Es war der 21. März, als Herr Morelli den interessierten Zuhörern verkündete, dass das Stadion in Drnovice verkauft wurde. Schnell begann es bei mir zu rattern, ich sichtete die ersten Stadionbilder und im Anschluss die verbleibenden Ansetzungen des FKD bis zum Saisonende. Und siehe da: nur ein einziges Spiel auf einem Samstag, der Rest wird am Sonntag ausgetragen. Nun sollte das Spiel am Samstag auch noch das letzte der Saison sein. In folge dessen verkündete ich meine weise Entscheidung, dass ich am 18.06. dieses Spiel ansteuere und Mitfahrer gerne willkommen sind. Fast so schnell wie ich meine Entscheidung verkündete füllte sich auch ein Mietwagen und ich erlebte das erste Mal, dass eine Autobesatzung quasi schon Monate vorher feststeht. Die Tage vergingen und so kümmerte ich mich noch um das Rahmenprogramm. Denn die Anstoßzeit von 14:15 Uhr ließ einigen Spielraum, was ein Spiel vor bzw. nach dem Hauptkick betrifft. Doch leider war in so ziemlich allen Ligen im Mährischen der letzte Spieltag und somit wurde sich fast einheitlich auf eine Anstoßzeit von 17 Uhr geeinigt. Nichtsdestotrotz förderte ich einen meiner Meinung nach super Plan zu Tage. Die Ansetzungen waren:
10:15 FK Kavalier Sazava Jugend
14:15 1. FK Drnovice
17:30 Bystrice p.H. und FC Slusovice.
Zwei Spiele um 17:30 sollten es sein, da ich im Jahr 2004 den FC Slusovice einen Besuch abstatte und mir vorher das Stadion von Bystricd p.H. anschaute. Ich wollte also nach Bystrice und der Rest sollte das bessere Stadion in Slusovice beehren. Doch mit der Zeit kamen kleinere Zweifel an dem eng gestrickten Zeitplan auf. Denn stets hätten wir mit Abpfiff starten müssen um pünktlich zum nächsten Spiel zu kommen. Somit fiel am Morgen des 18.06. die Entscheidung Sazava zu knicken und dafür das Jugendspiel in Drnovice um 12:00 Uhr zu schauen. Möglicherweise auf dem Nebenplatz, was zu Sazava keine Verschlechterung dargestellt hätte. Doch wie es so ist und wir Drnovice nach mehrfachem Stau (zum Glück entschieden wir uns richtig) quasi mit dem Anpfiff erreichten, spielte die Jugend leider doch im Stadion. Somit also zwei Spiele in der wunderschönen Gammelbude des FKD geschaut.
Vielleicht ist der FKD dem ein oder anderen Leser aus der Saison 2000/01 bekannt, als der TSV 1860 München sich nach zwei Spielen in der 1. Runde des UEFA-Pokals nur mit 1:0 gegen den FKD durchsetzte. Doch hat der heutige FKD mit dem damaligen FK Drnovice nicht mehr viel zu tun. Denn der FKD ist ein im Jahre 2007 neu gegründeter Verein. Der alte FK Drnovice wurde nach der Saison 2006/07 aufgelöst, da dem Besitzer und ehemaligen Spieler Gottvald (Waschmaschinenreparateur und Autoverkäufer; verkaufte den Verein vorher selber an einen Chemiekonzern, welcher auch das Stadion baute) das Geld ausging. Bis dahin hatte der 1. FK Drnovice zehn mal in der 1. Liga gespielt, wobei neun durchgehende Jahre ab der Saison 1993/94 im Briefkopf zu finden waren. Höhepunkt sicherlich der dritte Platz in der Saison 1999/00, welcher in der darauf folgenden Saison zur Teilnahme am UEFA-Pokal berechtigte. Zu Zeiten der Tschechoslowakei war der Verein ein gänzlich unbekannter, welcher sich aus der siebten Liga nach oben spielte.
Interessant oder eben für die Tschechische Republik fast schon typisch ist hierbei auch, dass Drnovice keine Großstadt oder größere Stadt ist, sondern ein Dorf mit ca. 2.200 Einwohner. Kleinerer Ort mit Erstligist war nur Blsany mit seinem Verein FC Chmel Blsany im Ustecky kraj. Dieser Ort hatte um die Hälfte der Einwohner von Drnovice. Da aber in Tschechien ein reger Handel mit Ligalizenzen hin und wieder an der Tagesordnung ist, wundere ich mich schon lange nicht mehr, wenn auf einmal total unbekannte Vereine auf einmal in der zweiten oder dritten Liga auftauchen.
Das Stadion in Drnovice hat zwar den Glanz der erfolgreichen Jahre verloren und fällt fast schon in sich zusammen, doch für mich als Fan der Gammelstadien war dies fast schon ein Abenteuerspielplatz. In den alten VIP-Logen rumlaufen, auf der Gegengerade mit dem Gedanken spielen ein paar lockere Sitze herum zu werfen oder den Opas beim reinigen der Sitze auf der Haupttribüne zuschauen – wer in diesem Stadion nach Beschäftigung sucht, findet sie auch. Und wir waren uns einhellig der Meinung, hätten wir Sitzschalen auf den Platz geworfen, hätte das hier niemanden interessiert. Wahnsinn, wie in diesem Land Stadien verfallen können und sich niemand daran stört. Nach zwei Mal 90 Minuten Fußball hieß es dann aber doch Abschied nehmen. Das 16:30-Spiel der B-Mannschaft musste dann doch nicht mehr sein. Auch wenn wir hier neben dem 5:0 der A-Jugend und dem 6:0 der A-Mannschaft noch ein 6:1 hätten sehen können. Ließt sich jetzt vielleicht verdammt gut für den FKD, doch dümpelt die erste Mannschaft mit 40 Punkten im Mittelfeld der Tabelle herum. Wenn es mal wieder klappen sollte, werde ich hier sicherlich aufschlagen. Insofern der neue Besitzer bis dahin keine merkwürdigen Ideen hatte und das Stadion noch steht. Denn was mit diesen nach dem Verkauf geschehen soll ist bisher unbekannt. Also nutzt die Chance und steuert das Kleinod in der kommenden Saison an. (goju)
Informationen zum FKD bei Wikipedia.