20.07.2010, 20:15 Uhr
FC Basel – FC Zürich
Basel, St. Jakob Park
1. Liga Schweiz – 30.250 Zs. – 3:2
>>FC Zürich – FC Basel am 18.03.2009<<
Urlaub. Endlich Urlaub. Wenn auch nur vier Tage. Montags arbeiten, am Dienstag das obige Spiel, Mittwoch ein Testspiel, Donnerstag Maribor gegen Vidi, Freitag findet sich auch noch was, Samstag Dynamo in Braunschweig und Sonntag wird sicherlich auch gespielt. Irgendwo. Mir egal. Hauptsache es wird gespielt. Den kommenden Montag auf Arbeit ist dann bei mir das Motto „Arbeit geh weg ich komme!“. Ich kann schon wieder die Kollegen fragen hören: „Und was hast du in deinem Urlaub gemacht?“ „Öhm ja, ich war am Dienstag in Basel, Mittwoch am Wörthersee, Donnerstag in Maribor, durch die Nacht wieder gen Dresden und ab Freitag eben wieder zu Hause.“ Das entsetzte Staunen dauert einen kurzen Moment an, dann lockert sich die Miene, ein gekünsteltes Lächeln wird aufgesetzt und ungläubig gefragt: „Wie hast du das gemacht?“ „In dem ich es einfach gemacht habe.“ So geht das nun schon seit Jahren bei mir auf Arbeit und ich frage mich immer wieder aufs Neue, warum mich meine Kollegen überhaupt noch fragen. Das Gespräch und dessen Ergebnis ist immer das gleiche, nur die Orte sind verschieden. Eigentlich könnte ich das Gespräch auch auf den Satz von Bello, den sprechenden Hund von Lorriot, beschränken: „Hohohohohoooho….pfffffff.“ Zwar würden meine Kollegen ähnlich verdutzt gucken wie bei meinen normalen Erklärungen, aber ich hätte mir eine Menge Redezeit gespart.
Wie dem auch sei, nicht nur ich hatte Bock auf diesen kurzen Urlaub, sondern auch der florinio, snider, Rene und maddin zwängten sich mit in den mehr als geräumigen Fiat Punto. Nach ereignisloser Fahrt, die mit Ratespielen und anderen Klamauk über die Runde gebracht wurde, parkten wir den Mietwagen weit vor dem Spiel im Parkhaus am Badischen Bahnhof und fuhren den Rest mit dem Bus bis kurz vor das Stadion. Überall rund um das Stadion konnte man ein paar nette Wandgemälde begutachten. Direkt vorm Stadion saßen dann viele Schalträger neben einem Grill, aßen, tranken ein paar Bier und unterhielten sich. Wirklich eine lockere Atmosphäre. Keine Spur von Hektik, ausufernden Suff oder Rumgeprolle. So eine entspannte Atmosphäre sieht man um deutsche Stadien selten. Könnte auch daran liegen, dass viele Fans erst kurz vor knapp kommen bzw. würde die Polizei und das Ordnungsamt bei grillenden Fans vorm Stadion zur Tat schreiten, da es nicht der öffentlichen Ordnung entspricht. Im Gegensatz zu der Ruhe der rot-blauen Angänger verlief die Ankunft der Zürcher etwas chaotischer. Wie gewohnt, fuhren die Zürcher mit dem Sonderzug und hantierten bei der Ankunft auf dem Bahnsteig neben dem St. Jakob Park mit einer großen Menge Pyro. Dann mussten sie nur noch knappe 300 Meter laufen und waren schon im Block.
Der St. Jakob Park war zu diesem ersten Spiel der Saison 2010/2011 gut gefüllt, unsere Karten wurden weit vor dem Spiel via Internet geordert. Einzig auf dem dritten Oberrang und im Gästeblock waren große Lücken. Ich würde die Zahl der Gäste auch nicht höher als 500 oder 600 ansetzten. Das Spiel war auch beste Unterhaltung: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2 und durch das Tor von Frei in der 80. Minute konnte der FCB den ersten Saisonsieg einfahren. Trainer bei Basel übrigens Thorsten Fink, der sein erstes Profispiel mit 21 Jahren am 29. Juli 1989 für die SG Wattenscheid gegen die SpVgg Bayreuth in der damaligen zweiten Liga bestritt. Wattenscheid und Bayreuth in der zweiten Liga – lang, lang ist es her. Wären mit aber beide lieber als der FC Ingolstadt und der SC Paderborn. Egal, zurück nach Basel. Die Zürcher im, wie schon geschrieben nicht ausverkauften, Gästeblock positionierten sich mit dem harten Kern im Oberrang und sangen die bekannten Melodien und zündeten, wie gewohnt, auch ein wenig. In der zweiten Halbzeit sogar ein bisschen stärker, der Stadionsprecher sagte dass, was er sagen musste und die FCB-Fans in den angrenzenden Blöcken schauten kurz rüber, machten ein Foto und schauten anschließend das Spiel ohne Unmutsbekundungen weiter. Daumen nach oben.
