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20.03.23,
Tag 5
Hopper würden jetzt irgendwas von Ground bestätigen fabulieren. Ich sage, wir schauten also ein zweites Spiel im schönen Sports Complex. Übrigens gibt es davon im Elf Freunde Shop, dem Kaufhaus für Fussballkultur, wer hat sich denn diesen selten dämlichen Namen ausgedacht, achso ist ja von Elf Freunde, sorry mein Fehler, ein Poster. Für nur 55€! Selten so gelacht. Na wenn das Fussballkultur ist gute Nacht.
Apropos, mittlerweile war es dunkel geworden und mittlerweile war das Hühnchen auf dem Grill fertig. So signalisierte es uns die Grillmeisterin. Sehr fein. Schnurstracks ging es die Stufen runter und mit einem Broiler wieder rauf. War lecker.
Die Ticketfrage wurde noch nicht geklärt. Also wurde Mike in die Spur geschickt. Er war aber Mitte der zweiten Halbzeit des zweiten Spieles leicht bekifft und leicht angetrunken. So müssten Ordner immer sein. Er konnte uns somit nicht helfen. So wurden M. und ich im stadium office vorstellig. Unser Anliegen wurde erkannt und hilfsbereit geklärt. Es wurde nicht mal nach einen Dollar gefragt. Ich war leicht beeindruckt. Mike wurde signalisiert, alles gut, wir haben Karten. Jetzt kam aber der Jamaikaner in ihm durch. Er fragte nach Geld. Er hat Kinder und die müssten was essen. Naja. Geld gibt es nicht, aber ich könnte dir ein Bier holen, war meine Antwort. Kein Bier. Er wollte Campari. Ach Mike du warst so cool. Na los, ich holte also eine kleine Flasche des roten Liköres und zwei Becher mit Eis. Kein Eis, er will nur Campari. Hach Mike ich wollte für dich eine Laudatio halten und du lässt hier den Vorhang fallen.
Noch ein paar Worte zum Spiel. Faukland FC gegen den Cavalier Soccer Club. Auch vom Faulkland FC war dies nicht die Heimspielstätte und das Wappen der Kavaliere ist soweit interessant, da ein Vogel darin enthalten ist, welcher aussieht als ob er ein paar Ecstasypillen genommen hätte. Schaut es euch mal im Internet an. Sieht lustig aus. Die Jungs welche uns beim ersten Spiel die besten Süßigkeiten verkaufen wollten, hatten auch schon Feierabend. Aber nach Geld fragten sie trotzdem. Einer von den kleinen Gaunern setzte sich genau neben mich und tat eine Weile so als ob er das Spiel schaut. Ich musste auch schon grinsen und dachte mir, na wie langer braucht er um zu fragen. Nach ein paar Minuten guckte er zu mir. Nun gut ich spiele mal mit und schaute ihn an und zog fragend die Augenbrauen hoch. Seine Frage war wirklich erfrischend ehrlich wie kurz.
„give me money“
Lächelnd erwiderte ich, genauso kurz.
„No“
Die Antwort war ok, er stand auf und ging. Gut das wir darüber gesprochen haben. Wieso oft, wir wurden immer nur gefragt und wenn wir verneinten, war es in Ordnung. Also auf nach May Pen zu unserer Unterkunft. Für morgen hieß unser Ziel Negril der Seven Mile Beach, einer der schönsten Strände Jamaikas.
Die knappe Stunde Fahrtzeit war nicht der Rede wert, auch nicht im Dunkeln. Ein sehr sehr netter Vermieter erwartete uns. Das kleine Haus wurde von uns zügig bezogen und lag in einen abgesperrten Wohnviertel. So mit großen Rolltor und Mauern wo nicht jeder reinkommt. Natürlich gabs da nix mehr zum Einkehren. Wie schon beschrieben, es gab keine Klimaanlage und kein Wlan. Aber für eine Nacht gibt es schlimmeres. Nämlich kein jamaikanisches Red Stripe, das Warsteiner Jamaikas. Der Vermieter bot den Sportlichen und den stillen Teilhaber an, sie in die Stadt zu fahren, damit sie wenigstens noch ein paar Bierchen für den Abend einkaufen können. Sie kamen auch mit einer gut gefüllten Tüte wieder. Sie berichteten das sie in einer Kneipe waren und mit ein paar Locals ins Gespräch kamen. Diese meinten sie haben die letzten Weißen vor drei Monaten gesehen. Da waren die Beiden doch leicht überrascht. Wir setzten uns also noch gemütlich vors Haus, leerten die Tüte, also die Flaschen Red Stripe und ließen die letzten Tage Revue passieren. Ich liebe sowas.
