Meine lieben Mitmenschen, ich komme nun zum Hauptakt des Tages, den Grund für die Fahrt, das Warum, weshalb mich der Kostverächter als Spritverdünner auf den Beifahrerplatz beorderte, der Platz, der die Hopperschweine sabbern lässt und manche wohl mehr als nur dezent erregt sind. Denn dieser Sportplatz hielt alles bereit. Eine bombastische Aussicht, das Spiel war spannend, reich an Toren und erfreute sogar die Fans des Boxsports. Kurzum: Der Tagesabschluss hielt alles bereit, was nicht erwartet wurde. Also bis auf die Aussicht. Die Burg lässt sich ja nicht so schnell dem Erdboden gleichmachen.
Als wir den Sportplatz des FK Budětice 2012 betraten, auf dem ehemals TJ Sokol Rabí um Punkte kämpfte, stand uns beiden schon der Mund weit hoben. War es doch einfach nur phänomenal, wie sich die Burg im Hintergrund über den Sportplatz erhob. Egal ob Gnandstein oder Rabí: Hauptsache eine Burg ist zu sehen. Da kann der Sportplatz noch so schlecht sein, so ein Ambiente holt alles raus. Aber wirklich alles. Das ist schon ein kleines Träumchen hier und da. Doch seht es euch doch einfach selber an.
Das Spiel war, wie bereits oben beschrieben, spannend und reich an Toren. Schon in der ersten Halbzeit ging es munter hin und her, sodass der Spieler mit dem Adidas-Stutzen-Tattoo auf der Wade sich hin und wieder die Haare raufte. Doch als kurz vor Ende ein Spieler einen Spieler des Teams mit dem Wildschwein im Wappen umschubste, erhielt er die rote Karte und die Gemüter waren beiderseitig gut erhitzt. Und obwohl seine Mutter, die neben mir stand, dem Spieler zurief sich nicht provozieren zu lassen, ließ er sich provozieren und sah am Ende rot. Einerseits mit seiner Schubsaktion auf der anderen Seite die rote Karte des Schiedsrichters. In der zweiten Halbzeit ging das Treiben auf dem Platz dann munter weiter und hier und da gab es ein paar Nickligkeiten oder doch schon grobe Fouls. Doch das I-Tüpfelchen war der Torwart der Gäste, der sich erst von einem Gegenspieler provoziert fühlte, dann seine Aufmerksamkeit auf einen Ordner lenkte, den Zaun zwischen Zuschauerbereich und Spielfeld in bester Hooliganmanier beiseiteschob und dem Ordner eine einklinkte, der sich daraufhin erstmal hinsetzen musste. Danach kam es zu einer großen Rudelbildung, die Schiedsrichter hatten Mühe die Situation zu beruhigen und am Ende sah der zweite Spieler der Gäste die rote Karte. Und der Kostverächter und ich standen nur da und schauten ungläubig auf das, was sich vor unseren Augen abspielte. Nie, und das meine ich wirklich so, nie hätten wir erwartet, dass wir bei einem Spiel in der 9. Tschechischen Liga, hier der III. třída Klatovy, Randale und Schlägereinen sehen würden. Der Fußballkreis Klatovy macht unseren Sport kaputt. Denn gibt es auch Stimmen, die sagen, dass dieser Fußballkreis in Tschechien der sportlich schlechteste in ganz Tschechien ist. Fußballerisch vielleicht, aber boxen können sie hier. Nach dem ganzen Hin und Her war dann aber auch Schluss und wir konnten den Heimweg antreten.
Wer sich jetzt fragt, wieso wir die Burg nicht besichtige hatten, dem sei gesagt, dass während des Spiels im Ort Trommeln zu hören waren, Trommeln, die nach einem Marsch, einer Exekution oder ähnlichen klangen. Und als dann auch noch Rauch im Ort aufstieg, waren der Kostverächter und ich uns einig: Hier wurde ein Hopperschwein auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil es statt die paar Kronen Eintritt zu zahlen, lieber den Presseausweis zog und sich wichtiger nahm, als es doch war. Oder so ähnlich. Zumindest stimmt die Erzählung bis zu den Trommeln und dem weißen Rauch. Die gab es wirklich. Vielleicht wurden im Ort auch einfach nur Fremde gesucht und an den Pranger gestellt. Wir wollten es jedenfalls nicht in Erfahrung bringen und fuhren lieber wieder gen Dresden.
Fotbalové hřiště Rabí – ein must habe der tschechischen Sportplätze. Isso! (goju)