Tag: 10. April 2011
10.04.2011 TSV Havelse 1912 – Braunschweiger TSV Eintracht II10.04.2011 TSV Havelse 1912 – Braunschweiger TSV Eintracht II
10.04.2011, 14:00 Uhr
TSV Havelse 1912 – Braunschweiger TSV Eintracht II
Garbsen, Wilhelm-Langrehr-Stadion
4. Liga (Regionalliga Nord) – 479 Zs. – 1:0
Knapp fünf Stunden nach der Rückkehr aus Rostock stand man schon wieder am Bahnhof um in die, durch den TSV Havelse, weltbekannte Metropole Garbsen im Hannoveraner Speckgürtel zu fahren. Zu zweit diesmal nur, aber wie immer topp motiviert, denn der Bundesliga Manager Professionell muss ja auch mal komplettiert werden. Groundhopping- und Sachseninformer kann jeder. Neue Maßstäbe muss man setzten. Euch wird es jetzt sicherlich dämmern, warum ich für das Spiel zugesagt hatte. War doch BMP der einzige Grund für mich diesen Sportplatz anzusteuern. Man muss eben auch mal die Vereine besuchen die man in der Welt der Kilobytes zu internationalen Ruhm geführt hat und schauen wie es diesen Vereinen in der Realität ergeht.
Kurz vor der Abfahrt des Zuges wurde man noch von einem Spieler der dritten Mannschaft bepöbelt, der zu dieser Zeit leider arbeiten muss. Der zu kurze Schlaf der Nacht sollte bis Leipzig eigentlich nachgeholt werden, doch drangen die Worte dreier buntbehaarter Gestalten in meinen Gehörgang. Drei Kinder der Neustadt aus Nünchritz mussten sich unbedingt in unsere Nähe setzten und von solch wichtigen Dingen wie Onlinerollenspiele, Spieleabende an sich und sonstigen Inhalten aus ihren sinnbefreiten Leben erzählen. Gegenmaßnahme: Auswertung des Spieles FC Hansa – SGD. Schließlich soll ja dem Hörensagen nach dort einiges los gewesen sein. Man erzählte mir von einem Stadionsturm, den Hansa mit großen Augen beobachtete, einem guten Haufen am Vorabend aus Dresden und vielen anderen Sachen.
Von Leipzig dann mit dem RE direkt bis nach Hannover und die meiste Zeit geschlafen. Als der Zug dann langsam in Hannover einrollte, waren wir uns sicher, dass wir in einem der hässlichsten Orte Deutschlands gelandet waren. Hannover – da hat Eisenhüttenstadt mehr Flair. Und was hier an Headleys rum läuft. Echt krass. Der Hauptbahnhof von Hannover scheint der Sammelpunkt zu sein. Aber eine Steigerung Dessen sollte es noch geben. Mit der S-Bahn bis Hannover-Leinhaus und von dort mit der Straßenbahn Nr. 4 nach Garbsen Haltestelle „Auf der Horst/Skorpionsgasse“. Denn hier vermutete der massa den Sportplatz des TSV hinter dem Kepler-Gymnasium. Ein Sportplatz war da auch, doch war dieser im Besitz des Garbsener SC. Tja, was nun. Garbsen an sich ist nicht so groß, aber wenn man nicht weiß wo man hin muss ist das mehr als schlecht. Einfach mla amateurhaft vorbereitet dieser Ausflug. Vor dem Vereinsheim des GSC saß eine Frau in der Sonne und und hörte Schlagermusik, die laut aus dem Vereinsheim drang. Auf unsere Frage, wo denn der Sportplatz des TSV ist, war sie erst ratlos, telefonierte um zu sagen, dass sie immer den TuS und den TSV verwechsle. Der/die Angerufene wusste auch nicht weiter. Aber zum Glück kam in diesem Moment auch Gerda auf dem Fahrrad vorbei, die sofort befragt wurde. Sie wusste, dass der Platz sehr weit weg ist und wir besser kommen, wenn wir entweder mit dem Bus 126 oder dem Taxi fahren. Sehr weit waren für sie drei Kilometer. Na gut. Massa kramte dann sein neumodische Handy hervor, welches über einen Internetzugang verfügt. „Guck mal. Wir sind hier bei dem blauen Pfeil und dort ist der TSV-Sportplatz. Das sind doch niemals drei Kilometer!“ Die Airmax und ZX’er geschnürt und so liefen wir von der Haltestelle „Auf der Horsten/Skorpionsgassa“ über eine Brücke, die über den Mittellandkanal führt und immer am Mittellandkanal in Richtung Westen bis zur nächsten Brücke entlang. Dort dann links, man setzt den Fuß auf die Hannoversche Straße und sieht auch sofort die überdachte Stehplatztribüne des TSV. War dann doch einfacher als einfacher als gedacht die Suche nach dem heiligen Sportplatz. Polizei und Ordner waren da, wir schoben fünf bzw. acht Euro dem Kassenwart zu und waren im Stadion.
