Wir parkten strategisch zwischen Hostel und Stadion ab und genehmigten uns noch schnell einen Eierlikör. Da wir stilsichere Kosmopoliten sind, gab es ihn dekadent im Waffelschokobecher. So konnte zufrieden zum Århus Idrætspark gelaufen werden. Außer der stille Teilhaber. Er hatte eine Blase, so groß wie San Marino an der Hacke und humpelte ganz schön. Der Sportliche lieh ihm deswegen das halbe Wochenende seine modischen gelben Badelatschen aus. Hatte was. Das Stadion von Aarhus GF ist mit seinen 20.032 Plätzen die drittgrößte Spielstätte der dänischen Superligaen und wie ich finde eine der besseren. Der Block der Fanorganisation Samlet for Aarhus war schon schön heraus geputzt und wir erkannten natürlich sofort, dass es eine Choreo geben wird. Auf der gegenüberliegenden Seite war Brøndby auch schon gut aufgelegt. Auch hier Vorbereitungen für ein heißes Intro. Die erste Reihe war schon stylisch mit ihren Sturmhauben, Halstüchern oder Fischerhüten gekleidet. Da waren auch ein paar gute Kaliber dabei. Junge Junge. Das Aarhuser Fanvolk war dem Aufruf der aktiven Fanszene gefolgt, welcher da hieß, alle in weiß. So passten auch die weißen Zettel zu dem Fronttransparent, inklusive des Spruches KOM SÅ DE HVIIE, was man sinngemäß mit, auf ihr Weißen übersetzen kann. Das war stimmig. Ich finde der Zusammenschluss Samlet for Aarhus hat sich da einen schönen Block kreiert. Eine gute Mitmachquote, eine schöne Zaunbeflaggung, die Lautstärke hat auch gepasst und ich greif schon mal vorweg, trotz der klaren Niederlage auf dem Platz wurde ordentlich und stolz weiter gesungen. Brøndby zündete blauen und gelben Rauch in der ersten Reihe des Oberranges, aus welchen, als er dicht genug war, noch Raketen in den Himmel geschossen wurden. Kaum war die Sicht wieder frei, legten sie mit einer guten Anzahl Bengalos, schön im Block verteilt, nach. Gruppen- oder Fanclubzaunfahnen gab es nicht zusehen. Es wird sich weiter auf den Kampf gegen die Global Football Holdings fokussiert. An der Brüstung hing die Zaunfahne IMOD FLERKLUBSEJERE, man positioniert sich damit gegen Multiklubbesitzer. Die GFH ist ein Konsortium verschiedenster Konzerne, welche in unterschiedlichsten Vereinen und Clubs investieren und so Geld generieren. Wir sogenannten Fussballfans nennen dies den modernen Fussball. Bei der GFH sind teilweise nicht mal alle Unternehmen bekannt, welche dort ihr monetäres Unwesen treiben. Diese Holding ist nun bei Brøndby aktiv. Was vielen Fans natürlich überhaupt nicht schmeckt und federführend durch den Fanzusammenschluss der Sydsiden Brøndby bekämpft wird. Die führende Gruppe Alpha Brøndby stellte ihre Aktivitäten eine Zeitlang ein, es wurde erst nach den Spielen gesungen und gegen die Holding mobil gemacht. Man hat diverse Fanartikel entworfen, welche mit der Farbe orange einen Kontrast zu den blaugelben Vereinsfarben darstellen und so direkt visuell im Block wahrgenommen werden. Natürlich gab es Spruchbänder noch und nöcher und auch die befreundeten Dortmunder stellen sich solidarisch an die Seite ihrer dänischen Freunde. Der Dialog mit dem Verein und den Fans wurde nun nach einiger Zeit aufgenommen und man versucht eine Lösung zu finden mit der alle leben können. Wir drücken logischerweise die Daumen dafür. Da gibt’s ja keine zwei Meinungen. Das Team von Brøndby fertigte De hvide gnadenlos ab. Die dämliche rote Karte des Heimtorwarts spielte da auch mit rein. Nachdem er ausrutschte, der Ball gegen den Pfosten kullerte und er danach den Gästestürmer in bester Ringermanier zu Boden riss, durfte er zur 23. Minute duschen gehen und sich mit ansehen wie der Elfmeter sicher verwandelt wurde. Brøndby spielte das Ergebnis locker auf 3:0 aus. Wie geschrieben Samlet for Aarhus sang tapfer weiter. Wir fünf schnabulierten derweil die 0,75er Becher Ceres Bier und die Lakritzlikörshots. Kannten wir auch noch nicht. In der Halbzeitpause durfte ich noch mit den Ordnern diskutieren. Nachdem ich auf dem Stadionvorplatz ein Graffito Foto gemacht hatte und wohlgemerkt an den Ordnern vorbei gelaufen bin, meinten die dann ich hätte das Stadion verlassen und darf nicht mehr rein. Ja genau selten so gelacht. Nur die meinten dies Bierernst. Biertrinkend standen die anderen Luis lachend zwei Meter weiter Richtung Stadion und ich angeblich draußen. Ohne Worte. Nach mitleidigem Blick meinerseits, gut zu reden der Anderen und einer Belehrung der Ordner durfte ich die zwei Meter wieder Richtung Stadion daggeln. Naja so war wenigstens die Halbzeit rum. Die Fanszene von Aarhus veröffentlichte vor dem Spiel einen Aufruf, mit der Bitte an die Heimfans, dass diese doch nicht genau mit dem Abpfiff jedes Mal das Stadion verlassen sollen. Sonst würde der Aarhus GF der Verein sein, bei welchem die Spieler immer auf leere Ränge applaudieren müssten. Nun, nach diesem Spiel gingen die ersten Zuschauer natürlich schon vor Abpfiff und nachdem das Spiel zu Ende war, war eigentlich nur noch der Fanblock gefüllt. Der stille Teilhaber meinte richtigerweise, wer jetzt noch da ist, den interessiert der Verein und die Mannschaft. Wir blieben auch bis das Stadion fast leer war. Dann gingen wir noch etwas essen und zum Hostel. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Pub vorbei, welcher recht einladend aussah oder wie wir sagten, er hatte halt noch offen. So wurde es doch noch feucht fröhlich und recht spät bis wir in die Betten bzw. manche daneben fielen. Am nächsten Morgen war das Aufstehen eine richtige Qual. Unser Kulturprogramm schrumpften wir auf einen kleinen Rundweg zusammen. Zum Dom und zum Hafen mehr war nicht drin. So konnten wir nicht mehr zur „Den Gamle By – Die Alte Stadt“ und zum Schloss Marselisborg, der Sommerresidenz, der dänischen Königsfamilie gehen. Wir hatten für Montag noch eine gute Strecke nach Hause zu fahren. Zum Glück teilten sich der Sportliche und der Jungspund das Steuer. Zeitvertreib war noch unsere Spieltags Sprachnachricht in die Gruppe, welche zum Podcast ausartete. Der DWIDSwoch kann wohl einpacken. (Der Kulturbeauftragte)
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