22.07.2010, 20:30 Uhr
NK Maribor – FC Szekesfehervar
Maribor, Stadion Ljudski Vrt
Europa-League-Qualifikation – 7.000 Zs. – 2:0
Maribor (deutsch Marburg an der Drau; 116.769 Einwohner; 1254 das erste Mal als Stadt genant) ist die zweitgrößtes Stadt Sloweniens und die größte Stadt der slowenischen Region Untersteiermark und bildet zusammen mit Graz (60 Kilometer entfernt) die Europaregion Graz-Maribor. Der Kulturinteressierte findet hier drei Brücken, eine Kathedrale, einen Stadtpfarrturm, eine gräfliche Burg, ein Kasino mit Theater und einen Stadtpark vor. Dazu kommt noch ein Wasserturm und der älteste Weinstock der Welt, welcher am Ufer der Drau wächst. Während dem Stadtrundgang zeigte sich uns eine kleine, feine Stadt, welche sich in den letzten Jahren heraus geputzt hat. Doch ist dies keine Seltenheit in Slowenien, dass die Städte eher an Österreich erinnern. Den eigenen Balkankrieg im Jahre 1991 (Unabhängigkeit von Jugoslawien) überstand Slowenien innerhalb zehn Tage und erlitt durch diesen Krieg auch kaum Zerstörungen. Seit dem 01. Mai 2004 ist Slowenien Mitglied der EU und hat dadurch den anderen Balkanstaaten in Sachen Infrastruktur und Wirtschaft einiges voraus. Auch wurde es in den anderen kriegerischen Auseinandersetzungen von 1991 bis 1995 nicht in Mitleidenschaft gezogen. Spötter behaupten heutzutage allerdings, dass Slowenien kein Balkanstaat sein, sondern ein Ableger Österreichs. Andere spitze Zungen sprechen dagegen vom Gegenteil und sprechen über Österreich als Restjugoslawien Nord. Wenn man sich Slowenien mit eigenen Augen anschaut, wird man kaum noch, bis auf die Sprache, Unterschiede zu Österreich feststellen. Slowenien ist auch so ein kleiner, knuddeliger Alpenstaat, der eben auf der anderen Seite der Alpen beheimatet ist.
Der NK Maribor wurde im Jahr 1960 gegründet und wurde seit der Unabhängigkeit Sloweniens 9x Meister, 6x Pokalsieger. Der größte Kontrahent des Landes, NK Olimpija Ljubljana, wurde dagegen nur je 4x Meister und Pokalsieger. Die Heimspiele werden im Stadion Ljudski Vrt ausgetragen, welches nach dem Umbau recht modern wirkt. Vor dem Umbau bestand das Stadion aus einer Tribüne mit geschwungenem Dach und Sitzplatzblöcken mit nur wenigen Stufen, welche sehr flach und ohne Überdachung waren. Nach dem Umbau in den Jahren 2006 bis 2008 ist das Stadion, wie schon geschrieben, recht modern. Von der alten Bausubstanz wurde nur die Haupttribüne erhalten. Die anderen Blöcke wurden abgerissen und neu aufgebaut. Nun sind die Hintertorbereiche und Gegengerade ebenfalls unter einem geschwungenen Dach zu finden und ähnlich der Haupttribüne konzipiert. Zar ist das Stadion kein 0815-Stadionneubau, wirkt aber doch ein wenig steril. Das kann daran liegen, dass es sehr hell gehalten ist, oder einfach nur daran, dass es noch neu ist und noch nicht dreckig und vergammelt. Doch das kommt hoffentlich noch ;-). Einlass zu diesem Spiel gab es für Gegengerade für zehn Euro.
