Tag: 7. April 2012

Mullejan Saison 08/09Mullejan Saison 08/09

Mullejan Saison 08/09 – Aachen Ultras – TSV Alemannia Aachen

Nein, das Saisonheft der Spielzeit 2008/09 mit dem Namen Mullejan von den Aachen Ultras lag nicht drei Jahre bei mir im Bücherregal und wartete geduldig auf meine fettigen Finger, die die Seitenknicken und damit den Wert senkten, wie es für jeden Comicsammler ein Alptraum ist. Zum Auswärtsspiel der SGD am 30.03.2012 schaute ich vor dem Spiel am Stand der Aachen Ultras vorbei und sondierte die Auslage des angebotenen Lesestoff. Die Spieltagsausgabe des Mullejan hatten sie leider noch nicht auf dem Tisch liegen. Schade. Aber ein kleines Heft im A5-Format erweckte meine Aufmerksamkeit. Das letzte seiner Art auf dem Verkaufstisch. „Das ist doch schon alt.“ „Egal. Was wolltn ihr dafür?“ „Öhm, ja….3,50 Euro.“ „Hier. Danke.“
Beginnen wir mit dem sezieren des Heftes. Der Inhalt besteht aus Spielberichten rund um die Alemannia, den Amateuren des TSV und den Freunden aus Freiburg und Kerkrade. Relativ nüchtern geschrieben die Spielberichte, mit der eigenen Leistung auf den Rängen geht man scharf ins Gericht. Was mich allerdings störte, war die teils sehr überhebliche Art und Weise gegenüber anderen Fanszenen und ihren Tun auf den Rängen. Aber ein Text über die Kontakte zu Hammarby IF und den Bajen Fans. Den in diesem wird darüber aufgeklärt, dass es nur Einzelkontakte zu den Bajen Fans sind und es keine Freundschaft ist. Dies wurde ja schon oft falsch weiter gegeben. Weiter muss man das Thema Spielberichte aber auch nicht ausweiten. Die Sachtexte in solch einen Fanzine finde ich persönlich wichtiger. Und diese haben es zum Teil in sich. Angefangen bei einen Text über zehn Jahre Aachen Ultras, in dem meiner Meinung nach sehr ehrlich und offen die Entwicklung und die Probleme der Aachen Ultras beschrieben wird. Auf der anderen Seite ist es aber erstaunlich, wie sich teilweise die Gegebenheiten (Probleme usw.), die die Gruppen haben, dann doch gleichen. Sehr interessant fand ich auch das zweite Interview eines älteren Mitglied des nAChwUchs.
Weiter geht es dann mit Gedanken zum modernen Fußball. An den Beispielen RiesenBullshit Leipzig und der geplatzten Fusion zwischen Rode JC Kerkrade und Fortuna Sittard werden die Auswüchse einiger Größenwahnsinniger erläutert. Allerdings war dies für den interessierten und aktiven Fußballfan sicherlich kein Neuland.
Über einen Nachruf auf das alte Stadion Tivoli geht es weiter mit einem historischen Spielbericht und der Jahreshauptversammlung bis hin zum Thema Konsumwahn. Ich hab mir mal erlaubt diese weiter unten öffentlich zu machen. Abgerundet wird das Heft mit dem Thema Groundhopping in Form eines Argentinienberichtes und einem Besuch bei Lech Poznan . Auf den letzten Seiten werden „Pro Fans“, Fansmedia und der Fanrechtefond vorgestellt.
Mich persönlich interessiert es, wie viele Schreiber des vorgestellten Mullejan zur Karlsbande abgewandert sind und ob es vielleicht noch mal ein neues Saisonheft der Aachen Ultras gibt. Denn eine Stiländerung in einem neuen Heft ist wohl so sicher wie das Amen in der Kirche. Und wer mitreden will, sollte sich über Gespräche und die Lektüre von Fanzines und Spieltagsflyern informieren und nicht in Internetforen die Einträge irgendwelches Hohlbirnen lesen und für voll nehmen und irgendwelche sinnfreien Spruchbänder pinseln. Großartig über Gruppenspaltungen braucht wohl keine Gruppe mehr in Deutschland lästern. Irgendwann trifft es wohl alle. Aber das „Wie?“ ist das interessante.
Wenn es ein neues Mullejan-Saisonheft gibt, werde ich es mit zulegen. (goju)

Auszug aus dem Mullejan Saison 08/09:

Konsumwahn

Ultras – NO TV!

