Schon länger stand fest, dass ich irgendwann nochmal studieren möchte. Irgendwann, während ich im neuen Job anfing Fuß zu fassen, kam dann diese Chance, tatsächlich nochmal zu studieren. Als dann auch feststand, dass ich das Studium bekomme war die Freude natürlich groß. Klar war jedoch auch, dass ich für einen sauberen Abschluss beim alten Arbeitgeber sorgen wollte. Und so gingen die Planungen los. Nach 2-3 kleineren Anpassungen stand fest, dass ich vom 12. September an Zeit haben werde, bevor zum neuen Semester das Studium startet. Irgendwie hatte ich Bock auf Asien, aber alleine war da diesmal dann doch nichts dabei, was mich vollumfänglich und dem Rahmen entsprechend ansprach. Ich mein, natürlich kann man sich anderthalb Wochen Indonesien gönnen und sich bisschen Java anschauen. Aber Indonesien ist kein Land, wo ein Typ in den Zwanzigern, der sich eher den Städten als der Natur widmet, alleine glücklich wird. Zumal es dem auch einfach nicht gerecht würde. Ich bin ja generell für die Natur begeisterungsfähig, aber lasse mich da eher von Mitreisenden inspirieren und mitziehen. Und sich irgendein Luxushotel in Jakarta oder Yogjakarta zu nehmen, nur um dort den halben Tag am Infinity Pool auf Social Media zu hängen hat dieses Land einfach nicht verdient. Dafür bietet Indonesien so viel mehr.
Auch Japan war Teil meiner Gedankenspiele. Städtetechnisch käme ich da deutlich mehr auf meine Kosten, wenngleich natürlich auch Japan landschaftlich unglaublich viel zu bieten hat. Aber der Plan wurde bei den Flugpreisen, den Preisen vor Ort sowie ebenjenem Studium im Hinterkopf (Codewort Ansparnisse) dann eher verworfen. So ging es im Kopf zurück auf europäische Ebene. Derby bei Bröndby, Länderpunkt Slowenien mit Derby Ljubljana-Maribor, einfach n Wochenende in CZ an der Komplettierung des Ustecky Kraj arbeiten oder das Groundkonto der ersten Liga hochschrauben, oder mal wieder nach Skandinavien - Norwegen fehlt ja auch noch - viele Dinge standen im Raum. Schlussendlich, auch aufgrund verschiedenster Arzttermine, wurde es eine recht Basic Lösung. Und ich bin super glücklich mit. Unkompliziert, sicher nicht das allerbilligste, aber trotzdem voller Vorfreude seit dem Tag, an welchem ich mich mit mir selbst auf diese Lösung geeinigt habe.
Den Flug nach Manchester von Wroclaw aus hatte ich bereits weit im Voraus gebucht, viel eher als der Plan überhaupt stand. Nur, um ihn zu haben… und ich meine, 13:50 ab WRO ist ja auch top. Früh mit Dtl Ticket los, ab Zgorzelec dann Ticket nach Wroclaw und man ist entspannt 2 Stunden vor Abflug da.
Außerdem hat die Championship in England Dienstag/Mittwoch englische Woche und die beiden großen aus Manchester spielen Champions League. Also war da zusätzlich Chance 50/50 auf nen neuen Ground.
Nun ist es 14:25 deutscher Zeit, ich bin beim Schreiben dieser Zeilen seit einer halben Stunde in der Luft und weiß noch nicht mal, welches Spiel denn nun in der Überschrift stehen wird. Aber zurück erstmal zum Anfang.
Alle Optionen waren irgendwie irgendwann doch keine Option mehr, entweder zu umständlich oder einfach nicht interessant genug alleine. Ach, was soll ich euch erzählen, ich hatte halt auch einfach Bock mal wieder auf England. Irgendwie gefällt mir diese manchmal selbstironische, aber am Ende des Tages trotzdem im Großen und Ganzen respektvolle Art der Briten. Und am Ende ist es immer noch das Mutterland des Fußballs. Außerdem ergaben sich aufgrund meiner seit Monaten anhaltenden Knieprobleme weitere Termine für die Physiotherapie - welche vieles einschränkten, jedoch geistesgegenwärtig von mir um den Trip herum gelegt wurden.