Die Gäste aus Székesfehérvár rund um den Verein V. FC (V. = Elektrogerätehersteller, der 2006 aus- und 2009 wieder in den Verein einstieg. Ja, es wird so gut es geht versucht Sponsorennamen zu vermeiden.) lieferten sich weit vor dem Spiel eine kleine Hauerei mitten in der Stadt mit ebenfalls sportlichen Leuten von Maribor. Vidi gewann diesen Kampf und skandierte deswegen öfters während dem Spiel „Maribor – Hooligans – HAHAHAHAHA!“. Nicht annähernd so viele Titel wie Maribor konnte Vidi bisher gewinnen: nämlich genau 1x die Meisterschaft und 1x den Pokalsieg. Dafür waren sie aber im Jahr 1985 UEFA-Pokalfinalist und unterlagen in zwei Spielen Real Madrid insgesamt mit 1:3. Auf dem Weg ins Finale konnte aber ein kleines Who-is-Who des internationalen Ballsportes beiseite geräumt werden. So bezwangen sie Dukla Praha, PSG, Partizan Belgrad, ManU und den Željezničar Sarajevo. Der Gästeblock war zu diesem Spiel gut gefüllt, so um die 500 Rot-Blauen dürften sich an diesem Donnerstag auf den Weg gemacht haben. Dazu kommen noch ein paar Zwickauer, die durch die Kontakte zu RBD ebenfalls im Gästeblock vertreten waren. Der Support war am Anfang recht gut anzuhören und es wurde geschafft sich hin und im Stadion Gehör zu verschaffen. Auch wurde noch ein Spruchband in ungarischer und englischer Ausführung gezeigt, in dem mitgeteilt wurde, dass Ungarn auch in diesem Land, Slowenien, zu Hause sind. Ich geh davon aus, dass sich Vidi dabei auf das Königreich Österreich-Ungarn bezieht, welches von, man kann es wirklich so sagen, der sächsischen Schweiz bis Dubrovnik und vom Bodensee bis Brasov reichte. Großungarn erreichte diese Dimensionen nicht mehr, war aber mit einem Gebiet von Fiume (Rijeka) bis Brasov und Kosice bis Novi Sad nicht viel kleiner. Maribr gehörte aber nicht zu Großungarn.
Leider lief das Spiel zu Ungunsten von Vidi ab, wodurch sich der Support aus dem Gästeblock ein wenig verschlechterte und sich mehr aufs Pöbeln konzentriert wurde. Was aer negativ für Vidi, ist positiv für die Violetten aus Maribor. So geschah, dass nicht nur einmal das ganze Stadion in die Gesänge aus der Kurve einstimmte bzw. sogar über das Spiel verteilt es die Gegengerade schaffte eigene Gesänge anzustimmen. Mir hat die Atmosphäre hier mehr gefallen als bei Basel gegen Zürich. Irgendwas war anders. Auffällig im Block der „Viole Maribor“ war, dass sie sich eben nicht wie in Deutschland üblich eng, also geschlossen stellten, sondern auf Kommando des Capos ein größerer Abstand zum Nebenmann eingenommen wurde, was den Mob sofort auch größer erschienen ließ. Neben guten Support gab es noch eine Blockfahne, Hüpfeinlagen und mehrere Wroclawer Freudenfeuer zu sehen. Insgesamt zwar nicht das große Ultraspektakel bei dem man hätte sonst was auswerten können, aber da die Violetten ganz gut abgingen, machte es doch mehr als nur Spaß und wirkte alles sehr authentisch. Ich war nach dem Spiel mehr als nur begeistert. Da mich der florinio noch zu einem Foto mit einem Hamburger in der Hand nötigte, erwähne ich jetzt mal nebenbei, dass es hier utopisch große Hamburger zum (im Preis-Leistungs-Verhältnis zu Deutschland) kleinen Preis (2,50€ waren das glaube) gibt.
Nach dem alle wieder am Auto waren, begann die große Suche nach dem Weg raus aus Slowenien. Da der Slowene wenn es um die Maut geht, doch ein kleiner Verbrecher ist und nur noch Jahresvignetten verkauft, sollte es auf der Landstraße Richtung Österreich gehen. Doch irgendwie führten alle Wege zur Autobahn (ihr Schweine!), aber irgendwann fanden wir den richtigen (Um)Weg und waren endlich(?) in Österreich. Von da an alles ein Kinderspiel, nur den snider musste ich bei Hof ermahnen mal auf das Gaspedal zu treten. Auf die Frage warum, antworte ich nur, dass der Lkw hinter uns schon Lichthupe gibt und unsere Reisegeschwindigkeit in Proportion zu sniders wachsender Müdigkeit fällt. Das Wetter in Schland verleitete uns alle mit dem Gedanken zu spielen, einfach wieder umzukehren und zurück zum Wörthersee zu fahren. Es macht halt doch einen großen Unterschied aus, ob ich bei 30°C und mehr am Wörthersee abgammel, oder ob ich mir das verregnete Deutschland anschaue. (goju)
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