Ein verlängertes Wochenende im Ruhrgebiet – hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich so etwas mal freiwillig unternehme, aber das WG-Vorstellungsgespräch bei Familie Schwakowiak machte es mehr oder weniger möglich. Und siehe da: Gelsenkirchen-Erle wird noch als einer der Stadtteile gewertet, welcher als „das geht dort noch“ gewertet wird und GE-Bismark gilt als „dort kannst du nicht hingehen“. Persönlich fand ich Erle schon äh...gewöhnungsbedürftig, bin ich doch von Dresden doch ganz gut verwöhnt, was die Bausubstanz angeht. Und als ich in die Gelsenkircher Altstadt gehen wollte, hörte ich am Telefon nur „Komm sofort zurück. Du wirst deines Lebens nicht mehr glücklich. Mein erster Eindruck von der Altstadt war, dass dort einer steht, die Hosen runter lässt und gegen eine Wand pinkelt.“ Aber vom Hertener Horizontobservatorium aus betrachtet, sieht das Ruhrgebiet sehr grün aus, so richtig einladend. So von oben mit Abstand. Das ist so ähnlich wie mit der Erde. Vom Weltall aus der schöne, blaue und sonst auch farbenfrohe Planet, aus der Nähe gesehen gibt es auf der Erde einen ganz großen Fehler: den Menschen.
Aber es sei wie es sei, ich wollte euch ja etwas vom Fußball erzählen. Also Standfußball, welchen sogar der Torwart der 96er erkannte, wie er mir im folgenden Dialog mitteilte, als er mich in der zweiten Halbzeit ansprach:
„Bist du von Erkenschwick?“
„Nein.“
„Presse?“
„Nein, privat.“
„Da hast du dir ja das beste Spiel heute raus gesucht. Ich habe noch nie so ein bewegungsarmes Spiel gesehen.“
„Hmh….“
Wenn das Spiel schon schlecht ist, muss halt das Stadion was bieten. Und das konnte das 10.000er hier wahrlich gut. Sicherlich hätte der Kassierer gern mehr als die von mir 28 gezählten Zuschauer am Eingang begrüßt, aber 28 Zuschauer ist leider normales Kreisliganiveau. Da tat er mir fast schon leid, wie er hinter seiner Geldkassette mit grün-gelben Schal um den Hals auf seinem Stuhl saß und einige Zuschauer mit Namen begrüßte. Und dann saß er da, und saß und saß und saß.
Im Stadion fiel mir auch ein Aufkleber der Vestpiraten auf, welcher Rückschlüsse auf eine kleine, scheinbar aktive Fanszene ließ. Doch während dem Spiel gab es keine Regung auf der Tribüne. So stöberte ich im Internet herum und fand die Homepage der Vestpiraten. Und dort konnte ich in einem Artikel vom 29.11.2015 mit der Überschrift „Vestpiraten gez in Braun-Weiß!!!“ lesen, dass diese sich nun zum sogenannten magischen FC aus Hamburg bekennen (was wohl die Hälfte sowieso schon vorher tat). Fand ich persönlich sehr schade. Denn so konnten sich meine Augen nur am drögen Kick festhalten, welcher auch wenig Emotionen bot. So blieb es beim Fazit des Tages: Großes Stadion – sehr wenig Zuschauer – Amateurfußball. Es ist ja nun auch nicht so, dass ich im Ruhrgebiet hätte kein anderes Spiel ansteuern können. Nur der eigene Sport zuvor ließ halt wenig Zeit für eine Alternative. Vielleicht sollte ich mal was an der Regel „Ohne Sport kein Sport“ was ändern. Oder ab und an die Regel außer Kraft setzen.