21.03.23
Tag 6
Am nächsten morgen kam unser Vermieter tatsächlich mit einen typischen jamaikanischen Frühstück vorbei. Wirklich sehr lieb und nett. Es hat nicht mal einen Dollar gekostet. Maisbrote, Zucchini, Kochbananen, Gemüse, Reis mit Fisch und wieder diese Hühnerfüße, wo sich keiner von uns ran traute. Zitat aus der Gruppe, als einer zum Essen aufgefordert wurde,
„Ich lutsch doch den Huhn ni am Fuß“
Gut gestärkt ging es auf die gute 4 Stunden und knapp 170km lange Strecke an die Westküste. Auf der Hälfte bogen wir aber ab und machten ein Stopp an den YS-Waterfalls. Das Gelände wurde vor Generationen von einen Engländer gekauft und die Park ähnliche Anlage, mit 7 stufenförmigen Wasserfällen kann man nur über eine Fahrt mit einem Hänger, welcher von einen Traktor gezogen wird, erreichen. Die Fahrt dauerte dann vom Startpunkt aus, welcher gleichzeitig der Ticketverkauf ist, so um die 10 Minuten. Einen Nachmittag kann man gemütlich dort verbringen. Es passte zwar nicht zu den Eindrücken welche wir bisher auf Jamaika sammelten, aber die Natur war natürlich schön und der Badespaß mit Schwingseilen und den einzelnen Bassins machte Laune. War aber auch alles wie in einer Hotelanlage aufgezogen. Unten im Park gab es mehrere Pools, Bars und ein Restaurant. So richtig zum langweilen.
Der Sportliche hatte in Negril den better place gebucht. Ein eigener Bungalow erste Reihe Strand. Aber als wir dort ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. Eine große graue Mauer, teilweise mit Stacheldraht, da hat der Ossi gleich Lust drüber zu machen, die Bungalows dicht an dicht. Da war überhaupt kein Licht und Strand schon mal gar nicht. Ne wir sind hier an einen der schönsten Strände der Karibik. Also in dem Loch bleiben wir nicht zwei Nächte. Stornieren und weg hier. Der Besitzer wurde noch komisch und meinte wir sind typische Deutsche und wir sind unehrlich. Ähm, ja, aber ne lass mal. Der Sportliche zeigte uns noch die Bilder vom better place auf booking. Ohne Scheiß das waren zwei unterschiedliche Hotels. Hier mal eine Bewertung eines Gastes.:
„Verdacht auf bedbugs, Besitzer war schlecht zu verstehen, einige Katzen auf dem Hof, sehr in die Jahre gekommen, küche und Apartment sehr dunkel, stinkt wie im Pferdestall“
Es wurde alles gesagt.
Wir suchten dann eine ganze Weile, bis wir ein gutes, bezahlbares und strandnahes Hotel fanden. Dort mussten wir nur unseren neuen Bungalow verlassen, 20 Meter nach rechts gehen, lustigerweise durch die Strandbar des Hotels laufen, und standen am karibischen Meer. Haben wir gut gelöst.
22.03.23,
Tag 7
Der nächste Tag stand dann unter Sommer, Sonne, Strand. Es wurde direkt am Meer in einer kleinen schnuckligen Bar gefrühstückt. In Negril ist das Famous Rick’s Cafe ein berühmter Ort. An einer 10,5 Meter hohen Klippe wurde eine richtige feine Bar gebaut. Eröffnet wurde sie 1974, als Negril noch ein kleines verschlafenes Fischerdorf war. Richtig touristisch wurde es durch weiße Rastafaris, welche aus den USA hier herkamen und so der Seven Mile Beach langsam überregional bekannt wurde. Das Café wurde mehrmals durch Hurrikans zerstört und immer wieder neu und größer aufgebaut. Es gibt sogar einen eigenen Merchandise Shop. Bekannt ist das Famous Rick’s Cafe da man dort wunderschöne Sonnenuntergänge erleben kann, aber berühmt ist es durch seine Klippenspringer. Es gibt professionelle Springer, welche den Sprung wie in der Cliff Werbung aus den 90igern machen. Banales Zitat vom der stille Teilhaber,
"Ganz schöne Poser"
Aber auch Touristen dürfen es versuchen. Also stand der Sportliche an der Kante, guckte kurz runter und sprang. Eine Maschine. So wurde doch wieder der halbe Vormittag verdaddelt. Nun aber unter die Palmen an den Strand. Tja wir sind schon wie ein Ameisenhaufen. Der Sportliche und BanjaLucas gingen noch in ein Gym am Strand und stemmten Holzhanteln unter Palmen. M. ging am Meer spazieren und stöberte nach Souvenirs. Nur der stille Teilhaber und ich lümmelten den restlichen Tag im weißen Sand und türkisblauen Wasser ab. Okay der stille Teilhaber war eigentlich nur auf seiner Liege, bewegte sich nur zum Kühlschrank für den Getränkenachschub und das wars. Versteh ich nicht. Das karibische Meer liegt ihm zu Füßen und er guckt es sich nur an. Als dann so peu à peu alle eintrudelten, wurde dann doch noch gemeinsam Richtung Sonnenuntergang relaxt.