Nach einem emotionalen Abschied beim alten Arbeitgeber, einigen Tagen mit verschiedenster Freizeitgestaltung und einem vollen Fußballwochenende in Lübeck und Cottbus (an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zum Erreichen des Crowdfundingziels an alle Freunde aus Zwickau, Fußball gehört den Fans!) ging es also Dienstagmorgen los. Die DB App bescheinigte, dass auf der Strecke mit 10-20 Minuten Verspätung zu rechnen ist, was ich mir die Tage zuvor - auch beim Praxistest - aufgrund 20 Minuten Umstieg in Görlitz müde weglächelte. Mit 3 Minuten Verspätung ging’s dann in Dresden los. Als wir Dresden Mitte erreichten, waren es derer bereits 9 Minuten. in Klotzsche angekommen waren wir bei 17 Minuten und ab da war es nur noch pures zittern. Geil, quasi also die ganze Strecke schiss haben, dass man einen sicheren Anschluss von 20 Minuten bei einer Fahrtzeit von grob 90 Minuten, keinem Fernverkehr und nur wenig Güterverkehr auf der Strecke, nicht erreicht. Sowas schafft auch nur die Deutsche Bahn. Das Ding ist, immerhin fuhr mein Zug ja. Hätte ja auch ausfallen können. Oder ich hätte eine frühere Verbindung nehmen können. Oder am besten, ich reise Tags vorher an, um mir den Stress zu ersparen. Alles eine Option, aber sind wir mal ehrlich, man wird doch wohl noch erwarten dürfen, dass man einen verdammten 20 Minuten Umstieg erreicht.
Da ich euch aber bezüglich meines aktuellen Standortes bereits gespoilert hatte wisst ihr, dass ich es irgendwie geschafft hatte. Als ich in Löbau (gegenwärtig letzte Station vor Görlitz, aktuell 19 Minuten Verspätung) höflich an der Zugführerkabine klopfte wurde ich mit „Es gibt keinen Zugbegleiter!“ begrüßt. Na klasse, hätte ich mir also sogar das Deutschlandticket sparen können. Als ich meinte sei wichtig öffnete man mir die Tür. Auf meine freundliche Bitte hin, in Görlitz anzurufen und den Grenzzug für 2 Minuten anzuhalten durfte ich mir erstmal anhören, was ich stattdessen hätte machen müssen (Thema frühere Verbindung). Naja klasse, es ist jetzt so wie es ist und wie wär das eigentlich gewesen, wäre ich aus Chemnitz gekommen, hätte dort extra die frühere Verbindung genommen und in Dresden aufgrund Verspätung den Zug verpasst, dann eben dadurch auf diese Verbindung umgestiegen? Einfach noch eine Verbindung eher fahren, sprich den Abend davor? Tolle Lösungen, die sie da bei der Bahn parat haben für ihr strukturelles Problem. Wie dem auch sei, man kann nicht immer meckern und die Zugführerin griff nach dem Hörer und siehe da, der Zug in Görlitz wartete 3 Minuten. Kleiner Fact am Rande: in den 25 Minuten nach Wegliniec holte der Zug ohne Mühe die 3 Minuten Verspätung wieder rein. Nimm das, DB.
Nach erfolgreichem Sprint ging’s also via Wegliniec nach Wroclaw. Freundlicherweise konnte ein Ticket für die Fahrt bis Wroclaw-Zerniki direkt beim Schaffner gekauft werden. Noch so ein Ding, was die Deutsche Bahn - bis auf Ausnahmen bei den Subunternehmern, nicht wirklich hinbekommt. Hat der Bahnhof einen Automaten, kauf dir dort dein Ticket, sonst bist du Schwarzfahrer. Friss oder Stirb. Ich werd’s nie verstehen. Egal, genug über die Deutsche Bahn aufgeregt.
