Heute ging es für mich nach Krostitz ins sächsische Bermudadreieck oder sächsische Teufelsdreieck.
„Häh…Bermudadreieck? Das ist liegt doch nördlich der Karibik? Ist der blöd?“
Wer dies jetzt Gedacht hatte, hat seinen Fehler hoffentlich erkannt. Und für alle, die noch überlegen, wie ich auf den Begriff Bermudadreieck komme, sehen sich bitte die Karte an. Gelegen zwischen Leipzig, Delitzsch und Eilenburg, begrenzt durch die Bahngleise, ergibt sich schon eine Art Dreieck.
Gut, solche Ereignisse wie Riesenwellen, Weißes Wasser, Magnet-Anomalien und Infraschall gibt es in diesem Gebiet nicht. Hoffe ich zumindest. Nicht, dass mal die Parthe plötzlich sehr hohes Hochwasser, gar einen Tsunami, führt und das sächsische Bermudadreieck in ein großes Seengebiet verwandelt. Schaden würde das diesem Gebiet sicherlich nicht, eher aufwerten. Weil, dass Gebiet hier ist ja total langweilig. Da verwundert es nicht, dass die Dorfjugend in Krostitz zum frühen Nachmittag bereits in der Bushaltestelle sitzt und sich Sternburger in den Rachen schüttet. Sternburger…dabei haben die doch in Krostitz ein eigenes Bier. Die Jugendlichen hätten doch einfach zur Brauerei gehen können und sich direkt an den Zapfhahn hängen können. Oder sich das Bier direkt in die Venen pumpen lassen können. So, wie es einst Barney Gumble wollte.
Mit dem Bus ging es vom Leipziger Bahnhof aus in dieses Höllenloch der Erde. Dank dem Deutschlandticket sehr kostengünstig. Es ist halt schon geil, in Dresden zu starten und bis Krostitz nur eine Fahrkarte zu benötigen. Dies dachten sich wohl auch ein paar Festivalbesucher und Festivalbesucherinnen, die sich im selben Zug auf nach Leipzig machten wie ich. Ihr Ziel war das „Unreal open air mit Amelie Lens & Co“. Boar gingen die mir auf den Zeiger. Stellt euch mal vor, ich hätte den irgendwas von Fußballgroundhoppinggeschichten und Eintrittskarten- und Fanzinesammlungen erzählt, wie die mir ungewollt irgendwas vom Suff erzählt haben. Saufen – die ganze Zugfahrt ging es nur darum. Haben diese Jockel keinen anderen Sinn im Leben, als sich auf irgendeinem Festival den Kopf mit Alkohol zu füllen? Ich will ja nicht sagen, dass Deutschland ein Alkoholproblem hat, ABER…….!
Nun gut, diese Höllenmischpoke ließ ich am Leipziger Hauptbahnhof hinter mir und musste nur noch eine knappe Stunde rumbringen, bis der Bus 196 mich nach Krostitz brachte. Dort angekommen ging es dann schnurstracks zum Sportplatz und anschließend wurde sich noch der Rummel angeschaut. Wunderte ich mich zunächst noch, wieso der kleine Rummel hier war, lieferte am Tag darauf der Tasmane bei Twitter die Antwort: Das Kostritzer Treiben fand an diesem Tag statt und ein Dorf eskalierte komplett bei einer OpenAir-Disko. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich zu 100% nicht dageblieben und auch so wie geplant wieder nach Hause gefahren.
Dem Spiel im Kurt-Fuchs-Stadion wohnten beim Vergleich der Truppe aus der 7. Liga gegen die Herde aus der 8. Liga laut fussball.de 30 Zuschauer bei. Ich zählte 84 Anwesende, die sich das tröge Spiel anschauten. An Spannung fehlte es, nebenbei wurden weitere Testkicks der Krostitzer über die Kommunikation Trainerbank zur Tribüne ausgemacht:
„Dienstag 19 Uhr. Klappt das bei euch?“
„Ich frag mal nach.“
„Würden wir hier spielen.“
„Okay, klappt“.
„Da machen wir ab 18:30 wegen Erwärmung, okay?“
„Okay.“
So schnell und einfach können also Testspiele vereinbart sein. Ich staune immer wieder.
