Ceska Kamenice. Ein Ort, welcher im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Nach ein paar Herrschaftswechseln im Mittelalter passierte lange nichts, bis Franz Preidl zwischen 1860 und 1867 die Rabsteiner Fabriken (Textilspinnerein) gründete. Im Zweiten Weltkrieg wurden Stollen in Sandsteinfelsen getrieben, um hier die Weser-Flugzeugbau GmbH aus Bremen unter zu bringen, welche die Stuka-Flugzeuge baute. Ebenso gab es ein Lager, in welchem Zwangsarbeiter für den Tunnelbau für die Flugzeugwerke gefangen gehalten wurden. Ironie der Geschichte: Nach dem Krieg dienten die Rabsteiner Fabriken als Sammelstelle für vertriebene Deutsche.
Von den rund 5.000 Einwohnern fanden heute 100 Fußballbegeisterte den Weg an den Sportplatz oder auf die Tribüne. Und zwei Unentwegte übernahmen die Verantwortung für die Stimmung mit ihrer Stimme und einer Trommel. Davon ließ sich die benachbarte Kamenice aber nicht stören, und plätscherte weiter vor sich hin. Dagegen fühlte sich aber ein Mund auf Grund der Trommelei derartig motiviert, so dass dieser fast 90 Minuten am Bellen war. Anreiz gut zu toben hatte die Crowd, denn ihr Team spielte erfolgreich und auch hatten sie genug getankt. Da ich jetzt auf so ein Detail eingehe, merkt ihr, dass ich wohl wieder alles aus dem Spiel heraus hole, um die Zeilen zu füllen. Während des Spiels massig an Einfällen, was ich alles schreiben, über was ich abhassen könnte. Einen Tag später sind alle Gedanken verschwunden und ich räume bildlich dargestellt im Kopf Kisten umher. Von vorn nach hinten, von hinten nach vorn, von oben nach unten, von unten nach oben, vorn links nach rechts und von rechts nach links. Und anschließend alles wieder zurück. Nur die Gedanken finde ich nicht mehr. Weg, einfach weg. In Luft aufgelöst. Und plötzlich springt das „Hool gans“-Bild wieder durch den Kopf. Sicher war der Träger mal bei den „Warriors Kamenice“ aktiv. Dieser berühmt berüchtigten Truppe, welche ihn, ihn, ihn und ihn umfasste. Und er war auch noch dabei. Utopische fünf ein Mann. Wahnsinn. Wie fandet ihr eigentlich den Elfmeter bei Mainz gegen Freiburg. Also die Szene, als der Schiedsrichter die Teams wieder aus der Kabine holte. Schreibt es doch in die Kommentare. Die sind irgendwo unten. Youtube-Phrase einbauen: und abgehakt! Der deutsche Fußball stinkt doch vom Kopf her. Wenn ich mir jedes Wochenende ein Bundesligaspiel anschauen würde, würde ich alsbald wohl vor eine Wand rennen. Kapitalisiert doch den Fußball zu Tode, Funktionäre und Investoren. Machts!
„Durch das Essen von Fleisch sind wir ja intelligent geworden. Weil das Hirn braucht das.“
„Joar, stimmt. Und du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass Löwen und Krokodile ihre Autos nicht auf Radwegen parken.“
Dann ist endlich Ruhe im deutschen Fußball und ich brauch mir von Kollegen nicht mehr anhören, warum ich als Fußballfan nichts über die Bundesliga weiß. „Wie, du warst in Tschechien zum Fußball in der 33. Liga. Was ist denn das für ein Scheiß?“ Wir müssen den Fußball zerstören. Wobei? Den Fußball? Welchen? Den modernen? Wo geht der los wo hört der auf? Vielleicht müssen wir auch das moderne Eishockey zerstören. Und ganz wichtig:
„Ich will meine Paprikalyoner zu 55 Cent wie vor 200.000 Jahren aus dem Lidl. Das ist natürlich. Und nicht deine unnaürliche Scheiße.“
„Und weil du so natürlich bist, fliegst du mit einem unnatürlichen Flugzeug nach Takatukaland und gehst dort in einer utopisch natürlichen Mall wahnsinnig natürliche Erdbeeren im Winter shoppen. Mach deinen Kopf zu und nimm dein künstliches Hüftgelenk raus und sieche dahin. Das ist natürlich.“
Die Welle nach dem Spiel zwischen Mannschaft und Fans war für Kamenice verdient. Noch ist der Aufstieg in greifbarer Nähe. Und dann sind die „Kamenice Warriors“ auch wieder am Start. Wie jedes Spiel. In Mannstärke. (goju)