Ultras! No TV! Mit Bannern dieser Art machten die italienischen Ultras schon in den Neunzigern auf sich aufmerksam! Auch die hiesigen Szenen übernahmen den Slogan schnell, da sie sich auch der Diktatur, welche die Fernsehanstalten ausüben, nicht beugen wollen. Ein Ansatz, welcher richtiger nicht sein könnte.Es ist Fakt, dass durch die gewissenlose Vermarktung der Fernsehrechte Spiele zu Uhrzeiten angepfiffen werden, die ein großes Zuschaueraufkommen nicht zu lassen. Ihr alle kennt diese 17.30 Uhr Spiele unter der Woche. Die Verantwortlichen zeigen wenig Einsicht und verweisen auf die nötigen Einnahmen durch Fernsehausstrahlungen, welche den Fußball nur noch weiter prostituiert und zum Spielball von Mediengesellschaften werden lässt. Dass dies kein Quatsch ist, merkt jeder der nur eine Sekunde darüber nachdenkt. In unserem propagierten Kampf um Erhalt des traditionellen Fußball ist ein Aufbäumen gegen dieses Vorgehen selbstverständlich. Wir sind gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten als auch gegen Berieslung mit Werbung, welche beim Besuch von Profispielen mittlerweile unausweichlich sind. Eingewechselt wird mit der Aseag, Ecken geschossen mit Gebr. Kutsch. Überall in Deutschland wehren sich Ultras (Anmerkung vom goju: Und nicht nur die!) gegen diesen Zustand, doch leider wirkt unser Kampf zu Weilen inkonsequent und scheinheilig, da auch wir den Medienanstalten außerhalb des Fußball die Treue halten. Ein Widerspruch, welcher an unserer Glaubwürdigkeit kratzt. Immer wieder findet man auf den Fotos deutscher Ultragruppierungen Anspielungen auf Charaktere und Formate aus Funk und Fernsehen. Schlussfolgern bedeutet dies, dass wir solange es um Fußball geht auf die Barrikaden gehen, aber es sonst für durchaus legitim halten uns abends vor den Fernseher zu legen und uns mit Werbung konfrontieren lassen. Man ergötzt sich an Sendungen, die uns zeigen wie erbärmlich andere leben und merken nicht wie uns unterschwellig suggeriert wird, dass es uns doch allen gut geht im Vergleich zu denen, die gerade ihre Frauen tauschen, Kinder verleihen oder beim Auswanderungsversuch nach Spanien scheitern.Ab und zu gibt es noch ein paar Sendungen, wo semitalentierten Jugendlichen eine große Karriere versprochen wird, wenn sie den Anweisungen der Jury folgen. Gekrönt wird alles von Deutschlands Topmodel, welche mit ihrer Sendung Mädels in die Magersucht treibt, um ein Schönheitsideal zu erfüllen. Dass diese Sendungen von Werbeblöcken unterbrochen werden in denen das gleiche Topmodel Werbung für einen weltweit operierenden Konzern macht, welcher es durch seine geschickte Vermarktung schafft, Milliarden mit drittklassigem und ungesundem Essen zu erzielen. All dies scheint uns plötzlich nicht mehr zu interessieren, da einen das Fernsehen so einfach aus der Realität fliehen lässt und uns die Sorgen des Alltags vergessen lässt, denn wir erinnern uns: irgendwem geht es immer schlechter und jeder wird ein Star. Mal ehrlich, das ist mit der von uns nach außen gelebten Mentalität nicht vereinbar. Denn regungslos vor der Kiste zu sitzen ist nicht besser als regungslos im Stadion zu sitzen. Ultras, die Fernsehen gucken machen also in ihrer Freizeit genau das, was sie den Eventfans am Wochenende vorwerfen: UNREFLEKTIERTER KONSUM! (Anmerkung vom goju: kann man diesen Gedanken eigentlich auch auf den PC in Kombination mit sinnlos-ultras.ws bringen?) Herzlichen Glückwunsch. Die einzige Konsequenz kann heißen: Fernseher raus aus den Zimmern, Wohnungen usw. Natürlich werden jetzt einige sagen, dass sie den Fernseher für die Nachrichten brauchen. Kein Argument, denn diese sind auch über das Internet verfügbar und somit sogar schneller und aktueller. Von Printmedien, welche zusätzlich noch die zunehmenden Lese- und Rechtschreibschwächen der Jugend entgegenwirken würden, will ich gar nicht erst anfangen.
Wer sich von seiner geliebten TV-Welt nicht trennen kann, dem sei folgendes ans Herz gelegt. Ein jeder sollte sein Konsumverhalten bei der täglichen Dosis Fernsehen zumindest überdenken. Wie kann ein von der Materie Ultra‘ überzeugter Mensch einem Doppelhalter mit dem Slogan „Scheiß DSF“ im Stadion präsentieren und sich im sonstigen Leben aber von diesem Sender berieseln lassen? Wie kann er es wagen diesen Sender durch seinen Medienkonsum zu unterstützen? Lasst uns endlich anfangen unseren Traum konsequenter zu leben! (eater)