Übrigens wird das Kurt-Fuchs-Stadion ab September/Oktober umgebaut. Oder soll umgebaut werden. Um was es dabei genau geht und ob dann auf dem Nebenpatz gespielt wird, konnten wir bisher nicht in Erfahrung bringen. Ein Artikel zum Thema wird hinter einer Paywall versteckt. Nur auf der Seite „Richter Sportstättenkonzepte“ fanden wir einen kleinen Beitrag. Dabei geht es darum: „Neben der Sanierung / Rekonstruktion und Modernisierung des Stadions, soll auch der Abbruch eines Bestandsfunktionsgebäudes mit erheblichem Sanierungsstau und der Neubau eines Nebengelasses am gleichen Standort, auf dem Stadiongelände, realisiert werden.“
Wir werden es sehen und ich bin froh, mich spontan für diesen Besuch entschieden zu haben, damit das Kurt-Fuchs-Stadion noch vor Sanierung/Rekonstruktion besucht wurde. Wir wissen es doch alle: Oftmals sind solche Sanierungen und Rekonstruktionen eher Verschlimmbesserungen als Verbesserungen. Ihr braucht euch nur mal das Stadion in Mönchengladbach-Rheydt anschauen. Wie es früher aussah und was daraus wurde. Schlimm! (goju)
Am nächsten Tag (Sonntag, den 23.07.23) sollte es eigentlich nach Belgern gehen. Was heißt eigentlich? Ich war ja schließlich in Belgern. Mit dem Rad im Zug ging es bis Riesa und von dort aus nach Belgern. In Strehla wechselte ich die Elbseite, weil ich immer wieder gern mit der Fähre fahre. Und gleiches wollte ich dann wieder in Belgern machen. Nach dem ich mich bis Belgern durch den Gegenwind wie ein Eisbrecher durch das arktische Eismeer gefräst hatte und mich zugleich über Kopfsteinpflasterstraßen quälte (ganz ehrlich: Was stimmt mit denen im südbrandenburgischen nicht, dass die Kopfsteinpflasterstraßen haben?), stand ich vor der Fähre in Belgern. Niemand war darauf zu sehen, die Fähre abgesperrt und ein kurzer Blick ins Internet brachte mir die nüchterne Erkenntnis, dass die Fähre wegen Niedrigwasser außer Betrieb ist. So stand ich nun an der Fähre und die Wut fraß sich in meinen Bauch und füllte diesen auch ganz gut aus. Denn nur rund 600 Meter entfernt lag der Sportplatz und ich hörte bereits die typischen Geräusche des Fußballs.
Hätte ich mich nur in Strehla für den Wechsel der Elbseite von der brandenburgischen auf die sächsische Elbseite entschieden. Statt andersrum. So ging mein Plan nun nicht auf und ohne Essenspause, diese sollte beim Spiel Belgern – Torgau sein, ging es wieder aufs Rad und ab nach Riesa. Natürlich mit noch stärkeren Gegenwind und wieder über diese sinnlosen Kopfsteinpflasterstraßen. In Riese stand der Zug, als ich in Sichtweite des Bahnhofs kam, schon bereit. Ich trat nochmal ordentlich in die Pedalen, der Wind blies mir nochmal viel stärker entgegen und als ich auf dem Bahnsteig stand, rollte der Zug auch los. Boar war ich da sauer. Doch zum Glück wusste ich, dass sieben Minuten später der Bus Riese > Meißen fuhr und ich von dort mit der S-Bahn nach DD im Anschluss weiterfahren konnte. So machte ich das auch. Und als ich geraume Zeit später in Dresden aus dem Zug stieg, lenkte sich mein Fahrrad plötzlich merkwürdig. Denn siehe da: der Vorderreifen hatte plötzlich einen Platten. So durfte ich dann noch den letzten Kilometer nach Hause schieben. Zum Glück trat das Problem aber erst in der S-Bahn auf und nicht bereits in Belgern oder Mühlberg. Ich glaube da hätte ich alles so dermaßen zusammengeschrien, dass der Wind freiwillig in die andere Richtung geweht hätte.
Strehla werde ich mir auf jeden Fall noch anschauen. Mir gefiel hier besonders der Blick von der Fähranlegestelle und auch soll es eine charakteristisch mittelalterliche Stadt sein. Geschichtlich gibt es hier auch so aus der jüngeren Vergangenheit noch ein paar Dinge zu sehen. Und Fußball wird hier ja auch gespielt. Vielleicht wagt dann sogar der Kulturbeauftragte den Ritt mit dem Ratt nach Strehla. (goju)