Bahnstreik am Anreisetag. Ach herrje, damit war die gechillte Fahrt zum Flieger passé, wie die Hoffnung , dass Belgier mal ein anständiges Bier brauen können. Die Leute dürfen streiken, ich halte dies für ein Privileg, auch wenn es nervt, wenn es keiner merken würde, würde ein Streik nichts bringen, fertig. Ansonsten war dadurch Remmidemmi, mit Zugausfällen, Verspätungen, Züge, welche in der Bahn-App stehen, aber in der Wirklichkeit gestrichen werden, Gleiswechsel mit inklusivem Vollsprint zum Zug und und und angesagt. Von der inneren Unruhe, den Flug nach Chişinău zu verpassen, fange ich gar nicht erst an. Soviel zur Anreise zum Flughafen München. Die Republik Moldau war das Reiseziel von fünf Luis. Geplant war das Länderspiel gegen Albanien und ein Drittligaspiel in der Divizia B Seria Nord. Diese hatte nämlich bis eine Woche vor unserer Anreise einen kompletten Spieltag angesetzt und unser anvisiertes Spiel lag günstig, um noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf der Strecke mit zunehmen. Ist ja wichtig. Doch der geliebte und gehasste Spielplangott, nein diesmal meine ich nicht M., der Weltenbummler treibt sich gerade in Asien herum, sondern den Moldauischen, nervte uns. Er war nämlich so dreist, den Spieltag zu verlegen und uns nur ein Spiel in der Südstaffel, im gleichen Liganiveau, anzubieten. Leider konnten so keine Kulturpunkte auf der Strecke mitgenommen werden und wir planten um. Über die Hälfte der Reisegruppe hatte den Länderpunkt Rumänien noch nicht auf dem imaginären Länderpunktzettel. Also wurde das Drittligaspiel von FC Vaslui gleich hinter der Grenze anvisiert. Mit ihrer Peluza Nord Vaslui lockte sogar eine Fanszene. Aber es war schon eine Wundertüte, ob die Jungs dort aktiv auftreten werden. Im Internet konnten wir zwar sehen, dass sie schon eine Weile den Verein nicht mehr aktiv unterstützen, aber man weiß ja nie. So war jedenfalls für Spannung gesorgt. Wie viele andere Länder in Europa hat die Republik Moldau eine bewegte und spannende Geschichte. Vor dem ersten Weltkrieg gehörte das Land zum russischen Kaiserreich und ging nach dem Krieg an seinen Nachbarn Rumänien. Am Ende des zweiten Weltkrieges wurde das ehemaligen Fürstentum eine der 15 Teilrepubliken der UdSSR. Die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik. Als das Großreich UdSSR zerfiel, erklärte sich die Teilrepublik für unabhängig. Dies brachte aber Unruhe in den jungen Staat, da das Gebiet Transnistrien, in welchem sich zu Sowjetzeiten viele Russen ansiedelten, sich seinerseits von der Republik Moldau abspaltete und seine Unabhängigkeit erklärte. Die Republik wollte dies verhindern und es kam zu einem kurzen Krieg der zwei Gebiete. Der Transnistrien-Konflikt. Zwischen März und August 1992 starben über 500 Menschen und am Ende mischte sich Russland ein und beendete den Konflikt, welcher darauf einfror und sich im Moment nicht wirklich viel in die eine oder andere Richtung bewegt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, ein direktes Nachbarland, bringt natürlich weitere Unruhe in die Republik Moldau. Einreise und Geldwechsel klappte problemlos. So konnten uns der Südbrandenburger und der stille Teilhaber vor dem Terminal in Empfang nehmen. Die beiden Lebemänner reisten schon einen Tag früher an, holten den Mietwagen, erkundeten schon mal die Stadt und Restaurants und wollten sich um die Tickets des heutigen Länderspieles kümmern. Sie mussten uns aber die Nachricht ausverkauft übermitteln. Hui damit hatten wir nun gar nicht gerechnet und ließen sogar die Möglichkeit im Vorraus online zu bestellen unbeachtet. Wird schon klappen, ist ja nicht das erste Mal für uns. So wurde erstmal im Apartement eingecheckt und sich frisch gemacht. Auf der gut 45 minütigen Fahrt dorthin war unser Eindruck der Hauptstadt, sieht nach Ostblock aus. Top! Viele Plattenbauten, alles