Konsumverzicht

Nachdem wir also den Fernseher aus dem Fenster geworfen haben oder zumindest einen großen Bogen um das Deutsche Sport Fernsehen machen, möchte ich eine andere Thematik beleuchten, die ebenfalls mit Konsumverzicht zu tun hat. Aber alles der Reihe nach. Die perverse Entwicklung der Kommerzialisierung im Fußballsport wird von den meisten Ultragruppierungen sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern kritisiert. Ultras verschreiben sich einem „Kampf“ gegen den modernen Fußball. Woche für Woche nehmen wir sowohl akustisch als auch visuell zu dieser Thematik Stellung, beispielsweise durch aufwendige Choreos, durch Spruchbänder oder auf Fahnen bzw. Doppelhaltern. Darüber hinaus betreiben viele Gruppen weitere Aufklärungsarbeit in Form von Informationstexten in unabhängigen Infozines. Auf vereinspolitischer Ebene wird ebenfalls versucht der Kommerzialisierung entgegenzuwirken, indem man versucht die 50+1-Regel zu erhalten, mehr Freiraum für Fans zu schaffen oder Reglementierungen durchzusetzen, um die aktuelle Entwicklung im Fußball zu stoppen oder diese zumindest zu verlangsamen.

Geneell muss festgehalten werden, dass der Fußball bzw. die Vereine selber bis auf die 50+1-Regel, welche jetzt schon auf bestialische Art und Weise unterwandert wird, keine Grenze gezogen hat, die es wirtschaftlichen Unternehmen untersagt auf gewisse Art und Weise ihre Werbung zu präsentieren. Vielmehr sind es herzlose Vereinsfunktionäre, die Unternehmen in den Arsch kriechen und danach lechzen weitere Euros zu erwirtschaften. Denn nur so hält man im heutigen Fußballgeschäft stand. Gesellschaftliche Verantwortung, die Vereine mit tausenden Mitgliedern nun einmal haben, bleibt dabei völlig außer Acht. Der Fußballsport könnte Werte vermitteln, die auf die Dauer das Leben sozialer und gerechter machen würden. Doch in einer konsumorientierten Welt, in der es nur darum geht, dass meiste Geld zu erwirtschaften, ist kein Platz mehr für soziale Verantwortung. Hier kommen jetzt also Unternehmen ins Spiel, die im Fußballgeschäft versuche Fuß zu fassen oder es schon längst getan haben. Es geht mir nicht um jeden Werbepartner, der Trikotsponsoring betreibt oder sich für eine Saison eine Werbebande gekauft hat. Es geht um Unternehmen, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass es mit unserem Sport abwärts geht.Es geht um Unternehmen, die versuchen an jenem ja-sagenden Fußballtouristen ihr Image aufzubauen. Produkte sollen zum Lifestyleprodukt werden. Es soll „angesagt“ und „cool“ sein, eine Brause oder ein Bier einer bestimmten Marke zu konsumieren. Es geht schon lange nicht mehr nur um Red Bull, die nur die Spitze des Eisberges repräsentieren. Und das schlimmste dabei ist, dass durch diese Strategie immer mehr Konsumopfer den Weg ins Stadion finden werden. Und jetzt kommen wieder wir Ultras ins Spiel. Wir machen zwar auf das immer stärker wachsenden Problem aufmerksam, leben aber in keiner Weise eine Alternative vor. Denn vor, nach oder sogar während des Spiels, im Leben unter der Woche, konsumieren wir die gleiche Scheiße, gegen die wir im Stadion protestieren. Wir finanzieren die gleichen Biermonopole, die gleichen Fastfoodketten, die gleichen Softtrinkhersteller, die uns das Leben im Stadion zur Hölle machen. Natürlich mag der ein oder andere jetzt behaupten, dass Boykott dieser Unternehmen an der Situation nichts ändere. Keine Firma würde ihre Aktivitäten im Wirtschaftszweig Fußball aufgeben, nur weil ein paar Ultras auf die Idee gekommen sind, die jeweiligen Produkte zu boykottieren. Wahrscheinlich habt ihr sogar Recht! Aber wenn es nicht wir Ultras sind, die eine Alternative vorleben und endlich anfangen unseren „way of life“ konsequent zu leben, wer dann? Ich kann jetzt natürlich eine Liste niederschreiben, in der ich auf auf alle verwerflichen Unternehmen aufzähle, die es lohnt zu boykottieren. Ein jeder sollte für sich selbst entscheiden, auf was er im Leben für seinen Traum verzichten kann. Große Bierhersteller und deren große Auswahl an Untermarken kommen bei mir zum Beispiel jedenfalls nicht in die Tüte. Aus Bequemlichkeit jedoch zu behaupten, dass es nicht möglich sei seinen Konsum umzustellen, ist völliger Schwachsinn. Macht die Augen endlich auf! Ultra‘ ist eben nicht 90 Minuten Fahne schwenken und dabei ein paar Liedchen trällern. Ultra‘ füllt dein Leben mit verloren gegangenen Werten, für die es sich verdammt noch mal lohnt zu kämpfen. Jetzt zu behaupten, ich oder sogar meine gesamte Gruppe hätte den perfekten Weg gefunden, um diese Idee zu verwirklichen, wäre gelogen. Auch wir stehen erst am Anfang und es werden sicherlich noch viele Fehler begangen. Aber einen Versuch ist es wert! (Farmer)

