Mit verhaltenen Ovationen der anwesenden 11.752 Zuschauer startet das Pokalfinalspiel der Tschechichen Republik am Samstagabend im Stadion Eden. Gegenüber stehen sich die beiden Vereine mit dem höchsten Zuschauerzuspruch im ganzen Land, FC Viktoria Plzeň und AC Sparta Praha. Weitere 30 Minuten, in denen man hätte jede Stecknadel fallen hören, folgen. Trauriger Höhepunkt einer aufregenden Saison für alle tschechischen Fußballfans.
Um den Ursprung der aktuellen Lage nachzuvollziehen müssen wir jedoch zwei Monate zurückschauen. Am 22. März kommt es im Bazaly-Stadion (Ostrava) in der Halbzeitpause zu Ausschreitungen zwischen den 650 mitgereisten Gästen von Sparta und dem schlagkräftigem blau-weißen Heimanhang. Anlass genug für den Tschechischen Fußbalverband (FAČR), unter der Leitung von Miroslav Pelta, unter einem enormen Druck der Boulevardpresse Forderungen zur Erhöhungen der Stadionsicherheit umzusetzen. Neben dem Ausbau der Kameraüberwachung, dem Schließen aller Stehplätze und dem Umbau der Gegengerade im Bazaly-Stadion kommt nun auch die Frage zur Einführung einer Fankarte (in Polen: Karta Kibica) wieder auf den Tisch. Wohlgemerkt liegt der Zuschauerschnitt im Land bei etwa 5.000 Besuchern pro Spiel in der Ersten Liga. Heraus stechen hier Sparta Praha (11.000 pro Spiel), Viktoria Plzeň (10.000 pro Spiel), FK Teplice (7.000 pro Spiel), Salvia Praha und Baník Ostrava (jeweils 6.000 pro Spiel). Kostentechnisch würde die Einführung einer solchen Identifikationskarte wohl einige Clubs in den finanziellen Ruin treiben und die so schon meist rar gefüllten Stadien noch leerer werden lassen. Im Gesamtpaket eine hirnverbrannte Idee.
Das sahen auch die Fans aller Vereine von Böhmen bis Mähren nicht anders und protestierten mit Spruchbändern, gemeinsamen Aktionen und Schlachtrufen. Als der gewisse Seniore Pelta mit den Beleidigungen (Pelta ven = Pelta raus, Pelta je čurák = Pelta ist ein Schwanz) nicht mehr fertig wurde, armer Mann, ließ er doch glatt den nächsten Ballon steigen. Ab sofort waren alle vulgären und beleidigenden Rufe im Stadion verboten. Bei Verstößen droht der Spielabbruch. Und tatsächlich kam es in Folge zu mehreren Spielunterbrechungen in der Gambrinus Liga. Beim 1. FC Slovácko gegen Sigma Olomouc unterbrach der Schiedsrichter, nach dem wohlgemerkt das ganze Stadion "Pelta ven" und "Český fotbal, pro fanoušky" skandierte, das Spiel und drohte mit Abbruch. Nach dem der Kindergarten beendet war feuerten die Heimfans, rund um die Fanaticos, sämtliche Pyrotechnik durch das Stadion und verließen ihre Tribüne. Olomouc boxte sich derweil mit den Ordnern, welche die Regelung mit anderen Argumenten durchsetzen wollten. Konsequenz dieser Szenerie war der Boykott des nächsten Heimspiels von Sigma (Derby gegen Ostrava), dem sich nur ein Tag später die Baník-Fanszene anschloss. Als Krönung für die "verbalen Ausfälle" wurden saftige Strafen für beide Vereine fällig.
Ähnliche Vorfälle gab es auch im Spiel, FK Teplice – AC Sparta Praha, bei dem die 5.000 mitgereisten Gäste samt Heimanhang mit heftigem Einsatz von Pyro und brachialen Rufen gegen Pelta eine 20-minütige Spielunterbrechnung provozierten. Man lässt sich also nicht so schnell lumpen! Ergebnis des Fehlverhaltens waren Strafzahlungen in Höhe von 80.000 CZK (=3.000 €) für Teplice und 120.000 CZK (=4.500 €) für Sparta. Da sich die Lage in tschechiens Stadien durch die sinnlosen Forderungen des Verbands nicht gerade entspannte und sich der Shitstorm gegen Miroslav Pelta immer weiter ausweitete kam es am Donnerstag (15.05.2014) in Olomouc zu einem Treffen mit Fanvertretern (u. a. Brno, Olomouc, Opava, Ostrava und Slovacko) und Miroslav Pelta. Man einigte sich für die letzten Spieltage auf einen "Waffenstillstand" in der Region Mähren. Nur einen Tag darauf traf sich dann der Verbandschef in Prag mit Gesandten der Böhmischen Fußballvereine. Für die beiden Finalisten im Pokal Ehrensache die ersten 30 Minuten zu schweigen. Eine gemeinsame Aktion, die es in Tschechien, in der Form noch nie gegeben hat! Schön zu sehen, dass man auch dort zusammenrückt und gemeinsam mit verfeindeten Fanszenen zusammenarbeitet um die wenigen Kurven im Land zu verteidigen.
Nach dem Boykott zauberte mir es im Eden ein dickes Lächeln auf die Lippen, als beide Kurven loslegten. Allerdings begann man nicht mit der Unterstützung des eigenen Teams sondern mit feinsten Pöbeleien gegen Miroslav Pelta. Waffenstillstand in Böhmen? Fehlanzeige! Wechselgesänge mit dem gesamten Stadion PELTA! ........ VEN! folgten und Lieder wurden umgedichtet um noch einmal zu zeigen wie viele Fans eigentlich gegen den aufdiktierten Irrsinn eines einzelnen Mannes ihre Stimme erheben. Auf eine Spielunterbrechung verzichtete man... Zum Spiel an sich habe ich jetzt keine Lust mehr zu schreiben.... Schaut euch einfach die Fotos an, Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Na shledanou!
Fazit: Ausgang im Fall Pelta? Offen!
(Lars)