Nun ja, irgendwann schlag ich wieder im Ruhrgebiet auf. Dann spielen die 96er hoffentlich etwas höher und es finden sich ein paar mehr Zuschauer ein (genug Menschen leben hier ja). Der morbide Charme des Potts hat ja auch seine eigenen Qualitäten. Raue Schale, weicher Kern sag ich mal. Macht auf jeden Fall Lust auf mehr. (goju)
Beitrag von extra 3 zum HorizontobersatoriumHorizontobservatorium
Auf dem nördlichen Gipfelplateau wurde 2008 das Horizontobservatorium errichtet. Das moderne Bauwerk besteht aus einer kreisrunden, ebenen Fläche von 88 m Durchmesser, einem um 1,50 m abgesenkten Forum mit 35 m Durchmesser in der Mitte und zwei Bögen mit einem Radius von ca. 45 m, die sich wie die Großkreise Meridian und Himmelsäquator über den Platz spannen. Das Horizontobservatorium soll eine moderne Version prähistorischer Steinkreise und Bauwerke wie Stonehenge darstellen. Befindet sich der Beobachter genau in der abgesenkten Mitte des Bauwerks, breitet sich das Plateau der Halde in alle Richtungen wie ein künstlicher Horizont aus und mit Hilfe einiger Peilmarken können der Auf- und Untergang der Sonne zu wichtigen Kalendertagen wie Sommersonnenwende, Wintersonnenwende oder Äquinoktium beobachtet werden. Mittels weiterer spezieller Peilmarken werden auch Mondwenden und die Präzessionsbewegung der Erdachse anhand von Fixsternpeilungen zu beobachten sein. Die alles überspannenden Bögen teilen den Himmel in Ost- und Westhälfte sowie in Nord- und Südhalbkugel ein und dienen daher tagsüber als Sonnenkalender und nachts mit Hilfe einer selbstleuchtenden Skala als Orientierungshilfe am Sternenhimmel. Idee und Konzeption dieses Bauwerks stammen vom Initiativkreis Horizontastronomie im Ruhrgebiet e.V.. Schon kurz nach der Eröffnung der Anlage am 20. Dezember 2008 wurden Risse im Äquatorbogen festgestellt; am 6. Januar 2009 wurde die Anlage aus Sicherheitsgründen gesperrt und der Bogen wurde provisorisch durch zwei zusätzliche Pfeiler gestützt. Seither streiten sich der Eigentümer und die Stahlbaufirma Maurer Söhne[2] um das Verschulden und die Beseitigung des Mangels.[3] Im März 2010 bestellte das Landgericht Bochum zwei Gutachter.[4] 2013 wurden Reparaturarbeiten und Windbelastungstests durchgeführt, um Entscheidungsgrundlagen über das weitere Vorgehen zu erlangen.[5] Die Erwartung des Landgerichts Bochum, das „mehrere Monate“ für das Gutachten veranschlagt hatte,[4] erfüllte sich nicht. Erst nach mehr als fünf Jahren legten die Gutachter im Sommer 2015 ihr Gutachten vor; die Art und Weise, wie sie das Gericht hinhielten, erregte Aufsehen.[6] Wann das Horizontobservatorium wieder zugänglich sein wird, ist nicht absehbar. (Quelle Wikipedia)
Schöne Bilder!
Vestpiraten 😀 Eine Fangruppe wechselt den Verein, unglaublich.
Wärste mal letzte Saison vorbeigekommen, da warn wir noch häufiger vor Ort (Teile von uns gehen schon seit Jahren zum FCSP); das mit der »wir sind jetzt braun-weiß«-Ankündigung find ich persönlich eher unglücklich.
Aber was willste machen, wenn Du seit, wie im Artikel geschrieben, 13 Jahren den grün-gelben folgst, von der Kreisliga über die Landes- in die Verbandsliga (Gruppe 1 und 2!) und danach direkt mehrmals durchgereicht wirst bis in die heutige Kreisliga A2?
Du schaust Dir die nächste Verzweifelungstat an, die sich da FCSP schimpft – wir hatten oftmals das Gefühl, St. Pauli und FC 96 würden gleichzeitig entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt durch die jeweilige Liga waten.
Anyway – falls Du Dich mal wieder hierher verirren solltest – gib vorher bescheid.