ein wenig alt und kaputt. Aber definitiv mit Charme. Dann ab in die öffentlichen Verkehrsmittel und zum Spielort, der Arena Zimbru, Heimspielstätte vom FC Zimbru Chișinău gefahren. Die Busfahrt kostete umgerechnet gerade einmal 50 Cent. An der Arena konnten wir uns also in das Getümmel namens Ticketbeschaffung stürzen. Der Sportliche kam mit einer Reisegruppe aus Rostock ins Gespräch, welche uns einen potenziellen Verkäufer zeigen konnten. Sachen gibt’s. Auf die Fragen der Hanseaten, warum wir keine Tickets online kauften und ob wir uns nicht vorbereitet hätten, grinste man nur zurück. Wir konnten letztendlich die fünf Tickets locker organisieren. Am Eingang war meine Kamera noch ein Problem für die Ordnermodule, doch der dazu gerufene Oberordner schimpfte mit seinen Kollegen, warum er für so eine unwichtige Lappalie heran gerufen wurde. Guter Mann! Im Stadion gab es dann Glühwein für umme, sehr nett. Dies wurde vom Stadionvolk im allgemeinen gut angenommen, sodass logischerweise die for free Becher schnell aufgebraucht waren und wir dann halt an den Verkaufsständen vorstellig wurden. Positiv überrascht waren wir von den gut 1000 Gästefans aus Albanien. Es waren auch schon einige von ihnen heute Vormittag im Flieger. Albanien könnte sich heute zum zweiten Mal für eine Europameisterschaft qualifizieren. Das Unentschieden reichte letztendlich auch dafür. Man konnte schon erkennen, dass bei dem Gästeteam mehr Qualität vorhanden war. Die Republik Moldau warf zwar alles in die Waagschale, auf und neben dem Platz, doch am Ende blieb es bei einem 1:1. So war für gute Stimmung gesorgt und die Luis waren zufrieden. Wahrscheinlich war auch die Präsidentin Moldaus Maia Sandu zufrieden. Sie saß nämlich ein paar Reihen hinter uns, zwischen den ganz normalen Heimfans, mit nur einem Bodyguard. Das ist mal volksnah. Nicht schlecht. Für ein Bild durfte der Sportliche trotzdem nicht fragen. Zum Glück war ihre Hündin Codrut nicht in der Nähe, denn sie passt immer gut auf ihr prominentes Frauchen auf. Dies durfte der österreichische Staatspräsident Van der Bellen bei seinem Besuch in der Republik Moldau am eigenen Leib spüren. Denn am nächsten morgen sahen wir beim Tee trinken im moldauischen Frühstücksfernsehen, wie die Hündin kurz zuschnappte. Herr Van der Bellen nahm es aber sehr sportlich. Die Heimkicker hätten sogar mit einem Sieg am letzten Spieltag der Gruppenphase am direkten Konkurrenten Tschechien vorbeiziehen können. Doch das Spiel, welches in der darauffolgenden Woche in Olomouc stattfand, ging 0:3 verloren und Moldau kam nur auf Platz vier in ihrer Qualifikationsgruppe. Wir zogen dann gut gelaunt zum präferierten Restaurant weiter. Welches uns aber keinen freien Tisch anbieten konnte. So ging es 20 Meter weiter zum nächsten, ein georgisches Gasthaus. Da kamen gleich gute und lustige Erinnerungen von unserer Reise im Mai nach Georgien auf. Das Essen und Trinken dort war ja utopisch lecker, aber die Kellner und Kellnerinnen ließen uns auch öfters lachen, warten und verzweifeln. Unsere Bestellungen waren immer kleine Abenteuer und sehr oft kamen diese nicht, alles durcheinander oder falsch. So auch heute. Mein Knoblauchhühnchen wurde vergessen und ich musste den Kellner daran erinnern, dass der Kulturbeauftragte Hunger hat. Also ein astreines georgisches Restaurant. Der Wein, weiß wie rot, war wieder ein edler Tropfen und nach drei Flaschen für 4 Leute, der Jungspund hielt sich am Pivo fest, waren wir gut angeheitert. Der Tschatscha half auch nicht das Gegenteil zu erzeugen. Das vom Kellner bestellte Taxi kam nicht bzw. wir fanden es nicht, da er es, warum auch immer, 100 Meter weit weg warten ließ. Komisch. Naja und da standen wir kurz im Regen und organisierten uns halt selbst die fahrbaren Untersätze. Selbst sind die Luis.
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