In der Muttenzer Kurve, die vom „Inferno Basel, den „Fanatics“ und „Kaos“ angeführt wird, sah man zum Anpfiff ein paar Schwenkfahnen, Doppelhalter, Bengalen und eine Rauchshow in den Farben Rot und Blau. Danach folgten die bekannten Lieder die man schon von der CD der Muttenzer Kurve kannte. Joar, so richtig vom Hocker hat mich das hier heute nicht gehauen. Da fand ich persönlich das Duell am 18.03.09 beim FCZ im Pokal besser. Irgendwie war da mehr Feuer drin. Klar gab es auf beiden Seiten eine hohe Beteiligung am Support. Es ist nun aber auch nicht so, dass ich das in der Form noch nie gesehen hätte. Ich weeß es einfach ni, was mir an diesem Tag, bei diesem Spiel gefehlt hat.Auch empfand ich die Muttenzer Kurve irgendwie als leise. Naja, erster Spieltag, es ist noch keine richtige Spannung in der Liga vorhanden und auch müssen beide Seiten halt noch warm laufen. Haken dran und ab dafür raus aus dem Stadion, mal angucken wie die Polizei hier die Abreise der Gästefans organisiert, waren die doch eh in dem Block zwischen Gästeblock und Bahnsteig. Und ich muss sagen, dass die Abreise gar nicht mal so schlecht organisiert ist. Der Bereich zur Straßenbahnhaltestelle wird massiv abgesperrt, es wird gewartet bis alle FCB-Fans aus dem Bereich zwischen Gästeblock und Bahnsteig verschwunden sind und der Sonderzug rollt schon mal ein. Während die Zürcher warten müssen, bearbeiten sie ein wenig den Bauzaun, welcher mit Folie behangen ist. Die Cops machen mehr als nur einen Schritt zurück, der Bereich zwischen Bahnsteig und Gästeblock ist gänzlich frei von Bullen, erst hinter der Straße die in einen Tunnel übergeht stehen sie wieder. Ein paar Cops, die noch vor dem Bauzaun standen, ziehen sich ins Stadioninnere zurück und ein einzelner, wohl per Losverfahren ausgewählter, Polizist steht vor dem Tor im Bauzaun, schaut sich um, prüft ob der Weg zum Gleis frei ist, bekommt das Zeichen das Tor zu öffnen, geht langsam an dieses heran, hält einen gewissen Abstand zum Tor ein, öffnet schnell den Riegel am Tor und sprintet weg. Die Zürcher ihrerseits sprinten nun zum Zug, ein paar wenige pöbeln noch, aber der Großteil will sich einfach einen guten Sitzplatz sichern. Nicht schlecht diese Taktik. In Deutschland würde man wohl selbst die paar hundert Meter für Übungszwecke der Polizei gekesselt laufen.
In der Stadt trafen wir uns noch mit ein paar Zwickauern, die ebenfalls anwesend waren, genossen die angenehmen dreißig Grad Celsius kurz vor Mitternacht und wunderten uns noch, wie wenig Leute die Schwenkfahnen in eine Wohnung mitten in der Stadt brachten. Um genau zu sein, waren es drei Mann mit einem großen Rucksack voll Fahnen. Mitten durch die Nacht ging es quer über den Feldberg und unzähligen Umleitungen noch bis kurz vor Singen, wo auf einem kleinen Bolzplatz neben einem Feld das Nachtlager aufgeschlagen wurde. Die einen im Schlafsack draußen, die anderen im Auto. Lange dauerte allerdings die Nachtruhe nicht (drei, vier Stunden), kurz wurde um wieder wach zu werden Fußball gespielt und über München und dem Chiemsee (kurzer Badestopp; ein Schwan griff eine Ente an, tauchte sie unter Wasser und konnte sich auch durch unsere Worte „Die hat genug!“ und „Die liegt. Die liegt!“ nicht beruhigen lassen und suchte sich eine andere Ente als neues Opfer) ging es bis Klagenfurt und noch ein Stück weiter bis Wiederndorf. (goju)