Gegründet wurde der TSV Havelse am 5. August 1912 bzw. sein Vorgängerverein der FC Pelikan Havelse. Ein bekannter Trainer war beim TSV Volker Finke, der 1986 verpflichtet wurde und vorher auch schon für den TSV gespielt hatte. In die zweite Liga stieg der TSV 1990, nachdem sie in der Oberliga Zweitplazierter wurden und nach der Aufstiegsrunde ebenfalls den zweiten Platz von fünf belegte. In der zweiten Liga durfte man sich dann mit Vereinen wie Hannover 96, Schalke 04, dem MSV Duisburg, Mainz 05, SC Freiburg oder dem 1. FC Saarbrücken messen. Jedoch stieg der TSV am ende der Saison 91/92 wieder ab, konnte aber im DFB-Pokal in der ersten Runde den 1. FC Nürnberg mit 4:2 im Elfmeterschießen bezwingen, bevor man in der dritten Runde am SC Bamberg 08 mit 0:4 gescheitert wurde. In den letzten Jahren ging es bis in die Landesliga Hannover zurück, bis der TSV sich wieder in die Regionalliga Nord aufsteigen konnte.
Seine Spiele trägt der TSV im Wilhelm-Langrehr-Stadiona aus, welches bis 2000 TSV-Kampfbahn hieß, da hier nur wenige Mannschaften gewinnen konnten. Laut Tante Wiki aus Pedia wurde das Gelände auf dem das Stadion heute steht 1933 von einem Landwirt für 100 Mark gepachtet. Heute besteht das Stadion aus einer überdachten Stehplatztribüne, einer überdachten Sitzplatztribüne und drei unüberdachten Stehplatzblöcken hinter einem Tor.
Für Stimmung im Stadion zeichnen sich die „Havelser Jungs“ verantwortlich. Das Alter reicht bei diesen von 8 bis 35. In ihrem Besitz befinden sich eine Zaunfahne, Schwenkfahnen und Doppelhalter sowie eine Trommel. Stimmung braucht man aber nicht großartig erwarten. Warum auch? Ist das hier doch ein kleiner, gemütlicher und durchaus sympathischer Verein aus einer Kleinstadt. Das Spiel plätscherte so vor sich hin. Beide Mannschaften waren entweder zu blöd oder zu unglücklich um ein Tor zu schießen. Doch dann, die 88. Spielminute: Flanke, Annahme, Volleyschuss und Tor. Nun explodierte das Stadion und vor allem die Trainerbank, die geschlossen zum Torschützen rannte. Krasse Emotionen, die man hier erleben konnte. Steht der TSV doch zur Zeit auf dem ersten Abstiegsplatz und konnte mit dem Sieg gegen die Zweite der Eintracht (Auswärts bisher drei Tore, davon zwei am ersten Spieltag beim Auswärtssieg beim FC Oberneuland) diese Mannschaft auf Distanz halten und zum 1. FC Magdeburg bis auf drei Punkte herankommen.
Nach dem Spiel der Männer, sollte noch das Frauenspiel um 16 Uhr geschaut werden. Doch da diese auch im Stadion spielten, machten wir uns eher auf den Weg nach Dresden. Wieder zurück zur Straßenbahn stand in der Haltestelle ein komisches Pärchen. Sahen aus wie mitten aus dem Leben. Wir saßen dann zwei Reihen hinter ihnen in der Straßenbahn und lauschten ihren Ausführungen. Zum Beispiel über den ersten Beischlaf vor zwei Jahren, dass der Typ (53) vor ihr nie an eine Beziehung geglaubt hatte, doch mit ihr alles anders ist und so weiter und sofort. Wir mussten uns doch sehr zusammenreißen um nicht laut los zu lachen. Ein paar Haltestellen später stieg eine ältere Dame in die Bahn ein und setzte sich gegenüber des Pärchen. Massa sah sie da so sitzen und meinte zu mir, dass sie sich auch ganz schön zusammenreißen muss. Ich drehte mich um, sah das und musste laut loslachen. Darauf hin sie auch ein wenig. So viel Spaß für wenig Geld….Hannover – Stadt der Bekloppten und das Gebiet des Großraumverkehr Hannover (GVH) ist Dunkeldeutschland. Beim Aussteigen dann der älteren Dame freundlich zugenickt, konnte sie das Lachen wieder halbwegs unterdrücken und nickte ebenfalls freundlich zurück. Der Rückweg wurde dann via Göttingen – Erfurt – Leipzig gewählt. Zeitlich früher waren wir nicht in Dresden, aber eine für uns neue Zugstrecke konnte so noch abgefahren werden. Metronom und Alkoholverbot – eine gute Sache wie ich finde. Die Erkenntnis des Tages war: wir beide sind sozial gestrandet und werden den Absprung nicht mehr schaffen. (goju)