriff genommen. Im übrigen wurden heute auch die Dopplerfestspiele eröffnet. Heißt, wir hatten in fünf aufeinander folgenden Tagen je zwei Spiele geplant. Das Zahnfleisch würde wohl sehr dünn werden.
Im kleinen Uruguay angekommen, wollten wir schnell zwei Mietwagen buchen ( ging im voraus nicht, da unsere Kreditkarten nicht akzeptiert wurden, warum auch immer, dies sollte uns auch noch einige Schwierigkeiten bescheren) Zum Glück waren wir die ersten beim Autovermieter, aber leider war nur noch ein Wagen so kurzfristig verfügbar. Tja wir waren zu sechst und in so einen PKW passen, Trommelwirbel….. nur fünf Personen. Wir einigten uns die über zweistündige Fahrt in die Hauptstadt Montevideo zu sechst im Auto abzusitzen. Wird schon gehen. Auf den billigen hinteren Plätzen versuchten wir uns das Leben nicht zu schwer zu machen, ständig mussten irgendein Bein oder Arm anders gelegt werden damit die Durchblutung nicht komplett zum erliegen kommt. Letztendlich saßen wir die Zeit diszipliniert ab. Aber jetzt kommt das große Aber. Auf der ganzen Strecken waren bestimmt alle 25 Minuten Polizeikontrollen. Teilweise hatten sie jemanden am Wickel, teilweise glotzen sie bei uns ins Auto ohne was zu machen und teilweise lungerten sie nur rum. Jedenfalls so konnten wir morgen nicht unser Glück auf die Probe stellen. Wer würde denn bei einer eventuellen Kontrolle Aussteigen und zurück bleiben und so die morgigen Spiele bei San Lorenzo und Racing verpassen? Eben.
Also wurde noch auf der Hinfahrt entschieden, dass M. und ich uns ein Busticket in Montevideo holen werde, um an den Fährhafen zu fahren. Das hieß zwar wieder mitten in der Nacht aufzustehen, aber dies war uns allemal lieber.
Die zwei Bustickets wurden dann auch durch sechs geteilt, eene Bande!
Schnell im Hotel eingecheckt und frisch gemacht, wurde sich aufgeteilt. BanjaLucas, M und ich organisierten die morgigen Fahrkarten am Busterminal. Der Sportliche, der Südbrandenburger und der stille Teilhaber uberten zum Estadio Jardines del Hipódromo um die Tickets zu kaufen. Wir rechneten zwar nicht mit Problemen, aber was man hat, das hat man.
Die Busfahrkarten konnten nach kurzer Orientierung an den verschiedenen Ticketschaltern problemlos gekauft werden.
Wieder am Stadion vereint, schilderten uns die Anderen, dass sie die Tickets nicht kaufen konnten. Es gibt keine Tageskassen und wir erfuhren das Karten nur über das neue Online-Ticketsystem Redcorner zu erwerben waren. Übrigens für alle Erstligaspiele im Uruguay. Soweit so schlecht. Jetzt ging der Spaß erst richtig los.
Wir versuchten, eine Stunde vor Anpfiff, die Karten online zu kaufen, konnten zwar alle unsere Daten im System eingeben, aber es wurde keine von unseren Kreditkarten akzeptiert. Nun wurden die Ordner angesprochen, ob sie die Karten für uns bestellen könnten…. Sí! Top, Problem nun, wir hatten nur argentinische Pesos, was in Uruguay wohl gleichbedeutend Schmutz heißt. Nun war guter Rat teuer. Zwei von uns Gringos versuchten nun verzweifelt eine Wechselstube oder einen Bankomat zu finden, aber wegen Ostern war alles geschlossen. Ok wir blieben weiter ruhig, hier kommen keine 1000 Leute zum Spiel und die werden uns Touris schon rein lassen.
Es betrat nun ein kleiner zwielichtiger Mann die Bühne, welcher schon die ganze Zeit an der Seite stand und unser Problem mitbekam. Er würde unsere Euros in uruguayische Pesos tauschen und so könnten wir dann die Ordner beauftragen die Tickets für uns zu bestellen, hört sich nach einen Plan an, nur hatte in der Zwischenzeit die Redcorner den Vorverkauf eingestellt. Ihr merkt, es könnte besser laufen.