Wir wollten endlich mal Lobster essen. Gesagt getan. Etwas weiter hinten an unseren Strand, lokalisierten wir im Internet ein astreines Lobster-Restaurant. Oder wie es auf Jamaika gehändelt wird, ein paar rustikale Holztische am Strand, Bänke, ein Grill und ein Bereich unter freien Himmel mit Kühlschränken, Tiefkühltruhe und ein paar Tische für die Vorbereitung der Gerichte. Hat was. Tja und dann ging das Schauspiel in mehreren Akten los. Die Jungs welche uns bedienten, holten einen Nylonsack aus dem Meer. Er sah schwer aus und er bewegte sich. Er wurde vor allen Gästen entleert und so lagen vor uns im Sand ein dutzend Langusten, zwar keine Lobster aber nicht weniger exotisch. Der Koch wählte ein paar Tiere aus. Der Rest kam wieder in den Sack, er wurde gewogen und zurück ins Meer gebracht. Eine halbe Stunde später, lagen die Krustentiere gegrillt und mit Gemüse vor uns auf den Tellern. Doch bevor es soweit war hatte der stille Teilhaber seinen großen Auftritt. Nachdem er mitbekommen hatte, dass es keinen jamaikanischen Rum gab, pöbelte und nölte er minutenlang mit der Situation hadernd Richtung Gott und der Welt. Ein bühnenreifes schlechtes Schauspiel. Der Inhaber fühlte sich gekränkt und meinte zum Bierathlet,
„Yeah man, you are a true German“
Autsch der saß. Schon das zweite Mal nach dem better place das wir als Deutsche hier wohl ein Image haben. Wahrscheinlich zurecht. Der stille Teilhaber drehte sich als ob er 4 Jahre auf der Schauspielschule gewesen wäre richtig Meer um und schmollte. Was ein Schauspiel, er würde definitiv die goldene Himbeere in allen Kategorien dafür bekommen. Der Inhaber ließ sich natürlich nicht lumpen und nach ein paar Minuten stand das Nationalgetränk auf den Tisch. Achso die Langusten waren der Wahnsinn. Richtig lecker, mit dem Gemüse und Knoblauch, perfekt. Abends war an unseren Hotel Party angesagt. Fünf Reggae Liveacts wurden von einen schrillen Entertainer angekündigt. Die Musik war in Ordnung, auch am Anfang der Party war alles jamaikatypisch locker. Touristen und Einheimische am feiern und konsumieren. Zum Ende hin war es dann aber leider nur noch anstrengend. Wirklich minütlich mussten wir irgendwelche Leute abwimmeln. Prostituierte, Dealer mit Marihuana oder harten Drogen. War echt nervend.
23.03.23,
Tag 8
Taschen packen hieß es am nächsten morgen. Das nächste Abenteuer wartete schon. Es ging zum Sangster International Airport in Montego Bay, mit Umstieg in Fort Lauderdale/USA nach San Juan, die Hauptstadt des US-amerikanischen Außengebietes Puerto Rico.
(Der Kulturbeauftragte)
Eine neue Ausgabe des "Abhaun!" ist erschienen. Nach 11 Jahren geht die Abhaun-Reihe mit der 6. Ausgabe weiter. Ein Klick auf das Bild bringt euch zu den weiteren Informationen.
Unterkunft in May Pen, mit traditionellen jamaikanischen Frühstück
auf den Weg nach Negril
Zwischenstopp an den YS Falls
Seven Mile Beach - Negril
RICK'S CAFE
kurz vorm großen Sprung