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15.04.2022, 20:15Uhr
Defensor Sporting Club – Centro Atlético Fénix
Montevideo, Estadio Luis Franzini
Campeonato Uruguayo Primera División 2022 – 900 – 2:1
geschätzte Lesezeit ca. 4 Minuten


BanjaLucas und der Sportliche ließen uns direkt vorm Stadion von Defensor raus. Die Kartenfrage musste geklärt werden. Die beiden Anderen fuhren in die Stadt und gingen was essen. Uns knurrten zwar auch  so langsam richtig die Mägen, aber wir wollten ja aufm Zahnfleisch gehen.
Am Eingang schauten wir gar nicht mehr nach Ticketschaltern. Wir sprachen sofort einen Vereinsverantwortlichen an und erklärten ihm das Problem. Er wollte oder konnte uns nicht weiter helfen. Aber das wir vier Weißbrote natürlich auffallen war klar und sofort kam ein weiterer, gut englischsprechender Mitarbeiter hinter der Polizeikette zu uns. Er wusste auch von dem Problemen mit dieser dämlichen Ticketseite Redcorner. Er nahm sich viel Zeit für uns, aber selbst er konnte keine vier Tickets bestellen. In den Moment konnte ich die Redcorner-Seite leise lachen hören, sie zeigte uns sowas von den Mittelfinger. Aber unser neuer Held ließ nicht locker und versuchte es erneut. Er stand bestimmt gute 20 Minuten mit uns zusammen und war sichtlich genervt uns nicht helfen zu können. Seine Worte " welcome to the third world". Wir waren uns eigentlich wieder sicher, dass wir erneut ist Stadion dürfen und lüsterte schon nach dem dampfenden Imbissstand, weiter hinten am Stadionvorplatz. Der stille Teilhaber fragte, ob es möglich wäre Einladungskarten oder Freikarten vom Verein zu bekommen, welche wir natürlich bezahlen würden ( aber wenn ja, mit was eigentlich?). Unser neuer Held symbolisierte uns keine Panik, ihr kommt rein und sprach mit dem Chefordner. Alles kein Problem, die Jungs dürfen natürlich umsonst rein. Vielen Dank dafür! Es war schön zu sehen, dass sie erfreut waren Europäer bei ihren kleinen Verein begrüßen zu dürfen. Aber mal im Ernst, gibt's was sinnloseres als dieses Ticketsystem, wo sogar Einheimische scheitern? Jetzt waren wir zwar im Stadion, aber so langsam mussten wir was essen und trinken, sonst gibt’s hier ein Unglück und einer kippt um.
Also erneut unseren Helfer angesprochen, ob er uns 20€ in uruguayische Pesos wechseln würde? Es war ihm unangenehm, da er uns kostenlos ins Stadion gelassen hatte und wir ihm nun Geld geben würden. Das sieht vor seinen Kollegen komisch aus. Hatte er auch recht. Aber wir waren kurz vorm verhungern und sahen immer noch die Dampfschwaden am Imbissstand. Natürlich half er uns wieder und sagte mit einen herzhaften lachen, dass wir ihn jetzt in Ruhe lassen sollten. Wir klatschen alle zusammen ab, er war wirklich glücklich uns helfen zu können. Vielen Dank an den netten Mitarbeiter vom Defensor Sporting Club!
Jetzt rammelten wir, wie die besengten, aber zum Imbissstand. Doch was war das! Ihr hättet unsere leeren und entsetzten Blicke sehen sollen, als wir registrierten, dass es nur ein Süßigkeitenstand war und der Dampf von dem großen Kaffeepott stammte. Innerlich brach ich zusammen und die Blicke meiner Freunde zeigten nur Fassungslosigkeit. Das konnte doch nicht wahr sein, wie wir hier strampeln. Der ältere Herr und das junge Mädel waren mit der Situation wohl überfordert, warum auf ein Mal vier Gringos an ihren Stand rennen und komplett entsetzt auf die Kekse, Gummibärchen und Schokoriegel starrten. Nun in der Not frisst der Teufel auch Süßigkeiten und wir investierten die komplett getauschten Peso in die Zuckerware. Geil da stehen wir in Uruguay im Stadion und fressen für 20€ Schokokekse.
Das Stadion war dann wie die Vereinsfarbe von Defensor komplett in Lila. Also auch hier harte Kost für uns. Natürlich mussten auch die Gäste vom Centro Atlético Fénix, lila weiß sein. Wenn schon denn schon. Beide Stadien trennen auch nur 9 km. Also das unblaue Derby. Aber mehr als die Hälfte der Vereine kommt aus dem Großraum Montevideos. Also Derby ist dann sehr oft. Ein bisschen gepöbel und gestikulieren der Gäste Richtung Heimblock konnten wir auch beobachten, aber mehr war nicht drin. Vor dem Spiel lernten wir noch einen älteren Herren aus MeckPom kennen. Er war schon eine Weile alleine unterwegs und gab uns einige Tipps für Buenos Aires mit auf den Weg.
Beide Fanblöcke waren quantitativ gleich besetzt, ich schätze so 50 Frau/Mann stark. Die obligatorische Kapelle war auch dabei und da die Blas- und Schlaginstrumente einige Dezibel mehr erzeugten als die Fans selber, kam da ein ziemliches durcheinander raus und es hörte sich zum Schluss etwas nervend an. Hört man glaub ich auch ein bisschen auf den Video. Nervend war auch das wir wirklich fast am verhungern waren. Anscheinend reichen den gemeinen Ossi nicht 500g Süßigkeiten am Tag. M. erspähte schon im Stadion das gelbe MC Donald Schild und sogar ich war mal bereit dort was zu kaufen. Ich hätte heulen können, in Uruguay bei MC Donald essen zu müssen.
Auf dem Weg dorthin, das Estadio Luis Franzini liegt sehr nah am Strand, kamen wir aber, Gott sei’s getrommelt, an einen kleinen und wie sich herausstellte guten Restaurant vorbei. Die Entscheidung war eigentlich keine, rein da. Den netten Kellner gefragt.
„Kartenzahlung ist möglich?“
„Sí, por supuesto!“
Feuer frei Genosse. Das einheimische Cerveja, Patricia und Pilsen, fand ebenso den Weg auf den Tisch, wie das lokale Gericht Chivitos. Beef mit Ei, Oliven, Paprika, Salat, Käse und Speck. Oh man tat das gut.
Oh ja endlich mal locker zwei Stunden ab gammeln, das haben wir uns aber auch verdient. Das Restaurant war wie eine Belohnung unserer Strapazen. Ein kleiner Verdauungsspaziergang wurde noch am Strand und später zum Hotel zurück gelegt. Denn morgen hieß es wieder früh raus zurück nach Buenos Aires.
Das Zahnfleisch seufzte leise.
(Der Kulturbeauftragte)



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