Der kleine Mann war wohl nun auf unsere Euros scharf und erklärte uns in schlechten Englisch, dass er am Spielereingang versucht uns reinzubringen, natürlich klappte dies auch nicht. So jetzt nahmen wir das Blatt des Handelns in die Hand und starteten unserseits eine Charmeoffensive am offiziellen Eingang. Es wurden die Ordner von unseren Problem in Kenntnis gesetzt, die zwei Polizisten bequatscht, einer Spielerfrau Annoncen gemacht und ein Vereinsverantwortlicher genervt, um dann diesen einen Namen zu hören: wir fragen Natscho! Natscho? Wer kann das nur sein. Natscho kannst du unser erste Weltproblem lösen und vor allem, wo, wo ist dieser Natscho eigentlich? Jeder der nun an uns vorbei lief, war in unseren Augen dieser Natscho. Der Vereinsverantwortliche, kam zurück und erklärte uns, gleich käme er zu uns. Natscho unsere Eintrittskarte ins Stadion.
Die Minuten verstrichen, wie die Nachspielzeit wenn Dynamo mal wieder hinten liegt und versucht mit fehlender Klasse den Ausgleich zu erzielen. Ein langer, dünner Vereinsmitarbeiter, winkte uns zu, wir sollen ihm folgen, das musste er sein Natscho, ja Mann! Wir daggelten los. Er erklärte uns nun, er bringe uns in den Gästeblock, alle nickten, wie kleine Jasager. Am Gästeblock kurze kritische Blicke der Polizei und Ordner welche uns das Erste mal sahen, aber hey, Natscho klärt sowas! Kurzer Smalltalk Natschos mit dem Oberordner, kurzes nicken in unsere Richtung, nun kurzer Applaus unserseits um mit muchas gracias und erhobenen Daumen ins Stadion zu rammeln. Nun war Natscho natürlich sofort vergessen. Wer warn das eigentlich? Ey Alter da steht ne Palme auf der Tribüne, hin da! Und als wir so über die Stufen wie junge Rehe sprangen, ertönte der Anpfiff. Punktlandung würde ich behaupten. Der halbe, ne eigentlich der ganze Gästeanhang am umdrehen nach den 6 Gringos grrgrrgrr, aber alles Normalos, also alles gut. Top, wir saßen in Uruguay in der Sonne, eine Palme neben uns und die kleine Bande La Fiel ( Die Gläubigen) am Singen. Alles nichts großes, aber wir fühlten uns wohl, am anderen Ende der Welt, in Uruguay. Nun zufrieden waren wir, aber ganz hungrig und durstig ebenfalls, wer aber aufmerksam mitgelesen hat, wird noch wissen, dass wir kein Geld hatten um uns vorm Stadion ein Wasser oder ein Hotdog kaufen zu können. Selbst als der Sportliche versuchte den dreifachen Preis in argentinischen Pesos zu zahlen, er wurde aber weggeschickt. Die argentinische Währung muss ja echt das Papier nicht wert sein, auf der sie gedruckt ist.
Also wurde in der Sonne gedarbt und den erschreckend schlechten Spiel zu geschaut, das Ergebnis spricht Bände, Fotos gemacht und den Klängen der Kurve gelauscht. Diese war mit schönen Zaunfahnen und Bänder geschmückt und es wurde eher locker etwas gesungen, was auch hierher passte. Ich war für meinen Teil zufrieden und hungrig. Interessant die Zaunfahne „La Misma Pasión“ – „Die gleiche Leidenschaft“ flankiert mit der Racing Stones- und der Danu Stones Zunge. Am nächsten Tag beim Spiel von Racing konnte dann aber keine Freundschaftsfahne gesichert werden. Trotzdem interessant.
Der Verein von Danubio FC wurde 1932 von bulgarischen Einwanderern gegründet. Find ich irgendwie erwähnenswert. Vier mal konnte die Primera División Uruguays gewonnen werden. Das letzte Mal 2013/14.
Wir spekulierten natürlich nun, ob es beim zweiten Spiel genauso stressig wird an Tickets zu kommen. Ein Drittel der Reisegruppe ging lieber in die Stadt um was zu essen, zwei Drittel gingen in die nächste Runde mit der Redcorner.
(Der Kulturbeauftragte)
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