Überpünktlich in Wroclaw-Zerniki angekommen, den halbstündlich fahrenden Flughafenbus trotz 3 Minuten Umstiegszeit erreicht und dank nicht vorhandener Kontrolle sogar kostenfrei mitgefahren. Am Flughafen angekommen ließ ich nochmals in mich gehen, was denn meine Optionen sind für heute. Preston North End - nein. Ground von der Historie zwar spannend, aber modern und wirklich mausetot. Man City - Crvena Zvezda (ja, dafür gäbe es noch Karten, sogar recht günstig) eher nein, da Groundbestätigung und Zvezda sicher keinen Wahnsinns-Hand an der Boyz Köln Fahne-Haufen aufgrund Einreisebestimmungen stellen wird. Bleiben noch Sheffield Wednesday und Barnsley. Sheffield recht teuer, schwer vom Bahnhof zu erreichen (bzw. Rückweg zum Bahnhof), dagegen Barnsley cooler Oldschool Ground, wie bei Sheffield guter Gegner, der ordentlich Gäste mitbringt und vom Bahnhof in 10-15 Minuten einfach zu Fuß dazu erreichen. Auf Verdacht habe ich mir bereits im Voraus Zugtickets nach Barnsley gebucht. Trainpal zeigte kombiniert keine 20£ als Fahrpreis auf, kostet doch die Fahrt am Tag selbst 26£ one way. Beide Male kurzer Umstieg in Sheffield… aber in England habe ich noch nie länger als 5 Minuten Verspätung erlebt. Zur Not steig ich in Sheffield eben aus und mach Wednesday. Hillsborough hat ja auch einiges zu bieten und blickt auf eine sehr spannende, wenn auch nicht immer schöne, Vergangenheit zurück.
Die letzte Option ist noch Oldham Athletic in der National League. Wäre immerhin auch ein neuer Ground und vor paar Jahren haben die noch höher gespielt. Es bleibt spannend, wofür ich mich entscheide. Tendenz aktuell - mittlerweile ist es 15:20, Landung ist in 50 Minuten geplant - 60% Barnsley, 30% Sheffield, 9 % Man City, 1% Oldham. (Kleiner Rückblick an der Stelle: es ist jetzt Mittwochmittag, ich sitze im Wetherspoon in Manchester und irgendwie stand die ganze Zeit für mich fest, dass es Barnsley werden wird.)
Gerne würde ich jetzt schon meinen Bericht weiterschreiben, aber soeben werden mir Rubbellose vor die Nase gehalten, welche ewigen Reichtum bei Hauptpreis versprechen. Das 19-jährige spielsüchtige Ich denkt da gern daran zurück, wie 2 damalige Freunde an einem Nachmittag 90€ in Rubbellose investierten und ganze 10€ zurückbekamen. Jungs, war nicht so das beste Geschäft eures Lebens, vermute ich.
Nun ja, Landung verlief dann zwar ruckelig, aber ohne weitere Zwischenfälle. Dank günstiger Positionierung im vollbesetzten Ryanair Flieger konnte auch die Hürde Einreise problemlos genommen werden, sodass ich den geplanten Zug zum Hotel perfekt nehmen konnte. Dort angekommen ging’s fix ins Zimmer, einmal abduschen und direkt weiter Richtung Piccadilly. Vorbei an vielen City-Hirnies hatte ich mich in der Zwischenzeit dann definitiv für Barnsley entschieden. Fix also das selbstverständlich gültige Young Adult Ticket geordert, der eine Pfund extra für die Hinterlegung am Stadion darf natürlich auch nicht fehlen und schon ging’s in den komplett gefüllten East Midlands Railway Zug gen Nottingham. 7 Minuten Umstieg in Sheffield. Zwischenzeitlich 6 Minuten Verspätung. Aber wir sind hier ja in England. Hier können Verspätungen auch mal aufgeholt werden ;)
Mit moderaten 2 Minuten Verspätung kam ich dann in Sheffield an, erreichte den Northern Richtung Leeds ohne Probleme und kam pünktlich in Barnsley an.