Mullejan Saison 08/09

Preis: 3,50 Euro
Seiten: 120
Kontakt: www.aachen-ultras.de – mullejan(at)aachen-ultras.de

07.04.2012 SG Dynamo Dresden – Braunschweiger TSV Eintracht07.04.2012 SG Dynamo Dresden – Braunschweiger TSV Eintracht

07.04.2012, 13:00 Uhr
SG Dynamo Dresden – Braunschweiger TSV Eintracht
Dresden, RUDOLF-HARBIG-STADION
2. Fußballmafialiga – 27.576 Zs. (ca. 1.200 Gäste; NICHT AUSVERKAUFT!!!) – 2:2

 

„Alle Jahre wieder…“ Alle Jahre wieder? Ja! Wie eigentlich jedes Jahr trennten sich Dynamo und die Braunschweiger Eintracht im Rudolf-Harbig-Stadion auch heute unentschieden.

Und das kam so: Die Braunschweiger präsentiereten zu Spielbeginn eine kleine, nett an zu sehende, Choreo bestehend aus blau-gelben Folienschals unter dem Motto: „Vorwärts Eintracht“. Schon in der 22. Spielminute zauberte Mickael Poté seine ganz persönliche Osterüberraschung auf den Rasen und brachte so das R-H-S richtig in Wallung. Nachdem ein Klärungsversuch eines Braunschweiger Defensivspielers in einer Bogenlampe endete setzte jener Poté zum Fallrückzieher an und markierte einen Führungstreffer Marke Tor des Monats. Fantastisch! In einer offenen Partie legte uns der Eintrachtler Vrancic via Distanzschuss den Ball ins Netz – wogegen Benni Kirsten quasi machtlos war. Der K-Block konnte zwar einige mal laut in Erscheinung treten, doch die beste Leistung war es heute nicht. Dabei hätte man meinen können der Führungstreffer pusht etwas mehr. Ähnliches kann man von der stets bemühten und aktiven Gästekurve sagen, in der heute sicher auch noch das eine oder andere Prozent an mehr Potential gesteckt hätte. Passender wie es nicht anders sein kann „nur“ Mittelmaß also auch in beiden Fanblöcken. In Braunschweigs bester Phase gegen Mitte der zweiten Hälfte konnte Kumbela die Eintracht in Front bringen. Doch irgendwie hatte ich heute keinen zweifel das wir hier Punktlos raus gehen würden. Erneut war es Poté der kurze Zeit später einen Treffer abstauben konnte (74.). Obwohl beide Seiten nochmal zulegten blieb es bei der Punkteteilung mit der beide Aufsteiger gut leben können. Ein weiterer Treffer wäre für beide Seiten auch zu viel gewesen, wobei Braunschweig nach der unglücklichen Niederlage im Hinspiel sicher auch mehr wollte. Das einzig traurige am heutigen Tag ist lediglich die Gewissheit das bis Saisonende nur noch zwei Heimspiele anstehen.

Zum Schluss sollte noch erwähnt werden dass das Rudolf-Harbig-Stadion heute meiner Meinung nach nicht ausverkauft war. Laut Bauherren fasst das volle Stadion 32.066 Zuschauer. Die Begegnung heute sahen aber offiziell nur 27.576 Personen. Ein Pufferblock zwischen beiden Fanlagern von etwa 5.000 Plätzen ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn man bedenkt das es in vielen anderen Stadien Deutschlands fast keine Fantrennung gibt bzw. nicht in diesen utopischen ausmaßen. Hat der Verein einfach kein Interesse an mehr Einnahmen? Gibt es vielleicht bauliche Gründe? Fragen über Fragen….
In Dresden Spielt zwar die Mannschaft eine tolle Saison, doch lebt es sich mit Sektorentrennung und übergroßen Pufferzonen längst nicht so rosig wie man glaubt. (FelixDW)