Das ist der blanke Wahnsinn! Hatte ich den Elversberg-Bericht noch zeitnah durch die Tastatur geprügelt und mir danach selber auf die Schulter geklopft, um mich zu motivieren auch die zwei folgenden so schnell als möglich zu verfassen, sitze ich nun in der ersten Februarwoche vor dem Rechner und finde endlich die Zeit, welche mir sonst gefehlt hat. Und das auch nur, weil ich gerade krank geschrieben bin. Zuweilen stiehlt die Arbeit und ein weiteres Hobby mir mehr Zeit, als das es mir für das schreiben der Berichte lieb ist. Und nun sitze ich da, ich armer Thor, und muss tief, tiefer, am tiefsten in meinem Kopf nach den Erinnerungen zu diesen Tag suchen, welche durch chemische Prozesse irgendwo im Gewebe des Gehirns gespeichert worden. Nun weiß ich ja aus der Erfahrung heraus, dass mir schon einen Tag nach einem Spiel schon nicht mehr alle Einzelheiten und Gesprächsdetails einfallen. Wie soll es da nach einem halben Jahr sein?
Doch verzagen hilft nicht und da ich mir im Sommer 2015 wieder vorgenommen hatte, ab diesem Sommer wieder zu jeden von mir besuchten Fußballspiel (Ausnahmen bleiben die Spiele auf Dresdner Boden; wenn es sich anbietet, mache ich da aber eine Ausnahme) einen Bericht zu schreiben, öffnete ich, um mir visuelle Unterstützung zu holen, Kopane.de und suchte die Spiele heraus.
Und schon hatte ich die Bilder diesen absolut geilen Gammelgrounds, genannt Ellenfeldstadion, wieder vor mir. Dazu kam die Erinnerung an das Spitzenwetter und das Flair in diesem Stadion hoch. Schon lange wollte ich hier her und an diesem Tag, den 22.08.2015 war es soweit. Weit bevor ich hier zu Gast war, war in den Jahren 1964/65, 1965/66 und 1967/68 die 1. Liga des deutschen Fußballs in diesem Stadion zu Gast. Da mir mein alter Herr irgendwann mal eine Ausgabe des Buches „Die verrückte Bundesliga“ schenkte, konnte ich das gleich mal nachschlagen und ganz oldschool ein Buch für die Recherche nutzen. Das ich das nach Jahren der Nutzung des Internets noch kann: Ein Traum. Wer sich jetzt erinnern kann, wann die Bundesliga gegründet wurde, hat sicherlich auch schon festgestellt, dass Borussia Neunkirchen bereits in der zweiten Saison der Bundesliga in dieser vorstellig wurde und mit dem 10. Platz von 16 Mannschaften die Klasse auch gehalten hätte. Gehalten hätte deswegen, weil in dieser Saison keine Mannschaft abstieg und die Bundesliga auf 18 Mannschaften aufgestockt wurde. Im zweiten Jahr erste Liga reichte es für die Borussia aber nicht und als Vorletzter (den letzten Platz belegte Tasmania Berlin) stiegen die Schwarz-Weißen mit 22 Punkten ab. Doch schon nach einer Saison waren sie zurück und belegten allerdings auch in der Saison 67/68 den vorletzten Tabellenplatz. In den ersten beiden Jahren Bundesliga lag der Zuschauerschnitt bei 21.333 und 17.294 Zuschauern. Im dritten Erstligajahr waren nur noch 10.058 Zuschauer im Schnitt bei Heimspielen anwesend.
Doch die großen Zeiten sind bei der Borussia schon lange vorbei und so muss sich dieser Verein nun in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar mit zum Beispiel dem FC Blau-Weiß Karbach messen. Ein namhafter Gegner ist noch TuS Koblenz und wegen den alten Duellen sicherlich auch der SV Röchling Völklingen. Aber größere Gegner waren schon lang nicht mehr im Ellenfeld zu Gast. Dabei hat dieses Stadion eine größere Bühne als die fünftklassige Oberliga verdient. Aber ob das auch Borussia auf Grund von Fehlern in der Vergangenheit hat, muss jeder für sich selber entscheiden. Am 22. Januar 2016 vermeldete der Verein aber schon mal folgendes:
„Unsere Borussia hat die wohl schwerste Krise seiner 111-jährigen Vereinsgeschichte überstanden. Die Insolvenz in Eigenregie steht kurz vor einem erfolgreichen Abschluss.
Nach monatelangen Verhandlungen erhielten am Vormittag fast alle 48 Gläubiger ihr Geld ausgezahlt. Von den ursprünglich fast 450.000 Euro Verbindlichkeiten bleiben so noch 130.000 Euro übrig.
Dieser Rest entspricht nach Angaben von Insolvenzverwalter Herbert den derzeitigen Schulden bei Finanzamt und Berufsgenossenschaft.“ (Quelle: http://www.borussia-neunkirchen.de/borussia-neunkirchen-zahlt-glaeubiger-aus/ -- 04.02.2016 – 21:36 Uhr)
Wie es aber weiter geht, bleibt dennoch ungewiss. Die letzten Hartgesottenen halten dem Verein die Treue, sind aber nicht mehr so viele an der Zahl. Gegen Karbach waren es nur 320 Zuschauer. Und davon auch genug Stadiontouristen. Die, welche aber weiterhin an der schwarz-weißen Borussia hängen, konnten aber meckern, als hätte es kein Morgen gegeben. Dennoch wirkte auf mich alles wie im Dornröschenschlaf. Wenig wurde seitens der Fans erwartet und auch das wurde noch unterboten. Gern hätte der Vater mit seinen zwei Kindern einen Sieg gesehen, doch dieser wurde auf dem Spielfeld nicht eingefahren. So bleibt den Anhängern hier wohl nur die Hoffnung. Die Hoffnung auf bessere Zeiten in Verbindung mit der Erinnerung an vergangene solche.
Wer der Borussia etwas gutes tun möchte, schaut am Besten hier vorbei, lässt den Presseausweis mal stecken, entrichtet den ausgewiesenen Eintrittspreis und bezahlt auch noch am Stadionkiosk. Ob ihr die großen Fußballvereine und Spielbetriebsgesellschaften mit Millionenetat bescheißen müsst, weil sich der ein oder andere einen Sport daraus macht umsonst ins Stadion zu kommen und das VIP-Buffet zu plündern, kann jeder mit sich selbst ausmachen. Aber bei den kleinen Vereinen, bei denen es auf jeden Euro ankommt, solltet ihr es tunlichst unterlassen. Denn dann braucht ihr euch nicht mehr aufregen, dass der moderne Fußball immer mehr um sich greift, wenn ihr selber der Totengräber für, zum Beispiel, abgestürzte Traditionsvereine seit.
Rauf geht’s Borussia! (goju)
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