Schon beim Blick aus dem Zug stellte ich fest, dass dieser kurze Besuch nicht der letzte in Sheffield bleiben sollte - zumindest mal durchlaufen und natürlich mindestens Hillsborough machen.
Der Zug nach Barnsley war sogar gar nicht so voll, wie gedacht, jedoch platzierte sich direkt vor mir ein Portsmouth lad, welcher es in den 23 Minuten Zugfahrt schaffte, sich ganze 2 0,4er Dosen Strongbow hinterzukippen. Was man ebenso zum Dienstagabend macht, man könnte meinen er müsse sich die Leistungen seiner Mannschaft schöntrinken, aber mit 13 Punkten aus 7 Spielen brauchen sich die Gäste heute absolut nicht verstecken. Die 10 Minuten zum Stadion im verregneten Barnsley, vorbei an einem typisch britischen Wohngebiet, vergingen auch wie im Flug und so hielt ich ebenfalls wenige Sekunden später mein Ticket in der Hand. Oberrang, beste Sicht auf die geile alte Haupttribüne und das Wohngebiet dahinter, besser könnte die Fußballromantik zum Dienstagabend nicht sein. Dazu ein Carling und Steakpie und ich war für den Moment glücklich. Das Spiel ging auch schon wenige Augenblicke später los und Portsmouth legte einen absoluten Sahneauftakt hin. Nachdem sie in den ersten 5 Minuten per Elfmeter in Führung gehen konnten, erhöhten sie diese in einem sehenswerten Konter nur 3 Zeigerumdrehungen später auf 0-2. Als dann in der 16. Minute nach schöner Flanke von außen das 0-3 fiel, war das Spiel quasi schon gelaufen. Die gut und gern 500-600 mitgereisten Portsmouth Lads hatten allen Grund zur Freude und boten fast das ganze Spiel über akustische Unterstützung, was hätte ich mir mehr erhoffen können?
Als das Spiel so während der ersten Halbzeit hinplätscherte, selbst die junge Familienmutter neben mir nur noch herumfluchte, nahm ich mir die Zeit das Oakwell Stadium mal bisschen genauer anzuschauen. Ausbau auf 4 Seiten. Hintertor jeweils ein Rang, aber unterschiedlich hoch. Gegengerade 2 Ränge, komplett überdacht, aber auch hier typisch Britisch gehalten. Dazu diese geile alte Haupttribüne, klein, alt, abgeranzt, nur der obere Teil überdacht und dahinter das Wohngebiet. Typisch britische Hütte eben.
Mit 0-3 ging’s dann unter lauten Buh-Rufen in die Halbzeitpause und scheinbar hat das ganze was gebracht. Barnsley kam deutlich besser aus der Halbzeitpause und konnte dementsprechend verkürzen. Eine Viertelstunde vor Abpfiff gelang ihnen sogar der Anschlusstreffer, doch Portsmouth konnte die 3 Punkte entführen und grüßt fortan von der Spitze.
Für mich ging es zurück wieder via Sheffield nach Manchester, wo ich aufgrund meiner Müdigkeit quasi die ganze Fahrt über verschlafen hatte. Einzig und allein den Zug von Manchester nach Blackburn zu buchen, wo am nächsten Tag 2 ehemalige Erstligisten, Blackburn Rovers und Sunderland AFC aufeinandertreffen sollten, hatte ich geschafft.
Weit nach Mitternacht fiel ich übermüdet ins Hotelbett und schlief bis 9:30 in der Früh. (rainerkaesek)
Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften bei Kopane.de: 1
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