Bonne journée chers amis
Mit Katerstimmung, ob der Niederlage unserer Dullis im Saarland am Vortag, startete die Fahrt nach Lothringen.
Unser Ziel war das Spiel des FC Metz gegen den großen FC Girondins de Bordeaux oder Vierter gegen Zweiter der Ligue 2.
Darüber hinaus musste endlich die erste Merguez bei einem französischen Fußballspiel verzehrt werden, viel zu lang hatte ich Ping falsche Versprechungen gemacht. Diesmal musste die Königin der französischen Würste in unsere Ränzen oder ich würde meine Frau nicht mehr dazu bewegen können, ein französisches Stadion zu betreten.
Im letzten Jahr hatten wir uns, auf dem Nebenplatz (Stade Dezavelle) bereits Metz 2 gegen Reims 2 angeschaut und blickten, während des gesamten Spiels (ein sportlicher Leckerbissen), auf das Stade Saint-Symphorien. An diesem Tag hatte sich der Gedanke im Stammhirn eingenistet, dieses Schmuckkästchen besuchen zu müssen und heute war es soweit. Bevor wir jedoch den Ort der Begierde enterten, sind wir ein wenig durch die Stadt geschlendert und haben, bei wunderschönem Sonnenschein, die Stadt besichtigt. Als flankierende Maßnahme wurden Unmengen an Kalorien in Form eines Eclairs zugeführt.
Wir hatten nicht allzu viel Zeit, also haben wir lediglich der Kathedrale Saint-Étienne, welche über der Stadt thront, einen Besuch abgestattet.
Metz ist sicher nicht die schönste Stadt, dennoch gibt es ein paar richtige schöne Ecken mit großartigen kleinen Läden. Auch auf den kleinen oder großen Plätzen der Stadt kann man die französische Lebensart in vollen Zügen genießen. An manchen Stellen erinnert Metz ein wenig an Bern.
Vom Place Saint-Louis aus haben wir den dreißigminütigen Fußmarsch zum Stadion angetreten.
Bei unserer Ankunft kannte die Freude, über das was unsere Trüben Augen erblickten, keine Grenzen. Ich bin zwar des französischen nicht mächtig, dennoch konnte ich mit den Worten „le Grille“ etwas anfangen. Wie Junkies bei der Meth-Ausgabe haben wir den Fressstand gestürmt und uns die ersehnte Merguez gesichert. Glücklich standen wir mit unserer unfassbar leckeren Wurst herum und haben uns ein wenig umgesehen. Es herrschte ein wildes Treiben rund um das Stadion, es scheint, dass der Franzose erst kurz vor knapp die Sportstädte betritt, also taten es wir ihnen gleich.
Das Stade de Sopherien wurde bereits 1923 eröffnet, allerdings mehrmals renoviert und modernisiert. Genau wie die Moselinsel auf der es liegt, wurde das Stadion nach einem Heiligen aus dem 2. Jahrhundert benannt. Danke an der Stelle an Wikipedia.
Bevor wir unsere Plätze einnahmen, haben wir uns auf dem Balkon, welcher in der Ecke über der Nord- und Südtribüne errichtet wurde, ein Bier geholt. Der Balkon bietet einen irren Blick sowohl in das Stadion als auch auf die Stadt, so etwas habe ich noch in keinem Stadion erlebt.
Wir saßen keine 2 Minuten auf unseren Plätzen, als die Laune bereits in den Keller rutschte. Nachdem wir an unserem Bier genippt hatten, schauten wir uns mit leeren Augen an. Wir Hirnis hatten leider das falsche Bier gekauft, nämlich Grimbergen aus Belgien. Wer öfter einmal Berichte auf Kopane liest, wird wissen, dass die Kopane-Redaktion belgischem „Bier“ kritisch gegenübersteht.
Zunächst wurde natürlich nicht aufs Spielfeld geschaut, sondern die 3 (2x Metz, 1x Bordeaux) Fangruppen begafft. Auf der Ostkurve ist die Horda 97 platziert, die, seit 2001 eine offizielle Freundschaft zur Generation Luzifer aus Kaiserslautern führt. Auf der gegenüberliegenden Seite, der Westtribüne steht die Gruppa Metz, als zweite Ultragruppe auf Seiten von Metz, mit Kontakten nach Trier.
Zwei getrennte Stimmungskerne kenne ich eigentlich nur aus Italien und ich fremdele extrem damit. Fairerweise muss ich darauf hinweisen, dass ich keinerlei Kenntnis darüber habe, warum die Gruppen nicht zusammen stehen. Das zwei Blöcke, mit unterschiedlichem Liedgut den eigenen Verein anfeuern ist schon verwirrend genug, jetzt kommt mit dem Gästeblock noch der nächste Stimmungskern hinzu. Die Gästefans aus Bordeaux hatten ihren Platz, links über der Horda 97 auf der Osttribüne. Die 930 km von Bordeaux nach Metz haben ca. 500 Fans angetreten. Zwischen den Ultramarines Bordeaux 1987 und der Schickeria besteht eine Fanfreundschaft (mit wem pflegt die Schickeria eigentlich keine Fanfreundschaft?), dennoch wurden keine Bayerndevotionalien im Gästeblock ausgemacht. Der FC Bayern spielte zeitgleich gegen Hoffenheim. Das optische Highlight setzte die Osttribüne. Die Horda 97 begann mit Fahnen-Intro und einer halben Blockfahne, die vom Oberrang aus heruntergelassen wurde. Die Gäste zeigten ebenfalls ein Fahnen-Intro und eine UB87-Zaunsfahne.
So sehr die 3 Stimmungskerne auch verwirren, einen Vorteil haben sie, es ist quasi nie still im Stadion. Dennoch wäre mir eine richtig laute Heimkurve lieber gewesen, aber ich will mein Gezeter auf Mindestmaß reduzieren, dies gebührt schließlich unserem Chefredakteur.
In der ersten Hälfte passierte nicht viel, bis der Torwart von Bordeaux einen herannahenden Metzstürmer vor dem Strafraum umpflügte und kurz vor dem Halbzeitpfiff dafür die rote Karte sah. Endlich konnte ich mal wieder „carton rouge“ schreien.
Die zweite Hälfte gehörte Metz. Bordeaux musste der Unterzahl Tribut zollen und hat sich drei Tore einschenken lassen. Damit waren sie noch gut bedient, denn das Heimteam ließ beste Chancen aus. Die Fans aus Bordeaux haben dennoch bis zum Schlusspfiff abgeliefert und einen durchaus guten akustischen als auch optischen Eindruck hinterlassen. Die Blöcke auf der Ost- und der Westtribüne haben, für sich gesehen, ordentlich performed, es wäre aber sich mehr drin gewesen. Am Ende wurden Wechselgesänge angestimmt und die Gruppa initiierte eine Laola. Wie lange habe ich das schon nicht mehr erlebt. Der Großteil der 23.345 Zuschauer ging zufrieden nach Hause. Wir haben ebenfalls, hochzufrieden, den Rückmarsch angetreten.
Au revoir, Serge