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Nun stand also tatsächlich unser letztes Spiel in Argentinien an. Der Plan sah vor nach Junín zu fahren und abends wieder in Buenos Aires zu sein.
In Junín, welches knapp 3 Stunden entfernt lag, wollten wir das Spiel in der ersten Liga zwischen CA Sarmiento gegen CSD Defensa y Justicia schauen.
Da sonst nichts weiter anstand, wurde in unseren Hotel gemütlich gefrühstückt und die Bande hielt die jungen Hotelangestellten auf Trab.
Da unser Südbrandenburger schon mehrfach Kritik an den Argentiniern äußerte, dass sie einfach mit einen auf spanisch sprechen, auch wenn man ihnen mehrfach zu verstehen gibt „no espanol“ und sie einfach weiter reden und doch merken müssten, dass der Gringo vor ihnen nur Bahnhof versteht, platze ihm heute beim Frühstück der Geduldsfaden und wir hatten was zu lachen. Die adrette junge Dame, im Corona bedingt, abgesperrten Buffetbereich, erlaubte sich doch tatsächlich nur auf spanisch zu erklären, was sie uns zum Frühstück anbieten kann.
„ no español“
Kurzer Blick des Fräuleins, um weiter ihre Brötchen, Kuchen und Chorizos auf….. spanisch anzubieten.
„SO JETZT REICHTS!“
Sprudelte es aus ihm heraus.
„ Ich nehme das , dann da hinten das, und von dem hier nehm ich auch noch was!"
In einer Lautstärke das der stille Teilhaber und ich einen Schritt rückwärts gingen. Die junge Frau, war natürlich mit dem deutschen Wutanfall überfordert und sichtlich ratlos.
„ Funktioniert so nicht! Oder? Merkste selber!“
Jetzt war es raus und der Südbrandenburger konnte sich am letzten Tag in Argentinien Luft machen.
Wir zwei lachten uns im Hintergrund nun fast schlapp und entschärften die Situation. Mittlerweile hatten natürlich die anderen Hotelangestellten und die Gäste dieses bühnenreife Schauspiel mitbekommen.
Wir erklärten nochmals:
"no español, inglés por favor."
Aber keine der Mitarbeiterinnen konnte Englisch und so wurde halt auf alles gezeigt und sich höflich bedankt. Am Ende des guten Frühstückes verabschiedete sich der Südbrandenburger aber mit einen
„gracias bonita“
Ein Lachen konnte sie sich dann auch nicht mehr verkneifen.
Die Fahrt war dann ereignislos und wir erreichten das Estadio Eva Perón de Junín relativ früh. So konnten uns die Seguridad mehrfach von A nach B für den Ticketkauf schicken. Was optimal war, wir konnten so die Graffiti im Stadionumfeld begutachten und der Südbrandenburger konnte sich im extra für ihn geöffnet Fanshop einen Schal kaufen. Inklusive Foto der Angestellten vom Südbrandenburger mit seinem eben erworbenen Fanartikel. Wahrscheinlich war er der erste Gringo welcher sich hier so ein Teil leistete. Im Stadionumfeld von CA Sarmiento ist es relativ ruhig, ein paar Fernat-Cola-Trinker konnten wir an einen Grillstand entdecken und gesellten uns dazu. Man bemerkt schon das es in Argentinien seit 1997 keinen Alkohol mehr im Stadion zu kaufen gibt und die Hinchas sich im Vorfeld gut einen reinstellen. Auch im direkten Stadionumfeld gibt es vor dem Spiel keine alkoholischen Getränke. Jedenfalls ab den Kontrollpunkten. Auch bei diesen kleinen Erstligaspiel wurden wieder Straßen gesperrt und es gab Vorkontrollen. So konnte ich mit einen Hund, welcher sich auf einen benachbarten Tennisgelände langweilte, mit den Ball spielen. Nennen wir ihn mal spaßeshalber Spike.
Nach ein paar Runden Bällchen holen, gings dann ins Stadion, Spike schaute mir herzerweichend hinterher.
Im Estadio Eva Perón de Junín gab es dann viel Zaun und Stacheldraht zu sehen. Wir ließen uns am Ende der Gegengerade nieder. Voll wurde es heute nicht und die Kiddies hatten hier wieder ausreichend Platz um zwischen den Stufen und Zaun Fußball zuspielen. Auch wurden die Werbeplanen welche über die freien Blöcke gespannt waren als Rutschen zweckentfremdet. Die musikalische Unterstützung der Barra del Cemento kam dann auch erst zur 20. Minute und war für die Veranstaltung hier in Ordnung. Ein ruhiger Abschluss unserer Reise nach Argentinien.
Erstaunlich war, dass sich unser Spike im Stadion blicken ließ und zielgerichtet auf mich zu lief. Als ob er wusste, wo hier mein Stammplatz wäre. Die Anderen nannten mich schon Der Hundeflüsterer. Es wurde auch die Geschichte von 2017 rausgekramt, als wir eine Autopanne irgendwo im nirgendwo in Bulgarien hatten und ich mich um den damaligen Streuner Spike kümmerte.
Nun hieß es zurück nach Buenos Aires Taschen packen, morgen geht’s zurück nach Brasilien. Zwei Spiele hatten wir noch geplant und baden war auch noch angesagt.
Vorm Stadion im Abfahrtsstau stehend, jammerte schon der stille Teilhaber es wäre nichts kaltes zu trinken im Fahrzeug. Eine Meckertante vorm Herrn.
Schwubs sprang ich aus dem Auto und verschwand in einen Kiosco. Es gab zwar nur Schneider Lager, aber egal. Der Verkäufer packte ohne zu zögern die Hülsen in eine Tragetasche, um sie dann nochmals in einer zweiten Tasche verschwinden zu lassen. Er zeigte auf die Polizisten vor seinen Laden und gab mir zu verstehen, dass der Verkauf noch nicht erlaubt sei und ich schnell ins Auto soll!
Nickend erwiderte ich
„si si muchas gracias!“
Sein erhobener Daumen signalisierte mir, wir verstehen uns. Total unauffällig lief ich dann die paar Meter zum Auto und wir konnten los. So muss es laufen. Der Bierathlet neben mir, pöbelte natürlich sofort rum.
„Orr echt jetzte, nur das widerliche Schneider!“
Nun, man muss ihn einfach lieb haben.
(Der Kulturbeauftragte)
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Sale una Schneider 😉 https://www.youtube.com/watch?v=LjdINS8VwQQ
Ich glaube die Werbung übertreibt ein wenig, zwecks des guten Geschmackes 😎